Gelbe Karte nach Beendigung(?) des Elfmeterschießens

  • Wobei dieses Ignorieren bei Regeltestfragen mehr als riskant ist. Der Lehrwart, was sein gutes Recht ist, gibt normalerweise die regelkonforme und nicht die pragmatische Lösung vor als das, was er sehen will, um wie von Sixth geschrieben zu prüfen, ob die Grundsätze der Regel verstanden wurden und die Regel angewendet werden kann. Da kommt dann sehr schnell das Argument "er bejubelt ja nicht das Weiterkommen, sondern das er getroffen hat. 0 Punkte".


    Konsens ist offensichtlich als Antwort Gelb-Rot und Schlusspfiff, wie bereits im Eingangspost angeführt.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Keiner möchte und wird hier eine Gelbe Karte geben, wenn der Jubel eindeutig dem Sieg bzw. dem Weiterkommen in die nächste Runde gilt.

    Das ist zunächst mal eine private Hypothese. Geben möchte ich eine solche Karte sicher nicht, werde es im Ernstfall aber dennoch tun - und das vor allem aus zwei Gründen:
    1. Ich mache mich nicht zum "Schiri von letzter Woche", der nach seinen eigenen Regeln handelt und damit auch unsolidarisch ist.

    2. In den Ligen, in denen ich unterwegs bin, hat eine Ampelkarte keine Folgen, das tut also nicht einmal weh - aber ich habe mir Respekt für das nächste Spiel mit der Mannschaft geschaffen.

    Insofern habe ich eine Möglichkeit aufgezeigt im Sinne der Regeln das Trikotausziehen offiziell zu ignorieren.

    Nein, das hast Du nicht, denn ignorieren kann ich das nicht (es sei denn, ich schaffe es, mich in die Kabine zu beamen). Allenfalls kann ich - und das war mein Ansatz - überlegen, ob das Trikot ausziehen nun übertriebener Jubel oder ein "Spiel ist fertig" ist. Aber die Regelfrage lässt diesbezüglich keinerlei Interpretationsspielraum.

    Das Beispiel Bierhoff ist anschaulich, weil es fast jeder kennt und eben eine Situation aufzeigt, bei der ein Spieler mit einem Tor das Spiel beendet und in Siegesfreude das Trikot ausgezogen hat. Unabhängig, ob es damals eine Torjubelregel gab.

    Das ist der größte Unsinn, den ich seit langer Zeit gelesen habe. Ich kenne genügend Spiele und Spieler, die ohne Schienbeinschoner gekickt haben (gab es früher einfach nicht), die mit Schmuck spielen oder gespielt haben und so weiter und denen auch nichts passiert ist. Du machst hier einen elementaren Fehler: Wir Schiedsrichter haben die Regeln anzuwenden, gleich, ob wir sie richtig oder gerecht finden - und menschliches Verständnis gehört da schon gar nicht hin. Ich finde auch manche Regel nicht gerecht, manche sogar grottenfalsch und für manche Regelübertretung habe ich vollumfängliches Verständnis - aber das alles darf mich nicht dazu verführen, von den Regeln abzuweichen.

  • Manfred, der größte Unsinn, den ich bisher gelesen habe, ist dass sich Schiedsrichter bzw. Lehrwarte im Amateurbereich mit einer derartigen Regelfrage überhaupt auseinandersetzen und hier wirklich den Fußball und Emotionen zerstören wollen.


    Wenn ich im Schnitt alle 5 Jahre ein Elfmeterschießen habe und tatsächlich der letzte Schütze das entscheidende Tor schießt und dann das Trikot auszieht, dann bin ich halt der „Schiedsrichter vom letzten Jahr“.


    Ich sehe keine Unsportlichkeit beim „Siegjubel“ das Trikot auszuziehen.

  • Ich sehe keine Unsportlichkeit beim „Siegjubel“ das Trikot auszuziehen.

    Tja, der Regelgeber sieht das eben anders. Und damit wären wir bei

    Wir Schiedsrichter haben die Regeln anzuwenden, gleich, ob wir sie richtig oder gerecht finden - und menschliches Verständnis gehört da schon gar nicht hin.

