• Mit netten Betitelungen kommen wir nicht weiter, so etwas sollten wir uns ersparen.


    Klar ist, dass bei einer (Tor)Abwehraktion, also der Verhinderung eines Torschusses (also ein Schuss, bei dem der Verteidiger nach seinem Standpunkt davon ausgehen darf, dass dieser Ball ins Tor oder einigermaßen knapp daneben - hier bleibe ich beim Torraum - gehen wird) auch das gewollt-kontrollierte Ballspiel das Abseits nicht aufhebt.


    Ansonsten unterscheidet sich das gewollt-kontrollierte Spiel vom gewollt-unkontrollierten Spiel sicher vor allem daran, mit welchem Körperteil der Ball berührt wird. Dreht sich ein Spieler in die Schussbahn, so legt er es zweifellos auf einen Ballkontakt an, will den Ball aber nicht kontrolliert spielen, ergo bleibt die Abseitsstellung relevant.


    Ich denke, wir alle haben unterdessen eine einheitliche Vorstellung davon, was das Regelwerk uns vorgibt, lediglich die Kriterien der Anwendung unterscheidet sich noch um Nuancen.

  • Ich frag mich sowieso, wie man um eine so klar definierte Regel so ein Brimborium machen kann. Da kann man nur hoffen, dass hier kein Jungschiedsrichter mitliest. Der weiß dann nicht mehr ein, noch aus.

    Fehlt hier nur noch die obligatorische "Doktorarbeit".

  • Immer kommt von irgendwem dieser komische Einwand mit den Jungschiedsrichtern ... Ich habe dieses Forum eigentlich als Plattform verstanden, wo man auch mal auf "akademischer Ebene" diskutieren kann. Es wurde ja deutlich geschrieben, dass für die Praxis alles klar ist. Auf der Abstraktionsebene ist aber, zumindest für mich, nicht alles klar und das wollte ich halt ansprechen.


    Wenn der Zweck dieses Forums nur Praxisfragen und Hinweise für Jungschiedsrichter sind, dann entschuldige ich mich.

  • Ich denke das siehts Du richtig smirk_mirkin

    Auf der Abstraktionsebene ist aber, zumindest für mich, nicht alles klar und das wollte ich halt ansprechen.

    Leider ist es so, das die "Akademische Abstraktionsebene" oft mit der pragmatischen oder der praxisbezogenen Anwendung verwischt und dann oftmals von einigen das eine vom anderen nicht getrennt werden kann.


    Kein Vorwurf, nur eine Feststellung

  • In diesem Forum haben Neulinge und akademische Fragen Platz und Berechtigung. Allenfalls ist darauf zu achten, hier die Trennlinie zu verdeutlichen - aber das sollte in diesem Thema mehr als deutlich der Fall sein, also alles im grünen Bereich.

  • Ich hole mal ein altes Thema hoch. Hat sich in dieser Frage eine wirkliche Klärung ergeben? Ich finde es immer noch verwirrend, und das Lehrmaterial z.T. widersprüchlich.


    Als Beispiel folgende Szene aus meinem letzten Spiel: Angreifer 1 spielt aus dem Halbfeld eine Flanke auf Angreifer 2, der klar im Abseits steht. 5m vor ihm (also "vor" in Ballflugrichtung und somit eher horizontal als vertikal gemeint) steht ein Verteidiger, der den Ball wegschlagen will. Der Verteidiger hat also die klare Absicht, den Ball zu spielen. Das misslingt indes ziemlich und er streift den Ball nur. Der Ball gelangt zu Angreifer 2 und der netzt ein.


    Tor oder Abseits?

  • Der Verteidiger hat also die klare Absicht, den Ball zu spielen. Das misslingt indes ziemlich und er streift den Ball nur. Der Ball gelangt zu Angreifer 2 und der netzt ein.

    Ballberührung durch Verteidiger hebt Abseits auf.


    Als SR haben wir nicht das Ziel der Ballberührung (in diesem Falle vermutlich hoch und weit wegschlagen) zu bewerten, sondern nur ob die Absicht (der Ballberührung) erfolgreich war.

  • Ja, das war auch mein Kenntnisstand und ich habe das Tor gegeben. Es steht aber z.B. bei Wikipedia (ich weiß, keine Instanz), bei Ubbo Voss (eher schon eine) und vielerorts sonst, dass das nur bei kontrolliertem Spiel gilt (ob das so Querschläger ausschließt oder nur abgefälschte Bälle, ist ja gerade die Frage). Deswegen würde mich eine DFB-Quelle dafür interessieren.


