Der Co-Trainer...

  • In meinem heutigen Cupspiel der A-Junioren trug sich beim Stande von 1-0 kurz vor Schluss (84. Minute) folgende Szene zu:


    Nach einem sauber geführen Zweikampf geht der Ball ins Seitenaus nahe der Coachingzone von Heim. Ein Spieler von Heim hat dabei die Seitenaus-Linie überquert und liegt neben dem Platz an der Coachingzone. Er will sich aufrappeln, trinkt im Sitzen noch kurz. Gast will den Einwurf ausführen, da moniert der Co-Trainer, dass sein Spieler verletzt sei. Ich sagte, dass er behandelt werden kann, weil er bereits ausserhalb des Feldes sei. Kurzerhand schubst der Co-Trainer seinen Spieler aufs Feld und gestikuliert wild rum, dass sein Spieler verletzt sei und behandelt werden müsse... Ich zog die gelbe Karte und sagte, dass sowas absolut unsportlich sei. Er fragte mich, was er getan hätte... und ob ich dafür Zeugen hätte. Ich schaute kurz aber auffällig nach oben auf die Tribüne direkt überhalb der Coachingzonen, wo gut und gerne 40-50 Leute standen... Ich sagte ihm und dem Chef-Trainer, dass ich ab sofort nichts mehr von Heim hören will und beliess es dabei.


    Man man man, was hat sowas bitte im Juniorenfussball zu suchen. Dass es knapp war und er das 1-0 für sein Team (in Unterzahl aufgrund einer gelbroten Karte) über die Zeit retten wollte, darf so ein Verhalten meiner Meinung nach nicht entschuldigen.


    Frage: Hätte man hier direkt auf Platzverweis entscheiden sollen oder gar müssen? Tätlichkeit?

  • Puuh, also regeltechnisch wäre :rote_karte:hier bestimmt ebenso vetretbar; mit :gelbe_karte: wg Unsportlichkeit liegst du aber m.E. genau richtig! :top:

  • Nein. Die Verwarnung nach der Unsportlichkeit war für mich noch ok. Aber bei der Frage: “was hab ich denn getan??“ wäre mir der Kragen geplatzt und ich hätte ihn mit Gelb/Rot auf die Tribüne geschickt, damit er über seine Frage nachdenken kann. Diese Frage ist die Frage, die ich am meisten hasse und die mich richtig sauer macht.

    Meistens versuche ich es mit der Antwort: “Gar nichts haben Sie gemacht, deshalb ja nur Gelb ( ironisch gemeint natürlich). Versteht er diesen Wink, ist es gut, fragt er ein zweites Mal nach, war's das für ihn.

  • Also ich hätte ihn aufgrund seiner Vorbildfunktion - gerade im Jugendbereich - mit :rote_karte: entsorgt. Ich finde das grob unsportlich.

  • Hätte Hätte Fahhrrad Kette.....


    Was sagt denn das Regelwerk dazu?


    Schubbsen -vor allem bei unterbrochenem Spiel - ist in jedem Fall eine Tätlichkeit. Das HFV Sportgericht Urteilt in solchen Fällen regelmässig "in einem minder schwerem Fall" und gibt 3 Spiele Sperre.


    Für den Trainer ist das Spiel zu ende. Ob es Zeugen für den VCorfall gibt, darüber brauchst Dir keine Sorgen zu machen, Du bist der Zeuge - "Kläger" ist der Fußball Verband.

  • Für mich wäre es auch klar eine rote Karte gewesen.
    Nicht nur schubst er seinen Spieler aufs Feld, sondern macht das auch noch um mir ans Beins zu pissen.
    Zeugen sind total egal, es zählt die Tatsachenentscheidung, wenn man immer Zeugen bräuchte als SR dann wären wir ganz schön aufgeschmissen.

    Bei Trainern bin ich momentan sowieso eher was härter, da diese nach wie vor glauben, dass wir uns jedes Wochenende aufs Spielfeld stellen nur um 22+ Mann den Tag zu vermiesen - das es unser Hobby ist vergisst der ein oder andere....und für etwas was ich leidenschaftlich mache in meiner Freizeit lass ich mich nicht ankacken.

