Diskussion zu SRZ 6/2015 (Situation 11 und Analyse Foto 7a/7b)

  • Zur aktuellen Ausgabe der SRZhabe ich zwei diskussionswürdige Szenen entdeckt.



    Nicht das erste Mal, dass der Ort der Spielfortsetzung in der SRZ nicht angegeben wird... Der sollte doch zum Vorteil der verteidigenden Mannschaft dort sein, wo der Mitspieler des Schützen zu früh in den Strafraum lief, oder?


    Zweite Szene:



    Bei der Beurteilung habe ich generell erstmal Bauchschmerzen. Als ich die Spielzusammenfassung gesehen habe, habe ich mich zu allererst gefreut, so wie immer, wenn eine schnelle Freistoßausführung zum Torerfolg führt, während die Verteidiger noch mit dem Diskutieren beschäftigt sind. Was also kann ich aus dieser Szene für meine Spielleitungen ziehen? Wären "die da oben" von DFB/SRZ zufrieden gewesen, wenn der SR während der Diskussion Sicht auf den Ball gehabt hätte? Hätte das schon genügt? So würde man allem gerecht werden: Dem Wunsch der schnellen Ausführung und dem Wunsch nach Diskussion (welche ja eigentlich laut Regelwerk immer zu verwarnen ist ;) ). Oder sollte man generell bei jeglicher Diskussion mit Spielern eine Spielfortsetzung verhindern? Das wäre mMn nicht zielführend. Ganz im Gegenteil: Es wird schon soviel Zeit geschunden, Ball nicht herausgegeben, diskutiert und gerade im Elitebereich zwecks höherem Unterhaltungswert nicht sanktioniert. Da halte ich jede weitere Verhinderung schneller Spielfortsetzungen kontraproduktiv.


    Und weiter die generelle Frage: Bezieht sich die "Sicherheit vor Schnelligkeit" nur darauf, dass der SR sehen muss, dass der Ball korrekt ins Spiel gebracht wurde? Oder sind da noch andere Aspekte zu berücksichtigen?

  • Die aktuelle Lehrmeinung will solche Tore nicht. Leider kommt erst jetzt in der DFB-Zeitung dazu ein Beispiel. Alle höherklassigen SR werden sicherlich das Thema schon behandelt haben. D.h. der SR soll keine Abwehrspieler durch Gespräche binden und das ist bei einer Ermahnung der Fall oder den Eindruck erwecken, dass er den Ball sperren will. Genau so muß er den Ball bei der Ausführung im Blick haben, dass hat er bei einer Unterhaltung mit einem Spieler definitiv nicht. Genau so wenig sollen noch verletzte Spieler am Boden liegen/sitzen usw. Somit gilt Sicherheit vor Schnelligkeit und der Ball wird entweder zur Abarbeitung der Freistoßsituation gesperrt oder wenn es zu schnell geht, wieder zurückgepfiffen. Diesen Fall ist in der SR-Zeitung beschrieben. Das Ganze nennt sich Freistoß-Management.

  • Ich antworte nur auf die Regelfrage. Du hast die Frage nicht verstanden. Den idF gibt es wegen der unsportl. Täuschung des Schützen, nicht wegen des zu früh herein laufenden Mitspielers. Der spielt in dieser Situation keine Rolle und dient in der Frage nur der Verwirrung. Es geht einzig um die unsportl. Täuschung des Schützen. Ort der Spielfortsetzung? Strafstoßpunkt. Hinzu kommt die :gelbe_karte: wegen der Unsportlichkeit. Begründung: Das unsportl. Täuschen stellt -wie der Ausdruck schon andeutet- eine Unsportlichkeit dar und ist zwingend mit :gelbe_karte: zu bestrafen, während es bei dem zu früh in den Strafraum laufenden Mitspieler nur den idF gibt, jedoch keine Verwarnung. Das härtere Vergehen ist zu ahnden.
    Genau diese Frage hatten wir heute Abend bei der Pflichtbelehrung besprochen und über die Antwort gab es keine Diskussionen.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Die aktuelle Lehrmeinung will solche Tore nicht. Leider kommt erst jetzt in der DFB-Zeitung dazu ein Beispiel. Alle höherklassigen SR werden sicherlich das Thema schon behandelt haben. D.h. der SR soll keine Abwehrspieler durch Gespräche binden und das ist bei einer Ermahnung der Fall oder den Eindruck erwecken, dass er den Ball sperren will. Genau so muß er den Ball bei der Ausführung im Blick haben, dass hat er bei einer Unterhaltung mit einem Spieler definitiv nicht. Genau so wenig sollen noch verletzte Spieler am Boden liegen/sitzen usw. Somit gilt Sicherheit vor Schnelligkeit und der Ball wird entweder zur Abarbeitung der Freistoßsituation gesperrt oder wenn es zu schnell geht, wieder zurückgepfiffen. Diesen Fall ist in der SR-Zeitung beschrieben. Das Ganze nennt sich Freistoß-Management.

