Ach... die Kleinen! Ein kleiner Erfahrungsbericht

  • Anfang Novemer schickt unser Verein 14 Schiedrichter Anwärter zum Lehrgang, darüber hinaus sind mir in den letzten Wochen immer mal wieder Differenzen zwischen unseren Jungschiries und unseren Trainern zugetragen worden, die sich insbesondere "bei unseren Kleinen" zugetragen haben.


    Dies vorausgesetzt wollte ich mir selbst ein Bild davon machen, was bei uns auf der Anlage nun wirklich Dichtung und was Wahrheit ist und worauf ich beim Coaching dieser 14 Jungschiries besonders achten muss.
    Info für nicht HFV´ler: E-Jugend und viele D-Jugend sowie diverse andere Alters und Leistungsgruppen sind im Bereich des HFV durch Schiedsrichter des Heimvereins zu besetzen.


    Also habe ich mir die letzten beiden Wochen die E- und D-Jugendspiele geschnappt, die unter der Woche mit Anpfiff ab 18:00 Uhr stattfinden um mir noch einmal einen frischen Eindruck zu verschaffen.


    Eines noch vorweg, bevor es ins eingemachte geht:
    Das die Spielleitung an sich nicht besonders anspruchsvoll ist brauche ich hier wohl nicht noch einmal besonders zu unterstreichen. Es ist mehr das gesamte Drumherum, worauf unsere Jungschiries oft nicht vorbereitet sind.


    Die Spielvorbereitung:
    Mit voller Absicht bin ich also ungewöhnlich früh für derartige Spiele (etwas mehr als eine Stunde vor Anpfiff) auf der Anlage. Rein in die SR-Kabine, komplett umgezogen, Pfeiffe und sonstige Utensilien eingesteckt und Trainingsjacke wieder übergezogen.
    Also "Anpfiffbereit" habe ich mich dann gemütlich und gut sichtbar vor das Platzwarthäuschen gesetzt und der Dinge geharrt, die da kommen mögen.


    Die Erkenntniss, das der SR-Obmann des Vereins heute die Spielleitung übernimmt löste bei vielen Mannschaftsverantwortlichen operative Hektik aus. Ergebnis:

    • Keine Märchenstunde mit Spielberichten oder Pässen,
    • perfekt gesicherte Tore (selbst die sonst angeblich im Verein nicht vorhandenen Torsicherungen wurden im Magazin gefunden) und
    • vorschriftsmässig aufgebaute Plätze.
    • Trikotnummern stimmen mit dem SB überein
    • Vor allem keine Diskussionen darüber was zu einer vorschriftsmässigen Spielvorbereitung alles dazu gehört (Das Merkblatt welches ich auf der letzten Jugendleitersitzung verteilt habe wurde aus der Trainermappe gezogen und korrekt abgearbeitet)
    • Achja, die Eltern werden von den Trainern schon vor dem Umkleiden der Kiddies darauf hingewiesen, das sie sich "hinter dem Geländer" aufzuhalten haben.

    Nur ein einztiger tanzte etwas aus der Reihe und wollte mir zu verstehen geben das ich doch etwas kleinlich "bei den Klienen" wäre und mehr "Fingerspitzengefühl" zeigen müsse. Ergebnis:

    • Hinweis von mir darauf, das er jetzt noch 15 Minuten zeit hätte alles in Ordnung zu bringen und mir einen Spielbericht vorzulegen, sonst fände das Spiel nicht statt.
    • Zum Platzwart hingerannt und Beschwert: Anschiss vom Platzwart
    • Zum Jugendwart hingerannt und Beschwert: Anschiss vom Jugendwart.
    • Kleinlaut mit SB und Pässen zurückgekommen, Torsicherungen und Hütchen geschleppt.

    Resumee Spielvorbereitung:
    Die Mannschaftsverantwortlichen wissen genau was zur Spielvorbereitung gehört und wie dies umzusetzen ist. Bemerkenswert ist hierbei, das sie oft mit unseren Jungschiries Stress anfangen, wenn diese auf mangelhafte Spielvorbereitung hinweisen. Tut das Not?