  • Ok habt Dank, mal wieder. Dann bleibt hier nur noch ein Satz, den ich hier gelesen habe. "Wenn du darüber nachdenkst, die rote Karte zu ziehen, dann ist diese auch in 90% der Situationen angebracht."


    Mein Ziel, an der Bank endlich Ruhe zu bekommen, habe ich jedoch auch mit der Verwarnung erreicht.

  • Lass uns den Fall doch noch einmal anders betrachten:


    Ja, da ist die Sache, dass der Co-Trainer einen Spieler auf das Spielfeld schubst - die Schubserei alleine kann ich als Gelb oder Rot ansehen.


    Für die Frage, was er denn getan habe, wäre - vorausgesetzt, man entscheidet sich vorher für Gelb - die Ampelkarte zwingend gewesen.


    Aber: Wie war das noch mit dem "einwirken"? Durch das bewusste Verbringen eines verletzten Spielers will der Co-Trainer eine Spielunterbrechung erzwingen. Und da das Spiel nicht fortgesetzt ist, erreicht er damit auch sein Ziel, denn eine Fortsetzung mit einem verletzten Spieler auf dem Feld ist extrem gefährlich für den SR. Damit aber hat der Co-Trainer mindestens eine weitere Unsportlichkeit begangen und wäre mit der Ampelkarte zu entsorgen gewesen, um die komme ich als SR nicht herum.


    Und zum Schluss:
    Selbstverständlich lässt sich auch eine Rote Karte vertreten - und hier ist es tatsächlich mal von Vorteil, wenn man nur den Sachverhalt schildert, soll das Sportgericht doch festlegen, welcher Tatbestand erfüllt ist.

  • Schubbsen -vor allem bei unterbrochenem Spiel - ist in jedem Fall eine Tätlichkeit.

    Ähm er hat seinen eigenen Spieler "geschubst" also vermutlich eher auf's Spielfeld gedrückt.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Trainer seinen eigene Spieler so stark schubst, dass es eine Tätlichkeit wird.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Ähm er hat seinen eigenen Spieler "geschubst" also vermutlich eher auf's Spielfeld gedrückt.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Trainer seinen eigene Spieler so stark schubst, dass es eine Tätlichkeit wird.

    Das Wort "eigene" ist total egal.
    Wenn du als Kapitän der Mannschaft zu deinem Mitspieler "Hurensohn" sagst kriegst du genau so Rot wie wenn du es einem Gegenspieler sagst.
    Die Regel unterscheidet nicht ob man in der selben Mannschaft ist.

    Somit ist es egal ob der Trainer seinen Spieler oder einen Gegenspieler schubst, das Vergehen bleibt das gleiche

  • amfa oh c'ooon - grade du als eifriger Leser dieses SR-Forums solltest als Trainer wissen, dass wir hier auf der Regelgrundlage arbeiten...

  • amfa, da haben die beiden Recht. Rein regeltechnisch gibt es gibt es da keinen Unterschied. Allerdings habe ich ein Problem damit, hier von einer Tätlichkeit zu reden. Grobe Unsportlichkeit oder besser, grob unsportliches Verhalten, trifft es wohl besser. Macht allerdings in der Konsequenz keinen Unterschied. Rot ist in beiden Fällen vertretbar.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Das ist mir klar.
    Es ging mir vorallem darum wie das Wort schubsen hier verwendet wird.
    ich kann mir halt nicht vorstellen, dass der Trainer seinen Spieler in einer Form schubst die eine Tätlichkeit ist.

    Das eine Tätlichkeit/Beleidigung egal gegen wen immer rot nach sich zieht ist mir klar das brauchen wir nicht diskutieren.

    Vielleicht sollte udo1982 nochmal erklären wie das schubsen denn nun aussah.
    Denn auch ein zurück auf den Rasen "drücken" wird der ein oder andere als schubsen betiteln.

