Ohne Assistenten ist dch alles entwas schwieriger

  • So nun möchte ich auch mal einen Spielbericht zum besten geben:



    Eigentlich hatte ich mein ganzes Wochenende etwas anders geplant gehabt.Ursprünglich hatte ich mir das Wochenende so vorgestellt: Samstag früh D-Jugend bei mir im Verein pfeifen, nachmittag nochmal in der Kreisoberliga an die Linie und dann Abends noch zuhause auf das Stadtfest :trink: und Sonntag durchschlafen. Doch da hatte mein Ansetzter wohl etwas dagegen. Als ich mich gestern meinen Einsatz als SRA fertig machte und gerade am Tasche packen war kam die Ansetzung: Sonntag 15:00 Uhr Kreisklasse pfeifen.
    Naja so sollte es dann kommen - ohne große Spielvorbereitung stand ich dann heute pünktlich um 15:00 Uhr zum Anpfiff auf Sportplatz.
    Die erste Halbzeit hat dann auch gleich super :ironie: angefangen: Erster Einwurf des Spieles gleich mal in die falsche Richtung entschieden - na dass kann ja was werden. Aber es wurde dann doch noch etwas besser.
    In der 12. Trifft die Heimelf zum ersten mal den Kasten. So ging es die nächsten 10 Minuten abwechselnd weiter. Davon ein Eigentor der Heimelf nach einer Ecke und ein Strafstoß, ebenfalls gegen Heim. Aber er scheint richtig gewesen zu sein, denn es gab kein Protest :top:. Bei den anderen gab es die üblichen Abseitsproteste - naja ist halt schwer ohne Assistenten, aber ich denke nicht, dass es Abseitstore waren. Kurz vor der Pause dann noch die erste :gelbe_karte: gegen einen Heimspieler auf Grund seines vierten Foulspiels. Alles in allem also noch nichts wirklich dramatisches in der ersten HZ.
    Die zweite Halbzeit war dann von Anfang an schon etwas intensiver als die erste.
    Zuerst glich die Heimmanschaft aus und ging drei Minuten später sogar noch in Führung. Beim 4:4 Ausgleichstreffer der Gäste dann schon wieder Proteste der Platzherren. Zur Situation: Freistoß etwa 10 Meter vor der Mittellinie in der Hälfte der Gastgeber. Ich stell mich auf die Höhe des letzten Abwehrspielers, um die Abseitslinie im Blick zu haben, denn Assistenten waren in dem Spiel leider Fehlanzeige. Nach Freigabe durch meinen Pfiff versenkt der Schütze den Ball direkt im oberen rechten Eck. Schon kommen die ersten Heimspieler auf mich zugerannt und berichten mir davon, dass ein Mannschaftskamerad wohl von einem Gästespieler umgestoßen hätte. Da sieht man mal wieder, man kann als Schiedsrichter nicht alles sehen, denn da ich nur auf die Abseitslinie geachtet habe, ist mir dieses angebliche Vergehen völlig entgangen. Danach gab es nocheinmal gelb für den Spielführer der Gäste, die er sich über das ganze Spiel schon erarbeitet hat und danach kam es zur ersten Schlüsselszene des Spiels, die ich mit Assistenten durchaus besser hätte lösen können:
    Foulspiel der Heimmannschaft an einem Gästespieler. Der Ball kommt zu einem Mitspieler des gefoulten und ich entscheide auf Vorteil. Mein Blick bleibt dabei auf dem Ballführenden Spieler "kleben", der gefoulte bleieb hinter meinem Rücken am Boden liegen. Ungesehen von mir müssen sich in meinem Rücken wohl zwei Spieler durch die Gegend geschubst haben. Da ich es nicht gesehen habe, lautete meine Entscheidung in dieser Situation Abstoß. Da war das geschrei natürlich groß, aber was wollte ich auch machen. In dieser Spielklasse wird bei uns im Kreis ohne Assistente angesetzt und so hatte ich niemanden, der die Situation hätte sehen können (natürlich außer den Spielern).
    Zwei Minuten später dann die zweite Schlüsselszene. Um diese zu beschreiben füge ich euch an der Stelle einfach Teile des Sonderberichts ein:

