UEFA testet ABBA-System für´s Elfmeterschiessen

  • Nach gefühlter Erwigkeit hatte ich heute mal wieder ein Pokalspiel das erst im 11er-Schiessen entschieden wurde.


    C-Oberliga [Heim] empfing C-Regionalliga [Gast] im 1/8-Finale. Ein lange Zeit auf Augenhöhe geführtes Hartes aber Faires Match endete nach Verlängerung mit 1:1 (Halbzeit 1:0)
    Das Ergebnis lautete dann 4:6 nE und ich musste mich unter der Dusche an den heute gelesenem Artikel auf Spiegel Online erinnern.


    Untersuchungen zu Folge hat dabei offenbar die Mannschaft, die mit dem 11er-Schiessen beginnt einen psychologischen Vorteil, der statistisch dazu führt das die beginnenede Mannschaft zu 60% das 11er-Schiessen für sich entscheiden kann.
    Das will man dann wohl ändern und das im Tennis bewährte ABBA-System einführen.


    Naja, zumindest bei meinem heutigem Spiel traf der oben erwähnte 60% Vorteil zu. [Gast] durfte den ersten 11er schiessen.

  • Ich finde diese Variante zwar interessant, finde persönlich aber ein anderes Problem wesentlich schlimmer.


    Und zwar die Auswärtstorregel in der Verlängerung des Rückspiels.
    Bsp. Das Hinspiel ging 0:0 aus, das Rückspiel auch.
    In der Verlängerung erzielt Gast das 1:0 und Heim gleicht sogar noch aus, hat dann aber keine Zeit mehr ein Tor zu erzielen.
    Nun gewinnt Gast das Spiel durch das "doppelte" Tor.


    Gast hatte in diesem Spiel aber auch 30min mehr Zeit um ein Tor zu erzielen, das doppelt zählt bei dieser Regelung. Und das finde ich persönlich einfach nicht richtig und nicht fair.


    Dies müsste man meiner Meinung nach eher überdenken als das 11m-Schießen.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Ich weiss nicht, wenn man in 180 Min. kein Tor erziehlt und dann macht Gast ein Tor, muss ich nicht die Schuld am System suchen, oder?

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Aber in gewisserweise hat 96David96 recht. Diese zusätzliche Zeit bekommt die Mannschaft nur im Rückspiel einer Runde. Die andere Mannschaft bekommt im Hinspiel diese Möglichkeit nicht.
    Gerecht ist was anderes. Besser wäre es natürlich diese Auswärtstorregel in der Verlängerung abzuschaffen. Sodass es bei einem Unentschieden mit einem 11m-Schießen weitergeht.

  • @Kanarien


    Wenn der Gast in der Verlängerung das 1:0 macht und es dabei bleibt, greift die Regel ja ohnehin nicht.


    Aber wenn der Gast in der Verlängerung das 1:0 erzielt und Heim es sogar noch schafft das 1:1 zu machen, dann zählt das Auswärtstor doppelt und Heim verliert das Spiel, obwohl beide gleich viele Tore erzielt haben.


    Und es muss ja nicht 0:0 in 180 Minuten enden und in die Verlängerung gehen. Es könnte auch 2:2 Hinspiel und 2:2 im Rückspiel enden und in die Verlängerung gehen.


    Und in diesem Fall bekommt der Gast im Rückspiel 30 Minuten mehr Zeit, ein Tor zu erzielen, das am Ende "doppelt zählt". Darum ging es.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

    2 Mal editiert, zuletzt von 96David96 ()

  • Tja, aber Gast muss dafür 30 Minuten länger im "fremden" Stadion unter meistens ungünstiger Zuschauerkulisse spielen...


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Zurück zum eigentlichen Thema:
    Die Idee ist ganz nett, aber m.E. nicht ausgereift. Je nach Verlauf des Elfmeterschießens kann schon nach der ersten Runde Mannschaft A unter Druck stehen und wenn B dann im zweiten Durchgang (bei dem A dann ja erst als zweite Mannschaft ausführt) schon auf 2:0 erhöht, wirkt das sicher stressiger als wenn man ein 1:0 ausgleichen muss. Von daher kann es immer so oder so stressiger oder weniger stressig sein, zudem wird es zumindest bei knappen Ständen gegen Ende ohnehin stressiger. Von daher: Wenig Nutzen, aber viel Fehlerpotenzial für uns als SR, besonders, wenn man das Pech hat, so etwas als Alleinpfeifer durchziehen zu müssen.

  • Die Reihenfolge ist doch AB - BA - AB - BA - AB


    Wenn man die Schüsse einzeln sieht, dann ist das Verfahren wohl "fairer".


    Das mit dem Druck hast du doch aktuell auch.. nur halt quasi immer für B.
    B muss immer nachziehen, wenn A trifft.


    Bei AB - AB hat B2 doch das gleiche problem mit dem Druck wie A2 aus der "neuen" Reihenfolge, wenn B1 nicht getroffen hat aber beide As getroffen haben.
    Bei der alten Variante zieht sich dieser Druck dann bis "zum Ende" durch.


