Rückpassregel "unübersichtliche Situation für die Spieler"

  • Bitte mal um Eure Kommentare zu folgender Situation.


    Nach einem Eckstoss befindet sich eine "Spielertraube" bestehend aus überwiegend Abwehrspielern im Bereich der Ecke des 5m Raumes.
    In der allgemeinen Hektik dieser Strafraumsituation wird der Ball mehrfach innerhalb dieser Traube hin und her gekickt.
    Nach mehrfachen Ballberührungen verschiedener Spieler, die offenbar nicht ganz die Übersicht hatten wird der Ball von einem Abwehrspieler gespielt, der Torwart- ebenfalls bestandteil der Spielertraube- nimmt den Ball in die Hand.


    Zusatzinformationen über die Situationsbewertung:
    1. Es ist klar erkennbar, das ein Abwehrspieler den Ball spielt, jedoch ist ihm offenbar nicht bewusst wohin er den Ball spielt.
    2. Dem Torwart ist in der Spielertraube offenbar nicht bewusst, das der Ball von einem Mitspieler gespielt wurde.
    3. Es ist kein Versuch eines Befreiungsschlages

  • Was genau ist die Frage?


    Nach der Beschreibung sehe ich kein unerlaubten Rückpass und damit nichts zu ahnden in der Situtation.
    Laut Fifa und DFB Regelwerk (http://de.fifa.com/mm/Document…ofthegamewebDE_German.pdf / http://fussballtraining.com/bl…ts/basic-html/page83.html )
    muss der Pass absichtlich zum Torwart gespielt werden, damit dieser ihn nicht mit der Hand aufnehmen darf.


    Laut deiner Beschreibung war das nicht der Fall.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • jedoch ist ihm offenbar nicht bewusst wohin er den Ball spielt.


    Mit dieser entscheidenden Information ist klar: Es liegt kein absichtliches Zuspiel zum Torwart vor. Daher gibt es nur eine richtige Entscheidung: weiterspielen!

  • Mit dieser entscheidenden Information ist klar: Es liegt kein absichtliches Zuspiel zum Torwart vor. Daher gibt es nur eine richtige Entscheidung: weiterspielen!

    Willst du damit sagen, dass beim Rückpass immer der TW absichtlich angespielt werden muss, damit man es pfeifen kann?
    Was ist denn wenn ich den Ball zu einem Mitspieler spiele, der aber vom Ball wegbleibt und der TW diesen aufnimmt?
    Dann pfeifen wir doch auch Rückpass ;)
    Zu der Frage selbst: Wenn du sicher warst, dass es ein kontrolliertes Zuspiel eines Verteidigers war, dann ist es auch unerheblich, ob der TW das wusste. Der ist es selber schuld, wenn man da idF pfeift.

  • raiminat0r


    Ja das soll es wohl heißen.


    Denn in der entsprechenden Regelpassage steht ja:


    Der Torhüter darf den Ball im eigenen Strafraum in folgenden Fällen nicht mit
    der Hand berühren:
    • Ein Mitspieler hat ihm den Ball mit dem Fuß absichtlich zugespielt


    Das heißt, dass der Torwart gezielt angespielt werden muss, um einen Freistoß zu verursachen.


    Ansonsten ist es kein absichtlicher Rückpass, genau so wie wenn z. B. ein Verteidiger in einen Querpass grätscht und der eigene Torwart den Ball in die Hände bekommt. Der Verteidiger hat in solchen Szenen ja nicht die Absicht den TW anzuspielen, sondern den Pass zu verhindern. Da geht es deshalb ja auch weiter.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Ein Mitspieler hat ihm den Ball mit dem Fuß absichtlich zugespielt

    Vorsicht, das "absichtlich" bezieht sich hier auf "zugespielt". Ist doch logisch dass es ein absichtlicher Pass sein muss.
    Aber der Satz muss nicht zwingend bedeuten, dass der TW auch das ursprüngliche Ziel des Passes sein muss. Wie gesagt, was machst du denn wenn der Verteidiger den Ball zu einem Mitspieler steht, der sich unmittelbar vor dem TW befindet, den Ball aber durchlässt damit der TW ihn aufnehmen kann? Ähnlich sehe ich das auch bei der geschilderten Situation.

  • Wenn man dem Wortlaut der Regeln folgt, muss das ursprüngliche Ziel des Passes der Torwart gewesen sein um einen Freistoß zu verursachen.