    Zitat

    In der 83. Minute des Spiels kam es im Strafraum der
    Heimmannschaft zu einem vermeintlichen Foulspiel durch den Spieler A an einem Spieler von Gast. In dieser Aktion ging der Spieler der Gäste zu
    Boden. In dieser Situation entschied ich auf Ball gespielt. Nachdem der Heimspieler den Strafraum schon verlassen hatte schrei er: „Du Kunde! Was soll denn das?“ Wen er damit
    meine entging leider meiner Wahrnehmung. Auch konnte ich nicht erkennen, ob der
    Gästespieler den des Feldes verwiesenen Spieler in der Aktion um den Ball
    getroffen hatte.

    Soviel zur Situation.. Nach diesem Ausruf zeigte ich dem Spieler dann die Rote Karte und dann wurde es nochmal richtig lustig:

    Zitat

    Es kam zu einer kleinen Rudelbildung. In dieser kam ein Ordner auf das Spielfeld gerannt und
    reklamierte Lautstark gegen die von mir getroffene Entscheidung. Zuvor hing er
    seine Ordnerweste über die Barriere zwischen Innenraum und Zuschauerbereich.

    Ich habe den Bericht jetzt mal etwas gekürzt, aber ich hoffe ihr bekommt trotzdem einen Endruck der Sitution
    Danach war in diesem Spiel nicht mehr viel los. Und nach zwei Minuten Nachspielzeit beendete ich das Spiel.



    Denkt ihr ich hätte die beiden beschreibenen Schlüsselsituationen anders lösen können und wenn ja wie? ?(



  • Als Alleinpfeifer kann man nicht alles sehen. Wichtig ist, sich durch Meckern, Zurufe, etc. nicht irritieren und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.


    Im Sonderbericht hätte ich die Worte "vermeintlichen Foulspiel durch den Spieler A an einem Spieler von Gast" durch "einem Zweikampf zwischen Spieler A und einem Spieler von Gast" ersetzt.


    Du hast Dich wohl dafür entschieden den Ausruf "Du Kunde!" als Beleidigung zu interpretieren. Dann ist "rot" berechtigt. Kann man aber auch mit "gelb", einer entsprechenden Ansage an den Spieler (so dass jedem auf dem Platz klar ist, dass sowas nicht geduldet wird) und einem Freistoß ahnden. Aus dem Bauch heraus bin ich bei "gelb", aber nur Du kennst die genauen Umstände und die Randbedingungen. Musst aber damit rechnen, dass das Sportgericht die Situation ebenfalls anders beurteilt. Dann solltest Du das so hinnehmen (erst Recht im Zuge der Befragung) und nicht versuchen, in irgendeiner Weise die "rote Karte" zu verteidigen.


    Wie hast Du denn die "Ordnergeschichte" gelöst...? Gab es Konsequenzen für den Ordner? Wann und wie ist der denn vom Spielfeld wieder runter?


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Das Ganze macht für mich folgenden Eindruck.


    "Da kommt ein 16/17 Jähriger, und der Soll ne Kreisliga Pfeiffen? Na das kann ja was werden!" Denken sich die Spieler.
    Nimm das nicht als persönliches Statement gegen Dich, sondern lebe damit, das Menschen genau so denken.
    Keiner ist eben Vorurteilsfrei und deshalb führen diese Vorurteile zu sogenannten Bestätigungsfehlern die Dir das leben unnötig schwer machen. Darüber hinaus - ein weiteres Vorurteil - gilt halt die Regel "Je jünger je beeinflussbarer". Also wird auch das ganz gerne versucht.


