Warum man auch bei Gelb-Rot einen Sonderbericht schreiben sollte

  • Und ob. Oft genug schon auf dem Platz und leider gar nicht selten vor dem Sportgericht. Die Messlatte für akzeptierte Abbrüche liegt (oder lag zumindest) dort eine Zeit lang derart hoch, dass man sich als SR schon nicht mehr getraut hat, ein Spiel abzubrechen, weil das Sportgericht fast immer zu der Einschätzung kam, dass nicht alle zumutbaren Mittel ausgeschöpft worden waren.

    Manfred, genau deswegen hat man es ja in den Spielordnungen geändert. Bei Dir in Hessen in § 47 Abs. 3. Dort steht in des auch, dass der SR nach einer gegen ihn oder einen neutralen SRA begangenen Tätlichkeit "berechtigt" ist, das Spiel abzubrechen - von "verpflichtet" steht da nichts.


    Genau darum ging es bei diesen Änderungen, die in diesem Jahrzehnt eingeführt wurden (wie gesagt, mindestens in den meisten Verbänden, vielleicht in allen). Bei einer Tätlichkeit gegen den SR kann das Sportgericht nicht mehr fragen, ob noch Mittel zur Verfügung standen, der Abbruch ist stets berechtigt (wobei m.E. auch ein nach der Spielordnung unberechtigter Abbruch nicht zwingend einen Vorwurf an den SR impliziert, aber das ist ein anderes Thema).

  • Ach dennosius, letztlich wälzt man das Problem aber schon wieder auf die Schiris ab. Einerseits gibt es die klaren Ansagen, dass nach einer Tätlichkeit Schluss ist - und schon alleine aus Gründen der Solidarität mit den Kollegen, deren Konstitution vielleicht nicht so stabil ist, sollte man das umsetzen -, andererseits weiß ich sehr wohl, dass das seitens der Spielordnung keine Verpflichtung ist.


    Persönlich handhabe ich das so, dass in leichten Fällen das eben eine (ich weiß, gibt es nicht) grobe Unsportlichkeit (d.h. der Täter geht mit :rote_karte:) aber keine Tätlichkeit war, zumindest nenne ich das auf dem Feld so.

  • und ich mache einen Unterschied zwischen stoßen und schlagen. Solange ich beim Stoßen stehen bleibe, gibt es "nur" Rot. Sollte ich aber hinfallen oder auf die Knie stürzen, dann ist Feierabend. Nicht weil ich nicht mehr könnte, sondern weil die Tatsache, dass ich durch den heftigen Stoß eines Spielers vor ihnen auf die Knie oder in den Dreck musste, eine Demütigung sind. Für mich gibt es kaum etwas entwürdigenderes.

    Und damit es anderen Kollegen nicht genauso ergeht, wäre dann an der Stelle Schluss.

    Beim Schlag ist sofort Schluss. Ich bleibe dabei. Der Schiedsrichter ist unantastbar und für die Sportler tabu. Einen Schieds- Kampf- oder Wettkampfrichter zu schlagen, ist ein absolutes no go. Und ich denke, dass bei den allermeisten Mannschaftssportarten sofort Schluss ist, wenn dieses Tabu gebrochen wird. Selbst im Eishockey wagt es niemand, die Schiedsrichter anzugreifen.

    Was die Spruchkammern anschließend daraus machen, ist mir völlig egal.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Ich bestehe auf mein Dogma und schließe mich dem Pfeifer zu Teilen an. Der Schiedsrichter ist unantastbar.


    In meinen Spielleitungen ist bei jedwedem tätlichen Angriff auf mich oder meine Assistenten umgehend Schluss - ohne Diskussionen. Und das auch, wenn es lediglich beim tätlichen Angriff ohne "Erfolg" - also dem Versuch bleibt. Die Spielordnung des Sächsischen Fußballverbandes gibt dies her und daher werde ich einen Teufel tun und das Spiel fortsetzen, wenn einer meiner Assistenten oder ich selbst angegriffen wurde. Mir ist auch egal, was andere Schiedsrichter davon halten. Ein körperlicher Angriff ist a) eine Bedrohung oder gar eine Schädigung meiner Gesundheit und b) ein immenser Angriff auf meine Autorität. Zudem besteht bei körperlichen Angriffen aus meiner Sicht nicht die Gefahr einer "Übersanktionierung", wir Schiris sollten alles dafür tun, dass die Hemmschwelle für Angriffe so eminent steigt, sodass perspektivisch gar kein Spieler auch nur auf die Idee kommt einen Schiedsrichter in böswilliger Absicht anzufassen.

