Beleidigungen hinter dem Rücken des Schiris

  • Hi Leute,


    ich hatte heute ein Spiel in der untersten aller Kreisklassen. Auf das fussballerische Talent kam es nicht an, aber bei jeder Berührung wurde geschrien als hätten sie sich die Beine gebrochen. Also war der Schiri mal wieder an allem schuld.


    Zu meiner eigentlichen Frage. Was kann man als Schiri tun wenn sich die Spieler gegenseitig beleidigen, man aber nicht weiß wer wen beleidigt, weil das Spiel nicht unterbrochen ist und man sich ja noch auf das laufende Spiel konzentrieren muss.


    Hätte ich jede Beleidigung genau mit bekommen wäre das Spiel abgebrochen worden weil es zu wenig Spieler gibt.:rote_karte:

  • Wenn du nicht weißt, von wem die Beleidigung kam würde ich nach der Devise: "Ich sehe nichts und ich höre nichts" verfahren, da mir bei so etwas immer gesagt wurde, dass ich bei einer Roten Karte den Spieler mit Name, Vorname, Adresse und Familienstand (natürlich etwas übertrieben gesagt) identifizieren können muss.

  • Wenn du nicht weißt, von wem die Beleidigung kam würde ich nach der Devise: "Ich sehe nichts und ich höre nichts" verfahren, da mir bei so etwas immer gesagt wurde, dass ich bei einer Roten Karte den Spieler mit Name, Vorname, Adresse und Familienstand (natürlich etwas übertrieben gesagt) identifizieren können muss.

    genauso habe ich auch gehandelt. Problem dabei: wenn die Spieler merken sie kommen damit durch wird es immer mehr und mehr. Und das Ende vom Lied war eine tätlichkeit in der 80min. Hätte ich gerne verhindert indem man früher etwas hätte machen können...

  • Zu meiner eigentlichen Frage. Was kann man als Schiri tun wenn sich die Spieler gegenseitig beleidigen, man aber nicht weiß wer wen beleidigt, weil das Spiel nicht unterbrochen ist und man sich ja noch auf das laufende Spiel konzentrieren muss.

    Manchmal hilft eine deutliche Ansprache an beide Spielführer.


    Wenn ich sehe, dass sich zwei (vermutlich) beleidigen oder sonstwie beharken (ich aber den Verursacher nicht ausmachen kann), scheue ich mich nicht zu pfeifen, die beiden zu ermahnen (Steigerung: verwarnen), um das Spiel anscließend mit Schiedsrichterball fortzusetzen.


    Gerade in der Betonliga habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein "Weghören" oder "Übersehen" von (einseitigen oder gegenseitigen) Provokationen dazu führt, dass die Situation demnächst eskaliert [EDIT: erst nach dem Schreiben meines Textes habe ich gelesen, dass es Dir tatsächlich so ergangen ist. Bestätigt mich in meiner Wahrnehmung]. Da unterbreche ich lieber (ggf. auch mehrmals) das Spiel, auch wenn das in dieser Form nicht im Regelwerk steht. Als Schiri dann ruhig, aber bestimmt und souverän auftreten, und sich von der Hektik oder der Aufregung (der Spieler und zuschauer) nicht anstecken lassen.


    Meine Meinung.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Weghören halte ich aus eigener Erfahrung auch für ungünstig. Besser ist eine klare Ansage - das muss nicht zwingend über den Spielführer sein, wessen Organ ausreichend ist, der darf das auch laut über den Platz rufen -, dass, wenn man jemanden "erwischt", für den Spieler das Spiel auch ganz schnell zu Ende sein kann.


    Damit erreicht man, dass

    1. alle wissen, dass der Schiri das sehr wohl gehört hat,

    2. er nur das Problem der Zuordnung hat und

    3. er das ahnden wird.
    Trick am Rande: Durch geschickte Wortwahl nicht zwingend auf die Rote Karte festlegen, das schnallen die meisten Spieler nicht, sondern denken, dass sie dann vorzeitig duschen gehen können.

  • Manchmal hilft eine deutliche Ansprache an beide Spielführer.


    Wenn ich sehe, dass sich zwei (vermutlich) beleidigen oder sonstwie beharken (ich aber den Verursacher nicht ausmachen kann), scheue ich mich nicht zu pfeifen, die beiden zu ermahnen (Steigerung: verwarnen), um das Spiel anscließend mit Schiedsrichterball fortzusetzen.


    Gerade in der Betonliga habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein "Weghören" oder "Übersehen" von (einseitigen oder gegenseitigen) Provokationen dazu führt, dass die Situation demnächst eskaliert. [...]

