Einwurf mit kurzer Distanz

  • Hallo,
    morgen habe ich mein erstes Spiel als Schiedsrichter, bis jetzt habe ich mir das Regelheft mindestens 50 mal durchgelesen. Seit längerem kommt mir eine Frage zum Einwurf auf, und zwar:
    In den Regeln steht nur, dass der Ball mit beiden Händen über den Kopf zuwerfen ist, allerdings nicht wie fest... Bei meinen eigenen Spielen als Spieler wurden oft Einwürfe abgepfiffen weil der Ball eher 'Fallen' gelassen oder in den Boden geschmättert wurde.
    Das der Ball nicht 'Fallen' darf, stimmt auch mit diesem Wikipediaartikel überein:

    Zitat

    In der Praxis gibt es des Öfteren Reklamationen, da das Regelwerk nur beschreibt, dass der Ball von hinter dem Kopf zu werfen sei, aber nicht näher definiert, was als Wurf zu werten ist. Der Schiedsrichter muss seine Wertung daher vor allem daran festmachen, ob der Ball wirklich von hinten über den Kopf geworfen wurde. Hält der Spieler den Ball zu lange, so ist der Einwurf falsch im Sinne der Regeln, da der Wurf nicht mehr über den Kopf geht. [...]. Nach landläufiger Vorstellung muss dieser eine gewisse Kraft aufweisen und daher auch eine nicht näher bestimmte Distanz überwinden, tatsächlich ist aber die Wurfbahn zu bewerten, da in Verbindung mit dem Abwurf hinter dem Kopf klar wird, ob hier nun tatsächlich ein Wurf vorlag oder der Ball nur fallen gelassen wurde. Tatsächlich sind regelkonform ausgeführte sehr kurze Einwürfe zwar möglich, allerdings beherrschen nur sehr wenige Spieler eine solche Wurftechnik.

    Doch ich kriege hier nicht raus, ob der Ball denn dann auch nicht wie erwähnt in den Boden gehämmert werden darf..?


    Grüße, Linus :)

  • Nicht jeder Einwurf der "komisch aussieht" ist falsch.


    Als gelernter Handballer sind mir da die Körperbewegungen etwas geläufiger als den vielen pseudo Schiedsrichtern hinter der Bande.


    Sobald der Werfer nur ein wenig den Kopf runter nimmt sieht das völlig vergurkst aus, ist aber meist ein korrekter Einwurf.
    Nicht jedes Abheben der Füsse ist ein Falscher Einwurf. Sobald der Ball die Hände verlassen hat kann der Werfer Samba tanzen.
    Meist sehen gerade kurze Einwürfe sehr komisch aus. Müssen aber nicht unbedingt auf falsch sein.


    Inzwischen hat sich eingebürgert:


    Wenn der Einwurf nicht grottenfalsch ist, dann ist er richtig.


    Aber: Mein liebstes Spiel sind die "Anlaufnehmer", die 10m bis 20m ihren Einwurf vorverlegen.
    Die langläufige Meinung ist das der Einwurf dann wiederholt wird. Eben nicht. Es ist ein falscher Einwurf und es geht mit Einwurf für die anderen weiter. Mache ich jedes Spiel genau 2 mal, danach wird peinlich genau auf die Einwurfausführung geachtet.

  • Des Rätsels Lösung liegt in der Kombination der Anforderungen:

    Zitat

    von hinten über den Kopf geworfen


    Da steht
    1. von hinten - unstrittig
    2. geworfen - soweit nicht wirklich nur fallen gelassen in der Regel auch gegeben, denn
    3. über den Kopf - und jetzt sind wir dabei!
    Über den Kopf bedeutet, dass der Ball, wenn er denn nur fallen gelassen würde, dem Spieler zwangsläufig hinter den Rücken oder auf den Kopf fallen muss, um von der Abwurfposition noch regelkonform zu sein. Fällt er vor den Spieler, war schon der reine Abwurfort nicht mehr regelkonform. Gleichzeitig gelingt es so nicht, denn Ball "auf den Boden zu donnern", denn wenn der Ball über den Kopf geworfen werden muss, ist dies nur möglich, wenn der Ball nach dem los lassen noch steigt oder wenigstens kurzzeitig noch (weitestgehend) parallel zum Boden fliegt - wenn der also mit Schwung auf den Boden kommt, ist das Merkmal "über den Kopf" nicht mehr erfüllt und der Einwurf damit nicht mehr regelkonform ausgeführt.