ALLE Elfmeter irregulär...

  • Mit diesem reisserischem Titel und dem üblichem Zusatz "SPORT BILD deckt auf" nimmt Europas selbsternannte Nr 1 in der Ausgabe 15 /2017 (12.04.2017) das Verhalten der Spieler bei Strafstößen auf´s Korn.


    Henning Feind (Chefredaktion) fordert "Schiris müssen sofort durchgreifen"


    Naja, ganz unrecht hat er da nicht. Offenbar hat seine Redaktion jeden der 77 Strafstöße der Bundesliga (Angabe aus Artikel) unter die Lupe genommen und festgestellt, das jeder Strafstoß nach Regelwerk hätte wiederholt werden müssen.
    Ich habe zwar nicht alle 77 Strafstöße gesehen, aber die, die ich jedoch gesehen habe bestätigen den Artikel der Sportbild.


    Natürlich liefert SPORTBILD auch gleich mehrere Beweisfotos. Besonders spektakulär aufgemacht ist dabei der Strafstoß im Spiel Augsburg gegen Ingolstadt, bei dem sich gleich 12 Spieler nicht regelkonform verhalten. Zwei der Spieler sind beim Ballkontakt des Schützen sogar bereits unmittelbar hinter dem Schützen.


    Hat jemand vielleicht einen Online Link zu diesem Artikel, mir liegt der leider nur in Paperwork vor.

  • Online ist es nur eine kurze Berichterstattung über zwei Absätze, ohne große Bilderstrecke oder ähnliches.


    Fröhlich entgegnet dem Thema mit der Erklärung, dass die SR nicht zu kleinlich sein sollen bei kleinen, zu frühen Eintritten, aber es momentan teilweise überstrapaziert wird und das Thema beim nächsten Stützpunkt-Meeting aufgegriffen wird.


    SportBild

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Fröhlich entgegnet dem Thema mit der Erklärung, dass die SR nicht zu kleinlich sein sollen bei kleinen, zu frühen Eintritten, aber es momentan teilweise überstrapaziert wird und das Thema beim nächsten Stützpunkt-Meeting aufgegriffen wird.


    Das nächste "Stützpunkt-Meeting" ist für mich der falsche Ort:
    1. handelt es sich hier im ein internationales Phänomen/Problem und 2. bin ich zum Meeting nicht eingeladen, obwohl es meine Spielleitungen genauso betrifft. Was nützt es, wenn die Elite-SR einheitliche Vorgaben bekommen, wenn der Rest der Welt den Status Quo beibehält.

  • Online ist es nur eine kurze Berichterstattung über zwei Absätze, ohne große Bilderstrecke oder ähnliches.


    Fröhlich entgegnet dem Thema mit der Erklärung, dass die SR nicht zu kleinlich sein sollen bei kleinen, zu frühen Eintritten, aber es momentan teilweise überstrapaziert wird und das Thema beim nächsten Stützpunkt-Meeting aufgegriffen wird.


    SportBild


    Ohne dem wirklich widersprechen zu wollen, beschäftigt mich immer wieder ein Gedankengang: Warum sind wir eigentlich super extrem kleinlich, wenn es um Abseits geht, aber lassen auch mal 2 Meter durchgehen, wenn wir Strafstöße beurteilen? Beim Abseits 40 Meter vom Tor entfernt hat der ein Meter weiter vorne stehende Angreifer sicher einen geringeren Vorteil als beim Strafstoß. Beim Abseits diskutieren sky & co über Zentimeter, bei Strafstößen kümmert es keinen, wenn Mitspieler schon auf Höhe der Strafstoßmarke im Strafraum sind, wenn der Ball vom Schützen berührt sind. Gemäß Regeltext gibt es aber weder bei Abseits noch bei Strafstößen irgendeinen Spielraum des Schiedsrichters, es müsste also bei beidem auf Zentimeter ankommen (oder man ist bei beidem nicht "zu kleinlich"). Ist das nicht Doppelmoral at its best?

  • Das lässt sich doch überhaupt nicht überblicken. Kein Mensch kann Torwart, Schützen und bis zu weitere 20 Spieler im Auge behalten, während er auch noch die Ausführung eines Schusses und eine mögliche Torerzielung überwachen soll. Also fokussiert man sich auf die wichtigen Dinge und das sind nun mal Torwart und Schütze, sowie die Ausführung des Schusses.


    Der Rest lässt sich maximal im Augenwinkel wahrnehmen. Dann habe ich bei mehreren Spielern welche gegen die Regeln verstoßen, noch lange nicht gesehen, war wann was gemacht hat.


