Einsatz nicht spielberechtigter Spieler in der Jugend

  • Hallo zusammen
    nachdem ich jetzt schon länger mitgelesen habe, möchte ich Euch mal um Eure Meinung bitten:


    Ich bin seit ein paar Monaten SR und pfeife mit viel Freude Kreisliga-Spiele.
    Da ich jetzt den SR-Schein habe, habe ich auch das "Vergnügen" regelmäßig die E-Jugensspiele meines Sohnemannes zu pfeifen, da hier in der Regel keine SR angesetzt werden.
    Bei uns im Kreis ist es so, dass bei Jugendspielen keine Gesichtskontrolle der Spieler durchgeführt wird, d.h. es wird nur kontrolliert ob für jeden in der Aufstellung genannten Spieler eine Spielerpass vorhanden ist. Spielerpass und Kind werden nicht verglichen.
    Nun lässt der Trainer unserer E-Jugend Kinder spielen, die keinen Spielerpass haben und eigentlich nicht spielberechtigt sind. Nach offizieller Aktenlage kann ich als SR das nicht wissen, da ich für dieses Spiel keinen Zugriff auf den ESB habe und keine Gesichtskontrolle der Kinder vorgesehen ist.
    Natürlich wird mir aber niemand glauben, dass ich nicht merke, wenn in der Aufstellung Fritzchen gemeldet ist, ein Pass für Fritzchen vorgelegt wird, aber Fritzchen heute gar nicht dabei ist, dafür aber Hänschen spielt, der keinen Pass hat. Wer glaubt schon, dass ich die Kinder aus der Mannschaft meines Sohnes nicht kenne?
    Ich bin unsicher wie ich hier agieren soll. Offizielle Meldung mag ich eigentlich nicht machen. Es ist immerhin auch die Mannschaft meines Sohnes.
    Mich hier irgendeines Mauscheleiverdachts aussetzen mag ich auch nicht. Ich weiss auch nicht ob es besser ist, wenn der gegnerische Trainer pfeift. Die Trainer haben manchmal sehr interessante Regelauslegungen parat.


    Kennt ihr solche Situationen? Wie würdet ihr damit umgehen?


    Gruß,
    Buzze

  • Ich habe ebenfalls die E-Jugendspiele meines Sohnes gepfiffen, damals gab es noch die Passkontrolle.


    Mein Tipp: weise den Trainer darauf hin, dass Du nicht pfeifen wirst, wenn nicht spielberechtigte Kinder spielen sollen. Und vielleicht auf die Folgen, die das für den Trainer und Verein haben kann.


    Du kannst Dir übrigens sicher sein, dass sich die Kinder (und Eltern) aus verschiedenen Vereinen sich untereinander kennen, Stichwort Schule, Nachbarn usw. Und irgendwann fleigt dem Trainer das ganze um die Ohren.


    Da würde ich mich an Deiner stelle nicht mit hineinziehen lassen, sondern raushalten. Zumindest vereinsintern sollte man das schnellstmöglich ansprechen. Betrug bleibt Betrug.


    Grüße, Jörg


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Mein Tipp: weise den Trainer darauf hin, dass Du nicht pfeifen wirst, wenn nicht spielberechtigte Kinder spielen sollen. Und vielleicht auf die Folgen, die das für den Trainer und Verein haben kann.


    Und das ggf. nicht nur beim Trainer, sondern auch beim Jugendleiter und/oder dem Vereinsvorstand. Das ist nebenbei die beste Methode, den eigenen Verein mal "richtig" kennenzulernen.

    Du kannst Dir übrigens sicher sein, dass sich die Kinder (und Eltern) aus verschiedenen Vereinen sich untereinander kennen, Stichwort Schule, Nachbarn usw. Und irgendwann fleigt dem Trainer das ganze um die Ohren.


    Schlimmer: Es ist keine Frage des "ob", sondern nur des "wann" - und spätestens mit dem nach der E-Jugend anstehenden Wechsels in die weiterführenden Schulen werden die Verquickungen lebendiger, da fällt alles auf. Außerdem: Früher oder später petzt mal jemand aus dem eigenen Verein, dem man auf den Schlips getreten hat - und wenn es nur ist, weil das eigene Kind nicht spielen durfte.

    Da würde ich mich an Deiner stelle nicht mit hineinziehen lassen, sondern raushalten.


