Und jetzt sind "wir" wieder schuld ...

  • Ich unterstelle mal, dass jeder die Sache mit den Hopp-Plakaten und den rassistischen Vorfällen (Affenlaute und Co.) mitbekommen hat. Nun verkündet der DFB, dass die Schiedsrichter die Anweisung falsch ausgelegt hätten und entsprechend nachgeschult werden sollen: Bericht


    Auch wenn ich mit manchen Dingen, die bei den Kollegen in den Profiligen praktiziert werden, nicht glücklich bin, hier haben sie meines Erachtens richtig gehandelt, allenfalls nicht konsequent genug. Bei jeder bedeutenden Unsportlichkeit, welche der SR mitbekommt (das dürfte manchmal das eigentliche Problem sein), kann die Eskalationskette nur so sein, wie sie hier auch praktiziert wurde - übrigens auch in der Betonliga. Es ist m.E. ausgesprochen kontraproduktiv, dies jetzt aufzudröseln, wie es nach der Mitteilung des DFB scheint. Gleich ob ein Hopp im Fadenkreuz oder als Hurensohn oder eben ein Spieler mit anderer Hautfarbe mit Affengeräuschen, die Reaktion der SR muss identisch sein: Durchsage - Unterbrechung - Abbruch.

  • Janeee, iss klar.....


    [\Zynismus an] "Nee Schiri, ich war nicht rassisstisch. auf Meinem Plakat steht zwar 'NIGGER' aber das sollte nur beleidigend sein und keineswegs Rassistisch"[\Zynismus wieder aus]


    Insgesamt ist das doch wieder "Humbug hoch Drei" was da veranstaltet wird.


    Demnächst muss jeder Schiri ein dem Umfang des Brockhauses oder der Enzykopedia Britannica im Handkarren hinter sich herziehen um auf Unsportlichkeiten und nachgewiesenen Straftaten (in diesem Falle Beleidigungen) maßnahmen ergreifen zu können.


    Das schlimme daran ist: Kaum einer der Spruchbandaufsteller nimmt diese differenzierte Diskussion wahr. Was im "20 IQ Fanhirn" übrig bleibt ist:


    "schpruchpand midd bäleitikunk iss jäzz ärlauppd digga"

  • Einerseits redet eine Diversity-Managerin vom DFB davon, dass "Diese Regelung nur für Rassismus- und Diskriminierungsfälle und nicht für Beleidigungen eingesetzt werden soll."
    Am gleichen Tag gibt der DFB aber ein FAQ raus, in dem klar steht, dass dieser Drei-Stufen-Plan nun auch bei "personifizierten Gewaltandrohungen" greift.
    Leider schlägt nur die Aussage von Frau Krobitzsch Wellen und wird "uns" einiges an Problemen bereiten.

    Zumindest scheint der DFB ja, wenn man dem FAQ glauben darf, in eine Richtung zu tendieren, wie du sie auch ansprichst, nämlich die Folge Durchsage-Unterbrechung-Abbruch konsequent umzusetzen.

    Mal schauen wie sich das Thema weiter entwickelt und wie kreativ da zum Teil die Fankurven werden um in einer etwaigen Grauzone zu bleiben.

  • Ich bin wieder einmal froh nicht dem DFB anzugehören. Nachdem der Aufschrei in der Fanszene überraschenderweise doch größer war als gedacht, müssen sie jetzt wieder zurückrudern. Am Anfang noch groß geredet, dass Beleidigungen keinen Platz im Stadion haben, sind sie doch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Die Messlatte für Spielabbrüche so weit abzusenken ist in der Praxis schlichtweg nicht möglich. Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls die Beleidigungen etc. gutheißen, aber ich finde einfach, dass das nicht in den Zuständigkeitsbereich des Schiedsrichters fällt. Warum soll ich mich darum kümmern, was irgendwelche Idioten auf einem Banner stehen haben? Das Geschehen auf dem Spielfeld ist meist schon anspruchsvoll genug, da brauch ich nicht noch eine Baustelle. Außerdem kann so ein Idiot für einen Spielabbruch sorgen, von dem Zehntausende Zuschauer betroffen sind. Wenn es so einen Vorfall gibt, dann von mir aus einen Bericht schreiben, dass sich andere damit herumschlagen müssen, aber doch nicht das Spiel beeinflussen lassen.


    Wo verläuft denn die Grenze wo Beleidigung aufhört und Diskriminierung beginnt? Wenn einer schreit "Schiri du Arschloch" ist das dann noch eine Beleidigung oder diskriminiert er damit alle SR? Muss ich das Spiel dann ebenfalls unterbrechen oder gar abbrechen? Ich bin nur froh, dass wir in Österreich auf so einen Kindergarten verzichten, denn ansonsten hätte ich schon viele Spielabbrüche gehabt, wenn ein paar Beleidigungen ausreichen. Solche Richtlinien bringen genau gar nichts, denn solange Menschen im Stadion sind, sind da auch Idioten dabei die sich nicht zu benehmen wissen. Spätestens nach der Sommerpause wenn ein wenig Gras über die Sache gewachsen ist, wird auch der DFB erkennen, dass das ein Griff ins Klo war.