    Man sollte bei der ganzen SR-Internen Kritik auch mal die Kirche im Dorf lassen und sich mal selbst reflektieren. Wie viele Strafstöße hat man selbst schon gepfiffen und bei wie vielen hat man selbst eine Regelübertretung wahrgenommen? Dazu dann die Analyse, wie viele man selbst zurück gepfiffen hat. Wer auf eine Zahl unter 90% kommt, muss mir entweder Recht geben oder er verstößt bewusst gegen die Regeln. Denn wenn in der Bundesliga 100% falsch ausgeführt werden, kann in unseren Betonklassen, die Zahl wohl kaum deutlich darunter liegen.


    Ich für meinen Teil weiß, dass ich hier nicht immer richtig liegen kann und ich habe bei diesen Entscheidungen auch den Anspruch gar nicht (wie beim Abseits). Ich konzentriere mich auf das Wichtige und bin damit immer gut gefahren.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Das halte ich für ein vorgeschobenes Argument. Natürlich wäre es möglich, die korrekte Ausführung zu überwachen, zumindest im Gespann. In der Bundesliga könnte das sogar der vierte Offizielle übernehmen, der bei einem Strafstoß einzig darauf achtet, ob Spieler zu früh in den Strafraum laufen. Das ist also nicht der Punkt, sondern man hat ganz bewusst eine Grauzone bei Strafstößen geschaffen, die es beim Abseits aber nicht gibt. Aus den Regeln geht das aber nicht hervor, da gibt es weder beim Strafstoß noch beim Abseits eine Grauzone, ich finde die Formulierung beim Strafstoß sogar noch härter als beim Abseits.

  • Auch gibt es keinen Torhüter, der sich nicht mind. einen Meter kurz vor der Ausführung nach vorne bewegt, weil es anatomisch fast gar nicht möglich wäre einen Strafstoß zu halten. Oft sind es mind. eineinhalb Meter und ich habe selten die Wdh + Gelb gesehen.


    Wenn sich also keiner an die Regel hält und SR auch noch angewiesen werden nicht kleinlich zu pfeifen, ist die Regel Unsinn und muss angepasst werden. Insbesondere in den kommenden Zeiten des Videoassisstenten.


    Vorschlag einer Regelanpassung:


    - Ähnlich wie beim Abseits werden zu früh in den Strafraum laufende Spieler erst dann bestraft, wenn sie eingreifen oder sich einen Vorteil verschaffen, z.B. beim potentiellen Nachschuss.


    - Der Torwart bekommt eine Markierung wie beim Handball z. B. 9,15 m vom Strafstoßpunkt entfernt, die bis zum Schuss mit keinem Körperteil berührt werden darf. Und hier gibt es dann Nulltoleranz.

  • Der Torwart bekommt eine Markierung wie beim Handball z. B. 9,15 m vom Strafstoßpunkt entfernt, die bis zum Schuss mit keinem Körperteil berührt werden darf. Und hier gibt es dann Nulltoleranz.

    Das geht dann solange gut, bis der erste TW diese Markierung wenige Zentimeter berührt und der SR deshalb zurückpfeift. Da wird dann wieder verlangt, dass der SR doch nicht so kleinlich sein soll, wegen der paar cm. Und die gleiche Diskussion hätten wir dann wieder.

  • Nein, dann eben nicht mehr. Wie bei Tor, Aus und Abseits ist dann auch 1 cm zuviel eben einer zuviel.

  • Ich denke, dass kann man so konsequent nicht vorhersagen. Ich bin der Meinung, dass man dann wieder "Krümel kackt" und die Vereine und Medien wieder das berüchtigte Fingerspitzengefühl des SR einfordern.

  • Aber doch nicht, wenn es eine extra Markierung geben sollte. Immerhin fordert ja auch keiner bei Tor/kein Tor, Foul innerhalb/außerhalb des Strafraums oder Abseits "Fingerspitzengefühl" oder beschwert sich, dass der SR zu kleinlich ist. Irgendwie hat sich das, was diese "Linienverstöße" angeht, hauptsächlich (ausschließlich?) beim Strafstoß etabliert.

  • Na ja, und da wäre diese Liniendiskussion wieder beim Strafstoß. Wo ist da der Unterschied?
    Wäre man beim Strafstoß schon immer kleinlich, was das zu frühe reinlaufen oder das zu frühe von der Linie bewegen oder anders ausgedrückt - das absolut Regelkonforme zurückpfeifen, wenn ... - würden wir so eine Diskussion gar nicht führen müssen.

  • Nüchtern betrachtet hat es schon was: Auf der einen Seite wurde das Freistoßspray eingeführt, damit eben beim Abstand alles stimmt - und beim Strafstoß, wo es - nur zur Erinnerung - mit dem Teilkreis extra eine zusätzliche Markierung gibt, hat das alles dann nur relative Bedeutung ...

