Ballsperre in den Regeln

  • Hallo zusammen,


    ich bin erst seit Anfang des Jahres Schiedsrichter und habe eine Regelfrage:
    Mit welcher persönlichen Strafe ist eine Ballsperre, also das Einklemmen des Balles o.ä., zu bewerten und in welcher Regel ist das festgelegt? Ich habe nämlich im Regelheft rein gar nichts zum Thema Ballsperre finden können, auch nicht die Spielfortsetzung.
    Ich würde mich freuen wenn mir jemand helfen kann.


    Gruß
    Gorre

    "Zuerst ging ich nach links, er folgte. Dann ging ich nach rechts, er folgte. Dann ging ich wieder nach links und er einen Hotdog kaufen." - Zlatan Ibrahimovic

  • Wenn du meinst, dass ein Spieler hinfällt und über dem Ball liegt bzw. diesen unspielbar einklemmt, dann wird das als gefährliches Spiel geahndet. Welche PS würdest Du denn geben?

  • Okay, danke. Da musste ich aber schon sehr zwischen den Zeilen lesen. ^^
    Es gibt dann also keine persönliche Strafe, oder?

    "Zuerst ging ich nach links, er folgte. Dann ging ich nach rechts, er folgte. Dann ging ich wieder nach links und er einen Hotdog kaufen." - Zlatan Ibrahimovic

  • Grundsätzlich gibt es mehrere Arten von Ballsperren, diese sind in erlaubte und verbotene Varianten zu unterteilen.


    Verboten ist die Sperre des Balles durch einklemmen mit den Füßen, Beinen etc., soweit ein Gegenspieler dadurch daran gehindert wird, den Ball (regelkonform) spielen zu können. Der Zusatz der Regelkonformität ist wichtig, da es sich um eine Variante des gefährlichen Spiels handelt.


    Verboten ist auch, siehe Regel 12 Punkt 2 letzter Absatz ("Ein Spieler darf den Ball abschirmen, indem er sich zwischen Gegner und Ball stellt, wenn der Ball in spielbarer Distanz ist und der Gegner nicht mit den Armen oder dem Körper abgedrängt wird. Befindet sich der Ball in spielbarer Distanz, darf der Spieler vom Gegner regelkonform angegriffen werden.") die Abschirmung des Weges zum Ball, wenn dieser sich nicht in Spielnähe (Faustregel max. 1 m Abstand) befindet. Übrigens der einzige Regelverstoß, bei dem es trotz Kontaktes mit indirektem Freistoß weiter geht.


    Erlaubt ist jede Abschirmung des Ball - inclusve einklemmen -, solange kein Gegner daran gehindert wird, den Ball (regelkonform) zu spielen.


    Achtung! Es gibt eine Besonderheit, die gerne vergessen und zu Unrecht geahndet wird: Steht ein Spieler lediglich im Weg und hat er dort bereits gestanden, so ist dieser Spieler nicht verpflichtet, einem Gegner auszuweichen, im Gegenteil, der Gegner, der gegen ihn stößt, begeht ein Stürmerfoul. Dabei kommt es auch nicht darauf an, ob der ball in Spielnähe ist oder nicht. Sobald dieser Spieler aber auch nur eine Bewegung macht, mit der dem anderen Spieler in den Weg getreten wird, ohne dass der Ball in Spielnähe ist, handelt er doch regelwidrig.


    Nur der Vollständigkeit halber:
    Eine Verwarnung gibt es im Regelfall nicht, lediglich in den üblichen Fällen "Aussichtsreicher Angriff", "klare Torchance" und "wiederholte Regelverstöße" kann es eine persönliche Strafe geben.

  • Übrigens der einzige Regelverstoß, bei dem es trotz Kontaktes mit indirektem Freistoß weiter geht

    Manfred das war mal so. Seit 16/17 wird unterschieden:



    Df bei "Sperren des gegners mit Körperkontakt"


    Idf bei "Behindern des Gegners ohne Kontakt"

  • ... fällt mir auf, das kaum ein Fussball-SR das Stürmerfoul richtig bewertet. Selbst in den höchsten Spielklassen.

    so ist dieser Spieler nicht verpflichtet, einem Gegner auszuweichen, im Gegenteil, der Gegner, der gegen ihn stößt, begeht ein Stürmerfoul.

    Ja, so ähnlich habe ich das auch noch aus den Handball Regeln in Erinnerung.


    Dennoch werden mMn. derartige Aktionen viel zu häufig gegen den Verteidiger gepfiffen.
    Wobei ich auch ehrlich zugeben muss, das der handballtypische Spiel- und Bewegunsablauf (insbesondere mit Ball) von Angreifern und Verteidigern eine Bewertung eines Stürmerfouls deutlich einfacher macht.


    Daher muss ich mir häufig von Spielern anhören wenn ich Stürmerfoul pfeiffe: "Schiri, wie soll das denn gehen, ich hab doch den Ball....".


    Kein Vorwurf, denn viele Spieler wissen gar nicht das der Verteidiger, den sie gerade umrennen nicht ausweichen muss und denken das der Zusammenprall auf eine Aktion des Verteidigers zurückzuführen ist. Gut - in diesem Sinne ist "einfach stehenbleiben" natürlich auch eine Aktion.
    Gefühlt bin ich der Einzige bei uns im Kreis der sowas überhaupt mal ahndet - dafür dann aber um so häufiger.

  • Dazu hatte ich ja auch schon mal was geschrieben.
    Es kommt meines Erachtens aber auch seltener als im Handball vor, dass der Verteidiger wirklich nur stehen bleibt.
    Zumal der Stürmer ja meistens dann doch nicht direkt auf den Verteidiger zurennt, sondern versucht dran vorbei zu laufen.


    Als Verteidiger macht man dann halt automatisch eine Bewegung richtung Ball/Gegner, wodurch dann oft genug wieder kein Stürmerfoul gegeben ist.
    Oder aber der Verteidiger nimmt (mehr als Schutzreflex, denn bewusst/absichtlich) noch die Arme/Hände hoch um den Stürmer auf Distanz zu halten, was dann gerne mal nach "schubsen" aussieht.


    Ich finde das ist eine der schwierigsten Situationen zu entscheiden, selbst mit Zeitlupe etc.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler  Irgendjemand Alt-Herren Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Also bitte, hört bloß auf beim Ballsperren eine Persönliche Strafe auszusprechen!!
    Geht gar nicht!


    Pfeifen Freistoß und gut ist, sagt dem Spieler gegeben falls das es so nicht geht das wars auch schon.

  • Warum geht das gar nicht? Wenn er mit dem Ballsperren eine Unsportlichkeit verfolgt, dann ist sehr wohl eine persönliche Strafe auszusprechen. Ich kann doch den Ball einklemmen, weil ich genau sehe, dass mein Gegenspieler sonst einen schnellen Konter einleiten kann und dann ist das :gelbe_karte:

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Okey Stop! Da hast du natürlich Recht, es kommt auf die Situation an, wenn dadurch ein schneller Angriff verhindert wird ist das im Grunde ein Tacktisches Foulspiel und dann klar Verwarnen.
    Wenn das im ruhigen Spielfluss passiert jemand hinfällt und ihn so sperrt da würd ich keine Karte zeigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Stefan () aus folgendem Grund: Komplettzitat entfernt, da Folgepost

  • Hallo! Ich kann den Passus für die Ballsperre in den aktuellen Regeln nicht mehr finden. Hat jemand die passende Stelle parat?


    Hatte gestern eine Situation in der ein Spieler nach einem Zweikampf im Strafraum verletzt zu Boden ging und dort in einer Art Hündchenstellung (kniend mit dem Oberkörper vorne auf dem Boden liegend, siehe Anhang jedoch mit weiter gespreizten Beinen) verweilte. Der Ball lag nach dem Zweikampf zwischen seinen Fußspitzen, berührte diese jedoch nicht. Der Spieler wusste auch garnicht, dass sich der Ball in seiner unmittelbaren Nähe befand. Er tat auch nichts - er lag nur da. Meiner Wahrnehmung nach war der Ball frei spielbar - insofern man hinter dem Stürmer stand.


    Was sind die Kriterien für eine Ballsperre? Muss eine Berührung vorliegen? Muss eine aktive Handlung vorliegen?


    P.S. Ich ließ dementsprechend weiterlaufen, im Getümmel beging die verteidigende Mannschaft dann ein klares Foul und ich entschied auf Strafstoß. Dieser wurde in der 90+4. Minute zum 3:2 Siegtreffer verwandelt.