    Richtig: Wenn man sich nicht ordnungsgemäß verhält, würde ich in solchen Spielen auch nicht pfeifen - das würde auch Dir auf die Füße fallen. Nebenbei werden sich spätestens nach dem dritten Spiel, in dem ein gegnerischer Trainer Grütze gepfiffen hat, schon die Eltern der übrigen Kinder erkundigen, warum nicht Du pfeifst ...

  • Bitte unbedingt in den Durchführungsbestimmungen nachlesen, wie das Verfahren dazu ist.


    Für den Hamburger Fussball Verband gilt folgendes:


    • Der Schiedsrichter muss jeden Spieler spielen lassen, der auf dem Spielbericht steht unabhängig davon ob er Spielberechtigt ist oder nicht.
    • Für den Einsatz eines Spielers ist immer die Mannschaft / der Verein verantwortlich.
    • Darüber hinaus gilt, das ein Mannschaftsverantworlicher berechtigt ist mit dem SR gemeinsam die Spielerpässe des Gegners einzusehen.


    Das Spiel ist in jedem Falle durchzuführen, selbstverständlich darf man als SR darauf hinweisen das hier offenbar oder vermutlich nicht Spielberechtigte Spieler auf dem Spielbericht stehen.


    Aber: Wer Spielen will oder soll muss auf dem Spielbericht aufgeführt sein.


    Es obliegt den jeweilligen Mannschaften / Vereinen im Nachhinein beim Verband Protest gegen die Spielwertung einzulegen:


    Meine -wohlgemerkt etwas flapsige - Antwort auf Fragen zur Spielberechtigung.

    Zitat

    "Als Schiedsrichter ist es mir egal ob der Spieler Spielberechtigt ist oder nicht, so lange er auf dem Spielbericht steht.
    Wenn Ihr der Meinung seid bei Eurem E-Jugendspiel die Fussball Nationalmannschaft aufzustellen, dann möchte ich auf dem Spielbericht sehen das dort Manuel Neuer im Tor und Thomas Müller mit der # 13 spielt. Dann gehe ich aufs Spielfeld, lass mir auf mein Schiritrikot von jedem Nationalspieler ein Autogramm geben und pfeiffe das Spiel an."

  • Grundsätzlich richtig, nur geht es hier nach der Schilderung ja darum, dass es die Mannschaft ist, in der der eigene Sohn spielt und niemand glauben wird, dass der pfeifende Vater nicht gemerkt haben soll, dass da jemand anders spielt als der, der auf dem Spielbericht steht - die Mitspieler meiner Sohne kannte ich immer namentlich.

  • So gesehen war mein Beitrag zwar ganz gut weil er das korrekte Verfahren erläutert:


    Aber das....

    in der der eigene Sohn spielt und niemand glauben wird, dass der pfeifende Vater nicht gemerkt haben soll, dass da jemand anders spielt als der, der auf dem Spielbericht steht

    ... sieht dann wohl doch etwas anders aus:


    Lizensierter SR übernimmt also Spiel beim eigenem Verein weil kein SR da ist bei dem auch noch sein Junge mitspielt.


    Unter normalen Umständen wäre zunächst einmal eine Berichtigung des SB vor dem Spiel notwendig. Wenn er das erst nachträglich feststellt das jemand anders gespielt hat dann Meldung beim Verband.


    Aber, und diese Herausforderung kenne ich auch, man ist dann auch schnell der "Nestbeschmutzer" im eigenem Verein. Daher empfehle ich es auch sich zu weigern die Spielleitung zu übernehmen. Sollen sich andere SR damit herumschlagen.

  • Nun lässt der Trainer unserer E-Jugend Kinder spielen, die keinen Spielerpass haben und eigentlich nicht spielberechtigt sind.


    Kennt ihr solche Situationen? Wie würdet ihr damit umgehen?

    Allgemein finde ich die Ratschläge hier nicht sehr förderlich.


    Die einzige richtige Antwort sollte sein, den Verein und insbesondere den Trainer zu wechseln.


    Wir reden von einem 8-10 jährigen, der von einem Trainer trainiert wird, der es offensichtlich nicht so genau mit Fairplay und den Regeln nimmt. Und schlimmstenfalls mit diesem Verhalten auch noch sportlichen Erfolg hat. Und das Ganze wird dann noch von allen Eltern und vielleicht auch noch vom Verein akzeptiert und mitgetragen :rote_karte:


    So ein Trainer hat nichts, aber auch gar nichts im Jugendbereich zu suchen. Hier sind Menschen gefragt, die auch Vorbilder für die Kinder sind und nicht den Kindern suggerieren, dass man mit unlauteren Mitteln Erfolg haben kann.


