Meckern bestrafen oder drüber hinweghören

  • Dann sind das zwei Vergehen:

    • T-Shirt ausziehen, geht nur einmal. Danach ist es ausgezogen und muss erst wieder angezogen werden um es erneut auszuziehen. Wer so blöd ist hat den Bunten Karton mehr als verdient.
    • Zaun Hinaufklettern geht ebenfalls nur einmal. Bevor man ein zweites Mal hinaufklettert muss man ert mal wieder unten sein. (Siehe oben)


    Das halte ich für falsch. Wenn innerhalb einer Situation zweimal das Trikot ausgezogen wird (schwer vorstellbar, aber vielleicht so: Spieler zieht Trikot aus, läuft ein paar Meter und zieht dann noch sein Unterziehshirt aus) oder zweimal der Zaun bestiegen wird (deutlich besser vorstellbar: Spieler klettert auf Zaun und jubelt mit Fans, nach fünf Sekunden springt er runter, läuft zehn Meter weiter und springt dort nochmal hoch), gibt es nur eine gelbe Karte. Gerade im Zaun-Beispiel hielte ich gelb/gelb-rot sogar für einen Regelverstoß, der entsprechend drastische Folgen haben kann (im extremsten Fall Neuansetzung des Spiels). Es kann nur eine persönliche Strafe für eine unsportliche Aktion vergeben werden, und gerade beim Zaun-Hochklettern innerhalb eines Jubels halte ich das mit großer Sicherheit für nur eine Aktion. Man denke an den Torwart, der sich weigert, ins Tor zu gehen. Nur, weil ich ihn zwischendurch verwarne und ihn nochmals anweise, ins Tor zu gehen, wird das nicht zu einer zweiten Aktion: gelb/gelb-rot wäre auch hier ein Regelverstoß.


    In der Situation, die Manfred beschrieben hat, waren das aber ohne Zweifel zwei Aktionen, die getrennt sanktioniert werden können. Ob man die zweite Äußerung mit gelb-rot bestraft, dafür eine klare Ansage macht oder sie aber einfach kommentarlos überhört, ist Typsache. Ich überhöre sowas und gebe dem Spieler ein paar Sekunden / Minuten Zeit, die Folgen der gelben Karte für ihn zu überdenken, und auch das hilft häufig. Aber erstens sind pauschale Aussagen hier immer schwierig, weil viele Randbedingungen mit reinspielen, und zweitens ist es auch kein Problem, wenn verschiedene SR hier verschiedene Lösungsansätze verfolgen.

  • Der Spieler X fällt mir schon eine ganze Weile durch kleinere Nörgeleien auf, meine Güte, lass ihn. Irgendwann bekommt er schon ein Zeichen, dass es jetzt mal gut wäre, wirkt aber nicht wirklich nachhaltig. Dann etwas lauter (vielleicht auch nur deshalb, weil er diesmal näher bei mir stand) und bekommt dafür dann :gelbe_karte: verbunden mit den Worten, dass es jetzt wirklich genug sei. Ich drehe mich schon zur Seite und will meine Karte wegstecken, um mich an die Notizen zu machen, da muss er das mit den Worten kommentieren "Dafür bekomme ich jetzt Gelb?"


    Gelb-Rot ist nachvollziehbar.


    Hier macht sicherlich auch der Ton (des Spielers) die Musik. Klingt das "Und dafür bekomme ich Gelb?" nach agressivem "Du bist doch ein Idiot mir dafür 'ne gelbe Karte zu zeigen" bin ich ebenfalls nah an Gelb-Rot. Zumal der Spieler bereits wegen "Meckerns" ermahnt wurde. Eine in meinen Augen harmlose Nachfrage, wo ich das tatsächliche Unverständnis (statt des Wutausbruchs) erkenne, wird von mir entweder ignoriert oder der Spieler bekommt zur Antwort "genau, dafür gibt es gelb" plus ggf. noch "ich hatte Sie bereits ermahnt".


    Ich hatte diese "Frage" schon mehrfach, habe allerdings im direkten Zusammenhang noch nie jemanden vom Platz gestellt (das war allerdings vor Einführung von Gelb-Rot). Dünn erinnere ich mich an eine Situation vor vielen, vielen Jahren, als der Spieler daraufhin weiterdiskutierte (ich meine, mit den Worten "das ist doch völlig übertrieben, Du solltest mal die ganzen Foulspiele pfeifen" o.ä.), worauf es eine zehnminütige Zeitstrafe zum "Abkühlen und Nachdenken" gab, die entsprechend wirksam war (der Spieler war daraufhin still, stand aber auch unter genauer Beobachtung seines Trainers).


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Nun muss ich den Thread leider noch einmal aus der Versenkung holen.



    Ich habe die letzten Tage nun insgesamt 4 Freundschaftsspiele gepfiffen. Dafür, dass es Freundschaftsspiele ohne irgendein "Gewinn", außer Erfahrung und Spielpraxis ist, musste ich in den 4 Spielen bereits 2x die :gelbe_karte: :rote_karte: -Karte zücken und einen Jugendspieler die 5-Minuten-Zeitstrafe zeigen. Letzte Saison hatte ich die gleiche Anzahl an Freundschaftsspielen und keine Platzverweise auf Zeit oder Gelb/Rote.



    Nun, weswegen ich diesen Thread wieder aufleben lasse: Was mir tierisch auf den Sack geht, sind die Trainer. In meinem Freundschaftsspiel gestern meinte der Trainer nach 24 Minuten mich quer über den Platz anschreien zu müssen, ob ich denn nichts sehen würde. Kurz zur Situation:


    Stürmer dringt von Richtung Eckfahne in den Strafraum rein. Auf der Strafstoßlinie will er den Ball flanken und trifft die Hand vom Abwehrspieler, der ca. 1 Meter entfernt stand. Der Arm klatschte direkt nach hinten ab - kein Widerstand. Das war für mich der erste Punkt auf weiterspielen zu entscheiden und der zweite deutlichere Grund war die kurze Entfernung. Ich sagte auch recht laut "WEITER". Doch da war der Ball schon im Toraus - ich muss zugeben, dass ich die Spielfortsetzung nicht wusste, da ich da nicht drauf geachtet hatte - man vergebe mir. Ich erkundigte mich bei dem Stürmer, der mir dann sagte, dass es Abstoß gibt.


    Als ich den anzeigte, flippte der "Trainer" von Gast völlig aus und meinte, ich sei blind und könne nicht pfeifen. Ehe ich reagieren konnte, war der Abstoß bereits ausgeführt - glücklicherweise flog der Ball zwei Stationen später ins Aus weswegen ich die Begegnung erstmal unterbrach und den Trainer mit passenden Worten zurecht rückte und ihn noch einmal erinnerte, dass wir a) bei einem Freundschaftsspiel sind, wir b) nicht quer über den Platz schreien und Offizielle angehen und C) der Stürmer mir die Spielfortsetzung verriet. Ich sagte dies relativ laut und deutlich vor den Zuschauern und verabschiedete mich mit den Worten "Noch Fragen?" - zumindest war dann während dem Spiel Ruhe. Immer mal wieder kamen bei Zweikämpfen Rufe von außen, diese waren allerdings in Ordnung und zwangen mich zu keiner weiteren Maßnahme.



    Letzten Sonntag durfte ich dann ein Freundschaftsspiel der Herren pfeifen. Hier kam es nach 20 Minuten zu einer deutlichen Ansage gegen den Heim-Trainer. Nach einem Pressschlag lag sein Spieler auf den Boden, ich zeigte natürlich weiterspielen an. Grund genug, mich wieder anzuschreien. Bin also raus und gab ihm auch deutlich zu verstehen, von nun an die Klappe zu halten... Hat geklappt.



    Trotz allem gehe ich mit großen Bedenken in die neue Saison. Ich hatte selten so viele "doofe" Situationen in Freundschaftsspielen. Wenn man bedenkt, dass es hier bislang nur um die goldene Ananas geht, möchte ich nicht wissen, wie es in der Saison wird. Respekt gegenüber dem Schiedsrichter wird zumindest bei uns im Kreis nicht mehr ganz so groß geschrieben :flop:


    Ich habe mich bereits mit Schiedsrichtern aus unserem Kreis zu den oben geschriebenen Problem(en) und die haben größtenteils die selben Probleme...



    Fällt mir das nur auf oder ist bei euch auch eine negative Tendenz spürbar? :(

  • Ich habe dasselbe Gefühl wie Du, Paddy. Irgendwie scheint die Saison - gleich ob "Freundschafts-" oder Pflichtspiel - sehr ruppig zu starten. Das erinnert mich übrigens an ein ebenfalls älteres, aber nie eingeschlafenes Thema: Was ist bloß auf den Sportplätzen los? - auch damals ging die Saison sehr unruhig los ...

