SR sind doch auch willkommen

  • Man kommt doch rum und sieht viele positive Highlights. Mir sind ein paar Sportplätze und SR-Betreuer in Erinnerung geblieben. Allen voran der SV Zeilsheim, dessen Kühlschrank der berühmteste in ganz Hessen ist. Ein Einsatz dort und du bist verpflichtet, dich dort mit einer Unterschrift zu verewigen, bevor du mit dem SR-Betreuer irgendwann aus der Kabine fällst. Und wenn du die Mannschaft dann auswärts hast, ist das Gespann mit eben diesem SR-Betreuer auch oft länger da, als die Heimmannschaft.


    Ebenso positiv war ich vom SV Wiesbaden überrascht, die jedoch auch in der Hessenliga spielen. Neben Obstkorb, versch. Getränken, Kaffee- und Teekanne und Keksen, gab es nach dem Spiel noch ein gutes Abendessen in einem Restaurant um die Ecke, das wirklich auch privat zu empfehlen ist.


    Auch im Odenwald gibt es die Eintr. Wald-Michelbach, wo ich gerne immer wieder hin fahre. Der SR-Betreuer ein total lieber Kerl, leicht eingeschränkt durch einen Schlaganfall (wenn ich das richtig mitbekommen habe, Pfeifekopp wird mich korrigieren) kümmert sich mit voller Hingabe um Verein und SR-Gespann. Für manch einen ist der Weg, mit den vielen Kurven und der mangelnden Autobahnanbindung, nicht optimal, aber wenn man nichts trinkt, kann man mit dem SR-Betreuer auch einen drauf machen.


    Ich könnte noch einige positive Ereignisse aufzählen. Die sind mir im Kopf geblieben, die negativen habe ich mehr verdrängt. Das wäre schon schwieriger, die nach einiger Zeit noch zusammen zu bekommen.

  • Neben Obstkorb, versch. Getränken, Kaffee- und Teekanne und Keksen, gab es nach dem Spiel noch ein gutes Abendessen in einem Restaurant um die Ecke, das wirklich auch privat zu empfehlen ist.


    Wie viel darf und sollte man als SR eigentlich annehmen?
    Ich meine wenn die euch nach dem Spiel 20€ extra geben würden würdet ihr das annehmen?


    Irgendwann kommt man halt in den Bereich den man heutzutage wohl Compliance nennt.
    Ich finde das Abendessen z.B. gar nicht schlimm, aber wo ist die Grenze?


    Falls das ein eigenen Thread wert sein sollte, darf ein Mod das gerne verschieben :)

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Bargeld ist immer noch ein anderes Problem als ein Abendessen. 20 € mehr für den SR sollte dieser niemals annehmen, das kann ihn in Teufels Küche bringen.

  • Hallo erstmal zusammen, mein Beitrag Nr. 1 hier,


    In Hessen gibt es einige Vereine, wo man eine gute und aufmerksame Betreuung bekommt. Es gibt zwar auch in den höheren Ligen die ein oder andere Katastrophe, aber das ist eher selten..
    Ein positives Highlight ist sicherlich Willingen, dort ist auch neben der Wintersportzeit immer gut was los. Um die Samstagsspiele oder Spiele vor Feiertagen reißen sich die Schiedsrichter dort förmlich :thumbup:


    Negatives Highlight diese Runde ist ein auch recht großer Verein, der bei Jugendspielen keinen SR-Betreuer vor Ort hat und wenn der SR nach dem Spiel mit der Quittung zum Trainer läuft, mit dem Hinweis: "Dafür gibt es eigentlich einen SR-Betreuer, ich bin dafür nicht zuständig, schreib doch mal ne Rechnung an den Verein" abgewiesen wird.


    Wir haben in dieser Saison als Gespann auch schon mal vor dem Spiel 30 Euro zusätzlich von dem Verein bekommen. Klingt erstmal merkwürdig, aber der Verein ist auch dafür bekannt, dass man nach dem Spiel in ein Restaurant essen geht. Das war an diesem Tag wegen einer Veranstaltung nicht möglich, so sollten wir uns unterwegs was besorgen. Obwohl es dort auch noch eine gute Currywurst gab 8)
    Ich glaube auch nach dem Spiel hätten die uns keinen Zuschuss mehr gegeben, geschweige denn in ein Restaurant eingeladen :)

  • .... wird in vielen Arbeitsverträgen das Annehmen von Geschenken generell Untersagt. Dazu gehört dann tatsächlich auch der 08/15 Kugelschreiber für 20 Cent.