    Demnach müsste man auch bei deiner Szene entscheiden, wer der Passempfänger sein sollte.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • In einer der Beschreibung nach doch sehr unübersichtlichen Diskussion erscheint es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass der TW den Ball mit Absicht zugespielt bekam. Im Zweifelsfall weiterspielen.

  • Willst du damit sagen, dass beim Rückpass immer der TW absichtlich angespielt werden muss, damit man es pfeifen kann?


    Ja natürlich. Das will nicht ich sagen, sondern genau so lautet die Regel.


    Zitat

    Was ist denn wenn ich den Ball zu einem Mitspieler spiele, der aber vom Ball wegbleibt und der TW diesen aufnimmt?


    Hört sich nicht nach einem absichtlichen Rückspiel an. Damit wird selbstverständlich weitergespielt, was denn sonst?


    Zitat

    Dann pfeifen wir doch auch Rückpass ;)


    Nackenhaare und so, ehrlich.


    Ich weiß, es gibt Schiedsrichter, die in den verrücktesten Situationen "Rückpass pfeifen", aber bei der beschriebenen Situation ist es definitiv falsch.


    Zitat

    Zu der Frage selbst: Wenn du sicher warst, dass es ein kontrolliertes Zuspiel eines Verteidigers war, dann ist es auch unerheblich, ob der TW das wusste. Der ist es selber schuld, wenn man da idF pfeift.


    Spielen wir auf dem Platz eigentlich Bullshit-Bingo oder sowas? Es geht um ein absichtliches Zuspiel; ob es kontrolliert ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ich hab irgendwo Verständnis dafür, dass sich gewisse Mythen am Stammtisch für ewig halten. Dass Schiedsrichter solche Schlüsselbegriffe nicht sicher beherrschen, finde ich schon sehr grenzwertig und dass soetwas in ein Forum gepostet wird, verstehe ich überhaupt nicht. Bei Dissens schaue ich doch mal schnell ins Regelheft, bevor ich Falschaussagen verbreite, oder nicht?!


    Wie gesagt, was machst du denn wenn der Verteidiger den Ball zu einem Mitspieler steht, der sich unmittelbar vor dem TW befindet, den Ball aber durchlässt damit der TW ihn aufnehmen kann?


    Dann bist du in der unglücklichen Situation, eine Entscheidung treffen zu müssen: Hat der passspielende Spieler beabsichtigt, dass es so kommt (Abischt --> Aufnahme nicht zulässig) oder war es wirklich die Entscheidung des Mitspielers (keine Absicht des passspielenden Spielers --> Aufnahme zulässig).


    Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, raiminat0r, nimm dir bitte das Regelheft in einer ruhigen Minute zur Hand und lies dir die Stelle nochmal gründlich durch. Es gibt dazu auch Videomaterial und Beispielszenen, vielleicht schaust du sie dir nochmal an. Das wichtigste hat 96David96 allerdings auch schon zitiert, auf dem Silbertablett quasi. Das sind Basics, die müssen in jeder Sekunde jedes Spiels sitzen.

  • Ohne den SR insgesamt zu nahe treten zu wollen- leider wird insgesamt zu viel "Rückpass" gepfiffen. Es gibt weitere SR-Sitten, die sich im Laufe der Jahre verselbstständigt haben (z.B. Torhüterschutz, vom Tor weg pfeifen, falscher Einwurf) so dass da heutzutage abenteuerliche Entscheidungen zu sehen sind.


    Es bleibt nur gebetsmühlenartig darauf hinzuweisen, wie die Regeln festgeschrieben sind. Das muss letztendlich auch von den Lehrwarten und der SR-Zeitung vorgegeben werden.


    Für die Praxis in den Betonklassen ist es natürlich schwierig als SR. Entweder man macht den geläufigen Wahnsinn mit (nahezu jeder Kontakt mit dem Torhüter wird mit einem Fs geahndet, jede undurchsichtige Situation im Strafraum pauschal vom Tor weg entschieden und jeder Einwurf, der nicht stramm mindestens 5 m weit geworfen wird ist "falsch") oder man eckt an. Das gilt auch für die Rückpassregel. Leider.

  • Also das kann ich bei uns so nicht feststellen.


    Rückpaß wird eigentlich fast nie gepfiffen. Falscher Einwurf ebenfalls fast nie. Beides wird meiner Meinung nach sehr großzügig ausgelegt.


    Bei undurchsichtigen Situationen lieber aus dem Strafraum raus als einen zwielichten Strafstoß geben, so wird das vom Verband aber auch angewiesen.


