Abseits oder nicht Abseits

  • Folgende Spielsituation:
    Ein Pass weit in die gegnerische Hälfte. Ein Spieler, der bei der Ballabgabe im Abseits stand, bemüht sich ob dieses Wissens nicht um den Ball. Ein Verteidiger, dem Ball nachgeeilt, berührt diesen nicht, befindet sich aber vollkommen unbedrängt in kontrollierendem Ballabstand (ca. ein Meter und weniger) und macht auch, außer den Ball abzuschirmen, keine Anstalten, diesen zu berühren. Ist damit bereits eine neue Spielsituation eingetreten? Oder gilt die Abseitsstellung noch immer, wenn der ursprünglich im Abseits stehende Spieler sich nun auf den Weg macht, den Ball vom Verteidiger zu erobern?

  • Ich würde auf Abseits plädieren. In den Regeln steht meines Erachtens sinngemäß, dass das Abseits strafbar wird, wenn der abseitsstehende Spieler den Gegner angreift, um den Ball spielen zu können, der von einem Mitspieler gespielt oder berührt wurde.


    Festzustellen ist, dass Wendungen wie "neue Spielsituation" gar nicht in der Regel vorkommen. Generell würde ich sagen, dass das Abseits bis zu dem Punkt strafbar werden kann, an dem

    • ein Gegner den Ball absichtlich spielt (keine Torabwehraktion) oder
    • ein Mitspieler den Ball berührt oder
    • das Spiel unterbrochen wird.
  • Oder gilt die Abseitsstellung noch immer, wenn der ursprünglich im Abseits stehende Spieler sich nun auf den Weg macht, den Ball vom Verteidiger zu erobern?

    Für eine "Ballkontrolle" ist eine Ballberührung prinzipiell nicht unbedingt erforderlich (obwohl jedoch meistens zweckmässig)


    Sobald der Abseits-Spieler jetzt den Verteidiger angreift ist es Abseits:

    Zitat

    Regel 11


    2. Abseitsvergehen
    [...]
    den Gegner angreift, um den Ball spielen zu können
    [...]

  • Ich plädiere auch für Abseits, niemand kann ja einemn Spieler dazu zwingen, den Ball zu spielen. Und wenn Andere (außer dem im Abseits stehenden) einfach zugucken: Pech gehabt.

  • gegenteilige Meinung: kein Abseits!


    Der Angriff (mit mit Pass in Richtung des Spielers) ist beendet. In meinen Augen eine neue Spielsituation.


    In der Praxis wird das dadurch unterstützt, dass es die Situation "niemand macht gar nichts" im Spiel nicht gibt, d.h. alle Spieler (und TW) stellen sich auf die neue (!) Situation "Verteidiger "könnte" Ball kontrollieren" ein, entsprechend sind die Aktivitäten und Laufwege.


    Grüße, Jörg


    ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Altschiri, deine Auslegung kann ich nicht nachvollziehen. Für die Abseitsbewertung ist der Moment der Ballberührung durch den Mitspieler entscheidend. Hier lag eine Abseitsposition nach Manfreds Beschreibung zweifelsfrei vor. Mit welcher zeitlichen Verzögerung diese strafbar wird, spielt keine Rolle. Ein neues zu bewertendes Abspiel hat in der Zwischenzeit nicht vorgelegen, da der Verteidiger den Ball nicht berührt. Also ganz klar strafbares Abseits, wie schon von mehreren zuvor geschrieben.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Für die Abseitsbewertung ist der Moment der Ballberührung durch den Mitspieler entscheidend.

    Eben- Basics. Nicht vergessen.

    Mit welcher zeitlichen Verzögerung diese strafbar wird, spielt keine Rolle.

    Eben- Basics. Nicht vergessen.

  • Ab wann dürfte der Stürmer denn wieder eingreifen?
    Spinnen wir die Situation mal weiter:
    Der im Abseitsstehende Stürmer war an (Sicht auf's Tor) rechten Eckfahne, der Ball ging zur linken Eckfahne und wird dort vom Verteidiger angenommen.
    Ab wann würde man von einer neuen Spielsituation reden?
    In dem Moment wo der Verteidiger den Ball angenommen hat oder erst wenn er diesen mindestens einmal (absichtlich) gespielt hat.


    Wenn der Stürmer nun zur anderen Eckfahne läuft und den Verteidiger angreift wäre es Abseits, spielt der Verteidiger aber den Ball z.B. zu seinem TW, dann dürfte der Stürmer diesen angreifen ohne, dass es strafbares Abseits ist?

