Vergeudete Spielzeit - Auslegung des Vorteils

  • Vergeudete Spielzeit ist unter Anwendung der Vorteilsbestimmung nachzuspielen, so steht es in den Regeln. Aber gerade beim Vorteil habe ich Klärungsbedarf.


    Eindeutig ist die Sache, wenn die Mannschaft, welche die Zeit vergeudet hat, im Rückstand liegt. Aber stimmt das wirklich? Das Saisonende kommt in Sicht und erst recht irgendwelche Relegationsrunden - und dort kommt es manchmal auch auf das Torverhältnis an. Von daher stellt sich mir die Frage: Muss ich in Kenntnis solcher Sachverhalte auch diese berücksichtigen oder beschränkt sich die Feststellung des Vorteils auf das reine Spiel? Und was wäre zu tun, wenn der Spielführer der (vermeintlich) zu bevorteilenden Mannschaft mich ausdrücklich um die Nachspielzeit bittet?

  • Übers Ziel hinausgeschossen- ein klassischer Manfred.

    Angenommen Du kommst der Bitte des Spielführers nach, aber genau die andere Mannschaft profitiert am Ende davon- rufst Du dann bei dem Staffelleiter an und bittest um Neuansetzung?


    Nein; Nachspielzeit bzw. der Vorteil gilt nur fürs laufende Spiel.

  • Hallo.


    Du gibst die die Antwort eigentlich selbst: Der Verursacher ist egal.


    Vergeudete Zeit kommt durch bewusstes Handeln der Spieler einer Mannschaft zustande, und das kann sowohl die in Führung liegende sein um die Führung zu sichern als auch die zurückliegende, um eben das Torverhältnis zu sichern.


    Also kann die Zeit nur zugunsten der anderen Mannschaft nachgespielt werden. So weit so gut. Das sind aber Fakten, die sich auf dem Feld ergeben. Es ist zwar interessant im Vorfeld Konfliktpotential aufgrund der Tabellensituation zu kennen, aber das sollte hinsichtlich der Bewertung der vergeudeten Zeit zweitrangig sein, was zählt sind die auf dem Feld geschaffenen Tatsachen.


    Was das Fordern von Nachspielzeit anbelangt, sehe ich hier keine andere Vorgehensweise angebeacht. Natürlich wird diese eingefordert werde. Nur bist Du als der leitende SR derjenige, der die Nachspielzeit festlegt anhand dessen, was aus Deiner Sicht auch wirklich nachzudpielen ist. Von daher unterbinde ich solches Fordern relativ früh, da sobst permanente Quatschtiraden kommen werden bei jeder Aktion.


    Generell finde ich bei vergeudetem Spiel, was erkennbar vorsätzlich aus taktischen Gründen zustande kommt, dass rechtzeitig eingeschritten wird, um eben jeine Diskussionen aufkommen zu lassen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Erst einmal finde ich es toll, dass immer wieder solche Fragen kommen und wir uns gegenseitig abgleichen können. Ich finde das spannend!!!


    Was bedeutet denn "unter Anwendung der Vorteilsbestimmung" genau?


    Uns wurde mal gesagt, pro Tor ne halbe Minute. Bei 8 Toren wären das schon 4min. Wenn man dann noch das Ball holen bei Torschußversuch dazurechnet plus die absichtlich vergeudete Zeit beim Zeitschinden, kommt einiges zusammen. Die Frage ist, was man Ende daraus dann wirklich macht....? Grundsätzlich hat man uns eingebläut, die Zeit nachspielen zu lassen, da am Ende der Saison das Torverhältnis wichtig sein kann, wenn es um Auf- oder Abstieg geht. Was in diesem Zusammenhang nun die Vorteilsbestimmung bedeuten soll, ist mir unklar....


    Wenn jemand fordert und klar ersichtlich ist, dass die andere Mannschaft Zeit schindet, beschwichtige ich und sag ganz klar, dass das Zeitschinden nichts bringt, da ich die Zeit definitiv nachspielen lasse. Dann ist erst mal Ruhe.... Aber danach heißt es eben Butter bei de Fische!