    So ist es ja auch schlüssig. Wenn aber kein verletzter Spieler rumliegt, keine Ermahnung vom SR ausgesprochen wird, ich den Ball im Blickfeld habe und ein Abwehrspieler mir als SR erklären möchte, warum meine Entscheidung falsch war, lasse ich selbstverständlich die schnelle Ausführung zu!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Ich antworte nur auf die Regelfrage. Du hast die Frage nicht verstanden. Den idF gibt es wegen der unsportl. Täuschung des Schützen, nicht wegen des zu früh herein laufenden Mitspielers. Der spielt in dieser Situation keine Rolle und dient in der Frage nur der Verwirrung. Es geht einzig um die unsportl. Täuschung des Schützen. Ort der Spielfortsetzung? Strafstoßpunkt. Hinzu kommt die :gelbe_karte: wegen der Unsportlichkeit. Begründung: Das unsportl. Täuschen stellt -wie der Ausdruck schon andeutet- eine Unsportlichkeit dar und ist zwingend mit :gelbe_karte: zu bestrafen, während es bei dem zu früh in den Strafraum laufenden Mitspieler nur den idF gibt, jedoch keine Verwarnung. Das härtere Vergehen ist zu ahnden.
    Genau diese Frage hatten wir heute Abend bei der Pflichtbelehrung besprochen und über die Antwort gab es keine Diskussionen.


    Wofür es die Verwarnung gibt, ist mir klar. In der Antwort steht doch explizit, dass der Schütze die gelbe Karte bekommt. Die Frage habe ich also sehr wohl verstanden ;)


    Wenn wir so weit auf einem Nenner sind, haben wir also die Situation "zwei zeitgleiche Vergehen der selben Mannschaft". Den Regeln nach ist das "am schwersten wiegende Vergehen" zu bestrafen und auch die Wiederaufnahme des Spiels richtet sich nach diesem, wie du auch schon schriebst. (Regel 5, Seite 33)


    Daraus ergab sich für mich durch Situation 11 die Frage: Muss die Wiederaufnahme zwingend gemäß dem unsportlichen Täuschen (schwerwiegender, weil zu verwarnen) erfolgen? Oder sollte ich den idF lieber auf die Strafraum- bzw. Teilkreislinie verlegen, weil die verteidigende Mannschaft dadurch ein paar Meter Vorteil genießt?


    Um nochmal ein anderes Beispiel in diese Richtung zu bringen: Spieler A1 und B1 geraten im erlaubten Rahmen leicht außerhalb des Spielfelds, wo A1 B1 schlägt. Gleichzeitig foult A2 einen Gegner bei immer noch laufendem Spiel fahrlässig. A1 würde isoliert betrachtet rot bekommen und einen SR-Ball verursachen. A2 würde keine persönliche Strafe erhalten und einen dF verursachen. Aber welches ist nun das schwerere Vergehen bzw. wonach richtet sich die Spielfortsetzung? Kann ich die rote Karte und gleichzeitig den dF zum maximalen Vorteil für Team B geben?


    (Ist dieses Beispiel mit Situation 11 vergleichbar? Wenn nicht, wo seht ihr die Unterschiede?)




    machee: Danke, da sind einige Aspekte dabei, die ich vorher so nicht bedacht habe.

  • @ VierFünfEins: Du hast in meinen Augen a) die Frage sehr wohl verstanden und b) sind Deine Überlegungen nach meinem Verständnis völlig richtig.


    Hinsichtlich der Spielstrafe wird bei gleichzeitigen Vergehen derselben Mannschaft das schwerwiegendste bestraft. Dies ist etwas verschwurbelt und bedeutet übersetzt: Es wird diejenige Spielstrafe gewählt, die für das andere Team den größten Vorteil darstellt. Hier haben wir also einmal idF. von der Strafstoßmarke und einmal idF. von der Strafraumlinie. Der idF. von der Strafraumlinie ist der größere Vorteil, also wird von dort ausgeführt. (Bitte jetzt nicht argumentieren, dass das in der Praxis keine Rolle spielt: Es handelt sich schließlich um eine Regelfrage.)


    Hinsichtlich der persönlichen Strafen werden alle notwendigen pers. Strafen unabhängig von der gewählten Spielfortsetzung abgefrühstückt. Da gibt's in diesem Fall nur eine, und zwar die fürs unsportliche Täuschen. Die wird selbstverständlich ausgesprochen.


    Also: Freistoß fürs zu frühe Einlaufen, Verwarnung fürs unsportliche Täuschen. Deine Überlegungen sind völlig richtig.


    Dass in der SR-Zeitung der Ort der Spielfortsetzung oft nicht angegeben wird, ist übrigens wirklich nervig, gerade bei solchen Situationen.