Neue Abstoßregel und Rückpass

  • Der DFB hat aber in dieser Situation schlicht nicht die Möglichkeit mal eben ne saubere Lösung, wasserdicht formuliert, zu präsentieren.

    Unklar scheint dir ja auch nichts zu sein. Und konsistent soll die DFB-Ansage wie gesagt gar nicht sein, sondern pragmatisch.

  • Und die pragmatische Lösung ist: Jegliche Abstoßausführung sofort zu unterbinden, die es dem TW ermöglicht den Ball mit der Hand zu berühren.


    Es wird keine Mannschaft erfolgreich Protest einlegen, wenn wir einen kurz gespielten Abstoß zurückpfeifen, weil der Spieler ja eigentlich den Ball mit dem Kopf aus dem Strafraum jonglieren wollte.

  • Jegliche Abstoßausführung sofort zu unterbinden, die es dem TW ermöglicht den Ball mit der Hand zu berühren.

    Und das ist (auch nach Interpretation des DFB) eben falsch.


    Lupft/chipt ein Torwart den Ball bei einem Abstoß zu einem seiner Verteidiger,

    dieser spielt den Ball dann mit dem Kopf oder Körper (außer mit den Füßen) zurück

    und der Torwart nimmt diesen Ball mit der Hand auf,

    ist dies zu unterbinden.

    Es ist erst zu unterbinden, wenn der TW den Ball mit der Hand aufnimmt. und nicht schon vorsorglich vorher. Und wenn das eben erst 5 Minuten nach dem Abstoß passiert, dann wird eben nach 5 Minuten der Abstoß wiederholt (zumindest auslegungstechnisch). Aber was passiert mit diesen 5 Minuten?

    Wenn der TW nachdem er den Ball dann aufgenommen hat den Stürmer rücksichtslos von den Beinen holt, wie geht es dann weiter? (Abstoß und pers. Strafe für TW würde ich mal tippen)

  • Um es noch schlimmer zu machen:
    Was ist denn wenn Feldspieler 1 den Abstoß ausführt und zu Feldspieler 2 lupft und erst dieser köpft zum TW zurück?

    Wie weit darf das gehen? Das Problem ist, dass das ganze konstrukt "Lupfen, zurück köpfen" verboten werden muss.
    Also dass dies ganz einfach als "ein Trick zum umgehen der Rückpassregel" gewertet werden muss.
    Dazu braucht es ja nicht mal neue Regeln, da ich finde, dass das vom Wortlaut auch jetzt schon wunderbar rein passt.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Ich hab jetzt hin und her überlegt. Mir fällt aber kein zu ahndendes, unsportliches Zeitspiel, während der Ball im Spiel ist, ein.

    Wie sieht es aus, wenn ein Spieler das beliebte Spielchen "Ball an die Eckfahne legen" anfängt, und mehrere Spieler derselben Mannschaft dazu kommen und mit ihren Körpern den Spieler abschirmen, der seinerseits den Ball abschirmt?

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die Diskussion hier nichts mehr bringt. Die IFAB ist sich (noch) nicht einig, ob sie das Lupfen/ Köpfen/ Fangen überhaupt ahnden soll. Deswegen gab es die Ansage - bis zur Klarstellung/ Regelung wird der Abstoß wiederholt. Die Sonderfälle, die jetzt auftauchen, wurden dabei gar nicht bedacht. (Ist wie überall - der Gesetzgeber kann mit den neuesten Entwicklungen nicht Schritt halten). Und ich sehe es ähnlich wie KozKalanndok, der Fall ist nicht erfasst, wir wissen noch gar nicht, ob der TW den Ball aufnehmen möchte, also bleibt nur abzuwarten und nicht vorsorglich zu pfeifen (machen wir ja sonst auf dem Platz auch nicht....). Und wie wollen diejenigen eine Wiederholung begründen, die das vorsorglich unterbinden, wenn der TW gar nicht absichtlich gelupft hat, sondern aufgrund einer kurzfristigen Unpässlichkeit ausgerutscht ist und den Ball aus Versehen so erwischt hat und ihn in Folge gerade nicht aufnimmt?

    Warten auf IFAB und DFB und bis dahin an das halten, was die Regel hergibt - das ist Wiederholung. Wenn die Spieler Regellücken zu Ihrem Vorteil nutzen, wächst der Druck auf die Verbände, das zu ändern, sofern es gewünscht ist.

