Noch nie Gedanken d´rüber gemacht - Ausball nicht beobachtet.

  • Da ist mir am Wochenende von einem Jungschiedsrichter eine Interessante Frage gestellt worden, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht habe.


    Gerade im Jugendbereich kommt folgende Situation häufiger vor:


    In einer unübersichtlichen Traube aus Spielern, Flippert der Ball zwischen stochernden Beinen hin und her.
    Mehrere Füsse schlagen gleichzeitig nach dem Ball und plötzlich ist er im Aus.
    Der Schiri hat dabei nicht gesehen, welcher der vielen Beine tatsächlich als letzter Am Ball war - ehrlich gesagt konnte er es auch gar nicht.


    Nun gibt es viele Möglichkeiten wie man soetwas "Auf dem Spielfeld" löst, interessant wäre aber mal zu wissen, was das Regelwerk dazu sagt. Das Regelwewerk geht nämlich davon aus, das der Schiri zu 100% gesehen hat welcher Knochen schuld war.


    Für den "Ausball" ist als Spielfortsetzung Einwurf, Abstoß oder Eckstoß vorgesehen. Wenn ich aber nicht beobachten konnte, welcher Socken das Leder zuletzt berührt hat?
    Aus dem Bauch heraus ist Schiedsrichterball eine Möglichkeit.


    So lange das an der Seitenlinie passiert, halte ich dies sogar für praktikabel- hier würde der SR-Ball an der Stelle durchgeführt, an der der Ball in´s Aus ging. Also an der Stelle an der auch der Einwurf auszuführen wäre. Schwierig wird es aber, wenn sich diese Situation an der Grundline ereignet. SR-Ball wo Ball im Aus wäre da schon etwas komisch und meist weit entfernt von der üblichen "Spielfortsetzungsposition"

  • Du kannst keinen SR-Ball geben, wenn Du nicht genau gesehen hast, wer als letzter am Ball war.


    Oft hilft es, kurz abzuwarten, wer den Ball holt - die lasse ich dann auch einwerfen.

  • Dieser Vorschlag ist ein glatter Regelverstoß und überrascht mich bei dir doch sehr. Natürlich kennt das Regelwerk hier nur schwarz oder weiß - einer muß zuletzt am Ball gewesen sein. Du schreibst ja selbst, auf dem Spielfeld weißt du, was zu tun ist. Also den Einwurf für die Verteidiger, für die Mannschaft, vor deren Bank er ins Aus gegangen ist, für die Mannschaft, die vorher drei knappe Entscheidungen gegen sich hatte, für die Mannschaft, die sich zuerst den Ball schnappt - alles Möglichkeiten, aber ganz bestimmt kein SR-Ball.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • In einem solchen Fall für die verteidigende Mannschaft, da liegt man selten daneben. Dabei sollte man auch kurz abwarten, denn gerade die Kleinen sind bei sowas sehr ehrlich. Ansonsten ist Stefan's Beitrag nichts mehr hinzuzufügen!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Kommen wir zum reinen Regelwerk zurück:


    Sowohl der SR-Ball als auch der Einwurf für die Mannschaft, vor deren Bank der Ball ins Aus gegangen ist, sind pragmatische Lösungen, die aber regeltechnisch nicht (unbedingt) korrekt sind. Also was tun?


    SR-Ball - weder war die Wahrnehmung des SR gestört noch liegt ein sonstiger Unterbrechungsgrund vor, der Ball ist ganz regelkonform aus dem Spielfeld geraten, der SR weiß eben nur nicht, wer den Ball zuletzt berührt hat. Daher scheidet der SR-Ball aus. Einwurf - ja, was sonst? Für wen? Die Chance ist 50:50, dass der SR mit einer Entscheidung richtig liegt, schließlich hat er es nicht gesehen. Nun kommt die Praxis ins Spiel, dass es eben im Zweifelsfall so weitergeht, wie am wenigsten Unruhe zu befürchten ist, vielleicht hilft ja auch ein kurzes zögern, ob sich das von alleine klärt, sonst muss eben nach Gefühl entschieden werden, aber auch das ist regeltechnisch korrekt, hat der SR das eben so wahrgenommen (im schlimmsten Fall war die Wahrnehmung eben falsch).

  • Mir ist schon klar wie man solche Situationen löst.
    Mir ist auch klar, das es bei "Ausball" eben nur Einwurf, Eck- oder Abstoß geben kann.



    Mir geht es aberEher darum was das Regelwerk dazu sagt. Das geht nämlich davon aus, das der Schiri immer alles im Blick hat.
    Ihr wisst selbst, das die Realität da manchmal andere Geschichten schreibt.


    Also bitte nicht die pragmatische Entscheidung (die wir vermutlich alle in einer derartigen Situation treffen).


    Für eine Situation während Ball im Spiel gilt: Was ich nicht wahrnehme kann ich nicht pfeiffen! Aber was tue ich wenn ich es NICHT wahrgenommen habe???

  • Dann musst du deiner letzten Wahrnehmung folgen. Regel 5 sagt ganz klar, dass die Wahrnehmung des SR gilt. Du nimmst eine Berührung wahr, alles was danach passiert ist theoretisch irrelevant, wenn du es nicht wahrnimmst.


    Der Ball befindet sich ohne Regelübertretung "aus dem Spiel", somit ist eine Spielfortsetzung mit SR-Ball nicht möglich. Es kann nur mit Einwurf weitergehen.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich halte die Frage für so abwegig nicht- schließlich passiert häufiger einmal etwas unerwartetes in meinem Rücken. Gerade bei Alleinpfeifern kann es durchaus vorkommen, dass man das Auge kurz vom Ball wegnimmt und dann plötzlich der Ball im Aus ist. Soll natürlich nicht vorkommen- aber gerade in der Betonliga passieren eben auch die unmöglichsten Dinge. Das Problem mit dem SR-Ball wäre auch, wo dieser auszuführen wäre, wenn ich nicht gesehen habe, wo der Ball das Spielfeld verlassen hat.

  • Ich denke auch, da zählt regeltechnisch dann die letzte von mir wahrgenommene Berührung, analog zu dem Fall, wo sich zwei Spieler in meinem Rücken schlagen. Da ist ja auch irrelevant wer angefangen hat, sondern der, den ich als erstes schlagen sehe, verursacht den Freistoß gegen sich seine Mannschaft.


    Im Fall Einwurf finde ich es übrigens erstaunlich wie ehrlich die Spieler in der Regel sind - selbst bei Mannschaften, die vorher schwalben und buchstäblich auf die Knochen gehen bis der Arzt kommt. Man entscheidet für Einwurf Blau, Gelb beschwert sich und wenn man nachfragt gibt der Spieler in 99% der Fälle zu, dass er noch am Ball war...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.