    Unmittelbar vor dem Anstoß
    Das übliche Sammeln am Spielfeldrand nutze ich nochmal für eine kleine Regelkunde"für die Kleinen", die laut genug ist sodaß es auch die Trainer mithören können:

    • "Betreten des Spielfeldes von Auswechselspielern gibt Gelb und direkten Freistoß" (ist nicht ganz richtig aber für die kleinen gilt hier KISS)
    • "bei Auswechselungen erst auf das Spielfeld laufen wenn der andere Spieler vom Spielfeld ist sonst Gelb" (ist auch nicht ganz richtig aber KISS)
    • "am besten einige Meter hinter der Linie ruhig hinsetzen, dann kann auch nichts passieren" (eigentlich eher ein indirekter Hinweis an die Trainer seine Spieler von der Sitenlinie fern zu halten. Funktioniert aber bei den Kiddies weil KISS)

    Die Spielleitung:
    Bemerkenswert ist hierbei wie lernfähig "die Kleinen" doch sind. Die Spielregeln im Sinne des "Fingerspitzengefühls" hier großzügig auszulegen ist offenbar der falsche Ansatz.

    • Falscher Einwurf: Spätestens nachdem der Gegner zum zweiten Mal den Einwurf zugesprochen bekommt weil man ihn nicht richtig gemacht hat, können die Kiddies Einwürfe bei denen jeder Bundesligaspieler sich ne Scheibe von abschneiden kann.
    • Foulspiel (mit den Beinen): Naja, so richtig foulspielen können die Kids eigentlich und glücklicher weise noch nicht. Das was hier passiert ist eher mangelndem Koordinationsvermögen zuzuschreiben. Dennoch: derartige, selbst unabsichtliche Kontaktvergehen nach Regelwerk ahnden. Wirkt wunder, die Kiddies lernen schnell und werden vorsichtiger.
    • Foulspiel (mit den Armen): Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Drängeln und Stoßen, sowie auch Halten sind bei den Kids in Zweikämpfen die häufigsten Fouls. Aber auch hier ist zu beobachten, das diese im laufe des Spiels bei konsequenter Regelanwendung deutlich weniger werden.
    • Zu frühes betreten des Spielfeldes bei einer Auswechselung: Die erste Auffälligkeit wird nochmal zur Regelschulung verwendet: Spieler heranzitieren und in Hörweite der Trainer in nach seinem Vergehen befragen: In diesem Moment weis der Spieler sofort was falsch gelaufen ist und erwartet auch die Gelbe. "Ich bin dann mal nicht so streng mit Dir und es bleibt diesmal bei einer Ermahnung. Schlesslich hat der Trainer Dich zu früh aufs Feld geschickt," verfehlt seine Wirkung nicht wenn es laut genug passiert das jeder mithören kann. Spieler warten spätestens ab jetzt artig hinter der Linie und Trainer achten peinlich genau auf korrekte Auswechselungen.
    • Die erste Gelbe Karte im Leben: Auch die Zwerge erlauben sich Dinge, die wir "bei den Grossen" ahnden. Geschwindigkeit und Koordinationsvermögen der Kiddies täuschen und lassen diese Vergehen meist harmloser erscheinen als "bei den Grossen". Also auch hier mal konsequent die Verwarnung (Anchtung Gelbe Karte Jugendregel beschten) aussprechen. Gute Erfahrung habe ich hierbei mit folgendem Verfahren gemacht: Spieler und Spielführer heranzitieren. Dem Spieler sagen, das er jetzt eine Gelbe Karte wegen XYZ bekommen hat und den Spielführer auffordern, dies seinem Trainer mitzuteilen. Artig rennt dieser dann quer über dem Platz und ruft seinem Trainer zu: "Der Andi hat grad ne Gelbe bekommen weil er am Trikot gehalten hat!" Da dies nun alle Mitbekommen verfehlt auch es seine Wirkung nicht. Diese Verwarnung wirkt besonders pädagogisch auf die restlichen Spieler.
    • Trainer bei ersten Anzeichen ruhig stellen. Wenn es bei solchen Spielen unruhig wird, kommt die meiste Unruhe von dort. Vor allem überträgt sich das Trainerverhalten auch auf die mitgereisten Eltern. Diesen "Machtkampf" zwischen Trainer und Schiri frühzeitig für sich entscheiden bringt Ruhe ins Spiel. Dabei sollen die mitgereistn Eltern genau mitbekommen, das der Trainer bei seiner nächsten Aktion mit einem Innenraumverweis rechen muss. Wirkt Wunder, denn dieser Peinlichkeit möchten sich viele Trainer gegenüber den Eltern ihrer Schützlinge nicht aussetzen.
    • Abseits: Erst ab D-Jugend ist meist sehr einfach zu erkennen. Einerseits ist das Spielfeld nicht ganz so groß und man kann auch gut über die Spieler hinwegsehen. Andererseits resultiert das Abseit oft aus Unachtsamkeiten einzelner Spieler, die sich dann deutlich und lange in Abseitspositionen augfhalten. "Knappe Dinger" sind eher selten weil auch die Spielgeschwindigkeit geringer ist. Dennoch ist hier der Lerneffekt bei den Kiddies meist am geringsten.
    • Der Rest: Wird wortwörtlich zu einem "Kinderspiel" Die Kiddies kicken, haben ihren Spass und kommen nach dem Spiel (auch ohne Aufforderung des Trainers) zu Dir und bedanken sich mt ehrlichen Augen.


