Zu viele Strafstöße?!

  • Hallo ihr Lieben,

    Ich habe mal eine Frage zu euren Spielleitungen besonders wie oft ihr auf Strafstoß entscheidet?!


    Ich pfeife erst seit kurzem und hatte bis jetzt nur 3 Spiele mit viel Anerkennung und viel Lob.

    Ich mache mir nur um meine Strafstoßquote gedanken...

    Erstes Spiel 2 Strafstöße

    Zweites Spiel 1 Strafstoß

    Drittes Spiel 1 Strafstoß


    Alle Elfmeter waren meiner Meinung nach super eindeutig (3 Faulspiele und 1 Handspiel)

    Bin ich in der Beurteilung von Faulspielen im Strafraum vielleicht zu hart? Wenn ich das gleiche Faul im Mittelfeld pfeife, pfeife ich das auch im Strafraum.


    Ich bin selbst Stürmer und rege mich immer über Schiedsrichter auf die "angst" haben bei "normalen" Fauls auf Strafstoß zu entscheiden. Wenn da kein Bein ab ist oder Bluf fließt bleibt die Pfeife oft stumm. (Bisschen übertrieben aber ihr versteht sicher was ich meine)


    Habt ihr auch so viele Strafstöße? Bin ich zu hart in der Wertung der Faulspiele? Hatte ich einfach nur "Pech" ?

    Danke für euer Feedback

  • Das kommt auf die Spielklasse an, in der du pfeifst. Tendenziell gebe ich "unten" mehr Strafstöße als "oben", aus 2 Gründen:

    1. Die Verteidiger in den unteren Klassen bewegen sich ungeschickter. Gerade gegen Ende des Spiels lässt die Koordination nach und der Spieler kommt im Tackling auch mal zu spät.

    2. In den höheren Spielklassen versauen sich die Angreifer gerne mal eine strafstoßwürdige Situation. Ich pfeife innerhalb wie außerhalb nach einer klaren Linie: Körperkontakt an sich ist nicht strafbar, sondern erst, wenn er übertrieben eingesetzt wird, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Halten und stoßen pfeife ich sowieso. Jetzt haben die Mini-Ronaldos im Strafraum oftmals die dumme Angewohnheit, den beliebten Reporterspruch "Kontakt war da, also muss es Elfmeter geben" allzu wörtlich zu nehmen und sich theatralisch hinzuwerfen, sobald sie den "Kontakt" fühlen. Oder wenn das lange Bein des Verteidigers zum Ball geht, (ohne Ball) einen Schritt zur Seite zu machen und dem Verteidiger gegen das Bein zu laufen und dann umzufallen. Diese Dinge pfeife ich dann natürlich nicht, weil ich kein Ratespiel veranstalte, ob aus der leichten Berührung in der nächsten Sekunde ein verbotenes Stoßen oder aus dem erlaubten Tackling zum Ball ein verbotenes Beinstellen geworden wäre.


    Du solltest also nicht nach der reinen Zahl deiner Strafstöße gehen, sondern genau hinsehen und das ahnden, was du siehst. Manche Spieler brauchen auch etwas länger, bis sie dich verstehen. Ich hatte mal 4 Strafstöße in einer Halbzeit, alle weil der Verteidiger meinte, dass man den Stürmer beim Kopfball gezielt in den Rücken stoßen kann. Nachdem ich 2 mit Armeinsatz gepfiffen hatte, hat der Verteidiger beim nächsten Mal die Schulter genommen und den Stürmer im Rücken gerammt. Der wollte nicht verstehen, dass so etwas kein "Körpereinsatz, der ist doch erlaubt" ist.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Mache Dir keine Gedanken. Ich erinnere mich an ein Spiel, in dem die drei ersten Tore durch Strafstöße fielen (2:1 für Heim, das Spiel endete 7:2 für Heim), es gibt solche Spiele.