    Angriff auf TW wäre vielleicht der einzige Kritikpunkt. Aber auch hier gilt, lieber mal abgepfiffen als das der Ball im Tor ist und der TW wird gleichzeitig verletzt ausgewechselt.


    Oftmals gibt es die Meinung, die Regeln müßten immer und überall zu 100% durchgesetzt werden. Wenn man aber die Beobachtungskriterien sieht, dann gibt es leichte, mittelschwere und schwere Fehler. Falscher Einwurf ohne Ahndung ist z.B. ein leichter Fehler und gibt i.d.R. keine Abzüge. Somit kann man erkennen, was eigentlich die Schwerpunkte sind.

  • Im Zweifel immer weiterspielen!


    +1. :top:


    Die Diskussion über die Rückpassregel endet häufig in Haarspalterei ("was wäre ... wenn ... aber ..."), aber auf dem Platz lassen sich die Situationen mit dem erforderlichen Fingerspitzengefühl m.E. recht einfach lösen.


    In der vom TE beschriebenen: "Kick...kick...kick...und der Torwart schnappt sich den Ball" -> weiterspielen. Ebenso "weiterspielen", wenn ich mir als Schiedsrichter nicht sicher bin, ob es ein verbotener Rückpass war oder nicht.


    Und bei der Diskussion immer mal an den Hintergrund denken, warum diese Regel eingeführt wurde, und was man damit verhindert. Damit ist es eigentlich klar, oder?


    Problematisch wird es dann, wenn man als SR auf ein bestimmtes Vergehen fixiert ist, bevor es passiert. Dann neigt man schneller dazu, zu pfeifen. Und wenn man sich in der Sekunde nach dem Pfiff gar nicht mehr so sicher ist, ob tatsächlich ein Vergehen vorlag, dann tendieren die wenigsten SR dazu, zuzugeben dass man "vorschnell" gepfiffen hat (Spielfortsetzung meistens SR-Ball), sondern die meisten beharren auf dem Vergehen, obwohl sie nicht (mehr) zu 100% dahinterstehen. Gefährlich!


    Oftmals gibt es die Meinung, die Regeln müßten immer und überall zu 100% durchgesetzt werden. Wenn man aber die Beobachtungskriterien sieht, dann gibt es leichte, mittelschwere und schwere Fehler. Falscher Einwurf ohne Ahndung ist z.B. ein leichter Fehler und gibt i.d.R. keine Abzüge. Somit kann man erkennen, was eigentlich die Schwerpunkte sind.


    Hier gehe ich nicht mit, mein Verhalten passe ich nicht an die "Schwerpunkte der Beobachtung" an. Wenn ich einen falschen Einwurf erkenne, dann wird der auch gepfiffen. Selbst dann, wenn er 5x nacheinander falsch ist.


    Wenn ich nicht zu 100% erkenne, dass der Einwurf falsch war, sondern nur "vermute" oder "ahne" dass er falsch war, dann wird nicht gepfiffen. Das führt natürlich auch manchmal dazu, dass ein tatsächliches Foul (oder ein falscher Einwurf) nicht gepfiffen wird, weil ich es als SR nicht richtig gesehen habe.


    Gruß Jörg


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    "Jetzt wechselt Jamaika den Torhüter aus!"
    (Gerd Rubenbauer, als der FIFA-Beauftragte am Spielfeldrand eine Minute Nachspielzeit anzeigte)

    Einmal editiert, zuletzt von Altschiri ()

  • Hier gehe ich nicht mit, mein Verhalten passe ich nicht an die "Schwerpunkte der Beobachtung" an. Wenn ich einen falschen Einwurf erkenne, dann wird der auch gepfiffen. Selbst dann, wenn er 5x nacheinander falsch ist.


    Wenn ich nicht zu 100% erkenne, dass der Einwurf falsch war, sondern nur "vermute" oder "ahne" dass er falsch war, dann wird nicht gepfiffen. Das führt natürlich auch manchmal dazu, dass ein tatsächliches Foul (oder ein falscher Einwurf) nicht gepfiffen wird, weil ich es als SR nicht richtig gesehen habe.


    Gruß Jörg

    Nur damit wir uns nicht falsch verstehen, wenn der Einwurf falsch ist, dann wird natürlich gepfiffen. Hier gibt es natürlich einen Ermessenspielraum und muß nicht bei einer 50:50 Situation gleich abpfeifen sondern kann auch weiterlaufen lassen.


