Der VAR soll schneller und zuverlässiger werden

  • So beschreibt der Projektleiter Jochen Drees die Aufgabe in diesem Artikel.


    Lieber Jochen,


    schneller - da sind wir uns einig - muss die Sache werden, quälende Minuten der Ungewissheit will niemand. Nur: Um wirklich schneller zu werden, muss möglicherweise auch der Gang des Schiedsrichters an die Seitenlinie entfallen, was aber wiederum andere - unerwünschte - Nebenwirkungen hätte. Vielleicht könnte man aber auch einen Kompromiss finden: Der SR geht nur noch an die Seitenlinie um solche Bilder in Augenschein zu nehmen, bei denen es um Foul oder Handspiel geht, nicht jedoch beim Abseits.


    Apropos Abseits: Hier gibt es einen klaren Widerspruch in Deinen Aussagen. Einerseits soll der VAR nur bei klaren Fehlentscheidungen eingreifen und nicht die Entscheidungen verbessern, da stimmen wir überein. Andererseits ist aber das "Zehennagel-Abseits" definitiv keine klare Fehlentscheidung, weil mit bloßem Auge nicht und selbst mit der berühmt-berüchtigten kalibrierten Linie oft kaum wahrnehmbar - "klar" ist etwas anderes.


    Ich befürchte, dass dieser an sich richtige Ansatz nicht bis zu Ende durchdacht ist, auf jeden Fall muss er nachgeschärft werden.

  • Der SR geht nur noch an die Seitenlinie um solche Bilder in Augenschein zu nehmen, bei denen es um Foul oder Handspiel geht, nicht jedoch beim Abseits.

    Das ist im Normalfall bereits so. Nur wenn beim Abseits etwas interpretiert werden muss (z.B. ob ein Spieler aktiv eingegriffen hat), geht der SR in die Review Area. Das dürfte aber nur einen kleinen Teil der VAR-Abseitssituationen betreffen.



    Das "klar und offensichtlich" gilt ja grundsätzlich nur bei nicht-faktischen Entscheidungen. Dies wird bei solchen kurzen Statements leider oft weggelassen. Bei faktischen Entscheidungen macht dies auch erstmal wenig Sinn, weil diese theoretisch nur 100% richtig oder 100% falsch sein können.


    Man könnte den Begriff "klar" trotzdem auch auf Abseitsentscheidungen anwenden, indem man beschreibt, wie deutlich bzw. wie schnell erkennbar eine Situation ist. Allerdings denke ich weiterhin, dass dies das Problem nicht lösen würde, weil dann darüber diskutiert werden würde, ob eine Situation klar genug für einen Eingriff war. Und man könnte das unbefriedigende und unnötige Szenario haben, dass falsche Abseitsentscheidungen bestehen bleiben, weil sie zu knapp waren - für mich klingt es zumindest komisch, dass man dies absichtlich herbeiführen möchte. D.h., man müsste dann nicht nur die VAR-Anweisung sondern auch die Abeitsregel ändern, um zumindest konsistent zu sein.

    Und um wieder zum Anfang zurückzukommen: Müsste dann der SR nicht erst recht öfter in die Review Area? Es erfordert dann schließlich einer Interpretation, ob ein Abseits klar genug war oder nicht...

  • Richtig, 'klar' bezieht sich bei technischen Entscheidungen auf die Richtigkeit der Entscheidung und nicht auf die Deutlichkeit der Situation. Bei einem knappen Abseits nicht zu pfeifen ist nach den Regeln eben genauso klar falsch wie bei einem deutlichen Abseits. Bei der ebenfalls technischen Frage, ob ein Vergehen im Strafraum war oder außerhalb, gibt es ja auch keinen Spielraum. Oder ob der Ball vor dem Tor im Aus war. Wenn der VAR es auflösen kann, gilt das.