  • Ich spiele in der Ananasliga doch keine 120 Minuten, nur weil eine Mannschaft ihre Tordifferenz schonen will. Falls eine Mannschaft mit dem Zeitschinden übertreibt (und damit meine ich nicht, dass die Spieler laufen müssen, um den Ball zu holen - wenn es dem Gegner zu langsam geht, darf er gerne das Ball holen übernehmen), dann gibt es einen freundlichen Hinweis, dass ich eigentlich nicht zum Karten spielen gekommen bin, aber wenn das Zeitspiel ins Unsportliche geht, welche verteilen werde. Mehr als eine muss man da eigentlich nie verteilen, bis die Spieler wissen, wo es ernst wird.


    In einem einzigen Fall hatte ich eine Mannschaft, die es tatsächlich auf die Spitze treiben wollte. Da habe ich dann gewartet, bis eine bereits verwarnte Trödelsuse sich den Ball zum Abstoß hingelegt hatte und sich dann vor der Ausführung unbedingt noch beide Schuhe neu binden wollte. Schon mal die Gelbe und die Rote Karte rausgeholt und laut angefangen zu zählen. "5 ... 4 ..." bei 3 war der Abstoß bereits ausgeführt und das Spiel konnte einigermaßen anständig zu Ende geführt werden. Die bis dahin ergaunerten 2 Minuten habe ich natürlich trotzdem nachspielen lassen...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Wenn man ein bisschen zuhört, was Trainer und Bank reinrufen und wie schnell der Ball wieder ins Spiel kommt, bekommt man mit, wer den Abpfiff herbeisehnt und wer unbedingt noch ein Tor machen will. Dann gibt es doch nur 3 Szenarien:


    a) Beide Mannschaften wollen noch: Dann wird die vergeudete Zeit nachgespielt, da die Mannschaft, die durch ein Vergeuden benachteiligt wurde, nicht im Vorteil ist, also keine Vorteilsregelung greift.


    b) Beide wollen den Abpfiff (z.B. bei 3:0). Wenn nicht am allerletzten Spieltag eine dritte Mannschaft benachteiligt werden würde (a la Gijon), wird die Nachspielzeit kurz gehalten.


    c) Eine Mannschaft will, die andere nicht. Wenn die Mannschaft, die vorher Zeit vergeudet hat, auf einmal wieder will und die andere jetzt zufrieden ist, halte ich die Nachspielzeit im Sinne der Vorteilsregelung kurz.


    Unabhängig davon, muss eine einmal angezeigte Nachspielzeit mindestens auch nachgespielt werden.

  • Mal zusammengefasst:


    Die Herausforderung liegt darin, das der aktuelle Spielstand auf der einen Seite durchaus als Indiz dafür herangezogen werden kann, welcher der beiden Mannschaften einen Vorteil vom aktuellem Spielstand hat.

    Ich denke hier kann man die Pokalsituation eines KO-Spieles durchaus als Beispielgebend heranziehen.


    Problematisch werden Spielstände - und da ist die Frage von Manfred durchaus berechtigt - die zusätzlich auch entscheidende Auswirkungen auf die Tabellensituation haben.

