Regelverstoß -> Wiederholung des Spieles

  • Mit der Aussage des SR sehe ich das tatsächlich grenzwertig.


    Er hat nicht ausgesagt, dass der Ball seiner Ansicht nach frei war (das wäre die Tatsachenentscheidung), sondern den genauen Hergang geschildert. Ich denke es steht und fällt alles damit, ob der SR diese Regelinterpretation (nicht Regel - die Regel selbst sanktioniert nur Hindern des Torwarts am freigeben des Balles) gekannt hat.
    Wenn er die Regelauslegung in dieser Form kannte, dann muss denke ich konkludent von einer Entscheidung auf "Ball war frei" ausgegangen werden und damit wäre es eine Tatsachenentscheidung.


    Wenn der SR diese Regelauslegung (nachweislich) nicht kannte, könnte man tatsächlich von einem Regelverstoß ausgehen.


    Was mich aber bedenklich stimmt ist, dass hier offenbar die Säge an die unanfechtbare Tatsachenentscheidung zumindest mal angesetzt wurde.


  • Die Wahrnehmung des SR war doch, dass der Ball frei ist.


    Der Schiedsrichter hatte aber laut eigener Aussage die Wahrnehmung, dass der Torwart den Ball lediglich auftippen lässt, oder "prellt", wie man so schön sagt. Die Schlussfolgerung, dass der Torwart deswegen keine Ballkontrolle mehr hat ist nicht mit dem Regelwerk in Einklang zu bringen, deswegen handelt es sich um einen Regelverstoß.

  • Ich bin von der Logik und den Argumenten her ganz bei mrfcc und 96David96.


    Der SR ist ja so ehrlich und gibt zu, dass er das Prellen lassen des TW wahrnimmt, daraus aber fälschlicherweise ableitet, dass der TW den Ball nicht mehr kontrolliert.
    Meines Erachtens also ein Regelverstoß.


    Unabhängig davon gebe ich David ebenfalls recht, dass das Thema ohne "Videobeweis" nicht so hochgekocht worden wäre.

  • Deswegen ist es nur schwer nachvollziehbar, wie es zu dieser Entscheidungsfindung kam

    Auch die beste Ausbildung und die beste Übung macht nicht davor halt, das man Fehler macht.
    Es braucht sich auich keiner herausreden und behaupten er hätte noch nie eine "Blackout" Situation gehabt.


    Insbesondere dann, wenn das Hirn -wie so häufig - mal eine kurze Verschnaufpause nimmt.
    Aus der Bequemen 40cm-Perspektive mit reichlich Zeit zum Überlegen ist das wirklich schwer nachvollziehbar.


    Allerdings wundert mich dann die Stellungnahme des SR doch sehr. Sie zeugt davon, das er tatsächlich diese "Prellregel" nicht kannte. Denn mit dem Abstand von einigen Stunden/Tagen zum Spiel sollte das Erinnerungsvermögen doch gut genug sein.


    Oder - und das ist wiederum ehrenhaft und entspricht wahrem Sportsgeist!
    Er gibt den Regelverstoß in der beschriebenen Form mit seiner Stellungnahme zu weil er weis, das seine (Fehl-)Entscheidung das Spiel wesentlich beeinflusst hat.

  • Ohne den ehrenwerten Sportsgeist in Abrede zu stellen: In dem Wissen, dass es eine Videoaufnahme gibt, ist es für den Schiedsrichter auch die strategisch beste Alternative, einfach die Wahrheit zu sagen. Hier irgendetwas zu erzählen, dass der Torwart den Ball freigegeben hätte, hätte möglicherweise die Neuansetzung verhindert – aber wäre dem SR möglicherweise viel ärger auf die Füße gefallen als ein solcher Aussetzer, zu dem er dann nachweislich und aufrichtig steht.

  • Der SR ist ja so ehrlich und gibt zu, dass er das Prellen lassen des TW wahrnimmt, daraus aber fälschlicherweise ableitet, dass der TW den Ball nicht mehr kontrolliert. Meines Erachtens also ein Regelverstoß.


    Genau so ist es. Ich würde das Wörtchen "ehrlich" weglassen, der SR schildert die Situation und (wie oben geschrieben) die falsche Interpretation, da eben die Regel den Satz des SR "Zum Zeitpunkt des Ballaufspringens war für mich keine Ballkontrolle vorhanden" ausschließt.


    Damit ist es keine Tatsachenentscheidung. Die Tatsachenentscheidung läge dann vor, wenn der SR sagt er hatte (warum auch immer) nicht sehen können wie der Tormann den Ball "freigegeben" hat, und daher auf "Weiterspielen" und anschließend auf Foulspiel (durch den TW) entschieden.


    Ich kann übrigens auch empfehlen, als SR immer bei der Wahrheit zu bleiben. Das mag zwar manchmal unangenehm sein, aber - wie SixthSCTF oben auch schon schreibt - im Sinne der Gerechtigkeit. Ferner erspart man sich in einer eventuellen Verhandlung "peinliche Fragen" aus denen man sich (wider besseres Wissens) "herauslavieren" muss. Das macht keinen guten Eindruck.


    Die mangelnde Regelkenntnis macht zwar auch keinen guten Eindruck, aber wenn man zu solchen Fehlern/Aussetzern (was auch immer hier zutrifft) steht, zeugt das von einer guten Einstellung zum (SR-)Job.


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

    2 Mal editiert, zuletzt von Altschiri ()

  • Ich begrüße das Mittel "Videoaufzeichnung" ausdrücklich. Da werden sich gerade die Besserwisser und ewigen Nörgler umschauen, wie viele der ach so schlechten Schiedsrichter doch durchweg brauchbare Spielleitungen zeigen. Und damit wird auch der Legendenbildung einhalt geboten, man sei da und da dann und dann ja verpfiffen worden. Die meisten SR werden von den Videos profitieren.