    Kritisch wird es für den Trainer wenn mal etwas passiert. Stellt er ein Kind auf, das nicht im Verein angemeldet und nicht spielberechtigt ist, und dieses Kind verletzt sich schwer, was auch im E-Junioren-Bereich nicht selten ist, dann möchte ich nicht in seiner Haut stecken. Das ist dann nämlich nicht durch die Unfallversicherung des Vereins abgedeckt.

    Schiri zeigt gelb und sagt: "Ich verwarne Ihnen!"
    Willi: "Ich danke Sie!"
    Schiri zeigt rot.


    Zitat: Willi 'Ente' Lippens am 02.05.65 zu Schiedsrichter Udo Zuchantke im Spiel Rot-Weiss-Essen gegen Westfalia Herne

  • Wir reden von einem 8-10 jährigen, der von einem Trainer trainiert wird, der es offensichtlich nicht so genau mit Fairplay und den Regeln nimmt. Und schlimmstenfalls mit diesem Verhalten auch noch sportlichen Erfolg hat. Und das Ganze wird dann noch von allen Eltern und vielleicht auch noch vom Verein akzeptiert und mitgetragen :rote_karte:


    So ein Trainer hat nichts, aber auch gar nichts im Jugendbereich zu suchen. Hier sind Menschen gefragt, die auch Vorbilder für die Kinder sind und nicht den Kindern suggerieren, dass man mit unlauteren Mitteln Erfolg haben kann.


    Kritisch wird es für den Trainer wenn mal etwas passiert. Stellt er ein Kind auf, das nicht im Verein angemeldet und nicht spielberechtigt ist, und dieses Kind verletzt sich schwer, was auch im E-Junioren-Bereich nicht selten ist, dann möchte ich nicht in seiner Haut stecken. Das ist dann nämlich nicht durch die Unfallversicherung des Vereins abgedeckt.


    Dem kann ich ebenso zustimmen wie dem Rat, auf keinen Fall mehr als SR zu amtieren, wenn da Spieler auf dem Feld sind, von denen man weiß, dass da ein falscher Name im Spielbericht steht.


    Die einzige richtige Antwort sollte sein, den Verein und insbesondere den Trainer zu wechseln.


    Das kann ich dagegen nicht raten ohne die näheren Umstände zu kennen. Ich weiß, dass es Vereine gibt, wo selbst von jedem 6-jährigen Spieler der volle Name mit Geburtsdatum und Wohnort auf jedermann zugänglichen Facebookseiten zu finden ist. (Meiner Meinung nach haben diese Trainer den Kopf mindestens genauso tief in der Schlinge wie oben beschriebener Trainer, sofern nicht für jedes Kind detaillierte Genehmigungen vorliegen, die beide Erziehungsberechtigten unterschrieben haben - und selbst dann ist es grenzwertig.)


    Aber meine Spielereltern haben überhaupt keine Chance festzustellen, ob alle meine Spieler im Verein gemeldet und spielberechtigt sind. Die wissen natürlich wie die Kinder heißen, aber da sie keinen Zugriff auf den Spielbericht haben, könnte ich genauso gut seit Jahren den allen in der Mannschaft bekannten Paul Schmidt unter dem Namen Leon Müller spielen lassen. Vielleicht ist das hier auch der Fall - Junior spielt seit 3 Jahren in der Mannschaft, der Papa macht den SR-Schein, sieht zum ersten Mal den Spielbericht und fällt aus allen Wolken, dass bei der halben Mannschaft ganz andere Namen auf dem Bogen stehen. Da zu sagen "Nimm dein Kind sofort aus dem Verein" halte ich für unmöglich. Das versteht der Junge niemals.


    Das bedeutet nicht, dass man die Mauscheleien Fälschung des Spielberichtes weiterhin deckt oder duldet! Den Trainer sollte man ansprechen und ihm klarmachen, dass er die Papiere seiner Mannschaft sofort in Ordnung zu bringen hat, und was die Folgen für ihn und die Mannschaft bedeuten, wenn die Sache auffliegt, oder sich tatsächlich einer der unter falschem Namen eingesetzten Spieler verletzt. Wenn das nicht fruchtet, sollte man die nächste Instanz im Verein ansprechen. Und dann kann man gerne eine angemessene Frist setzen, bis zu der man die Dinge in Ordnung haben möchte, und falls sich nichts tut sein Kind darauf vorbereiten, dass mit seiner Mannschaft etwas nicht stimmt und eventuell ein Wechsel nötig wird.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Allein weil dein Sohn mitspielt solltest du keine Spiele leiten!
    Dadurch wird dir schon mal vorgeworfen das du parteiisch bist.

