Rassismus unter Trainern

  • Hier gab es kürzlich einen Rassismus-Fall. Der Verband sieht in der (vermutlich viel zu selten angewendeten) Vorschrift Strafen bis 5.000 Euro vor, das ist das zwanzigfache der Höchststrafe für eine gewöhnliche Beleidigung.


    Im konkreten Fall waren zwei Trainer aneinandergeraten. Der Anlass war - wie so oft - ein völlig bedeutungsloser Freistoßpfiff des Schiedsrichters. Es kam zu einer Rudelbildung an den Bänken. Der Schiri hat die zwar mitbekommen, aber nicht, was dazu geführt hatte. Am Ende sagten viele Spieler von Heim, der Gästetrainer habe den (farbigen) Heimtrainer rassistisch beleidigt.


    In der Beweisaufnahme haben dann viele Zeugen selbst gar nichts gehört, sondern hatten auf dem Platz nur auf Vorwürfe der Mitspieler reagiert. Für beweisbar gehalten hat das Sportgericht letztlich "geh zurück dahin, wo du herkommst, du Affe!" und "in deinem Land ist Diktatur".


    Der beschuldigte Gästetrainer behauptete, er habe mit "wo du herkommst" die Coachingzone gemeint und "Diktatur" habe sich darauf bezogen, dass er keine anderen Meinungen zu dem Freistoß zugelassen habe. Sein Vereinsvorsitzender fügte an, selbst wenn es anders gemeint gewesen sei, sei das nur eine normale Beleidigung aus der Emotion heraus und eben kein Rassismus, weil das nicht ernst gemeint gewesen sei.


    Das Sportgericht hat 500 Euro Strafe verhängt, was für Kreisverhältnisse schon eine ziemliche Hausnummer ist. Es kann sich jedenfalls niemand (in meinem Umfeld) an eine höhere Geldstrafe erinnern (und nur ganz wenige gleich hohe).

  • Das Sportgericht hat 500 Euro Strafe verhängt, was für Kreisverhältnisse schon eine ziemliche Hausnummer ist

    Ich musste etwas suchen bis ich den Sonderbericht von mir wieder gefunden habe - Aus einem B-Jugendspiel im Oktober 2017



    In der Verhandlung gab es

    • 1 Jahr Sperre
    • Auflage eine Trainerlizenz zu machen (diese hatte der Trainer offenbar nicht) sonst dürfe er im Bereich des HFV keine Mannschaft mehr trainieren oder betreuen
    • an Coolness Tagen teilzunehmen
    • 1.500,-- € Geldstrafe unter Mithaftung des Vereins (die Höhe der Geldstrafe hat mich dann auch überrascht)
    • zzgl Verfahrenskosten


    Was ich dabei dann traurig finde:

    Sowohl die B-Jugendmannschaft als auch die C-Jugendmannschaft des Vereins wurden daraufhin vom Spielbetrieb abgemeldet weil sich keiner mehr um diese Mannschaften kümmern konnte.

    Schade drum, hier handelt es sich um einen Verein aus einem "Problembezirk Hamburgs". Für die Jungs finde ich das besonders traurig, denn die waren auf dem Feld richtig vernünftig.

  • Ich finde es grotesk und bezeichnend, dass die "Leuchtturmfälle" gegen Rassismus an vielen Orten ausgerechnet "reverse racism" Fälle sind. Das war bis zu o.g. Entscheidung hier genauso, der Bericht des früheren Falls liest sich so grob wie Deiner.


    Ein Verband, der es nicht hinbekommt, den zweifellos leider vorhandenen Fälle von Rassismus einigermaßen konsequent in den Griff zu bekommen, sollte nicht Exempel an denen statuieren, die sich zu Unrecht (und vielleicht mit unlauterer Absicht) rassistisch behandelt fühlen. Das, was den Sport kaputt macht, ist die Herabsetzung von Sportkameraden aufgrund ihrer Herkunft - nicht so sehr aber der unberechtigte Vorwurf, jemand täte das. Schön sind auch diese Dinge nicht, aber wenn die konsequenter verfolgt werden als "echter" Rassismus, stimmt doch auch was nicht.