    Viele Spieler, Trainer und auch manche Schiedsrichter sind verunsichert durch die angebliche Weisheit, dass das ein Foul war, aber keiner, wofür man Elfmeter gibt. Dieser Satz ist einfach nur Grütze, ein Foul im Strafraum führt zu einem Strafstoß, Ende Banane. Aber: Gerade im Strafraum braucht man ein gutes Feeling für den Vorteil, denn damit lassen sich nicht nur viele Strafstöße "vermeiden", sondern vor allem Tore generieren (und für ein Tor aus einer solchen Situation macht man den Schiri nicht verantwortlich, für ein Tor aus einem vermeintlich falschen Strafstoß schon). So ein Feeling wächst im Lauf der Zeit, also kein Grund zur Sorge. Gleiches gilt auch für die Beurteilung von Fouls und Zweikämpfen.


    Dennoch: Es ist gut, wenn Du Dich selbstkritisch hinterfragst, nur so kann man bessern werden (und irgendwann kommst Du an den Punkt, an dem Du im Moment, in dem der Pfiff "draußen" ist, weißt, ob selbiger nun gut war oder nicht). Ob die konkreten Strafstöße nun berechtigt waren oder nicht, kann Dir hier im Forum aber niemand beantworten, das muss man gesehen haben.

  • Manfred beschreibt es richtig: ein Foul im Strafraum führt zu einem Strafstoß.

    Leider kreigen halt viele sugeriert: für so ein Foul pfeift man doch keinen Strafstoß.

    Meiner Meinung werde da zu Wenige gepfiffen und wir wundern uns warum die Spieler immer aggressiver zu Werke gehen.

  • Das kommt auf die Spielklasse an, in der du pfeifst. Tendenziell gebe ich "unten" mehr Strafstöße als "oben", aus 2 Gründen:

    1. Die Verteidiger in den unteren Klassen bewegen sich ungeschickter.

    Genau das trifft es ziemlich gut. Als Anfänger bin ich in den unteren Kreisklassen unterwegs und hatte meist am Ende des Spieles Situationen, wo ich auf Strafstoß entscheiden musste.

    Aber: Gerade im Strafraum braucht man ein gutes Feeling für den Vorteil, denn damit lassen sich nicht nur viele Strafstöße "vermeiden", sondern vor allem Tore generieren

    Das ist eine interessante Aussage. Bei unseren Lehrabenden habe ich mitgenommen das es bei Elfmeter zu 99% KEINEN Vorteil gibt. Und das wir, wenn der Ball nicht innerhalb von einer Sekunde (nach Faulspiel) im Tor ist, auf Strafstoß entscheiden sollen.

    Manfred

    Magst du das nochmal näher erläutern und vieleicht ein Beispiel geben?! Das würde ja einen völlig anderen Blick auf Elfmeter -Entscheidungen gebe.

  • das es bei Elfmeter zu 99% KEINEN Vorteil gibt.

    Das ist auch eine gute Grundregel für Neulinge.


    Ich bin ebenfalls ein Verfechter des Pareto-Prinzips in der Erstausbildung von Schiries..

    Erkläre einem Neuling seine Aufgaben so, das er zu 80% in seinen Entscheidungen richtig liegt. Die Feinheiten kommen dann entweder von selbst oder im Coaching.

  • Verstehe das mit dem Vorteil nicht falsch. Diese 99%-Quote, die deine Lehrwarte meinen, ist schon ok. Manfred meint genau dieses eine Prozent, die nicht zwingend zum Strafstoß führen müssen aber da gehört sehr viel Erfahrung zu. Der größere Vorteil ist fast immer der Strafstoß.

    Kleine Anekdote aus meiner langjährigen Laufbahn und genau so erlebt.

    Innerhalb von vier Minuten drei Strafstoßes und eine :rote_karte:.

    Strafstoß -> Tor -> Anstoß, langer Ball in den anderen Strafraum, Angreifer wird zu Boden gerissen -> Strafstoß -> Tor-> Anstoß.

    Nun wieder die andere Seite. Sauber vorbereitete Angriff, Flanke vor das Tor, Torwart ist geschlagen, Kopfball auf's Tor, Verteidiger auf Torlinie holt den Ball mit der Hand von der Linie -> Pfiff->:rote_karte:->Strafstoß ->Tor->Anstoß.