    • Eine Mannschaft im Rückstand kann sehr wohl daran Interesse haben zu trödeln, wenn der aktuelle Spielstand bedeutet nicht Abzusteigen oder Meister zu werden.
    • Eine Mannschaft in Führung kann Interesse daran haben das gerade nicht getrödelt wird wenn ein (oder zwei) weitere Tore die Tabellensituation entscheidend verbessern.
    • Der "Nichtangriffspakt von Gijon" ist hier ja schon erwähnt worden, sodaß auch beide Mannschaften von einem Spielstand einen Vorteil haben können - in diesem speziellem Falle hätte es aber auch nichts daran geändert, wenn man stundenlang nachgespielt hätte. Zumal es in diesem konkretem Spiel sogar überhaupt so gut wie keinen regeltechnischen Nachspielgrund gegeben hat.
    • Bereits zu Spielbeginn kann eine Mannschaft aufgrund der Tabellensituation am Zeitspiel Interesse haben - "wir können ruhig verlieren es dürfen halt nicht mehr als soundsoviel Tore sein".
    • Manchmal ist auch gar nicht die Tabellensituation der Staffel entscheidend sondern irgendwelche Quotienten im Staffelübergreifendem Vergleich die über Auf- Abstieg oder Relegation entscheiden.

    Darüber hinaus kann es Gründe für die Trödelei geben, die gar nicht einmal offensichtlich anhand einer Tabellensituation ablesbar sind. Ich denke hierbei an Sponsorenverträge die an sportliche Ergebnisse wie Torverhältnisse oder Tabellenstände geknüpft sind. Da ist die offensichtliche Tabellensituation am letzten Spieltag vielleicht ein Spiel um die goldene Ananas. intern geht es aber darum wieviel der Sponsor für die nächste Saison herausrückt.


    Interessant werden jetzt auch wechselnde Spielstände bei KO Spielen wie ich es hier an diesem Wochenende bei einem Pokalspiel erlebt habe. Plötzlich führt der Aussenseiter (BezLiga) mit 2 Toren kurz vor Schluss gegen 10 Mann des Oberligisten (Rot gab´s wegen Notbremse). Da zieht der bereits verwarnte Spieler [Heim] jubelnd sein Trikot aus.

    Wegen Zeitschindens und diverser anderer Gegebenheiten hatte ich bereits 5min auf der Uhr und diese auch angekündigt. In der Verlängerung wechselte dann plötzlich das Interesse am Zeitschinden - aber den Spielverlauf könnt ihr ja selber einsehen.


    Diese Gedankenspiele lassen sich jetzt noch beliebig fortsetzen, dabei stellt sich dann irgendwann für den Schiedsrichter die Frage wer von einem Spielstand tatsächlich nun einen Vorteil hat.


    Ich habe darüber auch schon mehrfach nachgedacht ob ich mir Gedanken über die Tabellensituation machen sollte wenn es um mögliche Motive für die Trödelei geht. Dann müsste ich mir aber auch Gedanken darüber machen ob der FaD den ich jetzt gebe wegen der eventuell zu erwartenden Sperre des Spielers auch Auswirkungen auf das/die nächste/n Spiel/e dieser Mannschaft haben könnte. Hier ließe sich auch beispielgebend das Absichtliche "Gelb-holen" wegen der 5-Gelbe-Sperre anführen um dann im wichtigerem Spiel wieder "ungesperrt" zu sein.


    Da ich hierbei dann vom Hölzchen auf´s Stöckchen gekommen bin fiel mir irgendwann die offensichtlichste Lösung ein.


    Die Fussball Regeln gelten für die Durchführung eines einzigen Spieles. Wer am Ende die Meisterschale bekommt oder Absteigt regeln die Durchführungsbestimmungen des Wettbewerbs.


    Da man von mir nicht erwarten kann, das ich jederzeit jede mögliche Tabellensituation im Kopf habe ziehe ich mich auf eine einfache Lösung zurück. Für mich zählt das aktuelle Spiel. Irgendwelche Situationen, die über das Spiel hinaus gehen sind für mich irrelevant. Im Zweifel bin ich gerne bereit auf Anforderung durch den Verband eine Stellungnahme abzugeben.

    Soll der sich doch um die Spielwertung kümmern.

  • Der perfekte SR hat während der zweiten Halbzeit eine Uhr für die Brutzospielzeit, eine Stoppuhr für die verlorene Zeit und jeweils noch eine für die vergeudete Zeit pro Mannschaft. In der ersten Halbzeit reicht eine Stoppuhr, da man gegen deren Ende noch gar nicht weiß, wem die vergeudete Zeit am Ende fehlen wird. Theorie.