    Das klingt jetzt vielleicht pingelig, aber die Herausforderung bei den sogenannten "kleinen Geschenken" oder "kleinen Aufmerksamkeiten" ist die Differenzierung zwischen "klein" und gewollter Beeinflussung - um nicht das Wort Bestechungsversuch zu verwenden.


    NEIN!
    Ich verurteile keinen, der ein belegtes Brötchen oder das Bier mit der Mannschaft nach dem Spiel annimmt. Auch die Currywurst im Vereinsheim oder die Teilnahme am Grünkohlessen (nach dem Spiel) bei weiter Anreise ist bestimmt keine Staatsaffäre.
    Aufmerksame Betreuung der Schiedsrichter fällt auch unter Gastfreundschaft. Brötchen, Schokoriegel, Würstchen, Getränke und ähnliches empfinde ich als angenehme Unterstützung meinen Job als Schiedsrichter durchzuführen.


    In meinem Job werde ich oft vor ähnliche Herausforderungen gestellt. Da ist es mir dann schon lieber, bei der Einladung des Vorstandes zum Mittagessen mit ihm gemeinsam in der Unternehmenskantine zu essen als Schluckbeschwerden zu bekommen, wenn ich die rechte Seite der Restaurantkarte lese.


    Die Herausforderung ist vor allem ein Moralproblem und eine Sache der Bewertung. Das 3.Halbzeit-Bier nach dem Spiel gehört für mich genau so zum Amateurfussball wie die Bratwurst vom Grill.
    Was andere jedoch Sehen: Der Schiri wird jetzt noch verköstigt und stösst noch lachend mit dem grösstem Meckerkopp vom Gegner an.
    Was sie nicht hören sind die Worte: "Schiri, Du hast heute genau so schlecht gepfiffen wie wir Gespielt haben, Prost"


    Die Frage ist doch was kann ich mit meinem Gewissen vereinbaren, was ist Moralisch in Ordnung und was nicht. Bewerten tun das Andere.
    Leider gibt es auch immer welche die die Grenzen überschreiten. Leider ist nirgendwo expilzit festgelegt wo diese Grenze ist.


    Ne´kleine Stärkung und etwas zu trinken gehört aber zur Gastfreundschaft und sollte nicht überbewertet werden.

  • Bargeld ist immer noch ein anderes Problem als ein Abendessen


    Warum?
    Ob ich jetzt 20€ bekomme und davon Essen gehe oder die 20€ quasi direkt an den Wirt gehen ohne den Umweg über mich macht doch eigentlich keinen Unterschied.
    Der Unterschied wäre nur, dass ich mit dem Bargeld evtl was anderes machen könnte.
    Ansonsten sehe ich da keinen so großen Unterschied.


    Ich möchte hier übrigens niemandem Bestechlichkeit vorwerfen.
    Aber man sollte sich auch über so Kleinigkeiten Gedanken machen und das nicht als gegeben ansehen.


    Zumal ich mir durchaus vorstellen kann, dass man für den Verein wo man Top Kabinen, Abendessen, Obst in der Kabine und eine große Getränkeauswahl bekommt unterbewußt evtl mal ein kleines bißchen großzügiger ist wenn es auf dem Platz um einen Grenzfall geht.
    Inbesondere wenn es gegen den Verein geht, wo man nur eine schimmlige Kabine und eine abgestandene Flasche Wasser bekommt.


    Nochmal ich behaupte nicht, dass man das bewußt macht aber unbewußt halte ich das durchaus für möglich.
    Ich meine die Vereine machen das sicher nicht nur aus Nächstenliebe.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Zumal ich mir durchaus vorstellen kann, dass man für den Verein wo man Top Kabinen, Abendessen, Obst in der Kabine und eine große Getränkeauswahl bekommt unterbewußt evtl mal ein kleines bißchen großzügiger ist wenn es auf dem Platz um einen Grenzfall geht.
    Inbesondere wenn es gegen den Verein geht, wo man nur eine schimmlige Kabine und eine abgestandene Flasche Wasser bekommt.