    Du machst aber genau das: Du findest, dass die Regeln den Fußball zerstören - und wendest Sie daher nicht an.

    Schiedsrichter bzw. Lehrwarte im Amateurbereich mit einer derartigen Regelfrage überhaupt auseinandersetzen

    Hier verweise ich auf Sixth ständige Aussagen: Regelfragen haben nicht die Aufgabe, die pragmatische Lösung zu vermitteln, sondern die Regelgrundlagen zu verankern. Von daher ist die Frage richtig - und zwar genau so, wie sie ist. Regelfragen erfordern dabei auch Antworten, wie man etwas formal und regeltechnisch korrekt abarbeitet, da gibt es des Öfteren Unterschiede zur pragmatischen Handhabung (für die meisten Spielfortsetzungen ist auf den Zentimeter genau festgelegt, wo sie zu erfolgen haben, pragmatisch nimmt man da ja auch öfter gewisse Abweichungen in Kauf).


    Pragmatisch gibt es zweieinhalb Lösungsansätze:
    1. Ich hatte schon mehrfach darauf hingewiesen, dass man das auch als "Spiel aus - Trikot aus" werten kann - kann ich auf dem Platz so werten, passt aber nicht zur Regelfrage.

    2. Ich bemerke das nicht, da ich noch mit *was-weiß-ich-was* beschäftigt bin - kann ich auf dem Platz machen, passt aber nicht zur Regelfrage.

    2,5. Im Eifer des Gefechtes "vergesse" ich die Karte und bemerke das erst, nachdem ich das Feld verlassen habe - und sage zwecks Regeleinhaltung dem Spieler, dass ich ihm ja eigentlich … - kann man auf dem Platz so machen, passt aber nicht zur Regelfrage.

    dann bin ich halt der „Schiedsrichter vom letzten Jahr“.

    Das allerdings solltest Du noch einmal überdenken - man könnte auf den Gedanken kommen, dass es bei Dir Probleme mit der charakterlichen Eignung gibt.

  • Wir scheinen uns immer noch im Winterloch zu befinden und ein Lehrwart, der sich so eine Frage ausdenkt und die Gelbe Karte sehen möchte, dessen Loch möchte ich erst gar nicht wissen.


    Keiner möchte und wird hier eine Gelbe Karte geben, wenn der Jubel eindeutig dem Sieg bzw. dem Weiterkommen in die nächste Runde gilt.


    Insofern habe ich eine Möglichkeit aufgezeigt im Sinne der Regeln das Trikotausziehen offiziell zu ignorieren.


    Darum geht's doch nicht. Die Regelfrage ist im Sinne der Regeln zu beantworten und nicht ob es pragmatisch aufm Platz wäre.


    Das ist wie die Frage nach Ende der Nachsspielzeit und Eckstoß - Der Regeltext sagt du kannst nach Ende abpfeifen (außer bei Strafstoß) aufm Feld lässt du (gerade bei knappen Ergebnis gegen die ausführende Mannschaft) natürlich noch den Eckball ausführen.


    Gabs da nicht auch mal ein Lehrvideo wo der SR genau im Schuss abpfeift ? Mal dahin gestellt das sowas sehr sehr unglücklich ist aber abgepfiffen ist halt abgepfiffen.


    aber zurück zum Threadthema

    Da hier die Antworten sehr weit auseinander gehen hat doch die Frage eine Daseinsberechtigung, es geht hier auch nicht was Hans und Franz denken oder wie es auf dem Platz aussieht. Es geht hier um die Regeln und deren Anwendung. Und nur mit solchen Fragen wirst du dann auch auf dem Platz eine gewisse Sicherheit haben.


    Und die Frage hier bringt mich schon zum Nachdenken was die Regeln aussagen, ich rede hier nicht vom Trikot ausziehen, da ist die Regel klar, genauso wie die Regel klar ist wie lange der SR die Disziplinargewalt hat.


    Für mich ist hier interessant ob hier der SR explizit das Spiel beenden muss oder nicht.


