Technische Fehler vom Schiedsrichter - kann das Spiel wiederholt werden ?

  • Eines vorweg:
    Es geht in dieser Frage nicht darum, einen Fehler des Jungschiedsrichter aufzudecken. Es geht rein um die sachliche Bewertung der Ereignisse.


    Ich benötige mal von euch einen fachlichen Rat. Hintergrund:
    Es geht sich um ein Spiel der C-Junioren Kreisliga im NFV, Kreis Grafschaft Bentheim. Unsere Mannschaft ist letztes Jahr aus der Bezirksliga abgestiegen und möchte natürlich wieder dorthin aufsteigen. Neben uns gibt es allerdings mehrere ambitionierte Titelaspiranten. Alle Favoriten haben aber im ersten Spiel gepatzt – es wird also überall eng und es geht um jeden Punkt.


    Wir spielen also gegen einen potentiellen Wettbewerber. Das Spiel wird von einem 15 jährigen Jungschiedsrichter geleitet, der eines seiner ersten Spiele pfeift. Das Spiel ist überaus hitzig und kampfbetont – sowohl verbal als auch körperlich. Wir liegen zuerst 0:1 zurück. Dann 1:1, dann wieder 1:2 zurück, später sogar 3:1. Dann bekommen wir in der 70. einen Strafstoß zugesprochen und verkürzen wieder auf 2:3. In den 5 min. Nachspielzeit gelingt es uns aber nicht, noch wenigstens den Ausgleich zu erzielen. Im Mittelpunkt
    des Streits stehen nur folgende Fehlentscheidungen des Schiedsrichter, die uns aus unserer Sicht derart benachteiligten, die letztlich dazu beitrugen, dass Spiel ohne Punktgewinn beendet zu haben.


    1.)
    Beim Spielstand von 1:2 verhängt der Schiedsrichter in der 65. Minute eine gelb/rote Karte gegen unseren Innenverteidiger – ohne dass es nach der ersten gelben Karte eine 5 Minuten Zeitstrafe gegeben hat.


    2.)
    Beim Spielstand von 1:3 verhängt der Schiedsrichter in der 69. Minute die nächste gelb/rote Karte gegen uns – wieder ohne dass es nach der ersten gelben Karte eine 5 Minuten Zeitstrafe gegeben hat.


    Wir haben also (inkl. Nachspielzeit) 25% der zweiten Halbzeit mit einem und 15% der zweiten Halbzeit mit zwei Mann weniger gespielt. Wir haben wegen technischen Fehlern des Schiedsrichters gegen die Wertung Protest eingelegt. Das Sportgericht hat nun aber entschieden, dass dieses Spiel nicht wiederholt wird. Als Begründung wird angeführt, dass
    der Schiedsrichter zu Hause noch geweint hat und mit seiner Mutter beim Vorsitzenden des Schiedsrichterauschuß war, weil der Junge nicht mehr pfeifen wollte. Der Kreis wäre sehr sauer über das Verhalten unserer Betreuer gewesen – ich vermute, dass denen zur Last gelegt wurde, den Schiedsrichter verbal angegangen zu sein. Ich war leider nicht zugegen, allerdings wurde mir berichtet, dass unsere Trainer und auch Spieler jede Entscheidung des Schiris verbal begleitet haben. Die Intensität könnt ihr euch unter Anbetracht der Tatsache, um was es in dem Spiel geht, sicher alle aus der gängigen Praxis vorstellen. Man wollte deswegen auch von einer Strafe unserer Betreuer absehen. Dieses Urteil wurde angeblich auch schon von der nächst höherem Instanz/Verband abgesegnet.


