Platzverweis nach Videobeweis

  • "Der Video-Schiedsrichter verfolgte in einem Regiewagen vor der "Arena"
    die Bilder von acht TV-Kameras im Stadion. Über ein Headset
    signalisierte er dem Kollegen auf dem Platz, dass ein Platzverweis für
    ein Foul gerechtfertigt war. Schiedsrichter Danny Makkelie hatte
    zunächst nur die Gelbe Karte gezeigt."


    Wie bitte? Da hat der Video-SR im Nachhinein eine Tatsachenentscheidung des SR auf dem Feld geändert? Das halte ich für gefährlich- dann kann jede Entscheidung des SR bis zur Spielfortsetzung diskutiert werden.

  • Solange das Spiel nicht fortgesetzt ist, sehe ich regeltechnisch keine Probleme.
    Wenn er ihn nicht überstimmen kann, brauchen wir auch keinen Video-SR.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Obwohl ich ein Gegner des Videobeweises bin, werde ich mich über kurz oder lang diesem technischem Hilfsmittel beugen müssen.


    Nungut ich denke, das dies sowieso nur für Spielklassen und Wettbewerbe in Frage kommt, bei denen auch die Millionen für teure Video- und Übertragungsausrüstung zur Verfügung steht. Somit werde ich dies sowieso nur vom Spielfeldrand erleben dürfen.


    Wenn man den Artikel aufmerksam liest, so stellt man fest, daß der Videobeweis nur für speziell definierte Spiesituationen zulässig ist. Darüber hinaus münden all diese Spielszenen unittelbar zu einer Spielunterbrechung durch den Schiederichter, sodaß der Video-SR nur währed einer Spielruhe eingreft.


    Da der Visdeo-SR ebenfalls ein ausgebildeter SR mit entsprechender Erfahrung ist sehe ich seine Funktion genau so wie die eines Assistenten an der Linie. Er gehört also zum Team.
    Im Sinne der Tatsachenentscheidung wird es ein Vorgehen wie beim American Football geben, wobei diese nicht durch die Spielbeteilligten sondern nur durch den Video-SR ausgelöst werden kann:


    Beim American Football wird diese Challenge wie folgt durchgeführt.


    Bei Spielunterbrechung wird zunächst einmal die derzeit gültige Entscheidung auf dem Feld festgestellt, die zur Überprüfung ansteht.
    Danach weden die Videobilder gesichtet und es wird eine der folgenden Entscheidungen getroffen:


    Ruling on the Field is confirmed
    Die Videobilder bestätigen die Entscheidung auf dem Feld


    Ruling on the Field is changed.
    Die Videobilder müssen einen Eindeutigen Beweis liefern, das die Entscheidung zu ändern ist. Dazu müssen die Videobilder zu 100% den Beweis liefern, das das Team auf dem Feld falsch entschieden hat.

    Ruling on the Field stands

    Die Videobilder liefern keinen 100% Beweis dafür, das die Entscheidung auf dem Feld geändert werden muss. Entweder gibt es keine Bilder, die einen eindeutigen Gegenbeweis liefern, oder die vorhandenen Bilder beweisen nicht zweifelsfrei, das die Entscheidung falsch war.



    Da das Spiel eh unterbrochen ist, gibt es auch keine Probleme mit der Spielfortsetzung.


    Und mal ehrlich: Der SR am Videotisch gehört zum Team. Wie oft kommt es vor, das der SR sich auf dem Feld nicht ganz sicher ist und dann auf seine Assistenten vertraut?

  • Für mich ist das ein "Spiel" mit hohem Risiko - man wird wählen müssen zwischen einer schnellen und einer sicheren Entscheidung.


    Schnell, weil das Spiel attraktiv bleiben soll - und dann kann man aber auch beim Videobeweis nur die ganz klaren Dinge machen. Sicher bedeutet, bestimmte Szenen auch mehrfach und ggf. aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten - nur wird das nicht immer hinreichend schnell gehen. Einen Tod muss man sterben ...


    Ist das Spiel ohnehin unterbrochen und wir reden beispielsweise nur über die Spielfortsetzung (Freistoß oder Strafstoß) bzw. eine persönliche Strafe, nun, dann ist das sicher zu machen. Aber wenn das Spiel nicht unterbrochen ist, dann kann es doch nur um am Bildschirm eindeutig erkennbare Dinge gehen, die der SR und der SRA auf dem Platz nicht sehen oder wo der Fehler offenkundig ist, siehe die Abseitsentscheidung im Mainzer Spiel obwohl der Ball aus einem Einwurf kam.


    In gewissen Fällen wird man also mit dem Videobeweis besser werden können, die Grauzone wird aber noch eine erhebliche Größe behalten.


