Schneller Freistoß nach Foul mit verletztem Spieler

  • Bei einem Kopfball wurde der gegnerische Spieler am eigenen 16er angerempelt und blieb mit Schmerzen am Rücken liegen. Für mich war das kein Grund, die Verletzung behandeln zu lassen, da der Verletzte einen sehr theatralischen Eindruck machte. Am Ende brauchte der Verletzte auch keine Hilfe.


    Während der Spieler noch auf dem Boden lag und ich gerade erst am Ort des Geschehens eintraf (das ging alles sehr schnell), hat ein Mitspieler des Verletzten den Ball zurecht gelegt, und den Freistoß direkt ins gegnerische Tor geschossen.


    Das war möglich, da weder ein Gegenspieler noch ich im Weg stand und ich nicht signalisiert hatte, dass jemand zur Behandlung kommen sollte.


    Ich hab das Tor gegeben. Aber war das richtig? Hätte ich mich anders verhalten sollen, und die schnelle Ausführung verhindern sollen, aber wie?

  • So ganz schlüssig ist die Schilderung für mich auch nicht, daher ganz grundsätzlich:


    Halte ich einen Spieler für ernsthaft verletzt, ist definitiv Pause, bis das geklärt ist.


    Gehe ich davon aus, dass keine ernsthafte Verletzung vorliegt und ein Mitspieler, der auch gesehen hat, dass sein Mannschaftskollege da liegt, führt den Freistoß aus, so geht es weiter - mit allen Konsequenzen. Eine Unterbrechung des Spiels wegen der Verletzung kommt dann nur noch in dem Ausnahmefall in Betracht, wenn ich zwischenzeitlich zu der Erkenntnis komme, dass der Spieler doch ernsthaft verletzt ist.


    In allen anderen Fällen werde ich zunächst klären, ob der Verletzte eine Behandlung wünscht.

  • Ich handhabe das so: Wenn ein Spieler bei einer Spielunterbrechung am Boden liegt, egal von welcher Mannschaft, unterbinde ich die Spielfortsetzung. Ich kann nicht wissen, ob der Spieler wirklich verletzt ist oder nicht. Das bringt auch etwas Ruhe in die Situation rein. Und ich will damit auch etwas gegen das theatralische Fallenlassen tuen.

  • Ich finde die Entscheidung richtig. Warum jedes Mal sofort den Ball blocken? In 99,99 Prozent ist da außer Gejammer nämlich gar nix. Wenn der Freistoß schnell ausgeführt wird und es stellt sich danach heraus, dass doch eine Behandlung mit den Wunderheilmitteln aus dem ominösen Koffer nötig ist, dann ist das früh genug. Wieviel Zeit ist seither vergangen, seit der Freistoß ausgeführt wurde? 10Sek? 15Sek?

    Ich habe noch nie erlebt, dass eine sog. Verletzung auf dem Spielfeld lebensbedrohend war. Wenn sich ein Spieler so schwer verletzt hat, dass sofortige Hilfe nötig ist, dann sieht man das auch sofort und reagiert entsprechend. Ich hasse es, wenn der Schiedsrichter sofort die Pfeife in den Himmel hebt und die Ausführung blockt, nachdem er am Strafraum den Freistoß für den Angreifer gepfiffen hat und diesem somit ohne jede Not den klaren Vorteil, der ein Freistoß ja sein soll, nimmt, nur um sicher zu gehen, dass auch ja alle sich rechtzeitig im Strafraum versammeln oder der "Schwerverletzte" sich lange genug ausgeruht hat. Das ist nicht im Sinne der Regel und wird viel zu oft missbraucht.

    Deshalb war die Entscheidung hier richtig. Mutig und richtig.

  • Ich hasse es, wenn der Schiedsrichter sofort die Pfeife in den Himmel hebt und die Ausführung blockt,[...] und diesem somit ohne jede Not den klaren Vorteil, [..], nimmt, nur um sicher zu gehen, [...] Das ist nicht im Sinne der Regel und wird viel zu oft missbraucht.

    Grundsätzlich finde ich auch, dass SR zu oft die schnelle Ausführung gerade am 16er verhindern.
    Aber wenn der Angreifer da liegen bleibt und mehr oder weniger simuliert hat er halt Pech gehabt und nimmt sich selbst den Vorteil.

    Wobei ich mich an keinen Freistoß in dem Bereich erinnern kann, der nicht vom SR geblockt wurde.. egal ob mit oder ohne "verletztem" Spieler.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Und genau der letzte Satz ist es: ...keinen Freistoß erinnern, der nicht geblockt wird vom SR...

    Ich stelle die Frage nach dem "warum".

    Auf welchen Passus in der Regel berufen sich die Kollegen? Das wird nur deshalb gemacht, damit man seine Ruhe hat. Und das Schlimmste ist, es hat sich mittlerweile durchgesetzt. Die ausführende Mannschaft wartet doch inzwischen schon von sich aus und fragt mich, ober der Ball freigegeben ist. Ich reagiere da nur noch genervt und manchmal sogar unwirsch und frage zurück, ob sie die Regeln nicht kennen. Aber das ist ja letztlich nur das Ergebnis der Kollegen, die Woche für Woche bei jedem Freistoß die schnelle Spielfortsezung verhindern, weil sie nicht den Arsch in der Hose haben und einfach mal laufen lassen und abwarten, was passiert. Nein. Ist ja einfacher zu blocken, dann geht man ja der anschließenden Diskussion elegant aus dem Weg.

    Ich werde irgendwann als Beobachter tätig sein und ich weiß jetzt schon, dass ich jedem was abziehen werde, der grundlos die schnelle Spielfortsetzung verhindert oder einen schnell ausgeführten Freistoß sogar zurück pfeift.

