Angriff auf Nichtneutralen SR Assistenten

  • Bei meinem heutigen Spiel gab es einen Angriff auf einen Nichtneutralen SR-Assistenten. Er wurde von einem Spieler geschubst und ihm wurde die Fahne entrissen. Über den fälligen FaD gibt es wohl keine Diskussionen.


    Nach dem Spiel stelle ich mir aber nun folgende Frage:


    Ist der Nichtneutrale SR Assistent ein Schiedsrichter im Sinne der Regeln und das Spiel damit wegen Angriff auf den Schiedrichter abzubrechen oder ist er Vereinsfunktionär und damit ein Abbruch nicht vorgesehen, sofern sich die Situation schnell wieder beruhigt?

  • Mal ganz davon abgesehen, das wir in Hamburg den "nichtneutralen SRA" in der Form, wie er in anderen Landesverbänden eingesetzt wird nicht kennen.


    SRA ist SRA. In dem Moiment wo er an die Linie gestellt wird ist er ein Schiedsrichter im Sinne des Regelwerks - und kein Vereinsoffizieller mehr.
    "Nichtneutral" ist doch nur eine Umschreibung dessen, das der SRA durch den/die Anwesenden/Beteilligten Vereine gestellt wird.

  • In dem Moiment wo er an die Linie gestellt wird ist er ein Schiedsrichter im Sinne des Regelwerks

    Ist er nicht. Er hat nur zu winken, wenn der Ball im Aus ist. Ansonsten hat er keine Befugnisse.

  • Schwieriger Grenzfall, wobei ich hier gegen einen Abbruch plädieren würde, sondern dies einzelfallabhängig sein muss.


    Sinn und Zweck der Vorgabe eines Abbruchs beim Angriff auf den SR oder seine Assistenten ist doch, deren Autorität zu wahren. Erschwerend kommt hinzu, dass selbst eine körperliche Attacke gegen ein Mitglied des offiziellen Gespanns zwar einen Abbruch rechtfertigt, aber nicht zwingend erforderlich macht; sind sich die Mitglieder des Gespanns einig, dass die fälligen persönlichen Strafen die Autorität wiederherstellen können, kann auf den Abbruch verzichtet werden, was wiederum von der Art der Attacke abhängt.


    Nun ist der Vereins-SRA aber eben nicht Bestandteil des offiziellen Gespanns, ergo ist damit die Autorität des SR nicht angegriffen. Dazu wäre zu prüfen, ob die Attacke womöglich aus dem Verhalten des Vereins-SRA zu erklären ist, sprich, ob der sich nicht hinreichend neutral und korrekt verhalten hat - eine Frage, die sich bei einem nicht-neutralen SRA nicht stellt. Jetzt kommen die Rahmenumstände hinzu, also sieht der SR mit der Attacke auf den Vereins-SRA seine Autorität untergraben oder nicht - wenn ja, dann ist Schluss, wenn nicht, dann geht es weiter, wobei der Verein des Vereins-SRA dann einen Abbruch erzwingen kann, wenn er sich ob des Vorfalls weigert, einen neuen Vereins-SRA zu stellen; ob das rechtens ist oder nicht hat dann das Sportgericht zu entscheiden.

  • Dennoch ist er doch im Sinne des Regelwerks ein Schiedsrichter und kein Offizieller. Oder irre ich da auch?


    Ja, da irrst Du auch. Ausschlaggebend sind einzig landesverbandsspezifische Regelungen, es handelt sich aber im Regelfall nicht um einen SRA im Sinne des Regelwerks, sondern um einen Vereinsoffiziellen mit sehr eingeschränkten Zusatzaufgaben, die mit denen eines neutralen SRA nahezu nichts zu tun haben. (Im LV Sachsen könnte das ggf. anders aussehen, dort hat, wenn ich mich richtig erinnere, der nichtneutrale SRA im Wesentlichen alle Befugnisse eines neutralen SRA. Da müsste uns mal ein Kollege aus Sachsen aufklären.)

  • Sorry aber die Antwort ist eindeutig und hängt nicht davon ab, ob der nicht-neutrale SRA noch weitere Befugnisse im Sinne eines neutralen SRA hat. Das Spiel ist ZWINGEND abzubrechen.

  • Das Spiel ist ZWINGEND abzubrechen.


    Und das ist einfach nur falsch, der Abbruch ist der Grundsatz, aber niemals zwingend. Wir als SR können uns bei einem tätlichen Angriff - und das leider auch nicht durchgängig - darauf verlassen, dass man uns den Vorwurf erspart, nicht alle Mittel ausgeschöpft zu haben - aber eine zwangsläufig abbrechen müssen wir deshalb nicht.