    Genau das ist nicht zu unterschätzen.
    Wir alle behaupten von uns das Spiel neutral und fair zu leiten. Dennoch spielt uns das Unterbewusstsein genau diesen Streich. Dabei kommt es gar nicht mehr darauf an, ob man den Apfel aus der Obstschale auch tatsächlkich isst. Alleine das er angeboten wird beeinflusst schon das Unterbewusstsein.

  • Ich bilde mir zumindest ein, da relativ unanfällig zu sein. Wenn ich mir die Trikotfarbe nicht auf die Spielnotizkarte schreiben würde, dann hätte ich nach 5 Minuten vergessen, wer Heim und wer Gast ist. 8)

  • Ich gehe da noch weiter:
    Alleine schon die Art des Empfangs, die Sauberkeit der Kabine, der Umstand, ob die Kabine eine Kabine ist oder auch als Abstellkammer dient, der Umgang miteinander, das Verhalten vor dem Spiel und während des Spiels und so weiter ... Wo ich mich wohlfühle, werde ich eher bereit sein, auch mal ein Auge zuzudrücken oder etwas mit Worten statt mit Karten zu regeln, wo ich mich von Anbeginn an wie das fünfte Rad am Wagen fühle, werde ich mich eher knallhart benehmen - im Extremfall differiert das sogar zwischen beiden Mannschaften.


    Einerseits ist das sicher problematisch, andererseits aber nicht nur menschlich verständlich, sondern auch gar nicht schlimm. Dem Spieler, der nett und freundlich zu mir war und der schuldbewusst ist, kann ich in Grenzsituationen klar machen, dass ich so etwas nicht noch einmal sehen möchte, während ich bei dem Spieler, der sich schon während des ganzen Spiels redliche Mühe gegeben hat, mein "Freund" zu werden, garantiert nicht zögern werde, in derselben Sachlage sofort die Karte zu zeigen; würde das jemand verwerflich finden?


    Die Psychologie wird von vielen Vereinen sträflich vernachlässigt, dabei gibt es so viele kleine Mängel, die man bei gutem Willen bereinigen kann, die aber, wenn ich mich aber schlecht behandelt fühle, einfach nur formal korrekt im Spielbericht gemeldet werden und dann Arbeit machen und ggf. sogar Geld kosten.

  • Genauso ist es doch, wie Manfred schreibt. Und da brauchen wir nicht über Bestechung zu reden. Hier gilt für mich der Spruch: Wie es in den Wald ruft, so schallt es zurück.
    Das ist eine völlig normale menschliche Reaktion. Ich glaube aber, dass bei uns im Kreis bei immer mehr Vereinen ein Umdenken stattgefunden hat, und sich viele Vereinsvertreter der psychologischen Wirkung einer guten Gastfreundschaft gegenüber den Schiedsrichtern immer mehr bewußt werden. Das hat aber nichts mit offensichtlicher Beeinflussung zu tun.
    Genauso entspannt sehe ich die Einladung zum Essen nach dem Spiel. Das ist in höheren Klassen gängige Praxis und ist dort Standard. Niemand käme hier auf die Idee, von Beeinflussung zu reden. Wir, die Gespanne, mit denen ich unterwegs war, haben dies immer als freundliche Geste empfunden und verstanden, zumal man ja oft auch eine weite Anreise hatte und schon mehrere Stunden nichts mehr zu essen hatte. Im Übrigen, so meine Erfahrung, bekommen die Schiris nichts, was die Mannschaft nicht auch bekommt.
    Natürlich ist es so, dass ich da, wo ich gut behandelt werde, auch gerne wieder hinfahre und dass bei kleineren Vorkommnissen, bspw. bei Verstößen gegen die Verbandsbestimmungen, eher mal miteinander nach einer Lösung gesucht wird, als bei dem Verein, bei dem man schon beim "Guten Tag" das Gefühl vermittelt bekommt, nicht willkommen aber leider notwendig zu sein. Den läßt man dann halt auch schon mal "auflaufen".
    Alles menschlich...

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Ich habe bei meinem letzten Spiel den bisher freundlichsten Empfang gehabt. Einen Tag vor dem Spiel kam eine SMS, ob alles klar sei. Bei der Ankunft gab es Wasser und eine Banane ("für die Halbzeitpause"). Und sowohl an meiner Kabine als auch an der der gegnerischen Mannschaft hingen Zettel mit "Verein XXX begrüßt YYY". :top: Auf unterer Kreisebene ist man da auch anderes gewohnt.