  • Ich sehe zunehmend SR, die ohne Körperspannung und ohne jede Klarheit und Stringenz gegenüber Spielern und Offiziellen auftreten. Alles regelkonform, aber ohne "Wirkung".
    Gerade gestern sah ich eine junge Kollegin in einem Herrenspiel, die zwar die regeltechnisch richtigen Entscheidungen traf, aber eine Körpersprache wie eine Ohrenqualle hatte und null Ansagen machte. Als Ergebnis wurde sie nicht Ernst genommen und musste sich in der umkämpften Schlussphase unschöne Beschimpfungen anhören; in erster Linie diffus aus dem Zuschauerbereich und den Coaching-Zonen.


    Ich möchte nicht die Schuld allein bei den SR suchen. Aber wir SR sollten uns auch immer fragen, was WIR gegen diese Zustände tun können. Und da gibt es eine ganze Menge (Auftreten, Regelkenntnis, Stringenz, Souveränität). Diese Dinge müssten meiner Meinung nach sowohl bei der SR-Ausbildung als auch bei den Beobachtungen viel stärker gewichtet werden. Stärker als Stutzentapes, Unterziehhosen und Anpfeifen von SR-Bällen auf jeden Fall.

  • Paddy
    Ich bin voll und ganz Deiner Meinung. Auch ich habe diese Beobachtung gemacht. Es hat deutlich zugenommen. Ich für meinen Teil habe für die neue Saison beschlossen, die Zügel deutlich anzuziehen. Ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen. Und außerdem sollten wir morgen Abend bei der Tagung mal darüber reden. Das müsste mal einer (Du?) ansprechen. Es muss etwas passieren.
    @Alle
    Was BRiT sagt, ist richtig. Wir müssen endlich wieder mehr Präsenz zeigen. Dieses ganze Gequatsche von deeskalierend auftreten und präventiv agieren und der ganze Kram geht mir gehörig auf die Nerven. Wozu hat das denn geführt? Die Respektlosigkeit uns gegenüber ist gestiegen, unsere Entscheidung werden höhnisch kommentiert und jeder D-Klassen-Auswechselspieler maßt sich an, mehr von den Regeln zu verstehen, als wir. Und wir sollen dann beruhigend auf diese Sportsfreunde einwirken? Wozu? Um dann verlacht zu werden?
    Wir sollten es machen wie die Handballkollegen. Wer pöbelt fliegt raus und zwar sofort.
    Außerdem bin ich dafür, auch den Offiziellen in der Coachingzone Disziplinarkarten zeigen zu können.
    So geht es jedenfalls nicht mehr weiter. :flieh:

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Ich bin voll und ganz Eurer Meinung, gebe aber zu bedenken, dass genau diese Konsequenz zu einem Anstieg der Kartenzahlen führen wird - und darüber wird dann wieder die Nase gerümpft werden, auch von anderen Forenteilnehmern, die schon vier Verwarnungen in einem Spiel - zumindest in der Betonliga sehe ich das eher als Standardwert denn als Ausnahme an - für zu viel ansehen und an der Qualifikation zweifeln. Nicht zu vergessen sind dabei auch die Beiträge, die erahnen lassen, dass genau das die Kollegen sind, die uns allen am Ende Probleme bereiten.

  • Ich habe eher den Eindruck, als wüssten viele SR gar nicht, was präventiv und deeskalierend arbeiten heißt. Präventiv heißt, wenn ich die Chance habe, spreche ich Spieler vorher an. Deeskalierend heißt, ich beteilige mich nicht an Gebrüll und erkläre auch mal eine ungewöhnliche oder dem Stammtisch widersprechende Regel. Aber natürlich lasse ich mir nicht alles gefallen und es gibt Konsequenzen.


    Beispiel: Ich habe in den letzten 15 Jahren mindestens 30 Strafstöße wegen Haltens gegeben. Zweimal wurde ich angemault, weil die Mannschaft ohnehin hoffnungslos zurücklag und einen Sündenbock gesucht hat. 15-mal sind die Spieler wortlos auf Position geschlichen, weil sie genau wussten, was sie angestellt hatten. Und 13-mal kam der Trikottester zum Labern an, wurde aber sofort von den eigenen Leuten zurückgepfiffen: "Det hat dir der Schieri doch gerade gesagt, det du die Pfoten von dem weglassen sollst!"