  • Nimm als einfache Faustformel: Ist der Ball für einen anderen Spieler problemlos spielbar, ohne den Spieler zu gefährden, der den Ball blockiert? Dabei reden wir jetzt nicht von Augenblickssituationen etwa nach einem Sturz, sondern um die Fälle, in denen der Spieler in der Lage (gewesen) wäre, wieder aufzustehen/den Ball freizugeben, weil erst dann eine Blockade = gefährliches Spiel vorliegt.

  • Um die Frage wo das in den Regeln steht zu beantworten:


    Das klassische "Sperren ohne Ball" gibt es mittlerweile in zwei Variationen.

    Mit Kontakt ist das "Sperren des Gegners mit Körperkontakt" (S. 70, 12.1) und führt zu einem direkten Freistoß und dann nochmal als "einen Gegner behindert, ohne dass es zu einem Kontakt kommt" (S. 72, 12.2), was zu einem indirekten Freistoß führt.

  • Regelheft Regel 12 / Seite 73:


    Gefährliches Spiel: "Als gefährliches Spiel gilt jede Aktion beim Versuch, den Ball zu spielen, durch die jemand verletzt werden könnte (einschließlich des Spielers, der die Aktion begeht), und schließt eine Aktion ein, durch die ein nahestehender Gegner aus
    Angst vor einer Verletzung am Spielen des Balls gehindert wird."

  • Gefährliches Spiel kommt bei der Ausgangsfrage mMn nicht in Frage, weil kein Versuch vorliegt, den Ball zu spielen.


    "Einen Gegner behindert, ohne dass es zu einem Kontakt kommt" könnte von diesem Teilsatz allein her in der geschilderten Situation passen.

    Allerdings wird es später noch klar als "Behindern des Gegners liegt vor, wenn sich ein Spieler in den Weg eines Gegners stellt, ihn auflaufen lässt oder zum Abbremsen oder zu einer Richtungsänderung zwingt, wobei der Ball für beide Spieler nicht in spielbarer Distanz ist." definiert, was eigentlich auch nicht passt, weil der Ball gemäß Beschreibung zumindest in spielbarer Distanz des Spielers am Boden ist (und die Formulierung zudem eher in Richtung aktive Bewegung geht).


    "Sperren des Gegners mit Körperkontakt" liegt erstmal von der Beschreibung her mangels Körperkontakt auch nicht vor.


    Insofern tue ich mich tatsächlich schwer, hier eine saubere Begründung aus dem Regeltext zu finden.

    Insbesondere fehlt diese aus den selben Gründen mMn auch, wenn der Spieler sich z.B. absichtlich auf den Ball setzt, also ein klassisches Balleinklemmen "begeht". Ich fürchte, hier besteht mal wieder eine Lücke im Regeltext, wodurch dies nicht abgedeckt ist.


    Pragmatisch gesehen dürfte es aber im Allgemeinen einen indirekten Freistoß dafür geben und im Speziellen Weiterspielen in Ordnung gewesen sein, weil der Ball noch spielbar war.

  • wenn der Spieler sich z.B. absichtlich auf den Ball setzt

    Gefährliches Spiel.

    Entweder durch den, der ihm den Ball unterm Hintern wegschießen will...

    ...oder aber durch den Hinsetzer selbst, wenn der, der ihm den Ball eigentlich unterm Hintern wegschießen wollte sich nicht traut aus Angst den Ballbesetzer zu verletzen :)

  • Die Formulierungen in den Spielregeln sind kein perfekter Algorithmus für jede erdenkbare Situation und bedürfen immer einer Art Auslegung. Man kann den Passus für das Gefährliche Spiel auch so lesen:


    "Als gefährliches Spiel gilt jede Aktion […], durch die ein nahestehender Gegner aus Angst vor einer Verletzung am Spielen des Balls gehindert wird."


    Und hier wird ganz klar ein Gegenspieler aus Angst den Spieler aufgrund seiner Aktion zu verletzen am Spielen des Balles gehindert. Wenn er jedoch unmittelbar nach dem Einklemmen sofort den Spieler tritt, gib es jedoch dF für den Spieler

  • Stimmt, dann nehme ich meine Kritik am Regelwerk an der Stelle gerne zurück.


    Auf die konkrete Szene bezogen könnte man noch diskutieren, ob "zu Boden gehen" eine Aktion im Sinne dieser Regel ist, weil es ja eher etwas Passives ist. Also grundsätzlich die Frage, ob gefährliches Spiel eine aktive Handlung bzw. Absicht voraussetzt.