    Wichtiger erschiene mir der Videobeweis allerdings am grünen Tisch bei der nachträglichen Bestrafung bzw. dem Freispruch, wenn die Fernsehbilder belegen, dass hier eine falsche Entscheidung getroffen wurde (Muster ist immer noch die Rote Karte gegen Völler bei der WM 1990).

  • Wenn man den Artikel aufmerksam liest, so stellt man fest, daß der Videobeweis nur für speziell definierte Spiesituationen zulässig ist.


    Ja das hatte ich auch gelesen.
    Ich hatte das aber anders aufgefasst was Platzverweise angeht.


    Ich dachte eher, dass der Video-SR eingreifen darf, falls der SR einen falschen Platzverweis erteilt hat oder aber etwas passiert ist, dass der SR nicht gesehen hat.
    Z.B. ein Nachtreten im Rücken vom SR, das auch von den Assistenten nicht wahr genommen wurde.


    Aber so wie hier eine Entscheidung die der SR schon getroffen hat zu ändern, finde ich doch sehr sehr grenzwertig.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Ich steller mir das gerade so vor, dass passiert in der 12. Min., der SR zeigt :gelbe_karte: , mit klarer Ansage, beim nächstenmal ist Sense und dann kommt der Bildschirm- Schiri und sagt :rote_karte: !!?? So ein Spiel muss man nicht unbedingt noch ca. 80 Min. pfeifen!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Ich bin sicher, dass die letzte Entscheidung beim Schiedsrichter selbst liegt. Zudem kann ich mir kaum vorstellen, dass solche Situationen Thema des Video-SR sind. Hier geht es doch nur um eindeutige Wahrnehmungsfehler bei spielentscheidenen Situationen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Bei der heute begonnenen U20-WM wird der Videobeweis ausführlich getestet und es gab auch schon den ersten Einsatz.


    Für mich nachvollziehbar, dass dem SR die Entscheidung überlassen wird, weil die Bewertung, ob der Ellenbogen als Werkzeug (Gelb) oder Waffe (Rot) eingesetzt wurde, nicht ganz eindeutig ist. Aber insgesamt muss der Ablauf noch schneller werden, 3 Minuten ist zu lang.


    SR: Mohammed Abdulla Hassan (VAE), Video-SR: Nawaf Shukralla (Bahrain) & Muhammad Bin Jahari (Singapur)

  • Bei der heute begonnenen U20-WM wird der Videobeweis ausführlich getestet und es gab auch schon den ersten Einsatz.


    Für mich nachvollziehbar, dass dem SR die Entscheidung überlassen wird, weil die Bewertung, ob der Ellenbogen als Werkzeug (Gelb) oder Waffe (Rot) eingesetzt wurde, nicht ganz eindeutig ist. Aber insgesamt muss der Ablauf noch schneller werden, 3 Minuten ist zu lang.


    SR: Mohammed Abdulla Hassan (VAE), Video-SR: Nawaf Shukralla (Bahrain) & Muhammad Bin Jahari (Singapur)

    Zunächst mal der Feldverweis geht völlig in Ordnung, nur und jetzt kommt es der Schiedsrichter hat es nicht gesehen und genau deshalb darf es hier niemals zu einer Roten Karte kommen!
    Genau so machen wir den Fussball noch mehr kaputt, Emotionen usw alles geht durch diesen Video mist kaputt!


    Man kann Video Beweis gerne einführen ob Abseits Tor oder nicht, ob Notbremse oder nicht, ob Strafstoß oder nicht.
    Mehr allerdings halte ich für völlig absurd und daneben!

  • Vorab: Wie man diesen Zweikampf - und das ist hier ein Kmapf, nur leider keiner um den Ball - weiter laufen lassen kann, ist mir ohnehin unverständlich. Spätestens als es hier zum Klammergriff kommt, muss auch gepfiffen werden - und dann kommt es sehr wahrscheinlich auch nicht zu dieser Situation.


    Inhaltlich: Ich sehe da keine Änderung, was die Strafe angeht. Was der Schiedsrichter nicht gesehen und damit auch nicht bewertet hat, konnte schon länger "am grünen Tisch" im Nachgang geahndet werden. Gewissermaßen wird der grüne Tisch jetzt nur an den Rand des Rasens verlegt, wenn das aber so unsäglich lange dauert, belegt das nur, dass entweder das System nichts taugt oder die Bilder doch nicht wirklich aussagefähig sind.


    Zur Entscheidung: Ja, man kann die so treffen, für zwingend halte ich sie nicht, eher für eine Konzessionsentscheidung, beschweren darf sich der Spieler aber nicht. Der Ellenbogenstoß erfolgt meines Erachtens aus einem gewissermaßen "natürlichen" Bewegungsablauf, um aus dieser Situation zu entkommen. Allerdings hat der Spieler durch seinen m.E. hochgradig regelwidrigen Eingriff (dafür gäbe es, wenn überhaupt, aber nur eine Verwarnung) diese Situation selbst herbeigeführt. Ich bin mir sicher, dass der SR auch das "Vorspiel" in seine Bewertung hat einfließen lassen.