  • Wo verläuft denn die Grenze wo Beleidigung aufhört und Diskriminierung beginnt?

    Wikipedia gibt als Definition für Diskriminierung folgendes her:


    "Diskriminierung bezeichnet eine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen nach Maßgabe bestimmter Wertvorstellungen"


    Andere Quellen geben ähnliche Definitionen, wobei im Allgemeinen erstmal jede Beleidigung unter die Definition passt.


    Letztlich ist die Beleidigung ja Teil der Diskriminierung, da ohne die Beleidigung (in den Fällen, die hier beschrieben werden) gar keine Benachteiligung bzw. Herabwürdigung entstünde.

  • Wobei eine Beleidigung nicht zwingend für eine Diskriminierung ist. Beispiel hierfür wäre z. B. wenn für einen Einwurf demonstrativ und bewusst der Ball nicht einem Spieler anderer Hautfarbe als dem mitteleuropäischen Teint gegeben wird sondern ebenso demonstrativ und bewusst dem blonden Stürmer daneben. Keine Beleidigung im eigentlichen Sinne aber diskriminierend.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Zur Zeit wird alles dramatisiert und gehetzt, gegen Rechte oder Linke, vermeintlich Rechte oder vermeintlich Linke, Corinna oder Corona, falsche Schiedsrichterentscheidungen oder berechtigte VAR-Eingriffe...

    ...und jetzt gegen die Banner von Menschen, die einem wegen ihrer Dummheit eigentlich schon Leid tun können.


    Es wäre doch so einfach liebe Medien: Ignoriert doch bitte die Banner. Keine Bilder und kein Kommentar, fertig. Keine Aufmerksamkeit, keine Motivation.


    Affenlaute oder ähnliches regeln die Zuschauer von alleine, siehe Preußen Münster. Auch wenn es den Betroffenen schwer fällt, am besten ignorieren. Mit Nichtbeachtung bestraft man die Idioten mehr als durch Reaktionen oder gar Spielabbrüchen.


    Im unteren Amateurbereich kann ein Spielabbruch allerdings sinnvoll sein, da die Übeltäter immer irgendjemandem bekannt sind und es möglich ist sie des Sportplatzes zu verweisen.

  • Na ja, jemanden im Fadenkreuz - d.h. zum Abschuss, mithin zum Mord - darf man nicht ignorieren. Und die Sache mit dem Hurensohn - nun, auf dem Platz ist das eine glasklare Rote Karte und wenn ich das von draußen höre, werde ich mich auch darum kümmern, in den Amateurligen sind wir halt auch nicht durch Zäune und Hundertschaften von Ordnern voneinander getrennt. Ganz ehrlich: Endlich verhält sich unser Oberbau mal vorbildlich und jetzt wollen wir fordern, das zu ignorieren? Das kann es nicht sein, Dummheit hin oder her.

  • Was soll den ein Spielabbruch bewirken? Damit würden Zigtausende im Stadion und Hunderttausende vorm TV kollektiv bestraft.


    Für den SR bzw. das Spiel endet der Verantwortungsbereich an der Grenze zum Innenraum. Außerhalb ist es Sache der Polizei und Staatsanwaltschaft, außer es gibt eine berechtigte Besorgnis der allgemeinen Sicherheit.


    Je mehr Reaktionen eine Aktion bewirkt, je erfolgreicher war sie für den Auslöser.

  • Für den SR bzw. das Spiel endet der Verantwortungsbereich an der Grenze zum Innenraum.

    Das ist so nicht ganz richtig und gilt nur, so lange von ausserhalb des Innenraumes der Spielbetrieb nicht gestört wird.


    "Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass"


    Ob da jetzt ein Spruchband als Störung gewertet wird ist eine ganz andere Diskussion. Wenn man jedoch die persönliche Diskriminierung einzelner Spieler sowie politische Aktionen bereits als Störung kategorosiert, dann gehören auch Beleidigungen von mitztelbar am Spiel beteilligten dazu.

  • Für den SR bzw. das Spiel endet der Verantwortungsbereich an der Grenze zum Innenraum.

    Wir SR sind für dafür verantwortlich, dass das Spiel ordnungsgemäß durchgeführt werden kann. Soweit es außerhalb des Innenraumes zu Vorkommnissen (z.B. Schlägerei) kommt, die sich auch auf das Spiel auswirken (können), können und dürfen wir das nicht ignorieren. Sicher, wir sind nicht dafür zuständig, draußen für Ruhe zu sorgen, dennoch gibt es eben Umstände auch außerhalb des Innenraumes, die sich auf ein Spiel auswirken (können).


    Nun kann man trefflich darüber diskutieren, ob irgendwelche Plakate, Sprüche, Verhaltensweisen o.ä. sich auf das Spiel auswirken - in allen Zweifelsfällen ist das aber zu bejahen und eben nicht zu verneinen. Es gilt in jedem Fall, auf solche Dinge in angemessener Weise zu reagieren - und die Reaktionen und Maßnahmen werden sich in der Betonliga von denen der Bundesliga unterscheiden, ggf. kann es auch ausreichend sein, die potenziell betroffenen Spieler zu befragen, ob sie sich dadurch gestört fühlen.