    Die Regeln sagen nämlich nicht das beim Elfmeterschießen abgepfiffen wird (im praktischen Leitfaden steht nämlich das das Ende der Halbzeiten (reguläre Spielzeit und Verlängerung) der Pfiff zwingend vorgeschrieben ist. Das Elfmeterschießen wird da nicht erwähnt.


    Die Regel 10 sagt das wenn ein Team mehr Tore erzielt hat als das andere noch erzielen kann das Elfmeterschiessen beendet ist


    Die Frage wäre für mich daher muss der SR hier noch einmal "offiziell" pfeifen oder ist das Spiel auch ohne Pfiff vorbei.


    Die Verwarnung ergibt sich für mich (egal ob Tor zählt oder nicht, aber das war auch garnicht gefragt) aus Regel 12 (übertriebener Torjubel) und Regel 5 (Disziplinargewalt bis zum Verlassen des Spielfelds nach dem Spiel (einschliesslich Elfmeterschießen)

  • Nochmal zum Verständniss


    Es geht um eine theoretische Regeldiskussion. Da hat Praxistauglichkeit und Pragmatismus nichts zu suchen. So etwas ist sogar falsch, weil es dazu führt, das das Prinzip der Regel nicht gelehrt wird sondern dessen praxistaugliche Ausnahmen. Praxistauglichkeit gehört aber ins angewandte Coaching, nicht in die theoretische Regelschulung.


    Wenn man das Prinzip der Regel nicht verstanden hat nutzt eine Praxisausnahme nichts weil sie eine EINZELFALLAUSNAHME einer Regel beschreibt und damit nicht generell und verallgemeinernd anwendbar ist.


    Um es mal Plakativ zu machen


    Nachdem die Frage nun hinreichend beantwortet ist:


    Konsens ist offensichtlich als Antwort Gelb-Rot und Schlusspfiff, wie bereits im Eingangspost angeführt.


    Winterloch hin oder her.


    Gerade das Winterloch eignet sich wegen der etwas schlechteren Witterung (etwas besser als das Sommerloch) dafür, sich mal intensiver mit der Regeltheorie zu beschäftigen.


    Obwohl in der Praxis schon alleine wegen der Seltenheit des in der Regelarbeit beschriebenen Vorgangs in Kombination mit dem ebenso intensivem emotionalem (Ich hasse dieses Wort in diesem Zusammenhang) Stress eines 11m-Schießens auf dem Feld vermutlich anders gehandelt wird als die Regel es vorschreibt.....


    Diese Regelfrage hat es tatsächlich in sich, sie ist gar nicht so einfach wie sie vielleicht aussieht und fordert wirklich Hirnschmalz um sie zu lösen.

    Der Lehrwart der sich diese Frage ausgedacht hat, hat mit dieser Regelfrage genau den Sinn von Regelfragen getroffen: Es wird sich intensiv damit auseinandergesetzt und sich mit dem Regelwerk beschäftigt. Chapeau!