  • Ist noch gar nicht so lange her:


    Auszug aus einem Sonderbericht eines meiner Schiries

    Zitat

    [...]Strafstoß [Heim][...]forderte diese auf, den Strafraum zu verlassen. Die Spieler beider Mannschaften folgten der Anweisung widerwillig, meine Anweisung musste ich mehrfach wiederholen. Vom Spielfeldrand rief o.G. Trainer [Name] lautstark "Schiri lass den Kram, ist doch egal und hör auf hier Regelvorträge zu halten![...] Nach der Strafstoßausführung entschied ich auf Wiederholung des Strafstosses, weil gleich mehrere Spieler [Gast] zu früh in den Strafraum liefen und der Torerfolg ausblieb. Unmittelbar darauf brüllte Trainer [Gast] von der Seitenlinie lautstark: [Zitat] "Schiri, was machst Du den hier für eine Schieße?"[Zitat Ende]Ich lief zu ihm zur Seitenlinie, wies ihn auf den Regelverstoß seiner Mannschaft hin und bat ihn darum, sich an der Seitenline mit Kommentaren zukünftig zurückzuhalten. Daraufhin schrie er mir lautstark in´s Gesicht: [Zitat]"Wieso das den? Wegen so´mem Kleinkram? Dann kann man den Strafstoß ja unendlich lange wierderholen! Schiri hör auf mit der Scheiße hier!"[Zitat Ende]Daraufhin erteilte ich dem Trainer [Name] den Innenraumverweis und forderte ihn auf den Innenraum unverzüglich zu verlassen. [Name] verliess den Innenraum erst nach mehrfacher Aufforderung, wobei er weiter gegen mich schimpfte. Das Spiel wurde mit Strafstoß [Heim] fortgesetzt.

    Ich denke das spricht für sich...

  • Das ist ein Problem, dass nicht lösbar ist. Wenn wir wieder anfangen würden, dass konsequent zu pfeifen, dann wird es öfters zu mehrfachen Wiederholungen kommen(Davon wurde schon berichtig, nur ich kann ich mich nicht erinnern). Und die Diskussionen kann man sich schon schön vorstellen. Ein Strafstoß ist eine Besonderheit, in der jeder Verteidiger und jeder Angreifer alles richtig machen. Wenn du den verschoßenen Elfmetrer entweder abwehren oder doch verwandeln kannst, dan bist du der King. Selbst mit konsequenter Linie können wir das nicht verhindern. Schon allein die Wahrnehmung als Einzel-SR lässt das nicht zu. Und sein wir ehrlich: Die Spieler und die Trainer juckt es nicht. Habt ihr in der letzten Zeit gesehen, dass in der BuLi sich jemand beschwert? Hierf will die SportBild nur wieder provozieren.

  • Trotzdem ist es Aufgabe der Schiedsrichter die Regeln umzusetzen...und diese besagt nunmal, dass man nicht zu früh reinlaufen darf; Hat sogar explizite Strategien für die Vorteilsauslegung dabei. Nicht in den Auslegungsrichtlinien sondern ganz oben im Regelwerk!
    Da muss man doch eigentlich davon ausgehen, dass der Schreiber der Regeln (letztendlich die Legislative) eben genau das so umgesetzt haben wollte.


    Wenn sich das auf dem Feld als umständlich, nervig oder unpraktikabel herausgestellt hat, dann muss man da meiner Meinung nach zunächst mal seitens der Legislativen die Regel anpassen und kann nicht einfach von exekutiver Seite der judikativen Seite diktiren, wie man das zu interpretieren hat.


    Das ist in etwa so als ob ein Staatsanwalt einem Richter sagt "es war zwar zweifelsfrei Mord, aber lass mal nicht kleinlich sein, dafür machen wir nur Geldstrafe"...

  • und hätte ohnehin wiederholt werden müssen, denn ganz am Rand ist auch ein Dortmunder zu sehen, der definitiv im Strafraum sein muss - vom Torwart, der deutlich vor der Linie steht, mal ganz abgesehen.

  • vom Torwart, der deutlich vor der Linie steht, mal ganz abgesehen.


    Also auf dem Bild kann ich mit gutem Willen noch erkennen, dass der TW mit der Hacke des linkes Fußes noch die Linie berührt.
    Nehmen wir an das ist so, würde das ausreichen damit es kein Vergehen des TW ist?


    Also reicht (rein theoretisch in Echtzeit ist das sowieso nicht wirklich zu entscheiden) es wenn der TW nur einen kleinen Teil der Linie berührt?


    Denn rein physikalisch wäre die Anfoderung an den TW sonst gar nicht machbar:


    "Der Torhüter muss mit Blick zum Schützen auf der Torlinie zwischen den
    Pfosten bleiben, bis der Ball getreten wurde."


    Denn die wenigstens Torhüter dürften nur 12 cm "breit/tief" sein ;)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Stimmt - aber um auf der Linie zu stehen, reicht es regeltechnisch aus, dass jeder Fuß des TW die Linie noch irgendwie berührt; davon sind wir aber weit entfernt.