    In der Praxis ist es so, dass ich mit meiner Uhr keine dreifache Buchführung beherrsche. Ich habe auch kein Zeitgefühl, das mir die exakte gerechte Nachspielzeit zuflüstert.


    Somit gibt es nur eine sinnvolle Lösung bei einem Wettbewerb mit Tordifferenz, wenn man die verlorene & vergeudete Zeit auch tatsächlich misst und nicht nur schätzt: Alles nachspielen lassen und Zeitschinden möglichst unterbinden.

  • Aber stimmt das wirklich? Das Saisonende kommt in Sicht und erst recht irgendwelche Relegationsrunden - und dort kommt es manchmal auch auf das Torverhältnis an.

    Ich bin wirklich froh, dass in unserem kleinen Verband bis hinauf zur Verbandsliga das Torverhältnis keinerlei Rolle spielt. Dem "bocklosen" Abschenken von Spielen bzw. Nichtantreten von Mannschaften am Saisonende, denen Auswärtsfahrten zu weit sind etc. ist somit ein Riegle vorgeschoben. Bei Punktgleichheit gibt es, sobald der Tabellenstand Relevanz für Auf- oder Abstieg hat, eine Entscheidungsspiel. Da können die betroffenen Teams dann im direkten Duell klären, wie es weitergeht und sind nicht von Dritten abhängig. Außerdem kommen zu den Spielen immer zahlreiche Zuschauer und die Spiele sind auf für die Gespanne ein Bonbon am Saisonende.

  • In der Praxis ist es so, dass ich mit meiner Uhr keine dreifache Buchführung beherrsche. Ich habe auch kein Zeitgefühl, das mir die exakte gerechte Nachspielzeit zuflüstert.


    Somit gibt es nur eine sinnvolle Lösung bei einem Wettbewerb mit Tordifferenz, wenn man die verlorene & vergeudete Zeit auch tatsächlich misst und nicht nur schätzt:

    Vor einem Jahr schenkten mir meine Söhne eine SPINTSO zum Geburtstag. Klasse Teil - schon alleine wegen der "Ein-Knopf-Bedienung" und dem Vibrationsalarm. Also hab ich das dingen auch gleich in all ihren Funktionen ausprobiert.


    War ein C oder B Jugendspiel (weis ich nicht mehr so genau) jedenfalls war ich echt überrascht als das dingen 12min Nachspielzeit anzeigte. Weil ich es nicht glauben wollte hab ich dann mal - ebenfalls mir der Uhr - überpprüft wie lange so bestimmte Standardsituationen auf dem Feld tatsächlich dauern (nicht weil ich sie bisher immer geschätzt oder ich mich an "Standards" gehalten habe.


    • Die Zeit nach einem Tor dauer zwischen 25 und 35 Sekunden
    • Ebenso lange (25-35 Sekunden) dauert eine Auswechselung


    Nur bei diesen beiden Standard (Zeitsituationen) kommen, gerade im Jugendbereich und in den unteren Leistungsklassen der Erwachsenen wegen der Möglichkeit des "Hin-undHerwechselns, schon einige Minuten Nachspielzeit zusammen.


    Wenn Bälle nicht mühsam geholt werden müssen oder Ersatzbälle vorhanden sind habe ich folgende Standardzeiten festgestellt. Wohlgemerkt Standard nicht wenn es noch zusätzliche Gründe für Verzug gibt.

    • Eck- und Abstöße bis zu 20 Sekunen
    • Einwürfe etwa 5 bis 10 Sekunen
    • Freistöße bis zu 20 Sekunden

    Das soll jetzt nicht heissen, das man alles genau so nachspielt, vielmehr ist es interessant wo und wie sich Sekunden zu Minuten aufaddieren und vor allem woher die zum Teil exorbitant niedrigen "Nettospielzeiten" kommen wenn die mal einer mit der Stoppuhr misst.