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

  • Ich habe die Frage zusammen mit einigen anderen Fragen, die wir gerade diskutieren, mal meinem Lehrwart vorgelegt. Für mich gilt noch immer "Erwarte das Unerwartete", d.h. ich möchte auf dem Platz vorbereitet sein, sollte genau das doch passieren - und ich halte wenig davon, wenn jeder SR das jetzt nach (durchaus wohlgemeintem) individuellen Gutdünken regelt, selbst wenn das IFAB sich aktuell nicht einig ist. Nur Sachverhalte, welche wegen offener Fragen auch an die Lehrwarte gemeldet werden, können am Ende geklärt und einheitlich gehandhabt werden.

  • Und ich habe eine Antwort:
    Man rechnet zeitnah mit einer weiteren Information durch den DFB, bis dahin soll wiederholt werden (auch in der "verzögerten" Variante).

  • Zitat

    Und das ist (auch nach Interpretation des DFB) eben falsch.


    Nein, in dieser Sondersituation geht es nicht um Wortlaut.
    Der DFB hat sinngemäß gesagt: "Sorgt dafür, dass keine Tricks passieren, aber bestraft niemanden voreilig."


    Siehe nun auch Manfreds Antwort.


    Zitat

    Wie sieht es aus, wenn ein Spieler das beliebte Spielchen "Ball an die Eckfahne legen" anfängt, und mehrere Spieler derselben Mannschaft dazu kommen und mit ihren Körpern den Spieler abschirmen, der seinerseits den Ball abschirmt?

    Keine Handhabe.

    Man sollte in so einer Situation eher an Fairplay appellieren, ordentliches Verhalten kann man eh nicht nur durch Regeln erreichen.

    Man kann aber selbstverständlich mit Augenmaß agieren und eher mal Stürmerfoul oder Sperren pfeifen.

    In krassen Ausnahmefällen greift "respektloses Verhalten ggnü. dem Spiel", aber das kann nur eine Ultima Ratio sein.


    Zitat

    Das Problem ist, dass das ganze konstrukt "Lupfen, zurück köpfen" verboten werden muss.

    Das reicht nicht, ich erinnere an:

    "Ein Spieler spielt den Ball zu seinem Verteidiger zurück, der lässt den Ball durch, so dass er neben das Tor kullert. Nun nimmt der TW den Ball auf".

    Man muss alle Tricks mit mehreren Spielern verbieten und da fallen mir 1000 ein, die alle nix mit Abstoß zu tun haben.

  • Hallo.


    Die zusätzlichen Spieler haben aber in der Regel keine Möglichkeit, den Ball direkt zu spielen, da der ursprünglich abschirmende Spieler zwischen ihnen und dem Ball ist. Somit Sperren ohne Ball zur Behinderung des Gegenspielers und somit Freistoß. Bei Körperkontakt direkter FS wegen Sperren, ohne Körperkontakt aber erkennbarer Behinderung des Gegenspielers indirekt wegen Behinderung. Zweck der Aktion ist nämlich nur, den Gegner an der Balleroberung zu hindern.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Wie sieht es aus, wenn ein Spieler das beliebte Spielchen "Ball an die Eckfahne legen" anfängt, und mehrere Spieler derselben Mannschaft dazu kommen und mit ihren Körpern den Spieler abschirmen, der seinerseits den Ball abschirmt?

    Erst einmal gar nichts und abwarten. Greift dann tatsächlich ein Spieler an, so liegt, wie jambala schon schrieb, ein "sperren ohne Ball" vor, bis zum Körperkontakt komme ich dann gar nicht mehr.

  • Und wo finde ich Sperren ohne Ball im Regelwerk genau?
    Wenn wir davon ausgehen, dass die Spieler erst mal nur da stehen, dann dürfen die das meiner Meinung nach.
    Es kommt dann eher irgendwann zum Stürmerfoult, da dieser vermutlich durch schubsen versucht da vorbei zu kommen.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Zitat

    Und wo finde ich Sperren ohne Ball im Regelwerk genau?

    Ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Spieler [...] einen Gegner behindert, ohne dass es zu einem Kontakt kommt.

    [...]

    Ein Spieler darf den Ball abschirmen, indem er sich zwischen Gegner und Ball stellt, wenn der Ball in spielbarer Distanz ist und der Gegner nicht mit den Armen oder dem Körper abgedrängt wird.


    - Ausschnitt aus Regel 12

  • Gesucht war ein unsportliches Zeitspiel während der Ball im Spiel ist. Und da haben wir doch eins.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Bis Sonntag war ich voll auf Manfreds Seite, und hätte die Aktion mit idF und Verwarnung geahndet. Da im Fernsehen und im Netz bereits diverse Videos kursierten, hätte ich beide Mannschaften vor Anpfiff auf meine Auslegung hingewiesen um bereits im Vorfeld (möglichst) auszuschließen, dass es überhaupt zu einer solchen Situation kommt.


