Wird in Deutschland zu kleinlich gepfiffen ?

Schwierig.

Ich finde man sollte als erstes mal anfangen, das simulieren zu bestrafen.
Gerade wenn man den Videobeweis nutzen kann und ein Spieler z.B. leicht an der Brust berührt wird, er sich ins Gesicht fast und zu Boden fällt.

Allerdings ist das Problem mit dem Fallenlassen ja folgendes:
Wenn man nicht fällt wird halt nicht gepfiffen, auch nicht bei Tritten auf den Fuß und Tritte in Knöchelhöhe.
Wenn mein Gegner mir auf den Fuß tritt muss ich erst mal fallen (und schreien) sonst bekomme ich keinen Freistoß.

Ähnlich die Situation mit Toni Kroos, er bekommt den Tritt an die Wade (meiner Meinung nach), also durchaus ein Foul. lässt er sich nicht fallen, bekommt er den Freistoß nicht.
In diesem Fall hat aber auch das (leider) nicht geholfen.

Die ganz Schauspielerei und Übertreibung ist also durchaus auch von den SR antrainiert worden.

Bevor wir also über großzügige Spielleitung reden, muss man erst mal den Rest in den Griff bekommen meiner Meinung nach.
Dazu gehört simulieren zu bestrafen, dafür aber auch Fouls pfeifen, wenn der Gefoulte nicht hinfällt und schreit sondern vielleicht nur stehen bleibt und den Freistoß gerne hätte, statt dem Vorteil.
Wenn man das im Griff hat kann man sich unterhalten wie streng man pfeifen soll.

Ich bekenne mich als Fan einer eher kleinlichen Spielleitung - ganz pragmatisch in den unteren Spielklassen, weil das einfach Ruhe ins Spiel bringt sowie Tätlichkeiten und Revanchefouls vorbeugt; da ist offen gestanden schon der Vorteil manchmal ein Problem, den ich natürlich gewähre, der aber auch die Linie verwässert. Wobei man kleinliche Spielleitung jetzt nicht mit körperlosem Spiel verwechseln sollte, sondern nur eine sehr konsequente Ahndung von Haltereien, Ringkämpfen und ähnlichem Unfug bedeutet. Positiver Nebeneffekt - übrigens für alle Beteiligten - ist, dass man in der Regel, sobald die Spieler verstanden haben, was (nicht) geht, oft (natürlich nicht immer, manchmal fehlt es einfach an den Voraussetzungen) ein sehr schön anzusehendes technisch geprägtes Spiel zu sehen bekommt, wo es dann um echtes Können und nicht bloßes Holzen geht; das könnte durchaus auch auf höchster Ebene durchaus eintreten.

Konkret stört mich an den WM-Spielleitungen nicht nur das "weglächeln", sondern der Eindruck, dass es vor allem wichtig ist, dass der Ball im Spiel bleibt und es wenig Unterbrechungen gibt. So etwas in der Art hatten wir bei einer WM schon einmal, aber auch damals ist das eher misslungen und man war in den unteren Ebenen froh, dass die Schiedsrichter "wie immer" pfiffen.

amfa: Wenn Du konsequent pfeifst, gibt es interessanterweise auch kaum Schwalben - und wenn, dann liegt es an Dir als SR, dem Tiefflieger klar zu machen, was er damit erreicht.

Man sollte nicht den Fehler machen und unsere Wald - und Wiesenpfeiferei (natürlich auch meine) mit der einer WM zu vergleichen. Ich finde es gut, dass nicht jeder Schubser, wo die Spieler einen Freistoß rausholen wollen, abgepfiffen wird. Was mir aber auffällt, ist das übermäßige Rudern mit den Armen nach hinten, wo dann einfach der Treffer ins Gesicht des Gegners in Kauf genommen wird. Da sollten die Schiedsrichter präventiver eingreifen und zur Not auch mal Gelb ziehen.

Was auch noch konsequenter geahndet werden sollte, ist diese unsägliche Schauspielerei bei kleinsten Berührungen (Pepe, Umtiti, usw.), das fordern des Videobeweises (eigentl. Pflichtgelb) und die unsäglichen Schwalben, die es leider Gottes immer noch gibt. Auch diese kleinen fiesen Fouls (Tritt auf den Fuß) - an denen sich vieles hochschaukelt, was dann halt in der Treterei wie gestern endet - sollten strenger geahndet werden. Wenn Mandzukic gestern in der Anfangsphase für seinen Tritt auf den Fuß und der Spieler, der bei ihm kurz danach das gleiche macht, gleich gelb sehen, bin ich der festen Überzeugung, dass das Spiel fairer abläuft. Aber solche gelben Karten sind von der FIFA scheinbar nicht gewollt.