    Der Schiri muss zur Beantwortung dieser Regelfrage wissen

    • das Regel 7 zwar etwas über die Dauer des Spiel aussagt, in Sonderfällen ein 11m-Schiessen zulässt aber sonst für die Beantwortung der Regelfrage nicht anwendbar ist.
    • das Regel 7 zwar von einer Strafstoßausführung spricht, aber auch diese Regel (7 Abs.: 4) nicht zur Anwendung kommt.
    • das Regel 4 die Ausrüstung eines Spielers vorschreibt, diese aber nur für die "Teilnahme am Spiel" vorgeschrieben ist (Stichwort: Wann ist das Spiel in dieser Regelfrage beendet)
    • Ein Verstoß gegen die Regel 4 kein Regelverstoß ist der zwingend eine Verwarnung fordert sondern (in den meisten Fällen) nur eine Abstellung des Mangels mit vorübergehendem Ausschluss vom Spiel..
    • das seine Disziplinargewalt gem. Regel 12 bis zum verlassen des Spielfeldes gilt und auch dementsprechend anzuwenden ist.
    • die Regel 12 ein Füllhorn an Vergehen beschreibt, die zu Verwarnungen und/oder Feldverweisen führen. Er muss aber dabei zu unterscheiden wissen welche Regeln ausschließlich während des Spiels Anwendung finden und welche auch nach dem Spiel weiterhin anzuwenden sind.
    • das nach Regel 5 (Abs.: 3) die Disziplinargewalt für "Regel 12 Vergehen" bis zum Verlassen des Spielfeldes anzuwenden ist und dies ebenfalls (explizit ebenda erwähnt) für das 11m-Schießen gilt.
    • das die Regel 14 beim 11m-Schießen ebenfalls zur Anwendung kommt. Somit muss er beim 11m Schiessen in jedem Fall nicht nur entscheiden ob nach Regel 10 Abs 1 ein Tor (regulär) erzielt wurde, sondern auch ob es (regulär) verhindert wurde bzw.die Wirkung des 11-Meters eingetreten ist.
    • das Regel 10 (Abs.: 3) zwar vorgibt wann ein 11m Schießen beendet ist er aber in jedem Fall nach Regel 10 (Abs.:1) zu überprüfen hat ob ein Tor nach Regel 14 regulär erzielt bzw. verhindert wurde. Also das 11m-Schießen überhaupt erst nach dieser Überprüfung beendet sein Kann (Tenor: die letzte Entscheidung fällt nicht "Automatisch" sondern nach Entscheidung des Schiries)
    • Abschließend dann das Thema "Schlusspfiff" (Danke @HansWurst für den PN-Wink mit dem Zaunpfahl). Natürlich gibt der Praktischer Leitfaden für Spieloffizielle nur den Pfiff zum Ende einer jeden (also auch der letzten) Halbzeit vor. Allerdings ist der SINN DIESER ANWEISUNG (dieses Pfiffs) die Signalgebung an alle, das alle SPIELENTSCHEIDUNGEN des Schiris abgeschlossen sind, das Spiel also für beendet erklärt ist. Bemerkenswert dabei, das der SCHLUSSPFIFF nirgendwo in den Regeln, sondern nur im praktischen Leitfaden zu finden ist.

    Diese Regelfrage lässt also in der anschließenden Diskussion eine Vielzahl von Argumentationen mit unterschiedlichsten Regeln zu. Richtig geleitet führt dann diese Diskussion auch dazu, das das Regelwissen über diese Vielzahl an Regeln erneuert, vertieft und gefestigt werden. Aus Sicht der Methodik und der Didaktik kann man diese Regelfrage also durchaus als "Meisterstück" bezeichnen.


    Spannend und Klasse Arbeit des Lehrwartes. Gut 1/3 aller Fußball Regeln kommen in dieser Regelfrage zur Anwendung oder müssen zumindest Ausschließend berücksichtigt werden. RESPEKT


    Vielen von uns ist überhaupt nicht bewusst was sie alles bei einer Entscheidung bereits durch jahrelang geübten Automatismus in Sekundenbruchteilen (überwiegend Richtig) anwenden.

    Daher ist es wichtig, in einer Regeldiskussion auch einmal diesen "Automatisierten Entscheidungsprozess" auseinander zu nehmen und zu analysieren. Das Winterloch ist der Beste Zeitpunkt dafür. Diese Regelfrage anmiert dazu, uns mal in Ruhe damit auseinander zu setzen was wir eigentlich tagtäglich auf dem Fußballplatz machen.


    Besonders interessant daran ist: Wenn wir nur in einer dieser 7 Regeln die hier zur Anwendung kommen (können) nicht fit sind und etwas anderes "Im Kopf haben" kann die Entscheidung letztlich völlig anders ausfallen. Denkt mal drüber nach! Das Winterloch eignet sich gut dafür.

    Unser Lehrwart hat beschlossen die im Eingangsbeitrag vorgestellte Regelfrage in (wohlgemerkt) etwas abgewandelter Form (also nicht ganz so kompliziert) auf unserem nächstem Lehrabend zu stellen.

  • Die korrekte Antwort der Regelfrage im Verantwortungsbereich des Lehrwarts ist zweifelsfrei „Gelb-Rot und Spielende“.


