Regelfrage des Lehrwartes: Welche Regeln müssen berücksichtigt werden.

  • Naja, aber das Entscheidende ist immer noch die Zumutbarkeit. Und die wird sicherlich indviduell unterschiedlich ausfallen: Es gibt SR, die sich auch nach einem leichten Angriff nicht in der Lage sehen, das Spiel fortzusetzen. Dort ist ein Abbruch dann gerechtfertigt.

    Wenn ein SR aber denkt: "Eigentlich ist es für mich kein Problem, jetzt weiterzumachen, aber aus Prinzip breche ich bei jedem tätlichen Angriff gegen mich ab" ist es schon fraglicher, ob ein Abbruch dann die korrekte Entscheidung ist.


    Der Rest ist eben nicht Sache des Sportgerichtes sondern gehört vor ein Strafgericht, damit endlich mal verstanden wird, das der Fussballplatz kein rechtsfreier Raum ist.

    Ich bin mir nicht so sicher, ob es "im Alltag" strafrechtlich verfolgt werden würde, wenn eine Person einer anderen einen Gegenstand aus der Hand schlägt, wenn es dadurch weder zu einem Personen- noch Sachschaden kommt.

  • Da muss ich Ente nun mal recht geben.


    Eine Regelfrage enthält Schlüsselbegriffe, aus denen sich eine Antwort ableitet.


    Das Thema Spielabbruch, gibt diese Regelfrage nicht her.


    Wir haben an anderer Stelle oft genug über das Thema Spielabbruch diskutiert.

    Hier ist es eindeutig beschrieben.

    Erläuterungen des DFB dazu:

    10. Ein Schiedsrichter kann ein Spiel abbrechen. Ein Spielabbruch sollte nur

    erfolgen, nachdem alle zumutbaren Mittel, das Spiel fortzusetzen,

    erschöpft sind.


    Es gibt (mit wenigen Ausnahmen) keinen OBJEKTIV MESSBAREN Grund für einen Spielabbruch. Wenn der Schiri der Überzeugung ist, das alle zumutbaren Mittel ausgeschöpft sind, dann ist das Spiel zu Ende.

    OB das dann für den Einzelfall zutrifft darf hierbei nicht verallgemeinert werden, schon gar nicht aus der 40cm Perspektive hinter dem Keyboard.


    Auch wenn wir hier einer Meinung sind das die Messlatte für einen Spielabbruch durch die Vorfälle in letzter Zeit deutlich niedriger hängt, darf es bei unserem schärfsten Schwert nicht zu einer Verallgemeinerung kommen.

  • Wenn ein SR aber denkt: "Eigentlich ist es für mich kein Problem, jetzt weiterzumachen, aber aus Prinzip breche ich bei jedem tätlichen Angriff gegen mich ab" ist es schon fraglicher, ob ein Abbruch dann die korrekte Entscheidung ist.

    Den von Dir geschilderten Sachverhalt kann ich durchaus nachvollziehen. In der Regelfrage haben wir jedoch einen ganz anderen:

    Dort geht es darum, dass nicht der SR angegriffen wurde sondern ein Mitglied seines Teams. Da liegt dann nicht mehr der Maßstab an, ob ich es für mich selbst zumutbar halte das Spiel fortzusetzen. Ich muss hier entscheiden, ob es meinen Gespann-Mitgliedern noch zuzumuten ist weiterzumachen. Klar, ich bin als SR ohnehin nicht juristisch haftbar für meine Entscheidungen, aber ich sehe das eher als eine moralische Pflicht den Kameraden gegenüber sie zu schützen (ich kann z. B. nicht beurteilen, ob der betroffene SRA nach dem Angriff beim nächsten Mal überhaupt noch in der Lage ist ein Abseits anzuzeigen).

  • Klar muss man das in dem Fall auf das ganze Team erweitern, also:

    "Eigentlich ist es für mich und alle Mitglieder meines Teams kein Problem, jetzt weiterzumachen, aber aus Prinzip breche ich bei jedem tätlichen Angriff gegen mich oder mein Team ab"


    Also muss der SR hier mit berücksichtigen, wie es dem SRA mit der Situation ergeht. Am einfachsten sollte es sein, ihn direkt danach zu fragen. Wenn der SRA es nicht für zumutbar hält, sollte der SR es ihm natürlich auch nicht aufzwingen. Wenn der SRA aber kein Problem mit der Fortsetzung des Spiels sieht, kann es im Normalfall auch weitergehen (außer der SR ist überzeugt, dass der SRA es nicht so gut verkraftet, wie er behauptet.)


    Ich finde aber nicht, dass das viel an der Gesamtsituation und der Aussage in meinem vorigen Post ändert.

  • Ich würde in einer solchen Situation nicht mal den Rüffel vom Sportgericht auf mir sitzen lassen wollen...

    Da bin ich in meiner Position als Feld-, Wald- und Wiesen-SR in einer komfortablen Position: Rüffel vom Sportgericht gehen mir sonstwo vorbei (natürlich nicht grundsätzlich, aber in jedem Fall solche, wo selbst SR aus den hohen Spielklassen sagen, dass es auf die konkrete Situation ankommt). Mich mit Sesselpupsern zu streiten, ob ich ein Spiel abbrechen darf, wenn ein Spieler zu meinem SRA rennt um ihn wie-und-wo-auch-immer zu schlagen, gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen und daher lasse ich es einfach. Wie gesagt, die Mannschaft sehe ich eh nicht wieder, und ob die eine Neuansetzung geschenkt bekommen ist mir Wurscht. Ich weiß nur, dass ich, sollte ich umgekehrt ein Spiel bekommen, das ein Kollege abgebrochen hat, ich besser 22 Lämmchen auf dem Platz habe, weil die sonst nicht viel Freude an ihrer "zweiten Chance" haben werden...


    Das ändert aber nun mal nichts daran, dass die Regelfrage mit :rote_karte:, direkter FS auf der Seitenlinie, Meldung beantwortet werden muss.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.