  • Zunächst mal der Feldverweis geht völlig in Ordnung, nur und jetzt kommt es der Schiedsrichter hat es nicht gesehen und genau deshalb darf es hier niemals zu einer Roten Karte kommen!


    Dem kann ich nicht folgen. Der Videobeweis hat doch gerade die Intention, dem SR bei Dingen, die er nicht oder falsch wahrgenommen hat, zu helfen, sodass er seine Entscheidung korrigieren kann.

  • Was ich mich dazu noch frage: Wenn der SR beim Betrachten der Bilder zum Schluss kommt, dass es eine Gelbe Karte hätte geben müssen - darf er die dann zeigen? Der Video-Beweis soll ja eigentlich nur bei roten Karten und nicht bei gelben Karten zum Einsatz kommen...
    Wenn er die Entscheidung nicht zu Gelb ändern darf, ist es sehr nachvollziehbar, dass er in Fällen wie diesem dann die akzeptable Lösung "Rot" der falschen Lösung "Weiterspielen, keine persönliche Strafe" vorzieht, wenn die optimale Lösung "Gelb" nicht mehr möglich ist.

  • Dem kann ich nicht folgen. Der Videobeweis hat doch gerade die Intention, dem SR bei Dingen, die er nicht oder falsch wahrgenommen hat, zu helfen, sodass er seine Entscheidung korrigieren kann.

    Und damit macht man das komplette Spiel kaputt, dann kannst auch Roboter aufstellen zum Spielen die sich zu 100 % benehmen.
    Bin grad bei sowas was für diskussionen führt völlig dagegen.


    Zum Glück haben wir das Problem nicht und bei uns bis zur Verbandsliga wird noch Fussball gespielt und kann sich Sport nennen!

  • Angenommen, es gäbe ein System (wie auch immer das aussehen mag), das 100 % korrekte Entscheidungen trifft, und zwar absolut zuverlässig und innerhalb von Sekundenbruchteilen. Wärst Du gegen ein solches System, weil es dann mangels Fehlentscheidungen nichts mehr zu diskutieren gibt?


    Eieiei, wer Fehlentscheidungen als Diskussionsstoff braucht, tut mir irgendwie Leid. Der Fußball bietet genug spielerischee, taktische Aspekte und schreibt genug Geschichten, über die man Jahre diskutieren muss. Aber das bestätigt eigentlich meinen Eindruck, dass viele gern über die SR-Entscheidungen reden um des Redens willen.

  • Und damit macht man das komplette Spiel kaputt, dann kannst auch Roboter aufstellen zum Spielen die sich zu 100 % benehmen.


    Davon träume ich seit 27 Jahren.
    Es nimmt doch nicht die Emotionen aus dem Spiel, wenn du Tätlichkeiten oder ähnliches ahndest.


    Emotionen hin oder her, wenn man sich nicht so im Griff hat, hat man halt ein Problem.
    Ich spiele schon selbst 27 Jahre Fußball und auch ich bin emotional beim Spielen, aber ich hab noch nie im Leben eine rote Karte bekommen.
    Und schon mal gar nicht für Tätlichkeiten oder Beleidigungen. Das gehört nämlich bei aller Emotionalität einfach nicht zum Fußball.
    Genau wie das ständige lautstarke Gemecker. Ich finde das furchtbar.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Und damit macht man das komplette Spiel kaputt, dann kannst auch Roboter aufstellen zum Spielen die sich zu 100 % benehmen.

    Im Umkehrschluß heißt das, du willst Spieler sehen, die die Regeln brechen?

  • Auf Emotionen nach einer Tätlichkeit hinter meinem Rücken kann ich gerne verzichten. Das sind doch die dreckigen Situationen, welche ganze Spiele erst kaputt machen und häufig zur Eskalation führen. Solche Typen haben auf dem Sportplatz nichts verloren und gehören gnadenlos bestraft.


    Über Abseits ja/nein oder Strafstoß ja/nein streite ich mich sehr gerne, das sind menschliche Aspekte in der Wahrnehmung. Da liegt für mich ein wenig das Salz in der Suppe, aber bei Tätlichkeiten gibt es null Toleranz. Was aufgeklärt werden kann, muss aufgeklärt und bestraft werden ...

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Bei Abseits ja/nein wünsche ich mir die 100%-Entscheidung, das ist technisch tendentiell möglich und wird bei der Torlinientechnik ja bewiesen. Ich vermisse die Diskussionen um gegebene/nicht ggebene Tore jedenfalls nicht. Was Strafstöße (und viele andere Situationen, auch Tätlichkeiten) angeht, wird sich niemals 100% Klarheit einstellen können – ein menschlicher Spielraum bleibt immer.