    Ich selbst kenne jedoch die Anweisung nicht, dass das Ende des Elfmeterschießens zwingend durch einen Pfiff signalisiert werden muss. Das Spiel ist für mich beendet, sobald der Ball über der Linie ist und ich vor dem Schuss kein Vergehen des Schützen oder ein Wackeln des Tores wahrgenommen habe bzw. durch einen Pfiff eine Wiederholung zu erkennen gebe.


    Gibt es die offizielle Anweisung des Pfiffs?

  • Die Antwort, die sich der Lehrwart für die Frage vorstellt, lautet sicherlich: "Gelb-Rot, Spielende"


    Nichtsdestotrotz ist aus der Frage keineswegs trivialerweise zu entnehmen, dass es sich in den Sätzen


    "[...] und entscheidet damit das Elfmeterschießen. Noch bevor der SR das Spiel abpfeift, zieht der bereits zuvor im Spiel verwarnte Schütze vor Freude sein Trikot aus."


    um einen Torjubel handelt.


    Hier wird lediglich beschrieben, dass der Schütze "vor Freude" sein Trikot auszieht. Regel 12 verlangt eine Verwarnung für das Trikotausziehen nur, wenn es sich um übertriebenen Torjubel handelt.


    Sollte es sich bei der Freude des Schützen also um "Siegjubel" handeln, ist die Verwarnung keineswegs zwingend.


    Wenn man sich nun viele Durchgänge von Entscheidungsschießen anschaut, wird man feststellen, dass dort erzielte Tore im Vergleich zu anders erzielten Toren relativ verhalten bejubelt werden.


    Lediglich der Schütze des entscheidenen Strafstoßes jubelt regelmäßig in einer Art und Weise, die der Bezeichnung "Jubel" überhaupt gerecht wird. Dies lässt darauf schließen, dass ein einzelnes erzieltes Tor im Entscheidungsschießen kaum bejubelt wird, und der Jubel nach dem entscheidenden Tor nicht dem Tor als solchem, sondern dem aus dem Tor resultierenden Sieg gilt.

  • Auch auf die Gefahr hin hier ein neues Fass aufzumachen

    Gibt es die offizielle Anweisung des Pfiffs?


    Im Rahmen dieser Regeldiskussion musste ich festsstellen, das das Regelwerk überhaupt keinen Schlusspfiff in keiner Regel wie auch immer vorsieht. Der fehlt schlichtweg, genau so wie der Halbzeitpfiff (wobei man den noch als "Spielunterbrechung" interpretieren kann)


    Hat mich auch erstaunt nachdem @HansWurst hat mich per PN darauf aufmerksam gemacht, das lediglich im Praktischer Leitfaden für Spieloffizielle etwas über den Schlusspfiff zu finden ist.


    Nun kann man leidlich darüber streiten ob der Praktischer Leitfaden für Spieloffizielle zum Regelwerk gehört oder nicht.

    (American Football geht da einen anderen Weg. Da gibt es tatsächlich zwei verschiedene "Bücher". Das "Regelwerk" welches für alle gilt und die "Mechanics" die dem Schiri Handlungsanweisungen geben.)



    Aber Back to Topic


    Die Frage nach dem Schlusspfii ist für die Beantwortung der Regelfrage irrelevant weil


    "Wenn übertriebener Torjugel, dann Gelb bis der Schiri das Spielfeld verlassen hat"



    Regel 12 verlangt eine Verwarnung für das Trikotausziehen nur, wenn es sich um übertriebenen Torjubel handelt.

    Und da sind wir bei dem Punk, den wir hier bestimmt nicht lösen können, denn wer entscheidet OB es sich um Torjubel handelt?


    Ich kann mich an einen Trainerkommentar erinnern der meine Gelbe Karte seinem Spieler gegenüber wie folgt kommentierte:


    Zitat von Trainer zu seinem Spieler

    "Das ist doch völlig wurst ob Du das Trikot ausziehst weil Du ein Tor erzielt hast oder weil ich Dir gesagt habe das ich Dich in der nächsten Unterbrechung auswechsele. Lass das Trikot an bis du vom Feld bist und Du hast auch keinen Stress mit dem Schiri."