    Resumee


    Jugendspiele in diesem Altersbereich werden oft unterschätzt. Die Aussage vieler SR-Kollegen "Ich bin nicht dafür da die Regeln zu erklären" ist nur bedingt richtig. Natürlich macht am währed des Spiels keine Regelschulungen. Bei kosequenter Regelanbwendung zeigen die Kiddies ein Verhalten, welches darauf schliessen lässt das sie bereits sehr gut mit den Regeln vertraut sind. Den Rest lernen sie in den ersten 10 MInuten dann "auf die harte Schule" in der Regelanwendung durch den SR.
    Während des Spiels ist man als SR nicht nur Spielleiter, sondern auch ein wenig Pädagoge. Eine Leistung, die ich vor allem von einem Jungschieri bei seinen Ersten Spielleitungen nicht erwarten kann.


    Das Verhalten von Mannschaftsverantworlichen vor dem Spiel zwischen Trainern und Jungschieries bewerten ich inzwischen als "Revierkamnpf" und einschüchterungsversuch.

    • Mit dem "Platzhirsch" des SR-Obmanns vom Verein legt man sich nicht an weil man weis das dieser Schuiss nach hinten los geht.
    • Beim "Alpha-Männchen mit schwarzem Fell" aus einem anderem Verein wird zumindet mal angetestet wie weit man gehen kann.
    • Dem "Jungtier" wird rigoros klar gemacht wer hier das "Alpha-Tier" ist.


    Was soll das!


    Auf dem Spielfeld werde ich unseren Jungschiries klar machen, das sie ein E-Jugendspiel genau so ernst nehmen sollen wie das Endspiel einer Fussball WM. Fingerspitzengefühl und pädagogisches Verhalten bekommt man nur durch Erfahrung. Erfahrung, die unsee Jungschiries einfach noch nicht haben können.

  • Erst mal: Kompilment für diese Ausführlichkeit.
    Die Schiklderung stimmt mit dem, was ich so erlebe überein.
    Vor Allem, wenn da jemand im "Ornat" ersceint, sit viel mehr Ruhe auf dem Platz, sowohl von den Eltern als auch von den Kindern.
    Manchmal habe ich den Eindruck, es wird sogar begrüßt, wenn ein "offizieller Scheidsrichter" auf dem Feld steht.

  • Manchmal habe ich den Eindruck, es wird sogar begrüßt, wenn ein "offizieller Scheidsrichter" auf dem Feld steht.

    Dann muss ich mal hinzufügen, das im HFV Spiele ab der E-Jugend mit "offiziellen Schiedsrichtern" besetzt werden.
    Es ist nur so, das die meisten Spiele der E-, und D-Jugend sowie einiege andere Pflichtspiele durch offizielle schiedsrichter (mit Lizenz) des Heimvereins zu besetzen sind.


    Da werden dann vor allem die Jungschiries (mit Lizenz) in ihren ersten Spielen eingesetzt.


    Es sind also tatsächlich auch "offizielle Schiedsrichter" da.

  • Ich erlebe das immer wieder, wenn auch mit einer Nuance Unterschied:


    Bei uns werden (noch) die Spieler ab der D-Jugend offiziell besetzt - und das richtig, d.h. nicht nur mit "echten" Schiedsrichtern, sondern die kommen auch von einem neutralen Verein. Und altersbedingt sind das eben auch oft unsere Neulinge, was da manchmal abgeht ...


    Gerade zu Saisonbeginn ist das echt schlimm, manchmal habe ich auch die Ehre, dort eingesetzt zu werden. Trainer und Eltern begrüßen zwar einerseits die neutralen SR, andererseits sind die aber noch nicht in dem Modus, dass da eben kein Vereinsvertreter, sondern ein "richtiger" Schiedsrichter unterwegs ist. Ich habe da rein altersmäßig und auch von der Erfahrung her kein Problem, die erst einmal in die Spur zu bringen, wenn ich mir aber vorstelle, dass ein 12-jähriger Jung-SR das tun sollte ...