    Aber das war jetzt alles schon fast Off Topic - es geht ja darum ob man den Vorteil des Zeitschindens auch Spielübergreifend betrachtet.

  • Mich würde hier noch interessieren, wie Manfred die vergeudeten und verlorene Zeiten exakt feststellt und auseinanderhält, um überhaupt in die Verlegenheit seiner Fragestellung zu kommen.


    In diesem Zuge frage ich auch diejenigen von euch, die die nachzuspielende Zeit tatsächlich exakt messen, bei welchen Situationen ihr die Uhr stoppt?

  • die die nachzuspielende Zeit tatsächlich exakt messen, bei welchen Situationen ihr die Uhr stoppt?

    Die Uhr "Stoppen" ist hierbei ein missverständlicher Ausdruck, weil die Uhr immer weiter läuft und lediglich die Zeit ermittelt wird die Nachgespielt werden muss. Denke mal so ist diese Frage auch gemeint.


    Nach meinen anfänglichen "AHA-Erlebnissen mit der SPINTSO" betrachte ich den "Unterbrechungsmodus" dieser Uhr etwas differenzierter.


    Nach Toren und bei Auswechselungen wird der Knopf der Nachspielzeit-Messung bedient. Wobei ich mir das irgendwann schenke wennim Jugendbereich zuviele Tore gefallen sind und es zuviele Auswechselungen gibt. Aber auch hier wird differenziert. Merke ich das eine Mannschaft die im Jugendbereich zulässsige Möglichkeit des Hin und Her Wechselns dazu ausnutzt um Zeit zu schinden wird gnadenlos alles nachgespielt.


    Bei Ausbällen spare ich mir die Stoppuhrbedienung im Regelfall. Jedoch gibt es Sportranlagen, da fehlt der Ballfangzaun hinter dem Tor. In diesen Fällen empfiehlt es sich schon einmal einen Blick auf die Uhr zu riskieren.


    In Spielsituationen bei denen ich im vorwege weis "jetzt dauerts länger" geht der Griff generell an den Start-Stopp" Button. Eine Liste kann ich hier nicht zur Verfügung stellen - sie wird eher die Unvollendete bleiben. Beispielgebend kann ich jedoch sagen, das dies oftmals Diszipliarsituationen, Strafstösse, Verletzungen, DFB-Kreuze und ähnliches sind.

  • Hier wird ja ein Brimborium um eine banale Sache gemacht, Wahnsinn. Im Normalfall bewegt sich die Nachspielzeit immer um die 2 - 4 Minuten, Ausreißer nach oben gibt's natürlich immer, sind aber eher selten. Und wenn man das Gefühl hat, dass eine Mannschaft auf Zeit spielt, wird es ja irgendeinen Grund haben. Ne klare Ansage, zur Not eine gelbe Karte und das sollte reichen.

    Da muss man nicht wieder ganze Aufsätze mit "wissenschaftlichen" Studien schreiben, um das zu vermitteln.

  • Mich würde hier noch interessieren, wie Manfred die vergeudeten und verlorene Zeiten exakt feststellt und auseinanderhält, um überhaupt in die Verlegenheit seiner Fragestellung zu kommen.

    Offen gestanden geht es gar nicht um klar gestoppte Zeit, dennoch weiß meiner Ansicht nach jeder von uns, ob man im Spiel vergeudete Zeit hatte oder nicht. Und je nach Spielverlauf kann sich das - trotz aller Ansagen und ggf. auch Verwarnungen - ganz schön summieren, manche Spieler beherrschen das volle Repertoire ... und das ist umfangreicher, als es auf den ersten Blick erscheint.

    Da muss man nicht wieder ganze Aufsätze mit "wissenschaftlichen" Studien schreiben, um das zu vermitteln.