    Nur darum geht es mir hier. Da wir alle nicht dabei waren können wir natürlich nur raten.
    Aber nochmal, Ich kann mir nicht vorstellen, das ein Trainer seinen eigenen Spieler so stark schubst, dass es als Tätlichkeit gesehen werden muss.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Lass uns das mal zu Ende denken:


    Wenn das Spiel unterbrochen ist, gibt es keinen rational-vernünftigen Grund, einen Gegner zu schubsen. Es geht also immer darum, den Mitspieler, aus welchem Grund auch immer, gegen seinen Willen zu einer Änderung seiner Position zu zwingen, d.h. Gewalt anzuwenden - und diese Gewaltanwendung ist dabei unabhängig von der Heftigkeit. Was ich während des Spieles, soweit es im Spielgeschehen passiert, vielleicht noch unterscheiden kann und darf, weil sich beispielsweise ein Spieler dadurch einen, wenn auch regelwidrigen, Vorteil im Spiel verspricht, stellt bei ruhendem Spiel immer eine Tätlichkeit dar. Es ist schon ein Zugeständnis, wenn die Variante "leichter Schubser" nur als Unsportlichkeit gesehen wird, "richtig" ist das nicht.

  • gibt es keinen rational-vernünftigen Grund, einen Gegner zu schubsen.

    Richtig, aber durchaus einen Mitspieler.
    Wenn ich meinem Mitspieler zeigen will wo er hin soll z.B. ist es doch durchaus normal ihn dabei in die Richtung zu drücken/schubsen und dabei zu sagen "geh dahin".
    Genau so einen "Schubser" sehe ich in der Situation auch vor mir.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Vorsicht: Drücken ist nicht schubsen - aber, um SixthSCTF zu zitieren, da hat jeder sein Kopfkino. Dennoch: Schubsen ist auch am eigenen Spieler während einer Spielruhe eine Tätlichkeit.

  • Präzisierung:

    1. Zweikampf, Spieler neben dem Feld liegend, rappelt sich auf, Entscheidung auf Einwurf
    2. Einwurf wird ausgeführt, Spieler sitzt neben dem Feld (für mich unverletzt) und trinkt
    3. Spiel läuft wieder, wildes jammern, da sein ein verletzter Spieler. Der Co-Trainer schubst den trinkenden Spieler einen knappen Meter aufs Feld und noch wilderes jammern, dass sein Spieler verletzt sei und dringend behandelt werden muss
    4. Ich unterbreche das Spiel, zeige dem Co-Trainer die Verwarnung, machte dem Chef-Trainer die Ansage und liess mit direktem Freistoss für den Gegner an der Stelle des geschubsten Spielers fortsetzen (nach Bauchgefühl aber hier bin ich unsicher über die Spielfortsetzung)
  • An dieser Stelle gab es keinen Grund für eine Unterbrechung. Der SR muss das Spiel nur unterbrechen, wenn er einen Spieler für ernsthaft verletzt hält - und das war eindeutig nicht der Fall. Ergo warten bis zur nächsten Unterbrechung, Gelb und Gelb-Rot wenn nicht sogar unmittelbar Rot für den Co-Trainer (hatten wir ja bereits besprochen), den Spieler fragen, ob er eine Behandlung braucht (wenn ja, reicht es völlig, im zu erlauben - allerdings im Ton einer Aufforderung -, das Feld zwecks Behandlung zu verlassen, da er ja laufen kann, muss auch niemand auf des Feld kommen) und Spiel mit Spielfortsetzung gemäß der "neuen" Unterbrechung fortsetzen.

  • Genau so, wie es Manfred schildert, ist es.

    Eine Unterbrechung war nicht notwendig. Aber der Trainer hat hier dem Schiri gleich mehrere Gründe geliefert, ihn zu eliminieren. Nach der etwas detaillierteren Beschreibung muss ich sagen, dass er bei mir auf jeden Fall gegangen wäre. Wahrscheinlich ( ist natürlich nur hypothetisch) hätte ich ihn wegen grob unsportlichen Verhaltens sofort mit Rot geschasst.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016