  • Und da sind wir bei dem Punk, den wir hier bestimmt nicht lösen können, denn wer entscheidet OB es sich um Torjubel handelt?


    Dass wir das nicht lösen können ist aber besonders schlecht, da dieser Punkt (zusammen mit der Frage über die Strafgewalt nach Spielende) die Essenz der Regelfrage darstellt.


    Und wenn eine Regelfrage 2 Hauptprobleme aufwirft, nämlich hier "Ist die Handlung unsportlich" und "Kann der Schiedsrichter die Handlung noch mit einer Verwarnung ahnden" und eines der Probleme nicht einwandfrei zu lösen ist, dann ist die Regelfrage schlecht gestellt.


    Ich glaube, dass der Fragensteller die Unsportlichkeit der Handlung mehr oder weniger unproblematisch voraussetzt, obwohl sie nicht trivial ist.


    Ich hatte übrigens schon bei mehreren Regelfragen, die mir an Lehrabenden begegnet sind, das Gefühl, dass die Fragen auf eine Art und Weise gestellt wurden, die eine korrekte Beantwortung nur zuließen, wenn man sich Tatsachen zum Wortlaut der Frage hinzugedacht hat.

  • nämlich hier "Ist die Handlung unsportlich" und "Kann der Schiedsrichter die Handlung noch mit einer Verwarnung ahnden" und eines der Probleme nicht einwandfrei zu lösen ist, dann ist die Regelfrage schlecht gestellt.

    Irrtum, denn diese Frage stellt sich gar nicht, wie ein Blick ins Regelwerk auf Seite 79 verrät. Dort steht:

    Zitat

    Der Spieler ist zu verwarnen … das Trikot auszieht oder über den Kopf zieht.

    Es ist also gar nicht danach gefragt, ob das übertrieben oder was auch immer ist, das ist per se nach einem Tor - übrigens sogar explizit auch dann, wenn es aberkannt wird - immer verboten; daher kommt es auf eine Unsportlichkeit gar nicht an.

  • Dass der von dir zitierte Absatz unter der Überschrift "Torjubel" steht, deutet darauf hin, dass die genannten Punkte nur im Zusammenhang mit dem Torjubel strafbar sind.

  • Nemata, das versuche ich die ganze Zeit vergeblich zu erklären. Unsportlich ist nur das grundsätzliche Trikotausziehen beim „Torjubel“.


    Und wie du sehr gut erläutert hast, ist das Jubeln des letzten Schützen ein „Siegjubel“, auch wenn die Ursache ein Tor war. Würden wir den Torhüter verwarnen, wenn er den entscheidenden Elfmeter hält und dann sofort das Trikot auszieht?


    In der Regelfrage steht nur „aus Freude“. Somit fehlen im Sinne der Regelfragendidaktik die Signalwörter „über das Tor“.

  • Wobei die Regel von "nach einem Tor" spricht und in der Folge das Trikot ausziehen bzw. über den Kopf ziehen als zu verwarnende Unsportlichkeit benennt. Hier fehlt aus genau dieser Formulierung heraus meiner Ansicht nach der Spielraum, das Ausziehen in dem Moment nicht auf die Torerzielung regeltechnisch zu beziehen, weil eben der Siegjubel nur durch die Verwandlung des letzten Elfmeter zustande kommt, also faktisch auch einen Torjubel darstellt.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Solange eine Regel nicht eindeutig ist und einen gewissen Interpretationsraum offen lässt, sollte man gemäß der allgemeinen Erwartungshaltung entscheiden. Diese Erwartungshaltung ist sogar der Grund, weshalb diverse Strafstoßvergehen bewusst, offiziell gewollt ignoriert werden. Das ist sogar noch schwerwiegender als eine andere Auslegung.

  • Nach der Logik kommt aber jeder Siegjubel nur nach Erzielung (mindestens) eines vorangehenden Tores zustande.


