aktuelle "Zeitstrafen-Diskussion"

  • Mir ist klar, dass das Thema Zeitstrafe im Herrenbereich hier im Forum schon öfter mal besprochen wurde. Aber angeregt von der (wieder) neu angeregten Debatte von Herrn Nagelsmann möchte ich dieses Thema nochmals aufwärmen.


    http://www.suedkurier.de/sport…er-Region;art2783,9083132


    Für mich hat die Einführung einer Zeitstrafe einige Punkte, die dafür sprechen. Genauso gibt es für mich aber auch Argumente die dagegen sprechen.


    Das "Dafür" ist im Großen und Ganzen, dass man als Schiedsrichter die Möglichkeit hat mal einen Spieler zum "runterkühlen" vom Feld zu schicken.


    Dagegen spricht aus meiner Sicht, dass es die Spielleitung doch etwas komplizierter macht und es wieder mehr Raum für Diskussionen gibt. Gelb Gelb/Rot das kennen die Spieler und egal in welcher Spielklasse sollte ein Spieler im Herrenbereich, so viel "Verstand" besitzen, dass wenn er schon Gelb gesehen hat, dass er weiß, dass er sich jetzt nicht mehr viel erlauben kann. Das Trainer die 5 Zeitstrafe positiv sehen ist nachvollziehbar. Bewahrt sie doch vielleicht öfter mal einen Spieler vor dem FaD. Ich habe mal gelesen, dass es da schon Testphasen gegeben hat. Und das Ergebnis soll durchweg positiv gewesen sein.
    Im Jugendbereich ist das schon noch etwas anders. Hier finde ich die 5 Min. "Abkühlzeit" schon sinnvoll.


    Wie seht ihr das so? Zeitstrafe im Herrenbereich. Eine sinnvolle Ergänzung oder eher "Schmuck am Nachthemd"?

    Spruch von: Jan-Aage Fjörtoft
    Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.

  • Für die Bundesligen halte ich Gelb/Rot für die bessere Variante. Zeitstrafen würden mir aber in der Betonliga gut gefallen, das Stichwort "draußen runterkühlen" ist hier zutreffend und m.E. sinnvoll.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Wenn ich im Herrenbereich unterwegs, erzählen mir häufig Spieler bzw. Trainer der älteren Generation von der 10-Minuten Strafe, die es meines Wissens zu einer Zeit gab, in der die Gelb/Rote Karte noch gar nicht gab.
    Die Spieler und Trainer sind überwiegend der Meinung, dass die 10-Minuten Strafe Sinn gemacht hat und fanden es schade, dass sie später abgeschafft wurde.. Für die Betonklasse halte ich auch die 10-Minuiten Strafe für eine sinnvolle Alternative.

  • Es gibt ja viele Situationen, wo es im Ermessensspielraum des SRs liegt, welche Farbe die Karte hat. Z.B.:
    - zwischen rücksichtslosem und gesundheitsgefährdenem Foul
    - zwischen Verhinderung eines aussichtsreichen Angriffs und einer klaren Torchance
    - zwischen "Meckern" und Beleidigung
    - zwischen Unsportlichkeit und Tätlichkeit


    Dort würde es mir gefallen, wenn der SR mit der Zeitstrafe ein zusätzliches Mittel zur Abstufung der Bestrafung zur Verfügung hätte.

  • Mein Problem ist das ich die Zeitstrafe für nicht so schlimm halte.


    Gerade in der Kreisliga macht es keinen sooo großen Unterschied ob ich zu 10. oder 11. spiele.
    Da bewegt sich ja sowieso nur die Hälfte der Mannschaft ;)


    Ob mein Stürmer jetzt 10 Minuten draußen ist oder 10 Minuten vorne "rumlümmelt" ist im Endeffekt auch egal.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Zu meiner Zeit gab es die 10 Min. Zeitstrafe bis zur Bayernliga, damals dritthöchste Klasse. Man hatte eine pers. Strafe mehr zur Verfügung, die wenn sinnvoll eingesetzt auch Wirkung zeigte. Selten, dass ein Spieler nach einer Zeitstrafe noch :rote_karte: sah, weil er ganz genau wusste, beim nächstenmal ist er weg. Der Profibereich lehnte die Zeitstrafe wegen "Taktischen Gründen" ab, da die Trainer damals befürchteten, die Mannschaft immer umstellen zu müssen.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Alle, die noch zu Zeiten der 10-Minuten Strafe gepfiffen haben werden sich erinnern, dass der Spieler nach der Zeitstrafe meist nicht wieder auf das Feld kam, sondern ausgewechselt wurde.
    Für mich war sie, in den zwei Jahren die ich sie erleben durfte, ein sehr angenehme und akzeptierte persönliche Strafe.