    Darüber hinaus - wie Du ja selbst sagst - Deine erste Spielleitung in dieser Altersklasse. Ob diese Herausforderung dann eine Nummer zu gross für Dich war muss Dein Coach oder Obmann entscheiden. Das kann man per Ferndiagnose nicht beurteilen.
    Aber aus eigener Erfahrung weis ich das es genug SR in Deinem Alter gibt die in diesen Alterklassen recht ordentlich mitmischen (in meiner Truppe hab ich 4 davon, die sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen)

    Aber mal im Einzelnen:

    Freistoß etwa 10 Meter vor der Mittellinie in der Hälfte der Gastgeber. Ich stell mich auf die Höhe des letzten Abwehrspielers, um die Abseitslinie im Blick zu haben, denn Assistenten waren in dem Spiel leider Fehlanzeige. Nach Freigabe durch meinen Pfiff versenkt der Schütze den Ball direkt im oberen rechten Eck. Schon kommen die ersten Heimspieler auf mich zugerannt und berichten mir davon, dass ein Mannschaftskamerad wohl von einem Gästespieler umgestoßen hätte. Da sieht man mal wieder, man kann als Schiedsrichter nicht alles sehen, denn da ich nur auf die Abseitslinie geachtet habe, ist mir dieses angebliche Vergehen völlig entgangen.

    Ob Du hier das richtige Stellungsspiel wählst ist schwer zu beurteilen. Man muss halt die Situation sehen. Stellungsspiel ist immer ein Kompromiss und ohne Assistenten ist da die Bandbreite für den Kompromiss deutlich grösser.
    Dennoch solltest Du folgendes nochmal vor Deinem geistigem Auge rekapitulieren:
    10m von der MIttellinie entfernt ist eine Torentfernung von etwa 35m bis 40m. Bei ruhendem Ball hat man reichlich Zeit sich in eine möglichst optimale Position zu begeben. Ob da eine "Eingerückte SRA Position" auf Höhe des vorletzen Abwehrspielers bei 40m Torentfernung zweckmässig ist solltest Du für diese Situation nochmal überprüfen, da Du meist genau nicht das sehen kannst was hier vermutlich passiert sein soll.


    Bei Freistössen aus dieser Entfernung wähle ich meist eine seitliche Position vor dem Strafraum (nicht ganz Strafraumeck), die es mir einerseits ermöglicht das Spielerknäuel ohne viele Überdeckungen zu überblicken und andererseits eine schrägen Blick auf die Abseltslinie erlaubt. Ist halt ein Kompromiss aus der Frage was ist wichtiger in dieser Situation.
    Ich vertrete hier den Standpunkt [Zitat Manfred] "Abseits als Alleinpfeiffer - der letzte Meter ist geschenkt"[Zitat Ende] Da die Spieler hier sehr dicht stehen ist auch der "halbe Meter" ganz gut zu erkennen und Beschwerden kommen wegen dem Gewusel im Strafraum in solchen Situationen beim Abseits eh nur bei deutlichen Abseitsstellungen.


    Somit lege ich hier eher den Schwepunkt auf das Gedrängel und Geziehe im Strafraum.


    Wie Eingangs erwähnt: Wir reden von einer Freistoßentfernung von etwa 40m. Bei Freistössen "direkt vor dem Strafraum" oder eben deutich näher sieht das dann anders aus - aber das ist hier nicht gefragt.


    Abschliessend zu diesem Thema: Na klar hast Du das nicht gesehen was die Spieler Dir beschreiben. Eben so hast Du die 3 Handspiele und den Griff in die Klötze nicht gesehen und die ganzen Beleidigungen ebenfalls überhört. Mach Dir nix draus. In jedem Spiel gibt es mindestens zwei Muggels die genau wissen warum Du genau "DAS Tor" nicht hättest geben dürfen.

    Mein Blick bleibt dabei auf dem Ballführenden Spieler "kleben", der gefoulte bleieb hinter meinem Rücken am Boden liegen. Ungesehen von mir müssen sich in meinem Rücken wohl zwei Spieler durch die Gegend geschubst haben. Da ich es nicht gesehen habe, lautete meine Entscheidung in dieser Situation Abstoß. Da war das geschrei natürlich groß, aber was wollte ich auch machen. In dieser Spielklasse wird bei uns im Kreis ohne Assistente angesetzt und so hatte ich niemanden, der die Situation hätte sehen können (natürlich außer den Spielern).