    Nein, muss man nicht. Aber ich stelle mir ganz einfach folgende Situation vor: A vergeudet, was das Zeug hält, selbst mit Ansagen und Verwarnungen kommen da ein paar Minuten zusammen, alleine schon deshalb, weil sich auch eine Verwarnung nicht ohne Zeitaufwand ausspricht und notiert und Spielführer B - B führt 3:0, also eigentlich ein klarer Vorteil - kommt wenige Minuten vor dem Ende zu mir und fordert die vergeudete Nachspielzeit ein, weil - im Zeitalter des Internet und des Handys ist das vollkommen problemlos - er von draußen geflüstert bekommen hat, dass ein weiteres Tor für den Aufstieg/Relegationsplatz reicht; im schlimmsten Fall ist A wegen der Verzögerungen noch dezimiert, die Chancen stünden also für B wirklich gut.

    Und da ich ungern in eine solche Situation kommen möchte, mache ich mir eben gerne vorab ein paar Gedanken, was denn wäre wenn ... wobei ich übrigens der Meinung bin, dass das allen Schiedsrichtern nicht schaden würde, zumal man sich im Nebeneffekt mit den Regeln beschäftigt. Wie sagte unser ehemaliger stellvertretender Lehrwart (und FIFA-SRA) Rafael Foltyn mal in einem Vortrag: Erwarte das Unerwartete.

  • Ach, Manfred. Wenn jemand zu mir kommt und irgendwas einzufordern hat, ist mir das erstmal relativ egal. Die Nachspielzeit lege ich alleine fest und da lasse ich mich auch von niemanden beeinflussen. Mir wäre auch dieses Gerede im Konjunktiv sowas von egal. Wer sagt denn, dass Mannschaft XY denn noch ein Tor geschossen hätte?

    Nochmal, ich alleine lege nach meinen Richtlinien die Nachspielzeit fest, lasse die auch korrekt nachspielen und das "das hätten wir aber vielleicht noch" ist mir dann völlig Banane. Die Nachspielzeit ist eine Tatsachenentscheidung an der nicht zu rütteln ist und damit ist für mich die Sache erledigt.

  • zumal man sich im Nebeneffekt mit den Regeln beschäftigt.

    Das -Manfred - ist mMn einer besten Nebeneffekte daran . sich auch einmal mit Regel-Dingen beschäftigen die eben nicht dem Standard auf dem Fussballfeld entsprechen. Oftmals werden Deine Diskussionsanregungen hier leider von einigen Verkannt. Tenor :"Kommt so selten vor und wenn dann löst man das pragmatisch - oder gar nicht."


    Gerade bei den sogenannten "Regeltechnischen Grenzfällen" geht es bei Regeldiskussionen nicht darum wie man das pragmatisch lös. Es geht darum sich mal mit dem Regelwerk auseinander zu setzen und dabei auch gerne mal fachsimpelnd mit Details auseinander zu setzen.


    Selbstkritisch stelle ich für mich selbst immer wieder fest wie schnell doch bestimmte Regeln "verwässern"

    Zitat von Die 'SR-Bierkiste vom Wochenende'

    Irgendwie war ich am Wochenende stolz auf meine Jungs. Ersmalig durfte ich es live erleben, das der Ort der Freistoßausführung bei einer Abseitsentscheidung in die gegnerische Hälfte gelegt wurde. Und dies gleich bei zwei Spielen unterschiedlicher SR hintereinander. Natürlich entspricht das den Regeln und natürlich ist die Schulung dazu auch gar nicht so lange her. Dennoch durfte ich am Spielfeldrand mal wieder vielen Erklären, das dies genau den Regeln entspricht

    Übrigens gab´s in einem Fall mal wieder ne Kiste Bier für den Montags-Schirii-Treff, weil mal wieder einer Wetten wollte. Das dabei auch offenbar gestandene SR - [Zitat] "ich hab schließlich auch einen SR Schein[Zitat Ende] - dabei waren stimmt mich allerdings weniger Stutzig.