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Also ich würde sagen, sobald der VER den Ball absichtlich spielt.


    Und würde dafür die DFB Erläuterungen zur Hand nehmen.


    Punkt 2.
    Die Berührung des Balles durch einen Spieler der verteidigenden
    Mannschaft hebt eine Abseitsstellung nur dann auf, wenn es sich dabei um
    ein absichtliches Spielen des Balles handelt, das nicht einer Abwehraktion
    entspringt. [...]


    Und somit würde das Abseits aufgehoben, wenn er den Ball angenommen hat, bzw. es versucht.


    Wenn dann der Stürmer anläuft und den Ball erkämpft, muss er ja weit genug weg gewesen sein, denn ansonsten hätte man ja schon zuvor auf Abseits entschieden, weil er den VER beeinflusst hat ;)

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Und somit würde das Abseits aufgehoben, wenn er den Ball angenommen hat, bzw. es versucht.

    Nein.


    Die Torabwehrreaktion eines Verteidigers ist im DFB-Lehrbrief von Beginn der Saison 16/17 klar definiert.
    Damit jetzt nicht der ganze Lehrbrief wiederholt werden muss nur die Kurzform:


    Die Torabwehrreaktion ist die regelkonforme Abwehr eines Torschusses (mit egal welchem Körperteil muss halt nur Regelkonform sein) eines verteidigenden Spielers mit dem Zweck der Torverhinderung. Dabei wird davon ausgegangen das der Ball dann von diesem Spieler mehr oder wenige unkontrolliert "abprallt".
    Als Beispiel dazu zwei Klassiker:

    • Faustabwer des Torwarts, der Ball springt nach vorne weg
    • Regelkonforme "Rettung auf der Linie" durch einen Verteidiger

    In dem von Manfred beschriebenem Fall handelt es sich defintiv nicht um eine solche Torabwehrreaktion sondern um den Angriff auf einen Spieler aus einer Abseitsposition heraus.

  • Ich habe doch auch nichts von einer Torabwehraktion gesagt oder? Dass dort eine Abwehraktion das Abseits nicht aufhebt, ist mir klar und habe ich auch nicht in Frage gestellt.


    Ich bin auf die von amfa gestellte Frage eingegangen, wann bzw. mit welcher Aktion das vorherige Abseits nicht mehr aktiv ist.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Zitat

    In dem Moment wo der Verteidiger den Ball angenommen hat oder erst wenn er diesen mindestens einmal (absichtlich) gespielt hat.

    Ich sehe da keinen Unterschied, (absichtliches) Spielen ist hier als (absichtliches) Berühren gemeint.

  • Ich denke er meint damit ein Abspiel zu einem anderen Spieler.


    Aber da bereits das Stoppen des Balles als Kontakt gilt, ist das irrelevant.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Dann stellt sich aber wieder die Frage, wie weit der Stürmer weg sein muss.
    Gerade in den Amateurklassen gibt ja nun mal genug Spieler die bei einfacher Ballannahme Probleme haben ;)


    Stürmer steht also 10 m hinter dem Verteidiger.. dieser nimmt den Ball in Ruhe und unbedrängt an, dann erst läuft der Stürmer ihn an.
    Kein Abseits eurer Meinung nach?



    Und ja mir ist bewusst, dass das in echt auf dem Feld nicht immer eindeutig ist.


    Gefällt mir alles nicht so richtig, aber das hab ich anderswo schon mal niedergeschrieben.
    Fairer wäre es meiner Meinung nach immer noch, wenn der im Abseits stehende Stürmer bevor er den Ball spielen darf mindestens einmal wieder aus der Abseitsposition her ausgelaufen sein müsste.
    Aber das führt hier jetzt wieder zu weit ;)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • amfa
    Wenn der Verteidiger den Ball unbestätigt annimmt (bzw. der Stürmer ihn dabei nicht bedrängt) ist die Szene vorbei und das vorherige Abseits ist nicht mehr aktiv.


    Wenn der Stürmer zu nah dran ist, kannst du ja von vornherein auf abseits entscheiden, da er den Verteidiger bedrängt.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Zu den Basics.


    In der Regel steht:


    "Abseitsvergehen
    Ein Spieler wird nur dann für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er zum
    Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem Mitspieler gespielt oder berührt wird,
    aktiv am Spiel teilnimmt, indem er
    • durch Spielen oder Berühren des Balls, der zuletzt von einem Mitspieler
    berührt oder gespielt wurde, ins Spiel eingreift.."