    Edit: Dabei ist mir übrigens aufgefallen, dass solche Entscheidungen kaum verkäuflich sind und bei Amateurspielen ohne SRA auch nicht besonders fair für den Verteidiger, denn der geht ja ein noch größeres Risiko, wenn er den Ball ohne Klärungsversuch durchlässt im Vertrauen darauf, dass der Alleinpfeifer die Abseitsstellung gesehen hat.

  • Bei Wikipedia steht insoweit nichts verkehrtes, da es sich ja um ein kontrolliertes Spiel handelt - nur war die Kontrolle eben nicht so, wie der Spieler sich das vorgestellt hat. Ubbo Voss weise ich schon länger nicht mehr den Status einer seriösen Quelle zu, spätestens seit er gestorben ist.

  • Bzgl. Fairness: Wenn die Verteidiger eine realistische Chance haben, das Zuspiel auf den Stürmer zu verhindern, ist die Abseitsbestimmung eigentlich nicht mehr notwendig. Deren Zweck ist ja, zu verhindern das sich ein Angreifer durch seine Positionierung "hinter der Abwehr" dem Zugriff der Verteidigung entziehen kann.

    Insofern sehe ich vom Fairness-Aspekt keinen Anspruch des Verteidigers mehr, durch die Abseitsregel geschützt zu werden, wenn er selbst mit einer misslungenen Aktion dem Stürmer hilft.

  • Hier eine Quelle des ZDF in Zusammenarbeit mit dem DFB.

    Der Beitrag ist unmittelbar nach der Regeländerung entstanden, seitdem hat siuch nichts mehr geändert.


    https://www.youtube.com/watch?v=KgeQCA2NdCY

    Danke, aber genau dieser Fall ist auch dort nicht dabei. Ich kann mich erinnern, dass es irgendwo Lehrmaterial mit genau dieser Regeländerung (bzw. Auslegungsänderung) gab, wo der Ball eben absichtlich aber misslungen zum abseits stehenden Angreifer gespielt wird. Ich meine sogar, es war hier im Forum verlinkt, ich finde es aber nicht wieder.


    Manfred
    Wir wissen das. Dieses Verständnis von "kontrolliert" ist indes, gelinde gesagt, nicht intuitiv.

  • Bzgl. Fairness: Wenn die Verteidiger eine realistische Chance haben, das Zuspiel auf den Stürmer zu verhindern, ist die Abseitsbestimmung eigentlich nicht mehr notwendig. Deren Zweck ist ja, zu verhindern das sich ein Angreifer durch seine Positionierung "hinter der Abwehr" dem Zugriff der Verteidigung entziehen kann.

    Naja laut Regelwerk geht es darum sich einen Vorteil zu verschaffen.
    Und ehrlich gesagt in der Bundesliga sehe ich da gar kein so großes Problem.. aber unten in den Beton-Ligen schon eher.
    Da kommt es halt (wegen Unvermögen) halt eher zu solchen Aktionen.
    Besonders häufig kommt es da wohl zu misslungen Kopfbällen, die statt nach vorne nach hinten gehen.

    Als kopfballschwacher Verteidiger fand und finde ich die Regel so halt scheiße ;)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Vorgestern hat mir die "Unwissenheit" der Akteure viel Ruhe bei einer strittigen Abseitsposition gebracht: Der Angreifer schießt ein Tor aus einer (vermutlichen) Abseitsposition. Da es knapp war und ohnehin nur ein Freundschaftsspiel, habe ich laufen lassen. Die anschließenden Diskussionen der Akteure untereinander beendeten die Akteure selbst, indem ein Verteidiger einräumte, den Ball noch leicht abgefälscht zu haben. Nach meiner Wahrnehmung klar kein absichtliches/versuchtes Spielen des Balles vom Verteidiger- ergo nicht maßgeblich bei der Beurteilung 'strafbares Abseits ja oder nein'. Da ich nicht in die Diskussionen involviert war, habe ich geschwiegen und die plötzliche Ruhe genossen.
    Blöd nur, wenn im nächsten Spiel der SR eine solche Ballberührung eines Verteidigers nicht als "neue Spielsituation" wertet und auf strafbares Abseits entscheidet..

  • Besonders häufig kommt es da wohl zu misslungen Kopfbällen, die statt nach vorne nach hinten gehen.

    jaa, der "Klassiker" schlechthin; hatte das auch schön des Öfteren (u.a. auch als SRA) und in einem solchen Moment gibt's dann halt die offene Hand und der laute Hinweis "Ball kommt vom Verteidiger!"