    :gelbe_karte:MY WAY FAIR PLAY:rote_karte: | "Nicht ganz sauber, nicht ganz fein - aber es muss ja nicht gleich ein Strafstoß sein!" (Lutz-Michael Fröhlich)

  • Hier zunächst mal in Kurzform der Spielverlauf in diesem Seniorenspiel

    Wie kommst du auf Jugend? Bei der Jugend gibt es in der Tat nur für die Teamoffiziellen die Möglichkeit, sich eine Gelb-Rote Karte abzuholen...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ente Vorsichtig, das kann in den einzelnen Verbänden oder Kreisen bzw. Bezirken unterschiedlich sein. Bei Jugendspielen orientieren sich die Strafen für Teamoffizielle bei und an denen der Spieler. Das heißt, nach Gelb folgt für Teamoffiziell direkt Rot.

  • bei Jugendspielen orientieren sich die Strafen für Teamoffizielle bei und an denen der Spieler. Das heißt, nach Gelb folgt für Teamoffiziell direkt Rot.

    Was dann im Hamburger FV in der Nachbetrachtung wiederum völlig Egal ist.


    fussball-sr.de/index.php?attachment/3792/Während des Spiels ist es in jedem Fall ein Innenraumverweis. Ob der nun mit Glatt Rot oder mit Rot nach Gelber Karte oder mit Gelbrot vom Platz geht ist dabei erst mal Wuscht. Es ist ein Innenraumverweis.


    Und die Sportgerichtliche Würdigung kennt hier dann auch nur noch den Innenraumverweis, sodass es auch für die Strafe (i.d.R. schriftliches Verfahren außer bei Sonderfällen oder Wiederholungstäter) keinen Unterschied gibt.


    Links mal die Übersicht eines (einzigen) Vereins der für seine Trainer und Mannschafts-Verantwortlichen bekannt ist (der hat übrigens nur 11 Mannschaften die mit Schiedsrichtern spielen.


    Es sind alles Innenraum verweise. Überall dort wo"Beschluss steht "handelt es sich um ein schriftliches Verfahren" bei dem der Spor trichter entscheidet und es nur zu einer Mündlichen Verhandlung kommt wenn man Widerspruch einlegt.


    Überall wo Urteil steht kam es zu einer Verhandlung vor dem Sportgericht (mit allem drum und dran). Nicht das es zur Verwirrung kommt. Ich habe mir erlaubt hier schon einiges zu kürzen. Statistisch hat diese Übersicht also überhaupt keine Aussagekraft.


    Einige "kleine Geldstrafen nach Urteilen" liegen daran das der IRV im Rahmen einer Verhandlung mit gleich mehreren Vorgängen zusammen verhandelt wurde (da gabs dann z.B. die Rote Karte eines Spielers und im gleichem Spiel auch einen IRV gegen den Trainer)

    Andere hohe IRV Strafen die nur schriftlich verhandelt wurden liegen an den "klaren Fällen" bei Wiederholungstätern. Sie aben die Möglichkeit des Widerspruch und dann wird Mündlich verhandelt.

  • Bei uns im Kreis gibt es eine klare Ansage: Der Schiedsrichter ist unantastbar. Wird gestoßen, geschubst, geschlagen, egal mit welcher Intensität und egal ob der Schiri hinfällt oder nicht > Abbruch! Dafür muss sich auch kein Schiri bei einer mündlichen Verhandlung rechtfertigen. Und diese Regelung und Auslegung gibt es schon seit Jahren. Die Intensität bestimmt letztendlich "nur" das Strafmaß für den Spieler unter Berücksichtigung der Mindestsperren.

