Behindern des Gegners vs. Halten

  • Eine Frage zu der ich schon verschiedene Meinungen gehört habe:


    Spieler A hindert Spieler B regelwidrig daran zum Ball zu gehen.
    Wie sind die Vergehen Behindern des Gegners (idF) und Halten (dF) voneinander abzugrenzen?
    Im Regeltext steht:

    Zitat

    Halten liegt vor, wenn ein Spieler seinen Gegner durch den Einsatz von Händen oder Armen oder durch sonstigen Körpereinsatz daran hindert, an ihm vorbei- oder um ihn herumzulaufen.

    Zitat

    Behinderung des Gegners liegt vor, wenn sich ein Spieler in den Weg eines Gegenspielers stellt und ihn dadurch auflaufen lässt, zum Abbremsen oder zu einer Richtungsänderung zwingt, wobei sich der Ball für beide Spieler außer Reichweite befindet.


    Für mich heißt das:
    Wenn es zu keinem Kontakt kommt oder bei Kontakt durch einfaches Zustellen des Laufweges, gibt es idF wegen Behinderung.
    Körperkontakt, um den Gegner aktiv zurückzuhalten, ergibt dF wegen Haltens.
    Anzeichen sind dabei: Armeinsatz oder alles was auf Drücken deutet.
    Bei Kontakt kann alternativ auch auf Stoßen, Rempeln etc. erkannt werden, beispielsweise wenn das Auflaufenlassen mit Heftigkeit erfolgt.


    Beispiele:
    1) Wegdrücken des Gegners mit dem Gesäß beim Abschirmen wäre aus meiner Sicht mit dF zu ahnden (Halten bzw. inkorrektes Rempeln).
    2) Videobeispiel: Ball nicht in spielbarer Distanz, Körperkontakt mit aktivem Wegdrücken -> dF wegen Haltens bzw. "korrektes Rempeln zur unrechten Zeit" (hab ich schonmal iwo so gelesen).


    Wie seht ihr das und wie bewertet ihr die Beispiele?

  • Ich will Dein Augenmerk auf ein anderes Detail lenken: Es kommt vor allem darauf an, ob ein Kampf um den Ball stattfindet. Ohne Kampf um den Ball --> idF, mit Kampf um den Ball --> dF.

  • Ich will Dein Augenmerk auf ein anderes Detail lenken: Es kommt vor allem darauf an, ob ein Kampf um den Ball stattfindet. Ohne Kampf um den Ball --> idF, mit Kampf um den Ball --> dF.

    Wäre das Ziehen am Trikot ohne Spielnähe demzufolge ein idF?
    Oder meinst du nur bei sonstigem Körpereinsatz?


    Was mir außerdem gerade aufgefallen ist: Im Abschnitt Behindern des Gegners steht gar nichts von idF als Spielfortsetzung, da steht nur, dass es verboten ist.

  • Da es nicht in den festgelegten Kriterien für einen dF steht ergibt sich das zwangsläufig. :)


    Steht nicht sogar irgendwo (hab das Heft nicht hier da ich unterwegs bin) sinngemäß, dass jedes Vergehen, welches keinen dF nach sich zieht mit idF zu ahnden ist (SR-Ball mal ausgenommen, der ist aber auch geregelt)

  • Also ich muss mich korrigieren, der idF für Behindern des Gegners steht im Haupttext, die Beschreibung des Vergehens in den Auslegungen.


    Zahnfall
    Es gilt bei Unterbrechungen für Disziplinarmaßnahmen, wenn in Regel 12 keine explizite Spielfortsetzung festgelegt ist, dass der idF verhängt wird.

  • Möchte nochmal auf das Video von oben zurückkommen.


    Was meint ihr - weiterspielen oder nicht? (Ob dann idF oder dF, können wir ja unabhängig davon diskutieren.)

  • Nein, die Bewegung geht doch klar weg von der Laufrichtung des Balles. Das ist kein Rempeln mehr im Kampf um den Ball.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Sehe ich wie Stefan.
    Der Spieler hat vermutlich Angst das Sprintduell zu verlieren und versucht sich durch "aus dem Tritt bringen" des Gegners einen Vorteil zu verschaffen, was ihm dann ja auch - zumindest kurzzeitig ;) - gelingt.
    => dF ("Halten" des Gegners), VW (Unsportlichkeit)

  • 2) Videobeispiel: Ball nicht in spielbarer Distanz, Körperkontakt mit aktivem Wegdrücken -> dF wegen Haltens bzw. "korrektes Rempeln zur unrechten Zeit" (hab ich schonmal iwo so gelesen).


    Interessantes Beispielvideo. Ich hätte spontan und sofort das "Wegstoßen/Wegrempeln" abgepfiffen und mit direktem Freistoß ohne Verwarnung geahndet, und den unmittelbar anschließenden Ballverlust von blau (durch den foulenden Spieler Nr. 5) und die anschließende Torchance mit Torerfolg für rot (= "Vorteil rot") unterbunden...


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

  • Laut Regelheft ist Halten mit einer Verwarnung zu ahnden, wenn ein Spieler versucht
    - den Gegner vom Ball zu trennen,
    - zu verhindern, dass der Gegner in Ballbesitz gelangt,
    - zu verhindern, dass der Gegner eine günstige Position einnimmt.


    Mindestens Punkt 2 liegt hier vor -> Verwarnung.
    Aber die interessante Frage ist ja, ob das überhaupt Halten darstellt.
    Würde auch gern noch mal Manfreds Interpretation aufgreifen, wär super wenn er sich noch mal äußert :)

  • @ Altschiri: Da hilft aber wirklich nur, eine Glaskugel mit aufs Feld zu nehmen, um in solchen Situationen den Vorteil erkennen zu können 8)


    Welche der SR-Kamerad Walther ja wohl anscheinend dabei hatte... siehe Video


    Nummer4
    Das Vergehen grenzt schon fast an eine unsportliche Handlung, und wäre somit also auch Verwarnungswürdig.
    Aber ich meine, dass das Videobeispiel einen Spielraum für Interpretationen des SR offen lassen...

  • Nummer4
    Nein, meiner Meinung nach muss sowohl die unsportliche Absicht klar erkennbar, als auch eine gewisse Intensität vorhanden sein.
    Bsp.: Ein Zupfer durch den Verteidiger im Zweikampf dient dazu, sich einen kleinen Vorteil im Laufduell zu verschaffen, nicht den Gegner direkt vom Ball zu trennen.
    Außerdem ist auch die Frage: Wann nimmt ein Spieler eine aussichtsreiche Position ein? Ich würde sagen genau dann, wenn Gelb sowieso für die Verhinderung des aussichtsreichen Angriffs kommen müsste.


    Unabhängig davon ist meine Meinung, das Halten viel zu selten mit Gelb bestraft wird, obwohl gerade bei Armeinsatz fast immer Absicht dahintersteckt, im Gegensatz zu missratenen Tacklings.

  • Er setzt im Kampf um den Ball seinen Körper zu früh ein und das soll unsportlich sein? Mir fehlen die Worte. Einzige tragbare Begründung wäre ein aussichtsreicher Angriff.

  • Er kämpft ja eben gerade nicht um den Ball, er will nach meiner Sicht nur den Gegner stoppen und den Angriff unterbinden. Man sieht wie er rüber schaut ("Schaff ich das noch?") und sich dann vom Ball weg Richtung Gegner bewegt. Damit verspielt er bewusst das Recht, den Ball abzuschirmen und begeht das Vergehen.


    Außerdem hast du deine Interpretation zum Vergehen noch nicht dargelegt.