    Herausforderung des Alleinpfeiffers. Hier stört mich nur Deine Wortwahl des "kleben´s" weil es den Eindruck macht, das Du zu fokussiert auf den Ball bist und der ausdruck "gefoulte" weil es irgendwie so klingt als ob Du eine Unsportlichkeit nicht geahndet hast.
    Glaube nicht das es so ist, aber Du must zugeben das aus dieser Beschreibung der Eindruck entstehen muss.
    Ich denke Du hast alles richtig gemacht, wobei ich erwähnen möchte das es sogar noch besser ist nicht dem Ball "hinterher zu sehen" sondern im Moment das Abspiels bereits dahin zu sehen wo der Ball hingehen wird. Denn genau dort spielt bereits die Musik bevor der Ball da ist. Es ist nun mal halt so, das Du oftmals beide Situationen nicht gleichzeitig im Blick haben kannst, daher ist die Position wo der Ball hingeht oftmals die wichtigere.


    Wenn die Beiden sich in deinem Rücken zanken bleibt Dir dann nur der kurze Seitenblick auf diese Situation. Wenn Du das Schubsen nicht gesehen hast, dann ist es nicht passiert - was willst Du machen? Wenn Du dann eingreifen musst weil irgendwas zu sehen ist, dann handelst Du natürlich und bestrafts genau das was Du gesehen hast. Manchmal triffts dabei tatsächlich den Falschen - aber darum muss sich dann das Sportgericht kümmern.

    Nachdem der Heimspieler den Strafraum schon verlassen hatte schrei er: „Du Kunde! Was soll denn das?“ Wen er damit meine entging leider meiner Wahrnehmung. Auch konnte ich nicht erkennen, ob der Gästespieler den des Feldes verwiesenen Spieler in der Aktion um den Ball getroffen hatte.


    Soviel zur Situation.. Nach diesem Ausruf zeigte ich dem Spieler dann die Rote Karte und dann wurde es nochmal richtig lustig:

    Das finde ich allerdings etwas merkwürdig. Ob es vor dem "Ausruf" zu einem Kontakt kam ist unerheblich. Du hast keinen wahrgenommen also gab es auch keinen.
    Aber wo ist hier die Beleidigung oder hat das Wort "Kunde" in Eurem Sprachraum eine andere Bedeutung? Nagut, der Spieler beschwert sich wegen einer unsportlichkeit, die Du nicht gesehen oder geahndet hast. Kommt häufiger vor das sich Spieler untereinander anblaffen. Bis zu einer gewissen Grenze (die legst Du fest) kann man das auch mal "überhören" und da Du darüber hinaus nicht einmal erkennen konntest wer gemeint war halte ich Rot für übertrieben.

    Es kam zu einer kleinen Rudelbildung. In dieser kam ein Ordner auf das Spielfeld gerannt und reklamierte Lautstark gegen die von mir getroffene Entscheidung. Zuvor hing er seine Ordnerweste über die Barriere zwischen Innenraum und Zuschauerbereich

    Das Ding mit dem Ordner gibt einen saftigen Sonderbericht. So lange Dich der Ordner vor dem Rudel schützen möchte ist ja alles OK aber so eine Aktion...... Ohne Worte.
    Ist noch was bei der Rudelbildung passiert? Hier musst Du aufpassen.

    Zitat

    Auszug aus meinem Sonderbericht vom Sonntag etwa 10:19 Uhr)
    [...].Unmittelbar nach dem Pfiff kam es am Ort des Zusammenpralls zu einer Rudelbildung. Hierbei beobachtete ich, wie #4 [Gast] einen Gegenspieler heftig schubste, dabei gelangte seine geballte rechte Faust gegen den Hals seines Gegenspielers unmittelbar unterhalb seines linken Ohres.[...]

  • Ich kannte das auch ned u habe Google bemüht: Kunde


    Interessant. Hätte ich nicht gewusst, bin aber wohl zu alt (oder wohne zu weit westlich?) Dann ist der von Daniel ausgesprochene FaD die richtige Wahl gewesen.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Wir hatten vor 40 Jahren einen 17. Jährigen, der dann in die Bezirksliga aufstieg. Der hat die Spieler reihenweise runter gestellt, wenn es nötig war! Man glaubt nicht, wie schnell sowas die Runde macht, der hatte dann keine Probleme wegen seiner Jugend mehr.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.