    Frage:
    Bei allem Verständnis für den Schiedsrichter, aber was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Mein Sohn ist selber im zweiten Jahr Schiedsrichter und letztens musste ich sogar eingreifen, weil das Publikum der Gäste ihn massiv verbal attackierten, aber, dies wäre in dem aktuellen Fall doch allenfalls ein Grund für ein separates Verfahren, aber es taugt doch nicht ein falsch geleitetes Spiel zu legalisieren, oder? Bei allem Verständnis das man Jungschiedsrichter schützen möchte, aber das Verhalten der Anwesenden ist doch
    nicht der Grund, dass der Schiedsrichter technische Fehler gemacht hat. Letztlich trugen doch diese Fehlentscheidungen dazu bei, dass das Spiel überhitzte. Wenn der Schiedsrichterausschuss seine Jungschiedsrichter schützen möchte, dann sollte er sich selber mal sensibilisieren und etwas genauer hinschauen, welche Schiris sie in welche Schlacht entsenden oder ob sie nicht zu mindestens den Schiris Begleiter an die Seite stellen.


    Was können wir denn jetzt noch gegen die Wertung unternehmen? Kennt ihr evtl. Vergleichsfälle, bei denen anders entschieden wurde? Wie gesagt, ich möchte das Verhalten unserer Trainer nicht beschönigen. Ich habe selber diese Erfahrungen gemacht und weiß, dass solch Verhalten inakzeptabel ist. Wir haben unseren Trainer auch bereits entsprechend sensibilisiert, aber, ich meine eben, dass man das zwei eigenständige Verfahren vermischt.


    Danke vorab !

  • Hallo.


    Also, außer es gäbe eine explizite Sonderauslegung, die in der NFV-Jugendordnung nicht zu finden ist, muss vor dem dauerhaften Feldverweis KEINE Zeitstrafe ausgesprochen werden, genau so wenig muss vor der Zeitstrafe die Verwarnung erfolgt sein. Beide Verweise stellen eine eigene Eskalationsstufe dar, wobei nur von leicht nach schwer übersprungen werden darf, nicht aber zurück, sprich, nach Zeitstrafe kommt der dauerhafte Verweis und keine Verwarnung.


    Und sollte es zu verbalen Entgleisungen gekommen sein, ist eine Bestrafung eben die logische Konsequenz. Das ist unabhängig von irgend welchen andren Vorgängen. Da in solchen Fällen in der Regel nur eine Meldung gemacht wird, werden die Vorfälle auch in einem Verfahren verhandelt, wobei die Betrachtung der einzelnen Vorgänge getrennt erfolgt und dann als einzelne Punkte des Urteils aufgeführt werden.


    In Eurem Fall wurde der Einspruch gegen die Wertung abgelehnt, das hat aber nichts mit eventuell gegebenen Beleidigungen zu tun, die stellen ein eigenes Verfahren dar.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

    Einmal editiert, zuletzt von jambala ()

  • Der Protest wurde zurecht abgewiesen, ein C-Jugend-Spiel dauert 70 Minuten - in der 65. hat der Regelverstoß G/R wahrscheinlich, in der 69. sicher die gleiche Wirkung wie die korrekte Zeitstrafe. Ihr wurdet also kaum bis gar nicht benachteiligt, eventuell hättet ihr die Nachspielzeit 1-2 Minuten 10 statt 9 haben dürfen, bei 2 Toren Rückstand. Hätt nix genützt.


    Und euer Verhalten gegenüber dem Jung-SR? Mies. Protest wäre Protest, verständlich wenn begründet und es um was geht, aber solche Fehler passieren einem 15jährigen nunmal. Das Formelle kann man auch durchziehen ohne auf dem Menschen rumzuhacken :flop:

  • Und wo ist vorgeschrieben, dass es nach einer Verwarnung und vor einer gelb-roten Karte zwingend zunächst eine Zeitstrafe geben muss? In der Jugendordnung des NFV als auch des DFB finde ich nichts dergleichen. Meines Wissens kann die 5-Minuten Zeitstrafe vom SR unabhängig von den anderen Sanktionen eingesetzt werden.

    Bin selber kein Schiedsrichter, aber Vereinsfunktionär mit Erfahrung in der Mannschafts- und SR-Betreuung.

  • Es gibt entweder Zeitstrafe oder Gelb/Rot. Einen FaD für ein gelbwürdiges Vergehen ohne vorherige Zeitstrafe auszusprechen ist ein möglicherweise spielentscheidender Regelverstoß - wäre es statt der 65. und 69. die 55. und 59. wäre der Protest sicher erfolgreich. Glück im Unglück für den Kollegen.