    Richtig: Weghören ist definitiv das falsche Signal - trotzdem muss man natürlich nicht alles hören. Leider ist es so, das sich oft Dinge im Rücken des SR abspielen, die dazu geneigt sind das ein Spiel eskaliert. Es gubt Spieler die sehr geschickt darin sind ihren Gegenspieler so zu provozieren, das der SR es eben nicht mitbekommt.

    Gerade wenn man nicht genau weis wer gerade den Bockmist baut sollten die Spielführer die erste Adresse sein. Die Formulierungen dann so wählen, das man sehr genau weis wovon man redet und das "Fälligkeitsdatum" bereits sehr nahe ist. Oft wissen die Spielführer welche ihrer Spieler den Zickenkrieg forcieren. Trick dabei: Beobachten wen der Spielführer dann konkret anspricht und Du weist worauf Du etwas genauer achten solltest. Klappt (fast) immer.

    Weghören halte ich aus eigener Erfahrung auch für ungünstig. Besser ist eine klare Ansage - das muss nicht zwingend über den Spielführer sein, wessen Organ ausreichend ist, der darf das auch laut über den Platz rufen -, dass, wenn man jemanden "erwischt", für den Spieler das Spiel auch ganz schnell zu Ende sein kann.

    [...]

    Trick am Rande: Durch geschickte Wortwahl nicht zwingend auf die Rote Karte festlegen, das schnallen die meisten Spieler nicht, sondern denken, dass sie dann vorzeitig duschen gehen können.

    Wenn man die beiden Zankhähne (meist sind es Pärchen) bereits identifiziert hat muss es -wie Manfred sagt - nicht unbedingt der Spielführer sein. Oft ist es so, das der Provoizierende das so geschickt macht das der SR es gerade nicht mitbekommt jedoch die Reaktion darauf um so lautstarker ist. Disziplnarstrafen würden dann vielleicht sogar den Falschen treffen und der Provozierende hätte genau das erreicht was er wollte.

    Beiden hierbei eine Ansage geben - so wie ich es bei meinen Kindern gemacht habe wenn sie sich zankten - ist dann hilfreich.

    Tenor: "Ist mir egal wer angefangen hat. Ihr benehmt Euch sonst nehm Ich Euch beiden das Spielzeug weg."

  • Was aus meinen Erfahrungen bestens funktioniert:

    1. Spiel sofort unterbrechen, bevor die Situation weiter eskaliert.

    2. Beide Spielführer ranholen und so laut informieren, dass es auch die umstehenden Spieler, am besten auch noch Zuschauer in der Nähe mitbekommen: "Ich konnte leider nicht sehen, welcher Spieler genau in dem Fall zu bestrafen ist, aber das wäre ein glasklarer Feldverweis. Leider darf ich nur ahnden, was ich selbst gesehen habe. Bei groben Unsportlichkeiten in seinem Rücken, die der SR nicht sehen konnte, steht es jedem Verein frei, eine Anzeige beim Sportgericht zu erstatten. Dann kann der Spieler auch nachträglich noch eine Sperre erhalten."

    3. Den Hinweis, dass es von einer Anzeige zu einem Urteil oder auch nur zu einer Verhandlung ein seeeeehr weiter Weg ist, vergessen.


    In der Folge war es bei mir in allen Fällen danach mucksmäuschenstill auf dem Platz. Wieviel Papier in der Folge beim Sportgericht in der Rundablage P gelandet ist, kann ich nicht sagen, ist auch nicht mein Bier. In zwei Fällen kam es tatsächlich zu Verhandlungen und zu Urteilen: Der erste Spieler war so "schlau", seinem Gegner auf das Trikot zu rotzen, während der SR des nächsten Spiels keine 10 Meter entfernt seine Platzkontrolle durchführte. Der zweite hat mich im Rücken beleidigt und hatte die grandiose Idee vor dem Sportgericht mitten in der Verhandlung seine Verteidigungsstrategie zu wechseln. Erst wollte er gar nichts gesagt haben, und nachdem 3 Leute, darunter sein eigener Trainer zumindest den Wortlaut bestätigt hatten, wollte er etwas ganz anderes gerufen haben. Aber in der Regel kommen diese Spieler leider ungeschoren davon. Ich kann mit meiner Strategie aber zumindest verhindern, dass es weitere unschöne Dinge in meinem Rücken gibt...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Gutes, interessantes und sehr praxisnahes Thema. Aus meiner Erfahrung geraten zwei Spieler zuerst aneinander, bevor Beleidigungen ausgesprochen werden. Wenn ich mitbekomme, dass zwei Spieler aneinander geraten, unterbreche ich sofort, fordere Fairplay und Shakehands von beiden und es geht mit SR-Ball weiter. Beim zweiten Mal gibts für beide gelb. In der Regel haben es spätestens dann beide verstanden...