    Was wäre zb wenn ein gegnerisches Kind dein Kind schlägt?
    Deine Reaktion wäre völlig falsch da du als Schiedsrichter ganz anderes reagierst wie als Vater.


    Zitat

    Ein Leitfaden:
    "Finger weg von Spielen der eigenen Mannschaft oder in denen der eigene Sohn oder die Tochter spielt!"
    Spreche aus Erfahrung!

    Abgesehen davon würde ich dem Trainer sagen:
    "Ich leite keine spiele mehr weil Du Spieler einsetzt die nicht auf dem Bogen stehen und damit komm ich in Teufels Küche,
    solltest du damit nicht aufhören werde ich dies dem Vorstand melden! Das ist meine Pflicht als Schiedsrichter!"

  • Allein weil dein Sohn mitspielt solltest du keine Spiele leiten!
    Dadurch wird dir schon mal vorgeworfen das du parteiisch bist.


    Ein netter Gedanke - nur müsste dann der Großteil des Spielbetriebs unterhalb der "Ansetzungsschwelle" wohl eingestellt werden, weil dort regelmäßig nur Eltern (und sehr oft stammt der Trainer auch aus den Reihen der Eltern) zur Verfügung stehen. Und die Parteilichkeit wird Dir im Zweifelsfall auch vorgeworfen, wenn Du als Trainer oder auch beliebiges anderes Vereinsmitglied pfeifst, im Zweifelsfall sogar auch nur deshalb, weil Du vom Verein benannt wurdest. Ich habe mir übrigens sagen lassen, dass selbst offiziell angesetzten Schiedsrichtern bis in höchste Klassen gelegentlich die Parteilichkeit unterstellt wird ...

  • Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten.
    Ich werde es wohl so machen, dass ich die Spielleitung verweigere solange Spielbericht und Realität nicht übereinstimmen.
    Ich darf niemandem das Mitspielen verweigern, auch wenn er keinen Pass hat, aber das muss dann auf dem Spielbericht vermerkt sein.


    Danke auch für den Hinweis mit der Unfallversicherung. Das ist ein gutes Gegenargument für das "Das machen doch alle so. Stell Dich nicht so an", das bestimmt kommen wird.
    Und den Eltern kann ich das so auch besser erklären. Die wissen das nämlich wirklich nicht, da ausser den Trainern keiner Einblick in den SB hat. Selbst ich kann den nur mit einem Trainer einsehen, da ich nicht offiziell für das Spiel angesetzt bin.


    Danke nochmals.
    Buzze

  • Es gäbe da noch eine Möglichkeit. Die ist allerdings heikel. Kommt auch darauf an, wie gut dein Verhältnis zu deinem Ansetzer ist. Wenn also alles andere nichts bringt und der Trainer munter weitermacht, würde ich den Ansetzer -nicht offiziell- darum bitten, einfach mal einen neutralen und erfahrenen Schiedsrichter anzusetzen, versehen mit dem Auftrag, eine Passkontrolle mit den Mannschaften durchzuführen. Und das ganze natürlich ohne Vorankündigung. Hier steht schließlich der Betrugsverdacht im Raum und da sollten alle zur Verfügung stehenden Mittel -legale natürlich- ausgeschöpft werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Passkontrolle mit Gesichtskontrolle untersagt ist. Es kann lediglich darauf verzichtet werden, muss aber nicht.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Die wissen das nämlich wirklich nicht, da ausser den Trainern keiner Einblick in den SB hat. Selbst ich kann den nur mit einem Trainer einsehen, da ich nicht offiziell für das Spiel angesetzt bin.


    Interessant. Hier in Hessen ist das anders, da wird der elektronische Spielbericht freigegeben, und dann kann ihn jede der beteiligten Mannschaften ausdrucken. Dann kommt das Ding 5x aus dem Drucker, und wird verteilt. Als (nicht angesetzter Hobby-)SR lasse ich mir das SR-Exemplar jedes Mal aushändigen. Auch die gegnerischen Trainer und Betreuer haben häufig ein exemplar in der Tasche. Eine weitere Kopie steckt (bei uns) meistens in der Spielerpassmappe. Und die schauen sich die Eltern gerne mal an, wenn sie vor dem Spiel "Langeweile" haben.


    Also "geheim" ist da nix, und wer das Ding sehen möchte, bekommt auch (s)eine Gelegenheit.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)