  • Ich habe vor etwa 2 Jahren (im August 2019) bei einem Punktspiel in der A-Klasse auch etwas erlebt, was man nicht so schnell vergisst.


    In der 62. Minute zeige ich einem Stürmer des Heimvereins wegen einem klaren Halten des Gegenspielers :gelbe_karte:. Das nächste Vergehen passiert nicht einmal 60 Sekunden später, bei dem der gleiche Spieler bei einem Zweikampf und dem weiten Schlag des Gegenspielers den Fuß darüber hält und von mir dafür :gelbe_karte: :rote_karte: kassiert. Nachdem ich mich um die Behandlung des verletzten Gegenspielers gekümmert habe, wollte ich mir die persönliche Strafe bzw. den Feldverweis notieren.


    Im gleichen Moment steht der Stürmer vor mir und beleidigt mich mit den Worten "Du Missgeburt!", "Du Hurensohn" und "Pass auf, dass ich dir nicht gleich eine aufstreiche!" (wortgetreue Übersetzung aus dem Bayerischen, was der Androhung einer Watschen bzw. Maulschelle gleichkommt). Ich habe dem Spieler, nachdem er den Platz nicht gleich verlassen wollte, mit einem leicht ironischen Unterton gesagt: "Du kannst gerne weitermachen, da ich gerade am Notieren bin." Aber der Trainer hat natürlich dafür gesorgt, dass der Spieler dann endgültig den Platz verlassen hat.


    Nach dem Spiel, in dem es insgesamt drei :gelbe_karte::rote_karte: Karten gab, kamen nacheinander erst der betroffene Spieler, dann der Trainer und anschließend ein weiterer Mannschaftsverantwortlicher zu mir, um das Gespräch zu suchen. Der Spieler wollte mich noch beeinflussen, dass ich die Meldung nicht so scharf formuliere (Stichworte: Beleidigung und Bedrohung). Ich habe ihm klar gemacht, dass ich nur das wiedergeben kann, was er auf dem Platz zu mir gesagt und angedeutet hat. Damit habe ich dann das Gespräch nach 15 Minuten mit ihm beendet. Der Trainer hat sich bei mir für das Fehlverhalten des Spielers entschuldigt und das Gespräch war wie auch mit dem Mannschaftsverantwortlicher sehr konstruktiv.


    Letztendlich habe ich dann erfahren, dass der Spieler für dieses Verhalten 4 Spiele gesperrt wurde.


    Wie seht ihr das? Ist die Sperre dem Verhalten angemessen oder hätte sie sogar noch höher ausfallen können/müssen? Wie würdet ihr in vergleichbaren Situationen reagieren? Habt ihr schon einmal Ähnliches erlebt?


    Das war aus meiner Sicht bisher das krasseste Fehlverhalten eines Spielers, was ich je erlebt habe.

    "Nicht nur vor Gott sind alle gleich. Auch vor dem Schiedsrichter."


    Einige Aktivitäten und Bilder von mir sieht man auch in meinem FuPa Profil.

  • Sorry, aber bei allem Verständnis von Sportlichkeit - eine Viertelstunde rede ich nicht mit einem Spieler, der mir derartige Dinge gesagt hat. Der kann sich entschuldigen oder es lassen, aber mehr als maximal zwei Minuten nehme ich mir für so etwas nicht.

  • Ich verstehe die Sportgerichte nicht, nach einer g/r Karte noch so zu beleidigen und bedrohen.

    Wo sind die Mitspieler , Trainer die den Spieler weg nehmen um den Spieler ihn zu schützen und den Schiedsricher!

    Wenn ich was zu sagen hätte 6 Monate Sperre für den Spieler, der Verein wegen keinen ausreichenden Schutz für den SR 5000 € Geldstrafe ! Dann hört das bald auf .

    Wenn du zu Schwatten was falsches sagst gibt es Demos ohne Ende aber wir Schiedsrichter bekommen ja Spesen und der Zuschauer bezahlt ja Eintritt da wird ja mal was sagen dürfen !

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)