Zu viel Bürokratie?

  • Die Mehrzahl aller erwachsenen Schiedsrichter hier gehören keinen Verein an. Bei den Jugendlichen ist es das Gegenteil, weil diese Jungen und Mädchen aktiv Fussball spielen. Ich bin kein Vereinsmitglied, leite jedoch die meisten Jugendspiele bei einen einzelnen Verein. Die Erwachsenen Ligen (Frauen/Männer) haben ihre eigenen Ansetzer.


    Jede Person kann Schiedsrichter werden, trotzdem gibts nicht genug von ihnen.


    Für die Ansetzungen bei den Heimspielen der Jugend ist überall ein vom Verein (bezahlter) SR-scheduler verantwortlich. Bei "meinen" mittelgrossen Verein (U-8 bis U-18) sind es etwa 50 Ansetzungen jedes Wochenende, dazu kommen weitere AR-Ansetzungen für 6 Heimspiele der Teams in einer höheren Klasse. Beispiel Unterteilung der Mannschaften in U-16: HPL, nur 8 Teams in der Province (eine Klasse unter Bundesliga); Metro (jeder Verein stellt eine Manschaft); Gold-1, Gold-2, Silber 1, Silber 2, Bronze-1.


    Allein in der U-16 Kategorie nimmt mein Verein mit insgesamt 15 Mannschaften (Jungen und Mädchen) teil. Wegen der grossen Anzahl an Spielen ist es einfacher, dass der Scheduler bei einen Verein tätig ist. Unser Verein stellt SRAs für Metro und alle Spiele ab U-16. Bei anderen Vereinen haben die U-13 schon SRAs


    Spielansetzungen vom Landesverband gibt es nur bei den Provincial Championships (Landesmeisterschaften) Herren, Damen, Jugend; und Universitäten.

    Für die Ansetzung bei nationalen Meisterschaften ist der nationale Verband verantwortlich.

  • Hallo.


    In D ist es ja so, dass man als SR zwingend über einen Verein gemeldet sein muss. Die Vereine haben Vorgaben, wie viele SR zu stellen sind und mit diversen Strafmaßnahmen sollen mehr SR geworben werden. Und trotzdem sind nicht genug da.


    Also, ist ein generelles Problem, das auch durch das Amt begründet ist. Pfeifen ist halt nicht jedermanns Sache.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Mir ist bekannt dass Vereine in Deutschland Strafgeld zahlen müssen, falls sie nicht genügend Schiedsrichter stellen.

    Aber und hier ist das große Aber. Während meines Aufenthalts in Deutschland kam ich mit Studenten zusammen, die Interesse hatten SR zu werden. Die Vereinsangehörigkeit hielt sie jedoch davon ab.


    Genug Schiedsrichter wirds kaum geben. Aber man soll den SRs die Wahl geben, wann und wo sie pfeifen möchten. Das ist hier gewährleistet.


    Ich stelle mich an Wochentagen (generell 2 Schulspiele) und Sonntagsabends (Frauen) zur Verfügung. Der Samstag ist mit dann mit Jugendspielen ausgefüllt, Schiedsrichter und auch Mentor der jungen neuen Schiedsrichter (und zugleich Beschützer vor überaggressiven Eltern).


    Der Nachteil hier. Wir müssen die SR-Ausrüstung selbst kaufen, dazü gehören auch die Fahnen sogar bei 12-jährigen. Da die junge Generation sehr modebewusst ist, besitzt ein SR wenigstens 3 Trikots. Allerdings gehört schwarz am wenigsten in diese Auswahl.

  • die Interesse hatten SR zu werden. Die Vereinsangehörigkeit hielt sie jedoch davon ab.

    Das ist -ehrlich gesagt - eine Ausrede.

    Eine Vereinszugehörigkeit ist (in Deutschland) alleine schon aus Versicherungsgründen notwendig. Kein Schiedsrichter in Deutschland zahlt Vereinsbeiträge, wenn er NUR um des Pfeiffens willen Vereinsmitglied wird. Vielen wird sogar beitragsfreiheit gewährt wenn sie (bspw. aus Fitnessgründen) am Trainingsbetrieb teilnehmen wollen aber nicht am Spielbetrieb.


    Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe von juritischen Gründen warum eine Vereinsmitgliedschaft erforderlich ist.


    ABER.... Vereinsmitgliedschaft ist und bleibt eine "Formalie".


    Genug Schiedsrichter wirds kaum geben

    Das ist allerdings eine Sache der (Schiedsrichter)Organisation. So lange die Verbände und Schiedsrichterausschüsse nicht gewillt sind ,moderne Personalführungs und Managementkonzepte umzusetzen wird es allerdings immer an Schiedsrichter mangeln.


    Ich bin hier gerne bereit mal mit etwas Beratungsdienstleistung zu üblichen Tagessätzen unter die Arme zu greifen. Setzt jedoch in vielen Landesverbänden und vor allem Schiedsrichterausschüssen schmerzhaften Veränderungswillen voraus.


    Das man nämlich (mehr als) genug Schiedsrichter haben kann wird in Hamburgs Nordosten bereits bewiesen.

  • In den meisten Fällen ist die Vereinsmitgliedschaft als SR kostenfrei und dient in erster Linie der Versicherung während der Ausübung des Amtes. Und gezwungen wird man in der Regel auch nicht, sich aktiv im Verein einzubringen neben dem Pfeifen. Also von daher eigentlich kein Grund, sich davor zu fürchten.


    Der finanzielle Aspekt bei der Ausrüstung ist je nach Verein unterschiedlich. Von regelmäßiger kompletter Neuausstattung über gelegentliche, bedarfsbedingte Unterstützung bis hin zur Grundausstattung Trikots mit Mappe, aber ohne Schuhe und sonst nichts reicht die Bandbreite. Den größten Teil meiner Trikots habe ich selbst gekauft. Wobei bei uns generell keine offiziellen Vorgaben hinsichtlich der Trikots bestehen im Gegensatz zu Euch oder auch den Staaten oder England.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Wobei bei uns generell keine offiziellen Vorgaben hinsichtlich der Trikots bestehen im Gegensatz zu Euch oder auch den Staaten oder England.

    Vorgaben bezüglich Trikots bei Jugend und unteren Ligen gibts hier auch nicht. In höheren Gefilden hier, wie auch in Deutschland, wird vorgeschrieben, was der SR zu tragen hat. NCAA und alle Pro Ligen lassen den angesetzten SRs wissen, welche 4 Farben von beiden Teams benutzt werden. Daraus ergibt sich die Farbauswahl von SR.

    Wenn man allerdings den höchsten Level als Schiedsrichter hier erreicht hat (National Referee oder National Assistant Referee) gibt es den ganzen Satz Trikot mit allen anderen Drumherum wie Trainingsanzug, Tasche, etc kostenlos (das macht FIFA auch bei jeden Länderspiel Einsatz und Turnier)


    Eine Vereinszugehörigkeit ist (in Deutschland) alleine schon aus Versicherungsgründen notwendig.

    Jeder Schiedsrichter wird automatisch durch den nationalen Verband versichert. Das könnte auch in Deutschland durch den DFB bewerkstelligt werden. Wir melden uns als Schiedsrichter beim Provinzverband an und müssen jedes Jahr die Mitgliedschaft erneuern.


    Schon allein wegen guter Spesensätze werden viele Spieler Schiedsrichter. $15-$20 für Spiele bis U-10 auf Viertelfeldern. Wo kann ein 12- oder 13-jähriger schon so viel verdienen? Man muss den Vergleich mit den Euro in diesen Fall auf 1 zu 1 bewerten, nicht was die Wechselstube angibt.

  • Jeder Schiedsrichter wird automatisch durch den nationalen Verband versichert. Das könnte auch in Deutschland durch den DFB bewerkstelligt werden

    Das ist auch in Deutschland so. Dafür ist aber eine Mitgliedschaft im DFB notwendig, und die erlangt man über die Vereinszugehörigkeit (Mehrstufige Ableitung des Mitgliedschaftsverhältnisses)


    Schon allein wegen guter Spesensätze werden viele Spieler Schiedsrichter.

