Neue Abstoßregel und Rückpass

  • Ja, kann man - und werde ich auch tun, sollte das heute vorkommen. Dennoch ist es unglücklich, dass das noch immer nicht auf offiziellem Weg zu mir gelangt ist, denn meine Kollegen aus dem Kreis, die vielleicht nicht so interessiert sind, werden das womöglich anders handhaben.

  • Soeben ein Mail vom Obmann bekommen:

    Hier die Anweisung unseres Verbandlehrwarts T.G.Braun (SWFV):


    Lupft/chipt ein Torwart den Ball bei einem Abstoß zu einem seiner Verteidiger,

    dieser spielt den Ball dann mit dem Kopf oder Körper (außer mit den Füßen) zurück

    und der Torwart nimmt diesen Ball mit der Hand auf,

    ist dies zu unterbinden.

    Es ist zwar weder ein unerlaubtes Zuspiel, noch ein Umgehen dieser Bestimmung,

    da der Spieler nicht selbst den Ball hochlupft.

    Dennoch ist diese Handlungsweise nach "Sinn und Geist der Regel" unerwünscht.

    Deshalb hat die FIFA angewiesen, diese Ausführung nicht zuzulassen und den Abstoß zu wiederholen,

    aber keine weiteren Sanktionen auszusprechen !


    Für diese Auslegung gibt es aus meiner Sicht zwar keine nachvollziehbare Begründung,

    sie ist aber besser als bei dieser Art der Ausführung weiterzuspielen zu lassen, da sie dann unterbunden wird.

    Gespannt bin ich, ob es auf Dauer bei dieser Auslegung bleiben wird, nachdem bereits nach so schneller Zeit die Erste Auslegung des IFAB geändert wurde.


    Wir bitten Euch wieder diese neue Auslegung an Eure SR zu kommunizieren, da sicherlich auch der DFB dies zeitnah tun wird

    und diese neue Auslegung dann auch im Fernsehen zu sehen sein wird.

    Außerdem verhindert sie, dass sich die Mannschaften diese Art der Ausführung des Abstoßes überhaupt erst angewöhnen.


    Vielen Dank für Eure Mitarbeit und Euer Verständnis.


    Mit freundlichen Grüßen



    Ich werde bei der Passkontrolle das Thema kurz ansprechen und für Klarheit sorgen.



    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Ich habe ja schon letzte Woche als das aufkam eine Anfrage an unseren Lehrstab gestellt und heute eine entsprechende Antwort vom VSO (Berliner FV) bekommen. Inhalt ist nahezu wortgleich der Text den auch SCHIRI-FT.de schon zitiert hat und der von Lutz Wagner stammt.


    Hier in Berlin gibts die Info wohl morgen auch für alle offiziell.


    Ich denke auch, dass aufgrund der medialen Berichterstattung diese Thematik sehr schnell wieder erledigt sein sollte. Diverse Quellen (z.B. Kicker) sprechen ja schon von einem Verbot was es zwar in der Praxis ist aber faktisch eigentlich noch nicht.

  • Eine klarere Regelauslegung wäre mir da ehrlich gesagt lieber. Sprich komplett zulassen oder komplett verbieten mit entsprechenden Konsequenzen. Hoffen wir mal, dass das IFAB da schnell zu einem Ergebnis kommt.


    Wie würdet ihr gemäß jetzt gültiger Regelauslegung entscheiden:

    93. Minute, Abstoß für das 1:0 führende Team A. Der Torwart lupft den Ball wie bekannt zum Verteidiger, dieser köpft zurück und der Torwart nimmt den Ball regelgerecht mit dem Fuß an, läuft damit einige Meter durch seinen Strafraum und als ein Stürmer von Team B auf ihn zuläuft nimmt er den Ball in die Hand.


    Gemäß der aktuellen Auslegung wäre das ja auch eine Wiederholung. Es ist allerdings sehr offensichtlich, dass es hier vorallem um Zeitspiel geht. Würdet ihr da trotz Wiederholung sofort zur gelben Karte greifen oder den Torwart sehr deutlich ermahnen und erst bei wiederholten Verstoß verwarnen?

  • Für meine Begriffe wären hier die Merkmale einer Umgehung der Rückpassregel mit den entsprechenden Konsequenzen erfüllt - und ich zweifle gerade noch, ob hier die Wiederholung überhaupt die korrekte Spielfortsetzung ist, denn durch die Ballannahme mit dem Fuß und der Vorwärtsbewegung liegt das Zeitspiel vor und diese Regelübertretung wird mit idF und damit härter als mit Wiederholung (als Konzessionsentscheidung) bestraft und bekanntlich haben wir das schwerere Vergehen zu ahnden.


    Aber Du hast schon recht: Hier ist eine schnelle Klarstellung der gesamten Situation dringend geboten.

  • Zitat

    Wie würdet ihr gemäß jetzt gültiger Regelauslegung entscheiden:

    93. Minute, Abstoß für das 1:0 führende Team A. Der Torwart lupft den Ball wie bekannt zum Verteidiger, dieser köpft zurück und der Torwart nimmt den Ball regelgerecht mit dem Fuß an, läuft damit einige Meter durch seinen Strafraum und als ein Stürmer von Team B auf ihn zuläuft nimmt er den Ball in die Hand.

    Entsprechend den DFB-Veräußerungen Wiederholung ohne Strafe.

    Pragmatisch kann man natürlich die Nachspielzeit verlängern.


    Zitat

    Für meine Begriffe wären hier die Merkmale einer Umgehung der Rückpassregel mit den entsprechenden Konsequenzen erfüllt - und ich zweifle gerade noch, ob hier die Wiederholung überhaupt die korrekte Spielfortsetzung ist, denn durch die Ballannahme mit dem Fuß und der Vorwärtsbewegung liegt das Zeitspiel vor und diese Regelübertretung wird mit idF und damit härter als mit Wiederholung (als Konzessionsentscheidung) bestraft und bekanntlich haben wir das schwerere Vergehen zu ahnden.

    Zeitspiel kann meiner Meinung nach nie mit idF geahndet werden.

  • Regelwidriges Zeitspiel ist unsportlich und damit immer mit einem idF zu ahnden - so der Ball denn im Spiel ist. Da Zeitspiel, so es regelwidrig ist, nicht gesondert aufgeführt ist, greift die Generalklausel, nach der auf idF zu entscheiden ist. In den meisten Fällen ist bei Zeitspiel der Ball allerdings nicht im Spiel (Verzögerung bei Spielfortsetzungen aller Art).

  • Ich hab jetzt hin und her überlegt. Mir fällt aber kein zu ahndendes, unsportliches Zeitspiel, während der Ball im Spiel ist, ein.

  • Wenn der TW den Ball zum Mitspieler lupft und dieser ihn per Kopf zum TW zurück spielt, dann würde ich sofort unterbrechen, unabhängig davon, ob der TW den Ball fängt oder mit dem Fuss annimmt.


    Klare Ansage, direkte Wiederholung und keinerlei Gefahr des Zeitspiels ...

  • Auch wenn ich bis vor kurzem noch anderer Meinung war, ist diese Spielweise tatsächlich (noch?) keine unerlaubte Umgehung der Rückpassregel.


    In dem konkret beschrieben Fall würde es bei mir den Pfiff zur Wiederholung allerdings spätestens schon beim Kopfball geben.


    Und beim wiederholten Lupfer gibt es gelb für den Torwart wegen Missachtung meiner Anweisung und erneut Abstoß, da mit für einen ggf. folgenschweren idF die offizielle Grundlage fehlt. Die vergeudete Zeit wird natürlich nachgespielt.

  • Mir fällt aber kein zu ahndendes, unsportliches Zeitspiel, während der Ball im Spiel ist, ein.

    Ich räume gerne ein, dass mir auch keins einfiel, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob es nicht doch irgendeine Konstellation geben könnte, in der der Ball im Spiel ist, man aber dennoch regelwidrig auf Zeit spielen kann - das Regelwerk hält doch manche ungeahnte Finte bereit (für mich wäre auch der Ausgangsfall ganz klar gewesen).

  • Ich hab jetzt hin und her überlegt. Mir fällt aber kein zu ahndendes, unsportliches Zeitspiel, während der Ball im Spiel ist, ein.

    Grundsätzlich gibt es kein Zeitspiel, während der Ball im Spiel ist, schließlich heißt es offiziell auch "Verzögern der Spielfortsetzung".

    Darunter fällt auch die absichtliche oder mehrfache Herbeiführung einer Wiederholung.


    Der Gedankengang war glaub ich:


    Nun gibt es aber diese neue Situation mit der Wiederholungsregelung.

    Und wenn man da nicht pragmatisch agiert (was aber sinnvoll wäre!), sondern erst beim Handkontakt wiederholen lässt, dann könnte der TW wissentlich das Spiel bis zur Wiederholung verzögern.

    Dieser Gedankengang wird aber bei konsequentem Eingreifen des SR obsolet.


    Zitat

    Ich räume gerne ein, dass mir auch keins einfiel, aber irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob es nicht doch irgendeine Konstellation geben könnte, in der der Ball im Spiel ist, man aber dennoch regelwidrig auf Zeit spielen kann - das Regelwerk hält doch manche ungeahnte Finte bereit (für mich wäre auch der Ausgangsfall ganz klar gewesen).

    Siehe oben, es gibt nur Verzögerung der Spielfortsetzung.

    Es gibt (bzw. gab) ja eigentlich auch nur drei Zustände: Ball spielbar -> unproblematisch. TW hat den Ball -> durch Zeitbeschränkung und Rückpass abgedeckt. Ball nicht im Spiel -> durch Verzögerungsregel abgedeckt.

  • Zum Thema Zeitspiel im laufenden Spiel: Technisch fällt unter diese Kategorie die 6-Sekunden-Regel für den TW. Das wäre mein Argumentation.

  • Zitat

    Zum Thema Zeitspiel im laufenden Spiel: Technisch fällt unter diese Kategorie die 6-Sekunden-Regel für den TW. Das wäre mein Argumentation.

    Im Beispiel wartet der TW mit dem Ball im Fuß bis der Stürmer kommt, um dann die Wdh. zu provozieren.

  • Ich sehe in dem letzten Szenario eigentlich gar nichts verwerfliches.


    Das Lupfen allein wurde ausdrücklich nicht verboten.

    Die Annahme mit dem Fuß ist dem TW auch nicht verboten. Und da er den Ball NICHT mit der Hand annimmt ist die Klarstellung des DFB hier zu ENDE.

    Das Dribbeln mit dem Ball nach der Annahme nicht verboten und das Aufnehmen des Balls danach ebenfalls nicht.

    Zeitspiel sehe ich hier auch nicht. Der Ball ist (nach neuer Auslegung) die ganze Zeit im Spiel. Und wenn sich ein Spieler mit dem Ball am Fuß in die Ecke stellt und die Angreifer kommen nicht angelaufen, dann tickt eben die Zeit runter...

    Wie lange rückwirkend soll/darf denn der Abstoß wiederholt werden?

  • Ich glaube, man darf hier nicht den Wortlaut des DFB der IFAB-Anweisung auf die Goldwaage legen. Diese Spielweise widerspricht dem Geist der Regel und dabei ist es nicht entscheidend, wann und ob er den Ball dann tatsächlich mit der Hand berührt oder wie genau der Ablauf ist.


    Sobald der TW oder auch ein Abwehrspieler den Ball zu einem anderen nahe stehenden Abwehrspieler lupft, dann unterbinde ich das und lasse wiederholen. Weil nichts anderes das Ziel dieser Aktion sein kann.


    Ich würde auch sofort wiederholen lassen, wenn der TW einen anderen Trick anwendet, z. B. einen nahestehenden Mitspieler anschießt.

  • Und genau da haben wir das Problem...das reine zurückköpfen OHNE Aufnahme mit der Hand ist ausdrücklich NICHT verboten.

    Das "UND" bedeutet, dass BEIDE Bedingungen erfüllt sein müssen. Also solange der TW den Ball nicht mit der Hand den Ball aufnimmt, gibt es noch nichts zu wiederholen. Der Ball ist und bleibt im Spiel, also genaugenommen auch nichts nachzuspielen.

  • Streng genommen, ist hier gar nichts verboten. Das FIAB sieht bei der Spielweise als Ganzes allerdings einen Verstoß gegen den Geist der (Abstoß-)Regel. Bis zu endgültigen regeltechnischen Klärung soll sie unterbunden werden.


    Laut Regelwerk gibt es im Gegensatz zu einem Strafstoß keinen Abstoß „auf Pro be“. Damit kann für eine Wiederholung nur die unmittelbare Ausführung als Regelverstoß angesehen werden. Und das ist die unkonventionelle Ausführung. Wenn der SR der Abstoßausführung zugestimmt hat und der Ball im Spiel ist, ist es eine Wiederholung nicht mehr möglich.


    Daher werde ich jegliche unkonventionelle Ausführung zu einem nahestehenden Mitspieler sofort zurückpfeifen.

  • Zitat

    Also solange der TW den Ball nicht mit der Hand den Ball aufnimmt, gibt es noch nichts zu wiederholen. Der Ball ist und bleibt im Spiel, also genaugenommen auch nichts nachzuspielen.


    Wir diskutieren nun seit zahllosen Posts über die Auslegung dieser Regel, die ja auch im IFAB umstritten scheint.

    Dabei auch über Feinheiten, was ich sinnvoll finde, schließlich bildet so ein Regelwerk eine eigene Materie und das argumentieren macht zumindest mir auch Spaß.

    Aber jetzt wo der DFB eine klare Auslegung vorgibt (die Unterbindung dieser Spielweise): Warum sollte man da irgendwas rein interpretieren?

    Ziel des DFB war einfach nur pragmatisch diese unvorhergesehene Lücke zu schließen.

  • Ganz einfach, weil die DFB-Anweisung eine Unklarheit beseitigt und mehrere neue Unklarheiten aufwirft...


    Die Anweisung gibt es einfach nicht her schon in dem Moment auf Wiederholung zu pfeifen, wenn der TW den Ball nicht mit der Hand aufgenommen hat.

    Wenn er jetzt aber mehrere Minuten mit dem Ball am Fuß im Strafraum kreise läuft und erst dann ein Angreifer sich bemüht ihn anzulaufen...


    - Wann ist die Spielsituation "Abstoß" abgeschlossen? (Üblicherweise ist das ja wenn "Ball im Spiel", aber das ist der Ball ja schon bevor er überhaupt zum Kopfballspieler kommt)

    - Was passiert mit den Minuten, in denen der TW vom Gegner unbedrängt kreiseln durfte? Vergeudet? Verloren? (Nicht vergessen: Ball war die ganze Zeit im Spiel...nicht "vorläufig im Spiel" oder "auf Bewährung im Spiel" sondern nach Regeln ganz klar "im Spiel"


    Derartige Grenzfälle sind es, die die Unzulänglichkeiten des Regelwerks aufzeigen.


    Eine ähnliche Problematik war hier vor einigen Jahren die Frage, ob ein TW den auf der Torlinie liegenden Ball auf der Außenseite des Spielfelds mit der Hand berühren darf (ist außerhalb des Spielfelds und damit außerhalb des Strafraums!) oder nicht. Der gesunde Menschenverstand gibt einem da eigentlich eine eindeutige Antwort, aber wehe man stellt daraufhin die gleiche Frage mit der Strafraumgrenze anstatt mit der Grundlinie.