    Meiner Ansicht nach muss auch eine direkte kausal Beziehung zwischen dem Jubel und dem Tor bestehen, und die kann man meiner oben erläuterten Meinung nach bei einem Tor im Entscheidungsschießen durchaus verneinen.

  • sollte man gemäß der allgemeinen Erwartungshaltung

    Gefährliche Worte - die allgemeine Erwartungshaltung unterscheidet sich nicht selten von meinen Entscheidungen, die aber wiederum dem Regelwerk entsprechen, nur kennt die allgemeine Erwartungshaltung das Regelwerk nicht hinreichend.


    Ich sehe da keinen Interpretationsspielraum - ohne Tor kein Sieg, das lässt sich hier nicht trennen und der Umstand, dass ausdrücklich in der Regelfrage darauf verwiesen wird, dass dies noch vor dem Abpfiff (dessen Notwendigkeit ist ein weiterer Aspekt) erfolgt, zeigt auch die unmittelbare zeitliche Nähe.

  • Ich habe noch ein Argument:


    Dem Regelgeber geht es ausschließlich um den übertriebenen Torjubel und das Trikotausziehen ist nur eine Konkretisierung dessen. Sollte das Trikotausziehen aus anderen Jubelgründen unsportlich sein, müsste es irgendwo anders einen Hinweis geben.


    So kann eben auch ein Nichtor der Grund eines Sieges sein, wenn eben der TW den entscheidenden Elfer hält. Gemäß der Regel ist das sofortige Trikotausziehen für ihn definitiv nicht grundsätzlich strafbar, es sei denn es ist offenkundig verhöhnend gegenüber dem Schützen.


    Wenn der Torwartheld das Trikot auszieht darf, dann doch bitte auch der letze Schütze. Der Jubelgrund ist derselbe.


    Ich möchte noch anmerken, das beim Torjubel nicht nur dem Schütze das Trikotausziehen verboten ist. Also müsste der SR somit auch einen Trikotauszieher verwarnen, der am Mittelkreis jubelt. Eine Steigerung dieser Regelfrage.

  • Inzwischen wird die Diskussion zum Klassiker der perversion der Umkehr von Täter und Opfer.


    Nachdem klar ist, das es gleich zu Anfang eine offensichtliche Lösung gab, Argumentierten die Ersten mit dem üblichem "Fingerspitzengefühl", welches ja trotz richtiger Regelumsetzung anzuwenden wäre.


    In einem Zweiten Schritt wurde dann klar, das Fingerspitzengefühl in diesem Zusammenhang nicht zielführend ist.

    Dies ruft nun diejenigen auf den Plan die damit Argumentieren, das die Frage falsch gestellt wurde.


    Irgendwie erinnert mich die gesamte Argumentation an die Diskussion, die gerade bezüglich der verschärften Anwendung der Disziplinarstrafen geführt wird.


    Es sind immer die Anderen Schuld das ich die Frage nicht richtig beantwortet habe. Zur Not die Frage selbst. (Bitte vorliegenden Satz entsprechend abwandeln damit sie auf die Bundesligadiskussion passt.)

  • Es sind immer die Anderen Schuld das ich die Frage nicht richtig beantwortet habe. Zur Not die Frage selbst.

    OT: das erinnert mich irgendwie an eine Aufnahmeprüfung: Das war viel zu schwer, die Fragen wurden vorher nicht behandelt, das war so schwer das fast alle durchgefallen sind.


    Es sind immer die anderen, niemals an die eigene Nase fassen.


    Grundsätzlich sollte man in Fragen nie etwas dazu interpretieren nach etwas weg denken, und schon garnicht darüber denken was pragmatischer wäre. Sondern einfach was da steht und dann antworten.


    Zum Leitfaden für Spieloffizielle, dieser wird direkt von der IFAB rausgegegen und gehört auch zum Regelwerk, jedenfalls als Anlage. Da kann man nun argumentieren gehört es dazu oder nicht. Aber damit geht nun dieses Diskussion in eine völlig andere Richtung.

    Einmal editiert, zuletzt von HansWurst () aus folgendem Grund: Danke an sixthSCTF, entsprechender Passus gelöscht