  • Dass die Zeitstrafe auf Spielerseite einiges bewirkt, wurde schon hinreichend geschrieben. Aus meiner Erfahrung gibt es auch noch einen Effekt auf der SR-Seite - gerade in den "Betonklassen", aber auch dann und wann im Profibereich, erlebe ich, dass SR klar gelbwürdige Vergehen (auch Pflichtkarten) einfach "nicht sehen wollen", bei bereits verwarnten Spielern, weil ihnen eine Matchstrafe mit Gelb-Rot als zu hart erscheint, aber in frühen Phasen des Spiels auch generell, weil man gar nicht erst in Verlegenheit kommen will, irgendwann Gelb-Rot ziehen zu müssen.


    In der Gesamtheit der Spiele bleiben m.E. sogar mehr Spieler für Vergehen komplett ungeschoren davon als Gelb-Rote Karten verteilt werden. Geht der Spieler beim 2.gelbwürdigen Vergehen nur 5 oder 10 Minuten raus, ist die Chance größer, dass die Strafe auch tatsächlich verhängt wird.


    Dass alle SR (oder auch nur die Mehrheit) in solchen Fällen strikt nach Regelbuch pfeift, ist komplett utopisch. Erst recht, so lange es der Profibereich vormacht, dass die Regeln nicht durchgesetzt werden und jeder SR, der es auch nur in Ansätzen versucht, als unfähiger Pedant zerrissen wird.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Geht der Spieler beim 2.gelbwürdigen Vergehen nur 5 oder 10 Minuten raus, ist die Chance größer, dass die Strafe auch tatsächlich verhängt wird.


    Was aber wiederum die "Schärfe" der ersten VW abmildern würde. Das hat doch gerade seinen Charme, dass ein frühzeitig verwarnter Spieler sein Agieren ändern MUSS, da sonst Unterzahl droht. Bei einer Einführung einer zusätzlichen pers. Strafe sehe ich eine Kartenflut von VW in hektischen Spielphasen; eine Unsportlichkeit pro Spiel hat man ja quasi "frei".
    Ich bin dagegen.

  • In meiner aktiven Zeit gab es auch schon mal die 10-Minuten-Zeitstrafe. Das war grundsätzlich schon ein sehr wirkungsvolles Instrument, wurde aber von vielen Schiedsrichtern erst in den letzten 10 Minuten eingesetzt. Der Grund war der, dass der betroffene Spieler im Normalfall nicht wieder auf das Feld zurückkam. Damals gab es kaum Nachspielzeiten im Gegensatz zu heute. Das Gute an der Zeitstrafe war, dass sie auch sofort ohne vorherige Verwarnung zum Einsatz kommen konnte. Und das "ab in die Kühlbox" hat fast immer Wirkung gezeigt. Entweder beim Spieler oder beim Trainer.

  • Wie bereits erwähnt, gibt es für beide Varianten gewichtige Pro- und Contra-Argumente. Ich wäre daher für eine Kombi-Lösung, denn was spräche dagegen, alternativ Gelb-Rot oder FaZ einsetzen zu können?


    Hält der Schiedsrichter es für sinnvoll, dem Spieler eine "Denkpause" einzuräumen, so kann er den FaZ wählen. Sieht er in dem Spieler aber einen hoffnungslosen Fall, so muss er die Möglichkeit haben, das Spiel ohne diesen Spieler fortzusetzen, ihn also mit Gelb-Rot für dieses Spiel vom Platz zu schicken,


    Unabhängig davon wäre es m.E. auch zwingend, in allen Klassen eine Gelb-Sperre einzuführen.

  • Auf keinenfall eine Zeitstrafe!!!


    Grad bei Hallentunieren sieht man das es gar nichts bringt,
    das man eher eine Zeitstrafe ausspricht als einen Klaren Feldverweis!!


    Hoffe die Herren beim DFB/FIFA/UEFA/HFV schlagen sich den scheiss direkt wieder aus dem Kopf!!!!

  • Der "Scheiss" hat vor vielen Jahren sehr viel gebracht. Ich durfte selbst noch einige Jahre damit arbeiten und empfand das als absolut vorteilhaft. Ich habe bisher noch keinen Schiedsrichter gesprochen, der das schon mal hatte und es jetzt ablehnen würde.


    Zum einen gibt es dem Spieler die Chance mal 10 Minuten über sein Verhalten nachzudenken, zum anderen dem Trainer die Möglichkeit den Spieler nicht wieder zu bringen. Die meisten kennen ja ihre Pappenheimer.


    Für uns Schiedsrichter war das eine gute Möglichkeit auch mal taktisch zu agieren.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich sehe das genauso so wie Pfeifekopp!


    Da ich als junger Schiedsrichter mit der Zeitstrafe im Herrenbereich angefangen habe , kann ich mich noch gut an diese Sache erinneren!


    Viele Sachen konnten damit geklärt werden und es haben sich auch welche damals abkühlen lassen. Ich wäre dafür im reinen Amateurbereich die Zeitstrafe wieder einzuführen!

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Danke für die doch sehr unterschiedlichen Meinungen. Diese liefern mal wieder den einen oder anderen Denkanstoß.

    Spruch von: Jan-Aage Fjörtoft
    Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.