Trotzdem überzeugt mich die alles in allem hohe Qualität der bisherigen Spielleitungen und der sinnvolle Einsatz des Videobeweises. Da kann man nur hoffen, dass es so bleibt.

Ich bin bei mfs67227. Was wir hier zu sehen bekommen, hat mit regelkonformen, einheitlichen Spielleitunen nichts zu tun. Ich habe bereits mehrere Tätlichkeiten gesehen, die auch von den SR wahrgenommen wurden.
Gestern hätte es einen Strafstoß für Schweden geben müssen- weder das Rempeln oben (zu heftig, kein Kampf um den Ball) noch das Beinstellen unten waren regelkonform. Da habe ich ehrlich gesagt kein Verständnis dafür, wenn solche klaren Sachen nicht geahndet werden. Dass im Gegenzug die Schweden ihre Fairness einpacken und Zeitspiel bis zum geht nicht mehr beteiben ist eine direkte Folge von solchen Entscheidungen.

Dann kommt es nach dem Spiel noch zu unschönen Szenen- kann man sich alles sparen finde ich.

Zitat von BestRefinTown

Was wir hier zu sehen bekommen, hat mit regelkonformen, einheitlichen Spielleitungen nichts zu tun. [...]
Gestern hätte es einen Strafstoß für Schweden geben müssen[...] Dass im Gegenzug die Schweden ihre Fairness einpacken und Zeitspiel bis zum geht nicht mehr beteiben [...]

Genau so habe ich das auch empfunden. Selbst durch meine Schwarz-Rot-Güldene-Fanbrille war die Boateng-Aktion ein klares Foulspiel. Ich hätte keine Sekunde gezögert.

Zeitspielaktionen sind mir ebenfalls schon mehrfach "Auf den Sack" gegangen. Da hätt´ es bei mir schon deutliche mehr Gelb wegen Zeitspiel gegeben und das ich die 6-Sekunden Regel kenne hat ja auch auf dem Usertreffen nahezu jeder kommentiert.

In etwa ´ner halben Stunde fahre ich los und pfeiffe ein Vorbereitungsspiel unserer B-Jugend die in den nächsten Tagen zu einem Internationalem Turnier nach Schweden fährt.

Da habe ich dann wieder das Gefühl das mein Spiel von den Regeln her ein ganz anderes ist als das was ich bei der WM zu sehen bekomme.

Zudem sind Strafstoß-Entscheidungen ja auch eines der Einsatzgebiete des Videobeweises. Da frage ich mich echt, warum auch der VAR da nicht eingegriffen hat. Das heißt, hier hat nicht nur der SR am Feld einen Fehler gemacht (wo man ja noch darüber hinwegsehen könnte, jeder macht mal Fehler), sondern auch die Videoschiedsrichter. Und da habe auch ich kein Verständnis für.

Zitat von SixthSCTF

In etwa ´ner halben Stunde fahre ich los und pfeiffe ein Vorbereitungsspiel unserer B-Jugend die in den nächsten Tagen zu einem Internationalem Turnier nach Schweden fährt.

Da habe ich dann wieder das Gefühl das mein Spiel von den Regeln her ein ganz anderes ist als das was ich bei der WM zu sehen bekomme.

Alle zwei Jahre diskutieren wir über dieses Thema. Mittlerweile müsste es doch auch der letzte mitgekriegt haben, dass auf dieser Ebene und im Profibereich im allgemeinen anders gepfiffen wird, als auf den Dorfplätzen.

Zitat von Kaef

Alle zwei Jahre diskutieren wir über dieses Thema. Mittlerweile müsste es doch auch der letzte mitgekriegt haben, dass auf dieser Ebene und im Profibereich im allgemeinen anders gepfiffen wird, als auf den Dorfplätzen.

Da hast Du zwar recht, das macht es aber nicht besser.

So lange Du am Wochenende Dir anhören musst

• "Aber in der Bundesliga"
• "letzte Woche bei der WM"
• etc

Hast Du jedesmal Stress weil Du die Regeln nach Regelwerk umsetzt.

Das kann ich so nicht bestätigen. In den letzten ca. 10 Jahren kam es ein einziges mal vor, dass ein Spieler nach einem vermeintlichen Handspiel im Strafraum zu mir sagte: "Aber in der Champions League gibt's da Elfmeter!" Meine Antwort war da nur: "Wir sind hier aber in der Kreisklasse und wenn du da Elfmeter haben willst, musst du Champions League spielen!" Von dem Spieler kam danach nichts mehr.

Wie gesagt, dass war einmal und ich pfeife weiß Gott nicht wenig.