    Wer zudem aus eigener Erfahrung weiß, was, wenn es auch die Ausnahme ist, manche nicht-neutralen SRA für Dinge anstellen, die eine Tätlichkeit zwar nicht rechtfertigen, wo aber eine Tätlichkeit nur dem SR zuvorkommt, der den nicht-neutralen SRA seines Amtes entbinden müsste/würde, kann sich auch vorstellen, dass hier nicht der SRA, sondern der gegnerische Trainer/Offizielle angegriffen wird, der eben nur "durch Zufall" gerade die Fahne schwingt. Manchmal muss man sich von der Gedankenwelt des Gespanns lösen und in die Niederungen der Betonliga abtauchen, in denen man als Alleinpfeifer unterwegs ist.

  • Was passiert, wenn der nicht neutrale SRA auf der Seitenlinie steht und angeschossen wird?
    Korrekt, das Spiel läuft weiter. Allein mit dieser Regelfrage sollte doch der Status dieser Person geklärt sein.


    Ich wiederhole in diesem Zusammenhang gerne meine Frage. Wenn ein Spieler den SRA des gegnerischen Vereins tätlich angreift und wir das Spiel nicht abbrechen, wie weit ist die Hemmschwelle dann noch bis der SR eine abbekommt? Der SRA gehört zum SR. Die Regel unterscheidet hier nicht zwischen neutral und nicht neutral. Also müssen wir sehr sehr gut abwegen, ob das Spiel fortsetzen könnten und einen Unterschied zwischen neutral und nichtneutral machen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Dennoch ist er doch im Sinne des Regelwerks ein Schiedsrichter und kein Offizieller.

    Was passiert, wenn der nicht neutrale SRA auf der Seitenlinie steht und angeschossen wird?
    Korrekt, das Spiel läuft weiter. Allein mit dieser Regelfrage sollte doch der Status dieser Person geklärt sein.

    offizielle Regelfragen, wo es um nichtneutrale SRA geht?

    Nein, weil die Regel keinen Unterschied kennt.

    offizielle Regelfragen, wo es um nichtneutrale SRA geht?

    Dann lag ich mit meinr Vermutung ja doch gar nicht so falsch: Der bicht Neutrale SRA ist nach Regelwerk kein Offizieller sondern ein Schiedsrichter. Das dieser dann -oddenbar in den Durchführungsbestimmungen geregelt- nur Ausbälle anzeigen darf ist lediglich eine Einschrtänkung der sonst üblichen SRA Tätigkeit.

  • Die nicht-neutralen SRA werden in Regel 6 als DFB-Anweisung erwähnt:
    "Werden bei einem Spiel keine neutralen Schiedsrichter-Assistenten nominiert, so stellt jeder der beteiligten Vereine einen Schiedsrichter-Assistenten. Die Aufgaben dieser Assistenten sind stark eingeschränkt. Normalerweise zeigen sie dem Schiedsrichter nur an, ob der Ball die Seitenlinie überschritten hat. Die Aufgaben sind vor dem Spiel abzusprechen."


    Somit sind sie grundsätzlich als Teil des SR-Teams vorgesehen, wie Pfeifekopp bereits geschrieben hat. Dass sie in der Praxis manchmal fehlen, bei uns z.B. in den untersten Ligen, oder wie in Hamburg sogar gänzlich unbekannt sind, ändert nichts an der DFB-Anweisung.


    In der Bewertung der Ausgangsfrage bin ich auch bei Pfeifekopp. Sollte der Angriff derart heftig sein, dass wir abbrechen würden, sofern wir das Opfer wären, dann ist auch in diesem Fall ein Abbruch gerechtfertigt.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • ich muss sagen, dass ich beim erstmaligen Lesen schon leicht irritiert war, dass bei einem tätlichen ANGRIFF noch tatsächlich der Status bzw. die Zugehörigkeit des “Vereins-SRA“ zum “richtigen“ Schiri zur Sprache kam; Leute, das ist bei solch einem BRUTALEN Vergehen SCHEISSEGAL, ob “richtiger“ Assi oder nicht!


    Ich wollte das schon heute Morgen bei der Arbeit geschrieben haben..einige von uns sind sich, glaube ich zumindest, nicht um die Schwere dieses Vergehens bewusst!
    Mensch, dass da überhaupt die Nachfrage aufkommt, ist m.E. unbegreiflich!!

  • Ich finde die Frage mehr als berechtigt, denn ich glaube, so richtig beschäftigt haben sich mit diesem Thema die wenigsten. Auch ich hatte bisher eine andere Vorstellung vom Status des nichtneutralen SRA, weiß es aber nun besser.
    Und ein schubsen als BRUTALES Vergehen zu bezeichnen, ist doch wohl maßlos übertrieben.