    Aber man kann den jungen Kollegen eigentlich keinen Vorwurf machen, sie kriegen es in der Bundesliga von unserer Elite ja vorgemacht.

  • Auch bei vielen Schiedsrichtern (meist die, die nur an wenigen Lehrabenden teilnehmen) gibt es den Irrglauben, dass die verteidigende Mannschaft das Stellen der Mauer verlangen kann. Ich frage die dann regelmäßig, ob es was bringt?- wer weiß. Wenn ich das blocke, um Diskussionen aus dem weg zu gehen, gebe ich dann auch keine umstrittenen roten Karten? Und wo ist dann die Persönlichkeit, die bei der Beobachtung eine Rolle spielt.... Also haben wir zwei Kategorien von Schiedsrichtern, die die schnelle Fortsetzung verhindern: entweder keine Ahnung oder keinen Arxxx in der Hose. Für den Fussball ist eines so schlecht, wie das das Andere...

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

    Einmal editiert, zuletzt von StefanM ()

  • Ich bin da bei euch: Wenn es geht, blockiere ich den Ball so wenig wie möglich beim Freistoß. Aber bei einer Verletzung unterbreche ich es immer. Ich kann einfach nicht wissen, was der Spieler hat. Was wohl los wäre, wenn ich die schnelle Ausführung zulassen würde, der Spieler bleibt liegen und es kommt zum Konter. Das kann ich vermeiden.

  • StefanM

    Und woran liegt das? Genau: Im Fernsehfußball gibt es auch keine schnell ausgeführten Freistöße, da wird immer erst einmal der Ball und dann die Mauer abgesprayt - übrigens auch dann, wenn eine schnelle Ausführung einen echten Vorteil brächte ...

  • Matze schreibt zwei wichtige Dinge: 1x das Wörtchen "Verletzung", 1x den Satz "der Spieler bleibt liegen und es kommt zum Konter" (ich würde so ergänzen "ist tatsächlich verletzt und es kommt zum Konter".


    Hier kommt es also auf die Wahrnehmung des SR an: bin ich mir sicher, der Spieler ist nicht verletzt und niocht behandlungsbedürftig, dann kann ich einer schnellen Spielfortsetzung zustimmen.


    Habe ich allerdings Zweifel, ob der Spieler verletzt und/oder behandlungsbedürftig ist, dann wird so lange unterbrochen bis klar ist, wie es um den Spieler steht.


    Bernie schrieb eingangs "[...] angerempelt und blieb mit Schmerzen am Rücken liegen" zusammen mit "theatralischem Eindruck".


    Aus meiner Sicht gibt es hier kein "richtig" oder "falsch", sondern der SR entscheidet aufgrund seiner Wahrnehmung. Ich tendiere zu folgendem:


    Wenn der am Boden liegende Spieler schnell (d.h. vor Freistoßausführung) wieder aufgesprungen wäre (oder zumindest am Aufstehen/Aufrappeln gewesen wäre), hätte ich weiterlaufen lassen --> Tor.


    Wenn ich den Eindruck habe er hat tatsächlich "Schmerzen am Rücken" und bleibt liegen, hätte ich den Ball nicht freigegeben, sondern zunächst die mögliche Verletzung/Behandlungsbedürftigkeit geklärt --> kein Tor, Wiederholung.


    Insbesondere beim Wörtchen "theatralisch" interpretiere ich in die Situation, dass ein Spieler ein groberes Foul vortäuschen möchte, als tatsächlich vorliegt, um beispielsweise eine persönliche Strafe für den Gegenspieler zu erreichen oder auf Zeit zu spielen. Je theatralischer das Fallen/Liegenbleiben also ausfällt, desto eher habe ich den Drang, die Schwere der Verletzung selbst zu erkunden --> kein Tor, Wiederholung. Die Möglichkeit der schnellen Freistoßausführung verhindert demnach der "theatralische am Boden liegende (simulierende?) Spieler". Der angreifenden Mannschaft mache ich das mit einem Satz wie z.B. "hier liegt Euer eigener Mann am Boden und krümmt sich klar.


    Andersherum gibt es bei mir aber (im Gegensatz zu eigentlich allen Profispielen, die ich mir anschaue) sehr schnell eine Verwarnung, wenn ein Verteidiger die schnelle Ausführung eines Freistoßes durch davorstellen/blockieren des Balls verhindern möchte. Häufig läuft ja ein Verteidiger bewusst mehrere Schritte in Richtung Ball (anstatt vom Ball weg), das ist dann "mein" Kandidat...


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • wurde der gegnerische Spieler am eigenen 16er angerempelt und blieb mit Schmerzen am Rücken liegen.

    Blieb er liegen? oder blieb er mit Schmerzen liegen? Falls ich als Schiedsrichter der Meinung bin, der Spieler blieb mit Schmerzen liegen, wird erst weiter gespielt nachdem ich mich vergewissert habe, dass keine ernsthafte Verletzung vorliegt.

  • Nun, das intreressante an der Frage ist ja auch WO der Spieler gerade liegt - das wird bei der ganzen Diskussion hier vergessen.


    Auch wenn ich ein Freund der schnellen Spielfortsetzung bin, verbietet sich sich diese weil der Spieler (theaterspielend oder nicht) genau dort liegt wo nach der Freistoßausführung das Spielgeschehen stattfindet. Um ein Verletzungsrisiko zu vermeiden bin ich in diesem Falle sogar verpflichtet die schnelle Freistoßausführung zu unterbinden.


    Pech gehabt. Soll mal jemand meckern das ich den Freistoß zurückpfeiffe weil ich besorgt um die Gesundheit seines Mitspielers bin. Um so mehr gibst dann Stress in der Kabine wenn es eine "Neymareinlage" war. (Ein Schelm wer Böses dabei denkt)