  • (...) die 10-Minuten-Zeitstrafe (...) wurde aber von vielen Schiedsrichtern erst in den letzten 10 Minuten eingesetzt. Der Grund war der, dass der betroffene Spieler im Normalfall nicht wieder auf das Feld zurückkam. (...) Das Gute an der Zeitstrafe war, dass sie auch sofort ohne vorherige Verwarnung zum Einsatz kommen konnte. Und das "ab in die Kühlbox" hat fast immer Wirkung gezeigt. Entweder beim Spieler oder beim Trainer.


    Zu Zeiten der Zeitstrafe gab's ja kein Gelb/Rot, und in der Betonliga gab es oft hitzige Spiele, wo die Spieler ihre Grenzen austesten wollten. Verwarnungen ("gelb") wurden häufig kaum ernst genommen, da keine unmittelbaren Folgen für das Spiel absehbar waren. Im Bewusstsein des unterklassigen Spielers war "gelb" schon 5 Minuten später "vergessen" und sein (Zweikampf-)Verhalten änderte sich nicht oder nur marginal.


    Ganz anders nach einer 10-Minuten-Strafe, da waren beim Spieler, bei Mitspielern und bei Trainern die Warnlampen an, der Spieler stand unter ständiger Beobachtung von allen (auch von den Zuschauern). Ich erinnere mich, dass in meinen Spielen die Spieler nach der Zeitstrafe (5 min im Jugendbereich, 10 min bei den Erwachsenen) regelmäßig wiederkamen. Nur "völlig gefrustete" Spieler oder bei knappem Spielstand (wo der Trainer "nichts riskieren" wollte) blieben die bestarften Spieler unten.


    Insbesondere beim "Meckern" (ohne Beleidigung o.ä.) hielt ich die Zeitstrafe immer für ein ideales Mittel dem Spieler klarzumachen: "so nicht!".


    Grad bei Hallentunieren sieht man das es gar nichts bringt, das man eher eine Zeitstrafe ausspricht als einen Klaren Feldverweis!!


    Das habe ich völlig anders in Erinnerung. Ich meine, bei Hallenturnieren war es eine 2-Minuten-Zeitstrafe (oder sogar 5?). Und 2 Minuten mit einem Mann weniger in der Halle (insbesondere mit Doppelbande) ist schon ein deutlicher Nachteil.


    Ich erinnere mich sehr gut, dass wir mit dieser 2-Minuten-Zeitstrafe regelmäßig in den ersten Turnierspielen für "Ruhe" auf dem Feld gesorgt haben: Freistoßpfiff des SR, Spieler mault lautstark durch die Halle "Och Schiri, mann!!!" - 2 Minuten Zeitstrafe. Jeder hat's gesehen und gehört, und ab dann hieß es bei allen Trainern/Mannschaften "bei dem Schiri nix sagen, Klappe halten, sonst seid ihr unten". Hat bestens funktioniert.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Na die Fragen die sich mir nur stellen sind doch:


    Wird die erste Gelbe duch den FaZ (ob 5 oder 10 min) nicht entwertet?
    Setzt sich bei den Spielern dann nicht fest, dass dann erst nach dem dritten gelbwürdigen Foul Schluß ist?
    Gibt es bei Spielen mit FaZ nun mehr oder weniger Fouls?
    Hat man nicht nun noch zusätzliche Diskussionen, ob es nun Rot war oder ob man da nicht noch "Fingerspitzengefühl" hätte zeigen können/ müssen und ein FaZ noch ausreichend gewesen wäre?


    Das ein FaZ ein gutes zusätzliches Mittel sein kann erscheint logisch. Aber tut man dem Schiedsrichter nun ingesamt einen Gefallen oder nicht?

    Spruch von: Jan-Aage Fjörtoft
    Der Trainer hatte nach den ganzen Ausfällen im Angriff nur noch die Wahl zwischen mir und dem Busfahrer. Da der Busfahrer seine Schuhe nicht dabei hatte, habe ich gespielt.

  • Zum einen kann man ja problemlos die Zeitstrafe überspringen und direkt rot zeigen. Zum anderen kann ich auch ohne eine Verwarnung einen FAZ aussprechen, was demnach eine viel höhere Wirkung erzielt, als eine Verwarnung.


    Für mich ist es ein weiteres Mittel bei meiner Spielleitung. Der richtige Einsatz und die Dosierung liegt am SR selbst.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Das kommt aber drauf an wie es regeltechnisch umgesetzt wird.
    Als eigenständige Strafe oder als Zwischenschritt von gelb zu gelb-rot.


    Wie soll es denn weitergehen, wenn du als erstes den FAZ aussprichst?
    Was passiert, wenn der Spieler wieder gelbwürdig foult?


    Dann erst gelb ziehen? Und der nächste bekommt erst gelb und dann die Zeitstrafe?
    Da hast du doch nur Theater auf dem Platz.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Nein, nach der Zeitstrafe kommt nur noch :rote_karte:
    Eine gelbe Karte war vor der Zeitstrafe nicht zwingend erforderlich.


    Damals war es eine eigenständige Strafe.
    Die Leiter war gelb, FAZ und rot. Nach oben überspringen ging immer aber niemals zurück.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !