Spieler zur Behandlung in der Jugend runterschicken

  • Hallo,

    ein Spieler verletzt sich und muss z.B. vom Trainer behandelt werden. Meistens ist der Spieler dann auch wieder auf dem Platz fit. Muss der Spieler dann auch z.B. in der D-Jugend runtergeschickt werde, oder kann man da ein Auge zudrücken?


    MFG

  • Hast du die Augen zum sehen oder zum zudrücken?


    Unter den üblichen regeltechnischen Voraussetzungen (behandelter Spieler ist der Torwart, Behandlung fand gleichzeitig mit der Behandlung des Torwartes statt und dauerte allenfalls wenig länger, Behandlung fand nach einer Regelübertretung statt, welche für die Verletzung kausal war und die mit einer persönlichen Strafe zu ahnden war) kann der Spieler auf dem Feld bleiben, in allen anderen Fällen muss er selbiges verlassen - egal ob Alte Herren oder D-Jugend.


    Was man aber machen kann:
    Den Spieler schnellstmöglich nach Spielfortsetzung wieder auf das Feld winken, sofern das Spielgeschehen nicht direkt vor seiner Nase stattfindet oder er anderweitig (z.B. durch Annahme einer Flanke) unmittelbar einen Vorteil aus seinem Standort ziehen kann, so dass die Sache wirklich nur eine Formalie darstellt.


    Und was auch noch geht:
    In Hessen ist in der D-Jugend in allen Klassen der Rückwechsel erlaubt. Ein cleverer Trainer wechselt den behandelten Spieler also aus, der eingewechselte Spieler kann bekanntlich sofort mitwirken. Und in der nächsten Spielfortsetzung wird dann eben rückgewechselt …


    Ach ja:
    Der Verzicht auf "der Spieler muss das Feld verlassen" ist, gleich ob mit Absicht oder echtes Versehen, ein Regelverstoß. Und wenn es dumm kommt (z.B. der Spieler verwandelt den direkten Freistoß zum entscheidenden Tor), dann ist das auch definitiv ein Grund für eine Wiederholung des Spiels.

  • Wobei es schon die berühmte "goldene Brücke" gibt - was eine "Behandlung" ist, entscheidet der Schiedsrichter. Und wenn es für den SR keine Behandlung ist, wenn der Trainer dem Spieler hochhilft und dreimal das Köpfchen tätschelt (wobei die Jungs in der D eigentlich aus dem Alter raus sind), dann darf der Spieler natürlich auch auf dem Platz bleiben. Sollte der Spieler tatsächlich behandelt werden, und sei es nur ein Kühlpäckchen auf dem Knöchel, dann sollte der Spieler schon zum Schutz vom Platz geschickt werden. Ob er wieder richtig laufen kann, sollte er dann nämlich erstmal außerhalb des Feldes ohne Gegnerdruck und ohne Adrenalin probieren...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Auch wenn es wieder einige geben wird, die einen Shitstorm veranstalten. Dieses Thema geht mir gewaltig auf den Keks.


    Ein benachbarter Verein hat in seinen Reihen einen hier in Hamburgs Nordosten praktizierenden Orthopäden in seinen Reihen. Häufig ist dieser auch als Mannschaftsarzt auf dem Spielberichtsbogen aufgeführt und sitzt in der Coachingzone.


    Sein Kommentar zum Thema "Behandlung":


    Alleine das Wort in dem Zusammenhang zu nennen, was sich viele Mannschaftsverantwortliche nach den üblichen Kontaktblessuren auf dem Feld erlauben grenzt an Körperverletzung.


    Er würde [Zitat] niemals eine Behandlung auf einem Sportplatz durchführen, es sei denn sie wäre für einen sicheren Transport des Verletzten absolut medizinisch notwendig.[Zitat Ende]

    Das was in den meisten Fällen auf dem Feld von den Laienhelfern ausgeübt wird nennt sich Ersthilfe - Kühlbeutel auflegen ist keine Behandlung.

    Darüber hinaus warnt er vor dem unsachgemäßem Einsatz von Kühlbeuteln. Wer keine medizinische Diagnose stellen kann sollte von Kühlmitteln jedweder Art lieber die Finger lassen.


    Der medizinische gebildete Sportsfreund half mir dabei das Wort "Behandlung" im Sinne des Regelwerks einmal abzugrenzen. In 99,9% aller Fussballblessuren ist eine sofortige Behandlung auf dem Feld nicht erforderlich und medizinisch auch durch Fachpersonal gar nicht möglich.


    Wer einen Koffer mit Kühlpacks auf´s Spielfeld nimmt, aber das Simple Pflaster oder eine Mullbinde nicht dabei hat, sollte lieber am Spielfeldrand bleiben.

    Wenn überhaupt mal ein First-Aid-Kit in die Coachingzone mitgenommen wird, sind Pflaster und Leukoplastrollen meist alle, weil es ja wichtiger ist das Festivalbändchen abzutapen als dieses Verbandmaterial dafür zu verwenden wofür es wirklich gebraucht wird: Die fussball typischen blutenden Knieabschürfungen zu verarzten.


    Meine Linie bei derartigen Vorgängen ist:

    Kommt ein Betreuer auf den Platz geht der Spieler erstmal runter (von den Regelausnahmen mal abgesehen)

    Jetzt wird erstmal das Spiel fortgesetzt - weil der Spieler ja "Behandelt" werden muss. Der Trainer kann sich folgendes aussuchen:

    • Nach Spielfortsetzung darf er darum bitten das ich den Spieler wieder "reinwinke" oder.
    • Er wartet bis zur nächsten Unterbrechung damit er Wechseln kann.
  • Zur meinen aktiven Zeit habe ich ich bei fast jedem Spieler, der schreiend, oder auch ruhig am Boden lag, den Betreuer gerufen. Selbstverständlich wurde dem Spieler genügend Zeit zur Erhohlung gegeben, ausserhalb vom Spielfeld.

    Das hatte einen Grund! Bei einem Pokalspiel lag ein Spieler der führenden Mannschaft kurz vor Schluss plötzlich am Boden. Nachdem auch schon vorher diverse Spieler "viel Zeit" hatten, ließ ich natürlich weiterspielen. Der Spieler stand nicht mehr auf und der Betreuer kam aufs Feld. Dem Spieler war die Zunge in den Rachen gerutscht und drohte zu ersticken!

    Auch wenn es nicht immer Regelkonform war, rief ich immer, wenn ein Spieler nicht gleich wieder aufgestanden ist, den Betreuer herein.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Wir sollten uns jetzt nicht an der Bedeutung der "Behandlung" festhalten, sondern an dem, was der Regelgeber will: Kommt jemand auf den Platz, um den Spieler zu "behandeln" - und Behandlung ist für mich in diesem Zusammenhang auch der rein mental wirkende Zuspruch oder ein aufmunterndes "auf die Schulter klopfen" -, dann muss der Spieler eben runter oder ausgewechselt werden. Ich riskiere doch keine Zeitverzögerung oder gebe die Gelegenheit zur Verteilung taktischer Anweisungen, dafür muss eben ein "Preis" (zusätzlich zur Nachspielzeit) "gezahlt" werden.

  • So ist es, Manfred. Und deshalb widerspreche ich auch ente. Es gibt kein Hintertürchen. Sobald ich den Betreuer auf's Spielfeld rufe und er beim Spieler angekommen ist, muss der Spieler

    ( abgesehen von den festgelegten Ausnahmen ) das Spielfeld verlassen. Kein Spielraum.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Wobei es schon die berühmte "goldene Brücke" gibt - was eine "Behandlung" ist, entscheidet der Schiedsrichter. Und wenn es für den SR keine Behandlung ist, wenn der Trainer dem Spieler hochhilft und dreimal das Köpfchen tätschelt (wobei die Jungs in der D eigentlich aus dem Alter raus sind), dann darf der Spieler natürlich auch auf dem Platz bleiben. Sollte der Spieler tatsächlich behandelt werden, und sei es nur ein Kühlpäckchen auf dem Knöchel, dann sollte der Spieler schon zum Schutz vom Platz geschickt werden. Ob er wieder richtig laufen kann, sollte er dann nämlich erstmal außerhalb des Feldes ohne Gegnerdruck und ohne Adrenalin probieren...


    Dem widerspreche ich. Wenn der Betreuer nach Aufforderung des SR auf das Spielfeld gelaufen kommt, dann muss der Spieler mit runter (Ausnahmen wurden von Manfred bereits genannt).

  • Wo steht das? In Regel 5 jedenfalls nicht. Und zur Erinnerung: In der Ausgangsfrage ging es um eine D-Jugend. Da behaupte ich, es ist sogar besser für den Spielfluss, wenn der Trainer schnell mal auf den Platz kommt und genau so schnell wieder verschwunden ist, als wenn du alle paar Minuten die Standardprozedur mit Spieler ansprechen, Trainer auf den Platz holen, Spieler vom Platz führen lassen, durchführen musst. Und natürlich schließt das ein, dass es weder ausgedehnte "Behandlungen" auf dem Feld gibt, noch dass der Trainer seine Spieler im 2-Minuten-Takt betutteln darf um das Spiel zu verzögern.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • So ist es.

    Pragmatische Regelungen in unteren Jugenden sind natürlich eine andere Baustelle. Das würde ich aber eher im Bereich F-/G-Jugend ansiedeln. In der D-Jugend kommen die Spieler schon ganz gut alleine klar.

  • Bei uns - und die Anfrage kam aus Hessen, nur den Kreis kenne ich nicht - wird ab D-Jugend offiziell angesetzt, da hat man es mit dem Bruch der alten Sitten ohnehin oft schwer, so dass ich wirklich jedem Schiedsrichter nur empfehlen kann, sich strikt an das Regelwerk zu halten - nicht nur, damit man sich regelkonform verhält, sondern auch, um sich und dem Kollegen in der nächsten Woche das Leben nicht unnötig schwer zu machen.