    Extrinsische Motivation - und hierbei vor allem die Instrumentelle Motivation ist nur bei bestimmten Gruppen ein Leitmotiv.


    Ich habe dies mal vor etwa 2 Jahren etwas genauer untersucht.





  • die erlangt man über die Vereinszugehörigkeit

    Da sehe ich eben das Problem. Wenn ich mich beim NFV als SR bewerbe, sollte dies direkt und ohne Umwege über den Verein bewerkstelligt werden. (Ich werde ab morgen bei meinen früheren Heimatverein passives Mitglied).


    Ein Mitglied unserer SR-Vereinigung (ehemaliger FIFA-Ref, zuerst Chile dann Canada) hielt vor einiger Zeit ein Referat über Schiedsen. "Man muss das Schiedsen FÜHLEN, es im Herz tragen. Die heutigen Refs sagen nur: money, money, money, wieviel money bekomm ich fürs Spiel."

    Dabei bekommen Offizielle in den anderen Sportarten hier wie Baseball, Basketball, Football, Eishockey, und Lacrosse entschieden mehr Spesen.

  • Ich glaube mich zu erinnern, in einem amerikanischen SR Forum mal gelesen zu haben, dass in Kanada je nach Liga Marke und Farben explizit vorgeschrieben sind, daher die Aussage. Wenn das nicht stimmt ist es wohl nicht mehr der aktuelle Stand. In den USA ist es verbindlich vorgegeben, welche Trikots in welchen Farben man als SR kaufen MUSS abhängig von Liga bzw. Wettbewerb .


    Und das gibt es in den Ligen unterhalb der durch den DFB angesetzten Ligen in D so nur dann, wenn explizite Sponsorverträge (Hessen seinerzeit mit den Feuersteintrikots und Baden mit Puma wenn ich mich recht erinnere) geschlossen wurden und die Trikots gestellt bzw. deutlich vergünstigt gekauft werden können. Und betrifft dann nur eine sehr kleine Zahl SR.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • amerikanischen SR Forum mal gelesen zu haben, dass in Kanada je nach Liga Marke und Farben explizit vorgeschrieben sind

    In Kanada schreibt CAS (Canadian Soccer Association) vor Umbro Jerseys (CSA sponsor) zu tragen, aber nur die Spielansetzung von CSA kommt. Ansetzungen von CSA gibt es kaum; in diesen Jahr nur noch zwei im Oktober für die kanadische Fussball Meisterschaft im Männer-, Frauen-, und Jugendbereich.

    Wie in meinen früheren Schreibsel erwähnt, gilt die Jersey Pflicht auch im Profibereich.


    Ansonst bestimmt die SR-Crew was getragen wird, natürlich immer einheitlich gekleidet. Den Vorzug hier erhält das adidas Jersey von 2014 und 2016.


    Beim Amateur soccer in den USA gibt jeder Einzelne der 50 States die Richtlinien an.


    Die drei Profiligen MLS, USL, NASL schicken den Game Officials drei Wochen im Voraus die Farben der Teams. Falls kanadische SRs oder SRAs teilnehmen, muss UMBRO getragen werden. Bis letzte Saison gab es 3 USL und 2 NASL Teams in Canada, jetzt nur noch 1 USL team in Ottawa. Die gesammte Crew wurde immer von Canada gestellt, SR, SRAs, und 4. Offizielle


    Eine Ausnahme gibt es mit der NCAA, die für den College- und Universitätsport verantwortlich ist. NCAA macht Vorschriften nicht nur welches Jersey getragen wird, sondern auch bei den Fussballregeln. Einige dieser Abweichungen sind gut, andere das Gegenteil von gut.


    Eine Uni von Canada hat sich der NCAA angeschlossen. Jedoch kümmert sich die hiesige SR-Crew nicht um die Jersey Vorschriften der NCAA, sondern tritt mit ihren adidas Jerseys an.

    Als Schiedsrichter in der NCAA braucht man sich wenig um einen anderen Beruf zu kümmern.

  • Eine Vereinszugehörigkeit ist (in Deutschland) alleine schon aus Versicherungsgründen notwendig.

    Dem entgegne ich ein glattes: Nein! Die Erforderlichkeit einer Vereinsmitgliedschaft ist ausschließlich der Organisation des SR-Wesens in Deutschland geschuldet. In anderen Ländern - ich nenne jetzt einmal Österreich als Beispiel - ist es fast genau umgekehrt, dort soll (darf?) der SR kein Mitglied eines Vereines sein, die Schiedsrichter sind in eigenen Verbänden organisiert (auch so könnte man den Versicherungsschutz erlangen). Der Umstand, dass bei uns die Vereinsmitgliedschaft zwingend ist, hat für den DFB und die Landesverbände allerdings die wesentlichen Vorteile, überhaupt ein SR-Soll festlegen und mehr oder weniger durchsetzen zu können sowie bei Strafen gegen einen SR mit dem Verein immer einen Mithaftenden zu haben. Nebenbei hat das österreichische Modell durchaus Charme, da sind die SR zumindest organisationsseitig besser verankert als das fünfte Rad am Wagen, welches wir darstellen.

    Kein Schiedsrichter in Deutschland zahlt Vereinsbeiträge, wenn er NUR um des Pfeiffens willen Vereinsmitglied wird

    Bestimmt nicht. In unserem Kreis - ohne dass dies aber validiert wäre - ist die Quote etwa 50:50, wobei es dann aber auch wieder Rechenbeispiel ist, ob und wie man Ausrüstung oder sogar Handgeld mitzählt oder nicht - die Unterschiede sind teilweise eklatant.

  • ich nenne jetzt einmal Österreich als Beispiel - ist es fast genau umgekehrt, dort soll (darf?) der SR kein Mitglied eines Vereines sein, die Schiedsrichter sind in eigenen Verbänden organisiert

    In Österreich ist es so, dass das Schiedsrichterwesen grundsätzlich über den Fußballverband (ÖFB) organisiert ist. In weiterer Folge über die 9 Landesverbände. Im jeweiligen Landesverband gibt es dann die Unterteilungen in verschiedene Schiedsrichtergruppen, die meist in regionale Gebiete oder größere Städte eingeteilt sind. Im Rahmen dieser Gruppe wird gemeinsam trainiert und einmal im Monat eine Lehrabend veranstaltet. Je nach Gruppe sind ca. 50 SR Mitglied. Die Ansetzungen kommen für alle Spiele auf Landesebene von einer zentralen Stelle des Landesverbandes. Und bei den Spesen sind wir auch ein bisschen besser aufgestellt. So bekomme ich im Oberösterreichischen Fußballverband für ein Herrenspiel der untersten Klasse 49€ + 0,32€ pro Kilometer vom Wohnort zum Sportplatz und wieder retour.

  • Eine Frage zu Österreich

    dort soll (darf?) der SR kein Mitglied eines Vereines sein,

    Eingschobene Frage:
    Wenn es "darf" ist, kann der SR dann nicht auch irgendwo Spieler sein?

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Spieler darf noch aktiver Spieler sein, darf aber weder seinen Verein, noch die komplette Klasse pfeiffen.

    Bei Jugendspielen kommt es hier oft vor, dass der/die Schiedsrichter/in im eigenen Verein spielt, weil der Verein die Schiedsrichter stellt. Für Herren- und Damenspielen gibt es vereinslose (neutrale) Schiedsrichter.

  • Eingschobene Frage:
    Wenn es "darf" ist, kann der SR dann nicht auch irgendwo Spieler sein?

    Es sind sogar die meisten SR zusätzlich in einem Verein aktiv als Trainer, Spieler oder sonstige Funktionäre. Man wird dann natürlich nicht zu entsprechenden Spielen zugeteilt, die den eigenen Verein betreffen.