    Stand heute würde ich auf Wiederholung entscheiden, aber ebenfalls die Mannschaften vor dem Anpfiff darüber informierten bzw. aufklären. Dass es nicht meine primäre Aufgabe ist, den Spielern (oder Trainern) die Regeln zu erläutern ist mir bewusst. Die Erfahrung zeigt aber, dass es in bestimmten Fällen durchaus sinnvoll ist, Regeländerungen (und deren Folgen) vorab nochmals zu kommunizieren.


    Exkurs: ich habe noch letztes Jahr einen älteren, aber hochverdienten SR-Kollegen (seit >45 Jahren SR, Ehrung >1.500 geleitete Spiele) erlebt, der verlangte dass der Abstoß auf der Seite ausgeführt wird auf der der Ball ins aus ging. Bei manchen Dingen dauert es halt etwas länger...


    ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Spieler [...] einen Gegner behindert, ohne dass es zu einem Kontakt kommt.

    [...]

    Ein Spieler darf den Ball abschirmen, indem er sich zwischen Gegner und Ball stellt, wenn der Ball in spielbarer Distanz ist und der Gegner nicht mit den Armen oder dem Körper abgedrängt wird.


    - Ausschnitt aus Regel 12

    Aber ein Spieler darf sich seinen Platz auf dem Feld frei wählen und dann dort stehen bleiben.
    Das reine "irgendwo" stehen, ist keine Behinderung im Sinne der Regeln oder etwa doch?

    Denn dann müsste es andauernd indirekte Freistöße geben, weil ich ja schon durch meine Anwesenheit den Gegner behindere.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Hallo.


    Es haben ja mittlerweile in weiten Teilen der Verbände offizielle Stellungnahmen ihren Weg in die Gruppen genommen und wurden an die SR weitergeleitet, so dass Stand heute davon auszugehen ist, dass auch seitens des DFB die Wiederholung samt Unterlassung einer persönlichen Strafe die aktuelle Lehrmeinung darstellen. Daher ist das ja jetzt offiziell und anwendbar.


    Dass man ob der Verwirrungen durch die widersprüchlichen Meldungen Klarheit für die Mannschaften durch ein paar Worte grade in der jetzigen Startphase der Umsetzung schaffen kann sollte auch im eigenen Interesse sein. In ein paar Wochen haben sich alle dran gewöhnt und es kräht kein Hahn danach.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • amfa: Hier geht es rein um den Versuch, durch mehrere Spieler den Gegenspieler von einem Zweikampf mit dem Ball führenden Spieler abzuhalten. Und das ist keine zulässige Spielweise.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • amfa Ja richtig.

    Aber was "im Weg stehen" und "in den Weg treten" nun wirklich bedeutet ist halt eine Sache der praktischen Fußballkultur, wie so vieles in Regel 12.

    Wenn man anfinge, Regeln wie "korrektes Rempeln" und "Halten" wörtlich auszulegen, dann würde der Fußball gar nicht funktionieren.

  • Wobei man das relativ einfach ausdrücken kann:
    In den Weg treten ist eine aktive Handlung, die einem bestimmten Zweck - regelmäßig der Blockade des Laufwegs eines anderen Spielers - dient und genau auch dieses zum Zweck hat (im Unterschied zum versehentlichen kreuzen von Laufwegen). Dies ist nur erlaubt, um einen Ball, der sich in spielbarer Nähe befindet (= max. 1 Meter) abzuschirmen, in allen anderen Fällen ist es verboten.

    Im Weg stehen heißt, dass der Spieler da steht - und niemand ist verpflichtet, einem Gegenspieler aus dem Weg zu gehen, im Gegenteil, der Gegenspieler, der hier nicht ausweicht, ist der Spieler, der regelwidrig handelt.

    In beiden Fällen wird aber davon ausgegangen, dass der Ball (grundsätzlich) spielbar ist. Richten es Spieler aber so ein, dass klar ist, dass sie im Weg stehen werden, sobald der Ball im Spiel ist und ist dies mit einer Unerreichbarkeit des Balles in regelkonformer Spielweise verbunden (damit wären wir an dem Beispiel, dass ein "Riegel" die Ecke abschirmt), widerspricht das dem Geist des Fußballs, der dessen Grundsatz ist, dass der Ball in Bewegung ist und/oder regelkonform um den Ballbesitz gekämpft werden kann (faktisch also ein Missbrauch des Rechtes, im Weg stehen zu dürfen, was vorsätzlich herbeigeführt wurde) - und damit ist das regelwidrig und unter Anlegung strenger Maßstäbe sogar unsportlich.