    selbst mit Ansagen und Verwarnungen kommen da ein paar Minuten zusammen, alleine schon deshalb, weil sich auch eine Verwarnung nicht ohne Zeitaufwand ausspricht und notiert

    Dies kann ich in vollem Umfang so bestätigen - wie bereits vormalig erwähnt kamen da bei einem Jugendspiel glatte (gestoppte) 12 Minuten in einer Halbzeit zusammen. Hierbei geht es nicht einmal darum ob dies übertrieben ist und ob man dann wirklich soviel Nachspielen wird. Es geht darum das dies 30% bis 35% der Spielzeit einer Halbzeit (35min/40min ich weis nicht mehr ob B- oder C-Jugend) sind, bei denen das Spiel wegen der verschiedensten Dinge unterbrochen ist.


    er [der Spielführer] von draußen geflüstert bekommen hat, dass ein weiteres Tor für den Aufstieg/Relegationsplatz reicht

    Auch wenn ich mich wiederhole: Eine - wie auch immer geartete Tabellensituation - sollte per se vom SR als Indiz für die "Vorteilsbestimmung beim Zeitspiel" definitiv nicht herangezogen werden.

    Die Regeln sind nur auf das aktuelle Spiel anzuwenden, etwaige Tabellenkosntellationen haben wir nicht zu berücksichtigen


    Aber: Im Aktuellem Spiel unterstellen wir ja den "Vorteil/Nachteil" des Zeitschindens anhand von Indizien (meist Spielstand). Wenn dann der Spielführer einer Mannschaft zu mir kommt und (berechtigter Weise) darum bittet auf die Nachspielzeit zu achten sieht das Ganze natürlich völlig anders aus.

  • 12 Minuten Nachspielzeit in der C-Jgd - ich glaube, das ist kritisch, denn so viel ich weiss, gibt es in der Jugend Vorgaben, wie lange die Jungs überhaupt spielen dürfen. Wenn da dann ein Spieler einen Kreislaufkollaps bekommt, weil zu lange nachgespielt wird, kann es ggf. unangenehm werden. Daher befürchte ich, ist das Thema Nachspielzeit in der Jugend kritisch. Nur kenne ich die Grenzen nicht... vielleicht kanm uns jemand aufklären.


    P.S.: mir macht das Fachsimpeln Spaß und hilft mir, ein besseres Gspür für diverse Spielsituationen zu bekommen!

  • 12 Minuten Nachspielzeit in der C-Jgd

    Es hat keiner gesagt, das 12 min nachgespielt wurden, sondern das die Uhr diese 12 min angezeigt hatte nachdem ich es mal ausprobiert habe wie viel da so zusammenkommt.


    wie lange die Jungs überhaupt spielen dürfen. Wenn da dann ein Spieler einen Kreislaufkollaps bekommt,

    Mal kurz innehalten und Nachdenken..... Wenn tatsächlich so lange nachgespielt wird, dann dann haben sie auch nur die vorgeschriebene Spielzeit gespielt. Den Rest war das Spiel unterbrochen.

    Thema Kreisilaufkollaps ist zunäcsht die Herausforderung der Mannschaftsbetreuer den Spieler rechtzeitig auszuwechseln und nicht die des Schiries.


    Und nun Back to Topic:


    Es geht schlieslich darum ob man in seine Überlegungen dinge Einbezieht die über das aktuelle Spiel hinaus gehen.

  • Ich habe noch einen ganz anderen Lösungsansatz als Ergebnis der Diskussion:


    Aus eigenem Antrieb werde ich andere Einflüsse wie die Tabellensituation etc. nicht berücksichtigen. Fordert mich aber der Spielführer der Mannschaft, die eigentlich den Vorteil hat, derentwegen nicht nachzuspielen wäre, dazu auf, die vergeudete Zeit nachzuspielen, so werde ich dem entsprechen. Hier darf für meine Begriffe das Vorteilsempfinden, welches ja auch ein Risiko enthält, durchaus Einfluss nehmen.