    Es spielt keine Rolle, wie viele Strafstöße in einem Spiel gegeben werden.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Aber: Gerade im Strafraum braucht man ein gutes Feeling für den Vorteil, denn damit lassen sich nicht nur viele Strafstöße "vermeiden", sondern vor allem Tore generieren

    Klar erläutere ich das gerne:
    Die wichtigste Grundregel: Nutze die Zeit, in der Du nachpfeifen kannst, d.h. warte einen Moment, ob der Spieler vielleicht noch kontrolliert abspielt, wo der Ball hingeht/hingehen könnte etc. Ist da nichts in Sicht, sollte der Pfiff sofort kommen, im anderen Fall aber brauchst Du ungemein viel Bauchgefühl, denn es ist nichts so ärgerlich, wie ein Strafstoßpfiff in dem Moment, in dem der Ball ins Tor geht. Gerade bei leichten Fouls können Spieler durchaus noch selbst abschließen oder vernünftig abgeben, dann muss ich mir nicht unbedingt eine Baustelle aufmachen - und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler dann verfehlt, ist auch nicht wesentlich anders als dass der Strafstoß versemmelt wird.


    Teilweise kann das sogar skuril werden:
    Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Spiel, bei dem der Ball von der Ecke kam und ein Verteidiger aufstieg und selbigen mit der Hand berührte. Der Wimpernschlag, den ich gezögert habe, hat sich ausgezahlt, denn ein Angreifer drosch den Ball volley ins Tor - und seine Mitspieler waren schon dabei mit mir das Handspiel zu debattieren und ich brauchte eine ganze Weile bis die kapiert hatten, warum ich ihnen den Strafstoß nicht geben wollte; danach war aber alles in Butter und ich erntete Lob.


    Von daher: Nutze die Zeit, in der man nachpfeifen darf und Du wirst sehen, wir reden nicht nur über das eine Prozent, welches DerPfeifer beschrieben hat - aber im Ernstfall lieber ohne Wartezeit auf Strafstoß entscheiden, denn die Zuschauer werden schon vorher blöken und man dir womöglich vorhalten, Dein Pfiff sei auf Zuruf erfolgt (da braucht man halt Nerven).

  • Gerade bei leichten Fouls können Spieler durchaus noch selbst abschließen oder vernünftig abgeben, dann muss ich mir nicht unbedingt eine Baustelle aufmachen - und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler dann verfehlt, ist auch nicht wesentlich anders als dass der Strafstoß versemmelt wird.


    Das ist generell die Frage der Fragen bei Vorteil im Strafraum.

    Ist ein Schuss aufs Tor aus dem Spiel genau Vorteilhaft wie ein Strafstoß wo der Ball ruht?


    Wenn der Schuss durch Unvermögen, Platzfehler oder oder oder nicht seinen Weg ins Tor findet sondern gehalten oder neben den Kasten geht... ist der "Vorteil" doch eingetreten und ich kann nicht nachpfeifen. Oder?


    Das ist doch genau so blöd wie:

    denn es ist nichts so ärgerlich, wie ein Strafstoßpfiff in dem Moment, in dem der Ball ins Tor geht.

  • Wenn der Schuss durch Unvermögen, Platzfehler oder oder oder nicht seinen Weg ins Tor findet sondern gehalten oder neben den Kasten geht... ist der "Vorteil" doch eingetreten und ich kann nicht nachpfeifen. Oder?

    Genau so ist die Vorteilsregel nach den Buchstaben des Regelwerkes anzuwenden. Und nun verwirrt bitte unseren Neuling nicht mit Pragmatismus, den lernt er schon von alleine.

  • So eine Situation hatte ich in einem Spiel meiner U13, das ich selber gepfiffen habe.

    Vorausschicken muss ich, dass die schon einen Strafstoß in der ersten Halbzeit auf der falschen Seite neben den Pfosten gehauen haben.

