"Weiter" und nachpfeifen

  • Eine Szene aus meinem gestrigen Spiel beschäftigt mich noch:
    Ein Angreifer fällt, für meine Begriffe zu glatt, auch konnte ich kein Foul erkennen. Der Ball wird von der Abwehr auf die andere Seite gespielt, während ich "weiter" rufe - und der Spieler springt auf und läuft wie ein junges Reh. Ich habe einen Augenblick gezögert, ob ich diese klare Unsportlichkeit, denn die Schwalbe war damit enttarnt, nicht eigentlich ahnden müsste oder ob mein Ruf "weiter" das nicht untersagt - nur zur Klarstellung: Wir reden nicht über eine Vorteilssituation.


    In der Nachbetrachtung meine ich, ich hätte pfeifen können - aber sicher bin ich mir nicht ...?!?

  • In dubio pro reo...


    Ich meine Du hast erkannt das Weiterspielen die richtige Entscheidung war - warum auch immer.
    Deine überlegung war, das offenbar ein Kontakt vorlag, die Schauspieleinlage hast Du nicht zu bewerten.


    Vergleiche meine Entscheidung vom Sonntag:

    Zitat


    Im SR wird der Ballführende Spieler "leicht" von hinten geschubbst. Während ich bereits die Pfeiffe schon im Mund habe und nur noch überlege wo der Ball nun hingeht und vielleicht doch noch ein Vorteil entsteht schaut der Spieler in meine Richtung und legt sich dann (vermutlich wegen des noch fehlenden Pfiffs) recht "spektakulär auf die Fresse"


    Naja, den Strafstoß hätte ich auch ohne Schauspiel gepffiffen


    Natürlich passte die Fallbewegung nicht zu dem Rempler aber für mich war der Kontakt strafstoßwürdig egal ob er fällt.

  • die Schauspieleinlage hast Du nicht zu bewerten


    Das unterschreibe ich nicht. Der Spieler wollte mich ja täuschen und einen Freistoß schinden - das wäre definitiv eine - sogar verwarnungswürdige - Unsportlichkeit. Meine Frage bezieht sich daher explizit nur auf den Aspekt, ob mit dem "weiter" die finale Entscheidung bereits getroffen wurde?

  • Ich verstehe jetzt irgendwie nicht so ganz, wie du die Unsportlichkeit erkannt hast.


    Wenn ich selbst kicke und leicht gefoult werde, stürze ich ja auch, stehe aber auch so schnell wie möglich auf und mache weiter. Ist das dann eine Unsportlichkeit? Erwartest Du, dass er den sterbenden Schwan spielt?

  • Das unterschreibe ich nicht. Der Spieler wollte mich ja täuschen und einen Freistoß schinden

    Ich denke hier liegt ein Kopfkino Problem und einKommunikationsverständniss Problem vor.
    Er hat dich nicht getäuscht. Du hast ein Kontaktvergehen festgestellt und auf Vorteil entschieden. (So interpretiere ich zumindest Deine Darstellung der Situation)


    Um meine Aussage mal klar zu stellen:
    Ich bewerte das Kontaktvergehen, eine mögliche Bewertung der Schauspieleinlage nach dem Kontaktvergehen überlasse ich denen, die auch die Oskars vergeben.


    Wenn ein unsportlicher Kontakt vorliegt ist es mir egal ob der Spieler fällt und dabei den sterbenden Schwan macht ober versucht irgendwie weiter zu spielen. Ich entscheioden dann unabhängig von der Schauspieleinlage auf Freistoß oder eben Vorteil.
    Wenn ich jedoch ein Kontaktvergehen festgestellt habe, dann kann auch keine Täuschungsabsicht mehr durch eine Schauspieleinlage vorliegen (egal wie schlecht sie ist). Zumindest wenn diese dazu dienen soll meine "Freistoßpfiffmotovation" zu verstärken.
    Anders sieht das natürlich aus, wenn die Schauspieleinlage der Spielverzögerung dient oder vieleicht eine "Kartenzückmotivation" sein soll.


    Der Fall schein mir aber hier nicht gegeben zu sein.

  • Das "Weiter!" bindet Dich meiner Meinung nach an gar nix. Ich rufe auch oft beim verzögerten Pfiff und pfeife dann manchmal trotzdem.
    Zum Thema Schwalbe: Falls ein Kontakt vorlag, pfeift man ja in der Regel keine Schwalbe. Wenn er jetzt einen Beinbruch simuliert und dann direkt los sprintet kann man das mMn schon machen, weil die Täuschungsabsicht offensichtlich wird. Aber das werden sicherlich auch viele Kollegen anders sehen, was ich auch verstehen kann.

  • Das unterschreibe ich nicht. Der Spieler wollte mich ja täuschen und einen Freistoß schinden - das wäre definitiv eine - sogar verwarnungswürdige - Unsportlichkeit. Meine Frage bezieht sich daher explizit nur auf den Aspekt, ob mit dem "weiter" die finale Entscheidung bereits getroffen wurde?