    Nun, sinngemäß steht da, dass der Spieler in Abseitsstellung in genau dem Moment, in dem der Ball vom Mitspieler gespielt wird, aktiv am Spiel teilnehmen muss.
    Eine Zehntel Sekunde später wäre seine Abseitsstellung also nicht mehr strafbar. Dass dem nicht so ist, ist hoffentlich klar.


    Wie genau ist also der Passus "Ein Spieler wird nur dann für seine Abseitsstellung bestraft, wenn er zum Zeitpunkt, zu dem der Ball von einem Mitspieler gespielt oder berührt wird, aktiv am Spiel teilnimmt.." zu verstehen?
    Denn der Zeitpunkt, an dem er den Ball dann selber spielt, kann ja durchaus mehrere Sekunden später sein und dann bestrafen wir seine ursprüngliche Abseitsstellung.


    Ist die Regel hier tatsächlich falsch formuliert oder wie habe ich das zu lesen, damit es mit der tatsächlichen Abseits-Regelauslegung zusammenpasst?

  • Im englischen Regeltext steht:
    "A player in an offside position at the moment the ball is played or touched by
    a team-mate is only penalised on becoming involved in active play by:..."


    Also möglichst wörtlich:
    "Ein Spieler in einer Abseits-Position im Moment wenn der Ball vom Mitspieler gespielt oder berührt wird wird nur bestraft fürs EIngreifen ins aktive Spiel durch:..."


    Dies entspricht der Auslegung. Der deutsche Text scheint dann eine schlechte Übersetzung zu sein.

  • Erst habe ich tatsächlich Über diese Äusserung nachdenken müssen und habe nach einen Regelwerkfehler gesucht.

    Ist die Regel hier tatsächlich falsch formuliert oder wie habe ich das zu lesen, damit es mit der tatsächlichen Abseits-Regelauslegung zusammenpasst?

    Aber die einzelnen Passagen dürfen auch nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, indem sie einzeln aufgedröselt werden.


    Du zitierts es selber aus dem Regelwerk...

    durch Spielen oder Berühren des Balls, der zuletzt von einem Mitspieler


    berührt oder gespielt wurde, ins Spiel eingreift.

    Hier ist keine konkrete absolute "Zeitangabe" im Regelwerk vorhanden. Das stellst Du richtiger Weise fest. Diese ist auch nicht nötig weil der erklärende Absatz [Siehe Zitat] diese Zeitspanne -relativ- vorgibt.


    In der Übertreibung liegt die Veranschaulichung. (Bitte nicht erst nehmen sondern nur als übertreibende Veranschaulichung verstehen)


    Theoretisch ist es also möglich, das eine Abseitsstellung auch nach 45 Spielminuten strafbar wird

    • wenn die letzte Ballberührung durch einen Mitspieler (in der 1. Spielminute) geschah
    • er sich zu diesem Zeitpunkt in Abseitsposition befand
    • 45 Minuten sich keiner um den Ball kümmerte

    und dieser Spieler dann erst den Ball spielt.


    Die Abseitsregel ist im Regelwerk als (juristisch ausgedrückt) schwebendes Verfahren beschrieben. Es müssen zwei aufeinanderfolgende Bedingungen erfüllt sein damit eine strafbare Abseitsposition entsteht.


    Übrigens: Genau so kurios ist es, das (in der Theorie) der idF wegen Abseits sogar am eigenem 5m Raum gegeben werden kann. (Bin mal gespannt wer eine Situation hierfür möglichst lustig beschreiben kann.)

  • Gähn, das ist einfach:
    Der Spieler befand sich im Moment des Abspiels in Abseitsposition. Der Ball wird von einem Spieler (theoretisch sind sogar mehrere solcher Kontakte möglich) der gegnerischen Mannschaft unkontrolliert gespielt, so dass die Abseitsposition "offen bleibt", so dass der Ball weit in die eigene Hälfte des vorher im Abseits stehenden Spielers gelangt (alternativ tut das ggf. auch eine Windböe 8) ). Der Spieler eilt nach und berührt als erster Spieler danach den Ball bzw. erfüllt in anderer Art und Weise (Einstieg in Zweikampf) die Abseitsvoraussetzungen am eigenen Torraum. Nach der Abseitsregel ist der Ort des Eingriffes maßgeblich, in diesem Fall eben am eigenen Torraum.