    Ich bin gerne zu dem Zugeständnis bereit, dass gilt, je jünger ein Spieler ist, desto schwerer ist die Verletzung, d.h. um so eher ist eine "Behandlung" notwendig. Aber es ist schon ein erstaunlicher Lerneffekt, wenn Spieler und Trainer erst einmal gemerkt haben, dass der "Behandelte" vom Feld muss, dass die "schweren" Verletzungen plötzlich rapide abnehmen.


    Was legal geht - Auswechslung und ggf. spätere Rückwechslung sowie schnellstmögliches Wiederzulassen - hatte ich bereits beschrieben, mehr geht nicht - Punkt und Ende.

  • Ich finde in Regel 5, Punkt Verletzungen, folgende Spieler, die den Platz explizit verlassen MÜSSEN:

    - Spieler, die behandelt werden sollen (mit den bekannten Ausnahmen)

    - blutende Spieler

    - Spieler, für die der SR Ärzte oder Sanitäter auf das Spielfeld gelassen hat (dürfte in der D-Jugend eher selten der Fall sein)

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • - Spieler, die behandelt werden sollen (mit den bekannten Ausnahmen)

    - blutende Spieler

    - Spieler, für die der SR Ärzte oder Sanitäter auf das Spielfeld gelassen hat (dürfte in der D-Jugend eher selten der Fall sein)

    Das liegt daran, das wieder einmal das Wort "Behandlung" falsch ausgelegt wird.

    Eine Behandlung nimmt ein Arzt vor, oder eben ein ausgebildeter Sanitäter um den verletzten Transportfähig zu machen. Jeder andere, der auf das Spielfeld gerufen wird sorgt lediglich dafür, das der Verletzte Abtransportiert wird um außerhalb des Feldes "Behandelt" zu werden.


    Der Sinn der Regel ist, das ein Spiel nicht ständig oder zu lange wegen Verletzungen unterbrochen ist- oder durch vorgetäuschte Verletzungen Zeit geschunden oder für "Erholungspausen" genutzt wird. Deshalb soll eine Verletzung auch nur auf dem Feld erfolgen wenn es notwendig ist.

    Ich wiederhole an dieser Stelle: Die Kühlbeutel Fraktion fällt definitiv nicht unter den Sinn der "Notwendigkeit auf dem Feld"


    Es klingt vielleicht ein wenig Zynismus mit. Aber der Regelgeber hat sich etwas dabei gedacht. So lange ein Verletzter transportfähig ist bzw. ohne oder mit Hilfe das Spielfeld verlassen kann soll das Spiel nicht unnötig durch eine Behandlung unterbrochen werden.


    Aber es ist schon ein erstaunlicher Lerneffekt, wenn Spieler und Trainer erst einmal gemerkt haben, dass der "Behandelte" vom Feld muss, dass die "schweren" Verletzungen plötzlich rapide abnehmen.

    Ja Manfred - diesen Lerneffekt stelle ich auch fest.


    Blasen bekomme ich dann immer bei folgenden Kommentaren: "Schwer Verletzt blieb unser Spieler am Boden liegen und der Schiri gab nicht einmal gelb. Dafür konnte er den anschließenden Freistoß aber direkt verwandeln."

  • Ärzte oder Sanitäter meint an dieser Stelle einfach jegliche medizinische Betreuer, die den Spieler vom Feld bringen sollen.

    Wenn du Trainer da exkludierst müsstest du mir erstmal die Stelle zeigen, wo denn überhaupt Trainer aufs Spielfeld dürfen?

  • Ich empfehle zum Begriff "Behandlung" mal einen Blick in die entsprechenden Bedeutungswörterbücher oder Internet-Seiten.

  • SixthSCTF

    magst Du deinen letzten Beitrag bitte nochmal editieren ;)

    Zitat

    Deshalb soll eine Verletzung auch nur auf dem Feld erfolgen wenn es notwendig ist.

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

  • Ansonsten ist für mich jede Art Betreuung, die von jemandem durchgeführt wird, der im Spielbericht als Teamoffizieller eingetragen ist, eine Behandlung; außerdem natürlich eine Behandlung, die durch nicht auf dem Spielbericht eingetragene Ärzte/ Sanitäter erfolgt.

    Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute sehr
    wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung
    angesehen.

  • Ich finde in Regel 5, Punkt Verletzungen, folgende Spieler, die den Platz explizit verlassen MÜSSEN:

    - Spieler, die behandelt werden sollen (mit den bekannten Ausnahmen)

    - blutende Spieler

    - Spieler, für die der SR Ärzte oder Sanitäter auf das Spielfeld gelassen hat (dürfte in der D-Jugend eher selten der Fall sein)


    Du stellst also darauf ab, dass der Trainer, der auf dem Spielfeld war, keine Behandlung durchgeführt hat und kein Arzt/Sanitäter ist und deswegen der behandelte betreute Spieler in keine dieser drei Gruppen fällt.


    Dann müsstest Du im Umkehrschluss den Trainer aufgrund unerlaubten Betreten des Spielfelds ermahnen oder im Wiederholungsfall des Innenraums verweisen, denn für eine Betreuung, die keine Behandlung im Sinne der Spielregeln darstellt, darf während des Spiels auch von Teamoffiziellen der Platz nicht betreten werden.