  • Vorsicht, das "absichtlich" bezieht sich hier auf "zugespielt". Ist doch logisch dass es ein absichtlicher Pass sein muss.
    Aber der Satz muss nicht zwingend bedeuten, dass der TW auch das ursprüngliche Ziel des Passes sein muss. Wie gesagt, was machst du denn wenn der Verteidiger den Ball zu einem Mitspieler steht, der sich unmittelbar vor dem TW befindet, den Ball aber durchlässt damit der TW ihn aufnehmen kann? Ähnlich sehe ich das auch bei der geschilderten Situation.


    Hier hilft der in solchen Fällen verbindliche englische Regeltext, der besagt:

    Zitat


    An indirect free kick is awarded to the opposing team if a goalkeeper, inside his own penalty area, commits any of the following four offences:

    • ...
    • touches the ball with his hands after it has been deliberately kicked to him by a team-mate


    S.38, Law 12, Fouls and Misconduct, Indirect free kick


    Jetzt ist es klar, oder?

  • Zitat
    Zu der Frage selbst: Wenn du sicher warst, dass es ein kontrolliertes Zuspiel eines Verteidigers war, dann ist es auch unerheblich, ob der TW das wusste. Der ist es selber schuld, wenn man da idF pfeift.


    Spielen wir auf dem Platz eigentlich Bullshit-Bingo oder sowas? Es geht um ein absichtliches Zuspiel; ob es kontrolliert ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ich hab irgendwo Verständnis dafür, dass sich gewisse Mythen am Stammtisch für ewig halten. Dass Schiedsrichter solche Schlüsselbegriffe nicht sicher beherrschen, finde ich schon sehr grenzwertig und dass soetwas in ein Forum gepostet wird, verstehe ich überhaupt nicht. Bei Dissens schaue ich doch mal schnell ins Regelheft, bevor ich Falschaussagen verbreite, oder nicht?!

    Leider komplett aus dem Kontext gerissen! Ich wollte damit sagen, dass es unerheblich ist, wie der TW die Situation einschätzt, und somit folgende Information

    Zitat

    2. Dem Torwart ist in der Spielertraube offenbar nicht bewusst, das der Ball von einem Mitspieler gespielt wurde.

    außen vor gelassen werden kann.
    Dass ich das Wort "kontrolliert" in den Mund genommen habe tut mir leid, ich hätte nicht erwartet dass hier auf solchen Kleinigkeiten in solchem Ausmaß rumgeritten wird.
    Dass in den Regeln nur von "absichtlich" die Rede ist weiß ich selber. Da hier alle der Meinung sind, das "absichtlich" beziehe sich auch darauf, dass zwingend der TW das Ziel des Zuspiels sein müsse, lasse ich mich in der Hinsicht gerne eines besseren belehren, danke!
    Und mit dem Punkt sollte geklärt sein, dass es sich um keinen absichtlichen Rückpass handelt.
    Dass in unübersichtlichen Situationen bzw. im Zweifel generell so entschieden werden sollte, sehe ich genauso.

  • Zwischen "kontrolliert" und "absichtlich" gibt es einen Unterschied. Wenn Du den falschen Begriff verwendest und dabei so tust, als sei der selbstverständlich richtig ("Dann pfeifen wir doch auch Rückpass"), musst Du damit leben, korrigiert zu werden.

  • Merkregel: Wenn das Schlüsselwort "kontrolliert" wäre, würde in der Kreisliga so gut wie kein "Rückpass" gepfiffen werden können - welcher Kreisligaspieler kann den Ball schon kontrollieren? :muhaha:

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Zwischen "kontrolliert" und "absichtlich" gibt es einen Unterschied. Wenn Du den falschen Begriff verwendest und dabei so tust, als sei der selbstverständlich richtig ("Dann pfeifen wir doch auch Rückpass"), musst Du damit leben, korrigiert zu werden.

    Ich lasse mich gerne korrigieren, so ist das nicht. Aber wenn wir ehrlich sind, ist es für 90% der SR in der Praxis ein entscheidender Faktor zur Bewertung eines Rückpasses, ob dieser kontrolliert war.
    Wenn der Abwehrspieler einen Rückpass komplett verkorkst und er auf Kopfhöhe des TW landet, erwarten wohl nur wenige einen Pfiff. Wenn man aber nur die Absicht miteinbezieht, wäre er zwingend notwendig.
    Und genau dadurch entstehen solche "Stammtischmythen" wie du sie nennst.

  • Ja, aber umso wichtiger ist es doch, aktiv mit diesen Mythen aufzuräumen -- oder sollen sich die 10 % "Richtigpfeifenden" dann auch noch den Stammtischregeln beugen?