Gebrülle auch gelbwürdig?

  • In letzter Zeit erlebe ich das eigentlich regelmäßig. Mein Pfiff, einem passt das nicht, und dann kommt, was das Organ hergibt, ein Gebrülle: "Schiriiiiiiiiiiiii" - scheint in der Kreisliga B irgendwie ein Volkssport zu sein. Wenn dann noch mehr kommt, gibt es bei mir :gelbe_karte: Bleibt das beim "Schiriiiiiiii", gebe ich klar zu verstehen, dass ich mir das beim nächsten Mal nicht noch einmal ungestraft anhören werde. Aber ist das Gebrülle alleine überhaupt schon gelb würdig? Wie geht Ihr damit um?

  • Versuch Ruhe in dein Spiel zu schaffen. Ruf den Spieler am Besten zur dir. Erklär ihm kurz und präzise, dass du es anders wahrgenommen hast und das man über alles reden kann, nur eben in einem anderen Ton. Je nach Situation kriegt er entweder von mir die gelbe Karte, da ich mich nicht anschreien lasse oder eben eine Ermahnung, dass er jetzt bitte Sendepause hat.

    Wichtig: Binde den Spieler ein und stelle dich nicht über ihn bzw. tue nicht so, als wärst du der Herrscher auf dem Sportplatz. Das kommt nicht gut an.

  • Rein regeltechnisch kann man das durchaus als Protest gegen die Schiedsrichterentscheidung und damit als Unsportlichkeit ansehen, was eine Verwarnung rechtfertigt. Allerdings sollte man das von Lautstärke und Angemessenheit abhängig machen: War mein Pfiff richtig, ist das also weniger tolerabel als wenn ich selbst weiß, dass ich in diesem Fall daneben lag.


    Persönlich handhabe ich das analog zu den "kleinen" Fouls, es folgt eine Anmerkung, eine klare Ansprache und erst dann eine Verwarnung. Allerdings ist zu beachten, was marvinc92 über den Unruheherd schreibt: Sorgt dieser Spieler für Unruhe und ist auch nicht "einzufangen", sieh zu, dass Du ihn ruhig bekommst und wenn das nicht funktioniert auch "entsorgst".

  • und mach es frühzeitig. Je eher du solchen Brüllaffen den Schneid abkaufst, um so früher ist Ruhe. Wehret den Anfängen. Und wenn ein Spieler brüllend über das halbe Feld zu mir rennt, dann wird er gleich mit Gelb empfangen,

    Im Gegensatz zu marvin bin ich jedoch durchaus der Meinung, dass man gerade in der B- Klasse auch schon mal deutlich klar machen muss, wer der Herr auf dem Platz ist.

    Und ja. Anbrüllen ist grundsätzlich gelb, Aber wie die anderen schon schreiben, ist es situationsabhängig Grundsätzlich jedoch lassen wir uns nicht anschreien.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • War mein Pfiff richtig, ist das also weniger tolerabel als wenn ich selbst weiß, dass ich in diesem Fall daneben lag.

    Woher weißt du das denn dann schon?
    Hättest dann ja auch nicht pfeifen brauchen, dann hätte auch keiner gemeckert... ausser der dann halt "nicht-gefoulte" Spieler vielleicht ;)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Hatte ich neulich auch. Zwei Spieler prallen unglücklich heftig zusammen und bleiben liegen, ich unterbreche das Spiel, um eine Behandlung zu ermöglichen. Der Kapitän der einen Mannschaft steht einen halben Meter neben mir und brüllt mich mit vollem Organ an "WAAAAAAAS". Ich habe ihm dann den gelben Karton vor die Nase gehalten und gesagt, er möge mich nicht anbrüllen. Während der Behandlung der Spieler hat er sich entschuldigt - er dachte, ich hätte Freistoß gepfiffen.


    Soll heißen: Den Schiedsrichter aus nächster Nähe anbrüllen ist klar unsportlich und m.E. versteht das auch jeder.


    Wenn hingegen ein Spieler im Zweikampf fällt und man nicht pfeift und der dann einmal "Schiriii" ruft, ohne dass das wirklich aggressiv und aus vollem Organ gebrüllt ist, finde ich das nicht so schlimm. Regelwidrig mag die gelbe Karte dann nicht sein (Reklamieren im Sinne der Regel ist es sicherlich), aber nach meinem Gefühl zu kleinlich. Wenn eine Mannschaft am Dauernörgeln ist und das ständig kommt, dann findet sich bestimmt eine klarere Gelegenheit für eine Verwarnung, mit der man ein Zeichen setzen kann.

  • Jeder muss für sich seine Schmerzgrenze finden, wann das Verhalten nicht mehr tolerierbar ist. Für mich gilt, dass ich in den letzten 1-2Jahren ziemlich empfindlich geworden bin und schon recht früh zur gelben Karte greife, wenn einer meint, alles besser zu wissen und dies auch noch lautstark verkündet. Und wenn mich einer aggressiv anbrüllt, dann gibt es sofort das gelbe Plastik. Meine Erfahrung ist, dass, wenn ich frühzeitig dagegen angehe, ich Ruhe auf dem Platz habe. Womit jetzt nicht gemeint ist, dass Grabesstille herrscht aber es bewegt sich alles im normalen Rahmen.

    Andererseits bin ich es aber auch leid, ewig den Psychologen zu spielen und ständig einen auf Deeskalation zu machen. Das nervt nämlich. Wer ein Problem damit hat, Entscheidungen des SR zu akzeptieren, muss eben damit rechnen, vom Platz zu fliegen.

    Beobachter mögen es übrigens gar nicht, wenn sich der Schiedsrichter anbrüllen lässt und nicht sofort etwas dagegen unternimmt.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Das ist auch etwas, was mir bei meinen Spielleitungen immer wieder auffällt - meine Toleranzgrenze ist m.M. viel zu hoch. Ich lasse mich immer noch viel zu oft anschreien auf dem Feld. Es ist mir bisher zwar noch nicht auf die Füße gefallen, aber wirklich das Gelbe vom Ei ist es halt trotzdem nicht.

  • Also beim "Anbrüllen" ist Schluß mit lustig. Wer mich anschreit bekommt sofort ne gelbe Karte und fertig. Ich sage dann auch immer gleich dazu: "anschreien lassen muss ich mich nun wirklich nicht!" Das wird auch meistens sofort verstanden. Aber es scheint ja leider genug Schiedsrichter zu geben, die das mit sich machen lassen.

    Spruch von: Jan-Aage Fjörtoft
    Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.

  • Woher weißt du das denn dann schon?
    Hättest dann ja auch nicht pfeifen brauchen, dann hätte auch keiner gemeckert... ausser der dann halt "nicht-gefoulte" Spieler vielleicht ;)

    Mit ein wenig Erfahrung merkt man meist recht schnell anhand der Spielerreaktionen, ob eine Entscheidung goldrichtig, vertretbar oder grottenfalsch war. Und dann gibt es ja auch noch die Fälle, wo man zu schnell einen Vorteil wegpfeift oder anderweitig unglücklich agiert und auch das merkt man sofort selbst.


    Gestern schrie übrigens der TW in nicht tolerierbarer Lautstärke mich bzw. meinen SRA aufgrund einer zuvor nicht geahndeten vermeintlichen Abseitsstellung an. Der Ball befand sich zu dem Zeitpunkt im Bereich der Seitenlinie und das Erstaunen war groß, dass es den ind. Freistoß plötzlich am Ort des TW im Strafraum gab. Da der Freistoß auch noch zum Torerfolg führte, kann man wohl davon ausgehen, dass der TW das nie wieder macht... ;)

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • ...Da der Freistoß auch noch zum Torerfolg führte, kann man wohl davon ausgehen, dass der TW das nie wieder macht... ;)

    Bist du dir da sicher? Hatte ich in einem Spiel schon, dass der Verteidiger nach zwei solcher "Aktionen" mit gelb/rot vom Platz durfte... ;)

    A yacht in port is safe, but that's not what yachts are built for.

  • Ich glaube, in der Liga, in der Stefan unterwegs ist, wird dieser TW so etwas bestimmt kein zweites Mal machen. Ich denke, da wird dessen Trainer schon für sorgen. Wenn das Spiel dadurch auch noch verloren ging, kann er wohl froh sein, wenn er im nächsten Spiel wieder im Kasten steht.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Mir ist ja in der Regel egal, wer was brüllt. Aber wenn ein Spieler mit mit Blickkontakt etwas entgegenbrüllt - und gar noch auf mich zuläuft, gibts direkt die gelbe Karte für reklamieren. Das handhabe ich seit ein paar Spielen relativ konsequent. Klar, dann kommt es zu mehr Karten auf dem Feld, weil ich das dann durchziehen muss aber alles in allem sind die gelb-belasteten dann in der Regel still.

  • Ich bin schon so lange dabei, dass ich mir über die Anzahl der verteilten gelben Karten in einem Spiel schon lange keine Gedanken mehr mache. Das ist mir völlig egal. Wie schon gesagt, dem ersten, der losbrüllt, sofort die gelbe unter die Nase gehalten und die anderen wissen gleich, dass das heute nicht läuft.

    Ich habe es auch schon gebracht, einen in der gleichen Minute zu entsorgen. Bei der gelben Karte und der Aufforderung keinen Ton mehr von sich zu geben und schon gar nicht in diesem Ton, kam die allseits und bei Schiris so beliebte Floskel: „Dann pfeif richtig“ , natürlich in der gleichen Lautstärke. Die Gelbe -noch immer in der Hand- ging wieder nach oben und Augenblicke später hatte ich plötzlich die Rote in der Hand, die ebenfalls nach oben wollte und durfte. Danach hatte ich definitiv Ruhe.

  • (...) und das man über alles reden kann, nur eben in einem anderen Ton

    Das mit dem Reden ist so 'ne Sache. Es gibt dann wieder Spieler, die nutzen das aus und fragen bei jeder zweiten Entscheidung nach. Und dann kommt der Satz "Sie haben doch gesagt, wir können über alles reden. Und ich bin doch ganz ruhig, oder?"


    Wir sind mal vor 30 Jahren bei Hallenturnieren folgende Schiene gefahren: beim 1. Mal "Schiiriii" (meistens schon im 1. oder 2. Spiel) wurde sofort abgepfiffen, es gab einen Freistoß und 2 Minuten Zeitstrafe. Haben natürlich alle anderen Mannschaften (samt Trainer) auf der Tribüne mitbekommen. Danach war es den Rest des Tages wunderbar ruhig, keiner hat mehr gemeckert - potentielles Aufmucken wurde durch einen "entsprechenden Blick" des SR im Keim erstickt.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Lass es mich so ausdrücken: Sofern Ruhe ins Spiel reinkommt, bin ich gerne bereit meine Entscheidung zu erklären. Es kommt auch immer auf Situation an. Wenn du auf einmal ei nRudel vor dir hast, würde ih es zum Beispiel ganz anders abhandeln. Aber: Ich bin bereit meine Entscheidung zu erklären, diskutiere aber nicht. Und die Diskussion beende ich meistens sinngemäß mit dem Spruch: "ich habe es so gesehen, akzeptieren weitermachen." Meistens herrscht dann Ruhe.

    Mir ist halt eben die Trazaparenz und das Gespräch auf Augenhöhe wichtig. Und wenn dann Ruhe herrscht in meiner Spielleitung, kann es mir nur Recht sein.

  • Lass es mich so ausdrücken: Sofern Ruhe ins Spiel reinkommt

    Lass mich mal antworten..... Du weist genau so wie ich, das dies in den meisten Fällen auch nur ein frommer Wunsch ist :-))


    Bei den meisten Fragen geht es doch um Hand, Foul, Abseits oder vielleicht zusätzlich noch eine Karte.

    Was gibt es da noch viel zu erklären? Eigentlich sollte doch der Fragesteller die Situation auch gesehen haben oder etwa nicht?

    In den meisten Fällen also "Interpretationsentscheidungen"


    Stellt sich also nur noch eine Frage: Welchen Zweck verfolgt die Frage nach dem WARUM!


    Wenn man den dann (er)kennt weis man auch, das es in den meisten Fällen eben gerade keine Ruhe gibt.

  • Na ja, in Anbetracht der gelegentlich doch sehr eingeschränkten Regelkunde mancher Spieler ist es ab und an tatsächlich hilfreich, wenn man ein wenig Erklärung liefert - aber auch hier kommt es auf den Spielcharakter an.

  • Ja, Manfred, kann man so machen, wenn ein normaler Umgangston herrscht. Hier geht's aber um's Anbrüllen und wer das bei mir macht, der bekommt nur noch eine Erklärung, nämlich die, dass er im Wiederholungsfall duschen gehen darf.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Mein Ansatz ist ein anderer: Üblicherweise kommt das Anbrüllen nicht überraschend. Es kündigt sich an, da es bereits im Spielverlauf einige Nicklichkeiten und versteckte Fouls gab. Manchmal reicht es schon, wenn man im vorbeigehen den Kapitänen kurz sagt, dass die Karten kommen werden, wenn hier nicht bald Ruhe herrscht.

    Wenn ich angeschrien werde, neige ich dazu, auch impulsiv zu werden. Und so weit möchte ich es eben gar nicht kommen lassen.


    Natürlich klappt es nicht immer. Aber in 95 Prozent meiner Spielleitungen habe ich Ruhe auf dem Spielfeld. Wenn ich Hessen im Austausch bin, wollen die Spieler beispielsweise gar nicht mit dir reden. Auch sehr angenehm ;)