    Keine Verwarnung, da du nicht ausschließen kannst, dass der Spieler im Zweikampf berührt wurde und den Kontakt wie man so schön sagt "dankbar angenommen hat". Für dich war es kein Foul, daher weiterspielen korrekt. Der Spieler muss ja jetzt nicht liegenbleiben, sondern kann wieder ins Spiel eingreifen. Hättest du gesehen, dass der Spieler zweifelsfrei ohne Berührung fällt um dich zu täuschen, hättest du sofort auf Gelb und indirekten Freistoß entscheiden müssen.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Zu Manfreds frage: Ich denke nicht, dass "Weiter" rufen dich an irgendwas bindet. Einen Vorteil gibt Mensch ja eigentlich auch nur in der gegenerischen Hälfte, also denke ich, dass du hättest pfeifen können.


    Aber eine ähnliche Situation hatte ich auch Samstag bei meinem Pokalspiel. Kurz vor dem Strafraum wird ein Spieler von Mannschaft A geschubst oder umgegrätscht, das weiß ich nicht mehr so genau. Zumindest geht der Ball zu einem Mitspieler, der nur noch ins Tor schießen muss. Den Schuss bringt er dann platziert auf den TW, der den Ball ohne Probleme halten kann. Davor habe ich den Vorteil nur mit beiden Armen angezeigt und nicht gerufen.
    Jetzt zu meiner Frage: Als der TW den Ball gehalten hat, habe ich dann den Freistoß für das Foul gepfiffen, da das Foul erst ca. 2 Sekunden zurück liegt.
    Im Nachhinein denke ich, dass ich an dieser Stelle einen Fehler gemacht habe, da der Vorteil ja als verwirkt war. Aber der Beobachter hat in der Auswertung auch nichts dazu gesagt. Was sagt ihr, habe ich da einen Fehler gemacht, oder ist diese Pause vertretbar?

  • Zu DerDaniel.
    1) Deiner Schilderung nach lag hier eine Vorteilssituation vor, die Anzeige war also richtig.
    2) Wenn du den Vorteil angezeigt hast, dann darfst Du nicht mehr nachpfeifen!
    3) Ohne die Vorteilsanzeige hättest Du noch pfeifen können, das wäre der Schilderung nach zwar eher ein Fehler gewesen aber regeltechnisch gedeckt.

  • Ich denke, dass war ein Spiel nicht in der allerhöchsten Spielklasse. Da wäre ich jetzt mit "Vorteil" am eigenen Strafraum sehr umsichtig. Denn da kann ganz schnell ein "Nachteil" entstehen. Solange Du nur "weiter" rufst, bist Du m.M. auf der sicheren Seite, Probleme gibts, wenn Du "Vorteil weiter" rufst, dann kannst Du nicht mehr nachpfeifen. Bei nur "weiter" kanst Du dich rechtfertigen, den Vorteil abgewartet zu haben.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Manfred


    Du kannst Dir nicht sicher sein, ob nicht doch ein Kontakt vorlag, evtl ein Schubser, den Du nicht sehen konntest oder der Spieler eventuell nur gestolpert ist. Zudem hat der Gegner den Ball. Hier zu unterbrechen und eine Gelbe zu geben ist kontraproduktiv, hat meiner Erfahrung nach keinerlei Akzeptanz (auch nicht beim Gegner) und bringt nur Unruhe und Unverständnis. Und auch das "nicht pfeifen" wird m.E. nach von den meisten wahrgenommen und positiv bewertet, eine zusätzliche, außenwirksame Maßnahme ist in diesen Fällen meist nicht nötig.


    Ich denke, SixthSCTF hat das ganz gut auf den Punkt gebracht. Es ist nicht unsere Aufgabe, Täuschungsversuche zu unterstellen und zu versuchen, die Spieler zu "erziehen".


    Gute Erfahrungen habe ich mit einem kurzen Hinweis im vorbeilaufen ("bitte nicht so leicht fallen, so etwas pfeife ich nicht") gemacht. Mehrfachtätern, die bei jedem Kontakt laut schreiend zu Boden gehen habe ich auch schon gesagt, dass ich mir ernste Sorgen mache und sie möchten doch bitte Montags zum Arzt gehen und ihre Fallsucht näher untersuchen lassen. Meist wird es danach deutlich besser. Falls nicht, kann man nach einer deutlichen Ermahnung dann auch zum Karton greifen - dann absolut berechtigt und mit Akzeptanz auf und um den Platz.

  • Offen gestanden war ich mir von Anfang an sicher, dass da kein Foul vorlag, nicht umsonst kam mein "Weiter"-Ruf sehr schnell und klar - und da wirklich niemand gemeckert hat, lag ich da offenkundig auch sehr richtig. Ob ein Pfiff und eine Verwarnung jetzt taktisch klug etc. gewesen wäre, nun, das war nicht meine Frage, mir ging es tatsächlich um die reine Theorie, ob ich hätte pfeifen dürfen.


    Randnotiz:
    Der Spieler hat sich am Ende selbst bestraft, denn genau er war es, dem ich den angeblich glasklaren Strafstoß später verweigert habe. Ihr wisst selbst, dass man einen höchstwahrscheinlich spielentscheidenden Strafstoß nur pfeift, wenn man wirklich sicher ist - und diese Sicherheit fehlte mir ohnehin, ich war nur bei 90 %, in Verbindung mit der vergleichbaren Art des Falles durch denselben Spieler, waren mir die 10 % Unsicherheit für eine solche Entscheidung zu viel.