    Bei der neuen Reihenfolge hat B dann aber die Möglichkeit im nächsten ABBA durchgang (Wenn a da verschießt) direkt hintereinander auszugleichen.


    Ich finde das prinzipiell ganz gut glaube ich.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Wenn die Statistik "60:40" stimmt, dann gibt es gegen ABBA keine objektiven Argumente. Es ist gerechter und sicherlich nicht weniger spannend. Auch die "Buchhaltung" für den Alleinpfeifer sollte mit Hilfe eines vorbereiten Notizzettels nicht wirklich kompliziert sein.


    Es ist doch wie immer: Änderungen werden zunächst von einem großen Teil grundsätzlich abgelehnt. Wenn sie sich durchsetzen, versteht irgendwann keiner mehr, weshalb man es früher überhaupt anders gemacht hat.


    Ohne den Mut zu Änderungen hätten wir immer noch z. B. den Münzentscheid, keine Auswechselspieler, ständig Rückpässe zum TW,...

  • Weltweit werden nur etwa 70% aller Elfmeter verwandelt, obwohl es für den Torwart unmöglich ist einen platziert in die Ecke oder den Winkel geschossenen Ball zu halten. Bei letzterem gehen wir natürlich vom regelkonformen Verhalten aus.
    Weiterhin ist es eine Binsenweisheit, das es bei einem nicht verwandeltem 11er weniger am gutem Torwart als am schlechtem Schützen liegt. Das ist jetzt auch wieder reine Statistik, pathologische Einzelfälle widerlegen hierbei nicht das Gesetz der Grossen Zahl.


    Über das Gesetz der Grossen Zahl kann man jetzt sowohl das Können der Schützen als auch das Können der Torwarte beim 11er-Schiessen als Gleichwertig ansehen. Nun braucht es kein Mathematikstudium um auszurechnen, das eine möglichst grosse Summe 11er Schiessen Duelle eigentlich immer 50:50 ausgehen sollte.


    Das hierbei alle Schützen unter besonderem psychischem Druck stehen -es geht ja um alles oder nichts- ist ebenfalls eine Binsenweisheit.


    Es ist also nachzuvollziehen, das die 60:40 Statistik auf diesen psychischen Druck zurückzuführen ist.


    Jedoch wird im ABBA system dennoch immer der letzte Schütze von 5 aus Mannschaft B kommen. Und der hat den höchsten Druck wenn alle 11er vorher Verwandelt wurden (Uli Hoeneß Gedächtnis-11er lässt Grüssen). Erst wenn alle 10 11er Verwandelt wurden wechselt der Druck dann wirklich jedes mal.


    Ob´s das nun wirklich bringt?
    Ich kann mir Vorstellen, das sich dieses 60:40 Verhältnis an ein 50:50 annähern wird. Ich sehe diese Regeländerung auch nicht als Dramatisch an. Für den Fall eines 11er Schiessens habe ich sowieso eine extra Notizkate einstecken, da ist genug Platz drauf um auch das ABBA System abzubilden.

  • Sorry - wenn sich das nun Off-Topic anhört.
    Mein ehemailiger "Lehrmeister" scheint schon recht zu haben, wenn er (nach dem Besuch eines Handball-Champion-League-Spiels) meinte: "Wir Fussballer sind Weicheier".
    Jeder, der sich auf diesen Sport einläßt, kennt die Regularien (oder sollte sie kennen). Also Jammern sein lassen.
    Und wer glaubt, es gäbe absolute Gerechtigkeit, der irrt gewaltig!

  • Ich weiss nicht, wenn man in 180 Min. kein Tor erziehlt und dann macht Gast ein Tor, muss ich nicht die Schuld am System suchen, oder?


    Und wer bis in ein Elfmeterschießen gehen muss, um zu gewinnen, der soll sich bitte nicht bei einer statistischen 40-60 Benachteiligung beschweren sondern die Strafstöße einfach verwandeln und fertig.
    Ich sehe hier auch die Fehlermöglichkeiten höher als den Nutzen.

  • Natürlich sind Spiele mit finalem Elfmeterschießen dramatisch. Aber wie oft muss man sich über 120 Minuten ein taktisches Ballhinundhergeschiebe antun.


    Es gab mal den Vorschlag das Elfmeterschießen vor den Anpfiff mit weniger Erstschützen durchzuführen. Dann wäre der Druck der Elfmeterschützen geringer, so man dann ja noch 90 Minuten Zeit hat das Spiel regulär zu gewinnen.


    Man hätte dann die gleiche Vorraussetzung wie im Europapokalmodus ab dem Zeitpunkt, wenn eine Mannschaft im Rückspiel ein Tor mehr geschossen hat als im Hinspiel und das von Anfang an. Sind das nicht die dramatischsten Spiele, wenn sich nach jedem Tor der Spieß umdreht?