    Mein Mittelfeldspiler kommt mit dem Ball links in den Strafraum, der Torhüter raus, trifft aber nur das Bein des Mittelfeldspielers, mit dem anderen kann er dan Ball zu seinem Stürmer ca 9m hlbrechts vor dem Tor spielen. Der nimmt den Ball an und drischt ihn übers Tor. Pech gehabt (aber wir haben zu dem Zeitpunkt schon 4:1 geführt)

    Fürs Reklamieren hab ich meinem eigenen Mittelfeldspieler ne Verwarnung verpasst und der gegnerische Trainer, der sich noch über den ersten Strafstoß aufgeregt hatte, wollte plötzlich jede Woche so nen Schiri haben.

  • Genau so ist die Vorteilsregel nach den Buchstaben des Regelwerkes anzuwenden. Und nun verwirrt bitte unseren Neuling nicht mit Pragmatismus, den lernt er schon von alleine.

    Seit wann gibt es eine Vorteilsregel? habe ich da was verpasst?

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Man darf sich auch nicht von statistischen Momentaufnahmen verrückt werden machen. Wenn der Durchschnitt so ist, dass Schiedsrichter (z.B. - hab's nicht ausgerechnet) in jedem dritten Spiel einen Strafstoß geben, dann bedeutet das nicht, dass Du immer 2 Spiele ohne und 1 Spiel mit Strafstoß hast - sondern eben auch mal 3 hintereinander und dafür dann längere Zeit keinen. Im langfristigen Mittel - also so über 2 Saisons oder so - solltest Du sehen, ob Du in der gleichen Größenordnung liegst wie andere Schiedsrichter. (Selbst, wenn nicht, muss das kein Fehler sein, sollte aber zumindest Anlass zum selbstkritischen Nachdenken geben)

  • Bei Strafstößen handelt es sich immer um Einzelentscheidungen. Wenn es generelle Probleme bei der Zweikampfbeurteilung gäbe, dann würden die auch im Mittelfeld zum Vorschein kommen.


    Daher sehe ich keinen Anlass zum selbstkritischen Nachdenken. Der wäre wenn überhaupt im umgekehrten Fall gegeben - wenn dem SR bspw. der Mut fehlt, bei wahrgenommenen Regelwidrigkeiten auf den Punkt zu zeigen.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Nutze die Zeit, in der man nachpfeifen darf

    Bei SR im Alter von Manfred und mir ist das die Zeit, die vergeht, bis das Hirn irgendwann das Signal produziert, das die Hand veranlasst, die Pfeife gemächlich in Richtung des Mundes zu führen ... :flieh:

  • Was wollt Ihr alten Säck eigentlich? SixthSCTF kommt ja wohl hoffentlich zum Usertreffen und der Kerl vom Rheinufer dürfte sich auch mal wieder blicken lassen, dann können wir das persönlich klären …


    Aber inhaltlich noch eine Ergänzung:
    Von einem Strafstoß muss ich 100 % überzeugt sein, während ich bei einem Freistoß, allemal an "unkritischer" Stelle, auch einmal die Ergänzung durch meine Phantasie (muss so gewesen sein) in geringfügigem Zustand akzeptiere. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass der Strafstoß gepfiffen wird, sofern ich keinen Vorteil (siehe früheren Beitrag) erwarte, wobei auch meine Erwartungshaltung höher sein muss.

  • Siehe mein 2.Punkt oben. Im Mittelfeld muss man den "Treffer" meistens gar nicht direkt sehen - weil der Stürmer versucht weiterzulaufen, sieht man es schon am Bewegungsablauf, wenn er getroffen wird. Im Strafraum fällt er sofort, da hilft nur, wenn man den Kontakt selbst gesehen hat.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Update zur Vervollständigung: In meinem vierten Spiel habe ich mich in der 88 Minute schon gefreut... aber naja ihr wisst was kommt. In der 98 min. Handspiel -> Strafstoß

    ABER: In Spiel 5... B-Jugend Oberliga alles fair und mein erstes Spiel ohne Strafstoß.

  • aber naja ihr wisst was kommt. In der 98 min. Handspiel -> Strafstoß

    Mhh, okeee, 98. Minute klingt für mich nach einem eher "hektischeren" Spiel, warum denn so viel NSZ??