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • @ Manfred: Und ich wiederum halte das einen Trugschluss, der zugleich ebenfalls ein Problem zutage befördert. Ein SR, der von seiner ersten Sekunde auf dem Sportplatz präsent und konsequent ist, zugleich aber nicht den Regelhuber spielt und auch einen kecken Spruch auf den Lippen hat, gewinnt so sehr an Respekt, dass die Kartenzahlen dadurch sinken, nicht steigen. In Landesverbänden, in denen es ein Auflaufen / Shakehands vor dem Spiel gibt, kann das SR-Team in diesen zwei Minuten unglaublich viel erreichen. Deine Annahme, Präsenz und Konsequenz des SR führe zu einem Anstieg der Kartenzahlen, ist jedenfalls falsch -- eher die eskalierten Spiele aufgrund der von BRiT geäußerten Schwächen der SR führen (später im Spiel) zu vermehrten Karten, insbesondere roten.

  • Deine Annahme, Präsenz und Konsequenz des SR führe zu einem Anstieg der Kartenzahlen, ist jedenfalls falsch -- eher die eskalierten Spiele aufgrund der von BRiT geäußerten Schwächen der SR führen (später im Spiel) zu vermehrten Karten, insbesondere roten.

    Die Differenz zwischen Euch beiden beruht wahrscheinlich auf der unterschiedlichen Interpretation des Wortes "Konsequenz".


    Sicherlich: Treffen die "Richtigen" Mannschaften aufeinander dann gibts "House of Cards" - Egal welcher Schiri pfeifft, da hilft dann auch meist weder Präsenz noch Konsequenz.
    Aber manchmal sind Mannschaften auch "Lernfähig". Gestern abend durfte ich mal wieder bei einer Mannschft ran, die anfang letzter Saison mit 6 mal Gelb und 2 mal Rot das Spiel beendet hatte. Viel Gelbes gabs damals wegen Meckerns.


    Gestern (wir haben uns letzte Saison dann noch 3 mal ohne viele Karten getroffen) gabs dann zweimal Gelb ohne viel Palaver.

    • Verhindern schnelle Freistoßausführung - Nach dem Spiel kam dr Spieler zu mir un bestätigte die Absicht "Hab damit gerechnet das ich dafür Gelb bekomme aber wir mussten uns sortieren"
    • Klammeräffchen von Hinten - bei Einwürfen und Abstößen. Spieler war nicht einsichtig dafür aber der "Spielertrainer" der in o.G. Spiel Rot gesehen hatte und seitdem auf dem Platz zu meinen besten Freunden (tatsächlich) gehört.

    Von dem Gesabbel und Gehakele des Gegners liss sich die Mannschaft nicht anstecken, blieb ruhig weil diesmal die Karten auf der anderen Seite waren, und fuhr einen verdienten sowie klaren Auswärtssieg ein.


    Aber nicht nur Präsenz und Konsequenz helfen. Oft ist es auch die Persönlichkeit un der Umgang mit den Spielern:


    Die ach so verschmähten Seniorenspiele gehören inzwischen zu meinen liebtsten Nebenbeschäftigungen. Viele mögen diese Spiele als SR nicht weil "Nur Gesabbelt und Gemeckert" wird. Nagut, anspruchsvoller Fussball wird dort nicht mehr gespielt, aber seitdem ich diese Spiele regelmässiger pfeiffe habe ich mit Senioren wegen Meckerns kaum Probleme. Man kennt sich und respektiert sich gegenseitig - der "Flotte Spruch" ist oft wesentlich wirksamer als eine Karte.

  • Ach zettelbox, darum geht es mir eigentlich nicht. Natürlich muss ein Schiedsrichter jederzeit präsent und dennoch - im Idealfall - vollkommen unauffällig sein. Wie ich das Spiel sehe, habe ich ja schon vor geraumer Zeit im "großen Theaterstück" niedergelegt. Und selbstverständlich, da beziehe ich SixtSCTF mit ein, kommt es auf die richtige Mischung von Ansprache und Karten an - bloß gibt es dabei eben Spiele, da lassen einem die Spieler keine Chance, wenn man die Regeln nicht verbiegen will, während sie in anderen Spielen durchaus zugänglich sind, so dass man den Spielern und sich einiges an Farbe ersparen kann. Was mich aber ärgert sind Kollegen - auch hier im Forum -, die "chronisch" leugnen, dass es eben Spiele gibt, die farbenfroh sind und dafür immer die Schuld beim SR suchen; manchmal ist das sicher richtig, manchmal aber auch vollkommen daneben.


    Generell kommen wir damit an den Punkt, über den wir uns hier vollkommen einig sind: Es fehlt vielfach für Schiedsrichter die Möglichkeit, unter "realen" Bedingungen zu trainieren - und eben nicht nur die Kondition und die theoretische Regelkunde, sondern auch mal ganz praktisch (und am besten mit einem echten Coach, der keine Noten verteilt).