  • War aber hier doch nicht die Frage. Es wurde unterstellt, dass nach zuvor erfolgter Verwarnung ein zweites Vergehen statt mit FaZ mit FaD geahndet wurde und dies ein Regelverstoss sei. Und dem ist ja wohl nicht so.


    Wenn ich die Intensität der zweiten Aktion als zu heftig für eine Zeitstrafe halte, kann ich auch ohne FaZ direkt den FaD aussprechen.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

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  • Feldverweis auf Dauer und Feldverweis auf Zeit.

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • War aber hier doch nicht die Frage. Es wurde unterstellt, dass nach zuvor erfolgter Verwarnung ein zweites Vergehen statt mit FaZ mit FaD geahndet wurde und dies ein Regelverstoss sei. Und dem ist ja wohl nicht so.


    Wenn ich die Intensität der zweiten Aktion als zu heftig für eine Zeitstrafe halte, kann ich auch ohne FaZ direkt den FaD aussprechen.


    Nein, es ist von Gelb-Rot die Rede. FaD mit glatt Rot wäre immer möglich, das ist klar. Aber G/R ist ein FaD aufgrund von 2 Verwarnungen, der ist im Jugendbereich nicht vorgesehen und damit ein klarer Regelverstoß.
    Sehr unwahrscheinlich ist eine irrtümlich gezückte Gelbe, die danach durch korrekt Rot ersetzt wird und nur wie G/R aussieht. 2 Mal - nein.

  • Naja mal vorausgesetzt die Schilderungen stimmen sind die ab der 70. Minute bei 3:2 in den 5 Minuten Nachspielzeit zu Unrecht in Unterzahl und das muss eigtl für eine Neuansetzung reichen. Wobei es aber z.B. sein kann das GR zwar falsch war aber die richtige Entscheidung nicht der FaZ sondern die glatt Rote gewesen wäre und dann wurde niemand benachteiligt. Der reine Regelfehler reicht nämlich zweifelsfrei nicht sondern es muss eine Benachteiligung vorgelegen haben.

  • Wir sind keine Sportrichter und kennen den Zusammenhang nicht. Der gute Agent-Smith ist uns auch völlig unbekannt und nach meiner Meinung sollten wir hier keinerlei Wertungen abgeben!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Ich war leider nicht zugegen, allerdings wurde mir berichtet, dass unsere Trainer und auch Spieler jede Entscheidung des Schiris verbal begleitet haben.

    Ja super. Da wird ein 15jähriger 70 Minuten lang fertig gemacht und hinterher wollen ihm noch Leute ans Bein pissen, die nicht einmal wissen was FAD und FAZ ist.
    Schämen sollte man sich.

  • Verstehe ich nicht. Ist es nicht so, dass es entweder den FaZ oder die G/R Karte im Jugendbereich gibt und nicht beides zusammen?

  • Ja so ist es auch Kaef.


    Und im NFV gibt es in dieser Spielklasse auch nur den FAZ.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Also je länger ich über den Fall nachdenke, desto schlimmer wird das ganze.



    1.)
    Beim Spielstand von 1:2 verhängt der Schiedsrichter in der 65. Minute eine gelb/rote Karte gegen unseren Innenverteidiger – ohne dass es nach der ersten gelben Karte eine 5 Minuten Zeitstrafe gegeben hat.


    2.)
    Beim Spielstand von 1:3 verhängt der Schiedsrichter in der 69. Minute die nächste gelb/rote Karte gegen uns – wieder ohne dass es nach der ersten gelben Karte eine 5 Minuten Zeitstrafe gegeben hat.

    Eine Zeitstrafe ist nicht erforderlich, um einen Feldverweis auf Dauer auszusprechen. Das Zeigen der G/R Karte ist ein Fehler, am Ende jedoch ein Feldverweis auf Dauer, der sich aus zwei verwarnungswürdigen Vergehen begründet. Und der muss in der Jugend formal durch Zeigen der roten Karte ausgesprochen werden und nicht durch Zeigen von G/R. Das Ergebnis für das Spiel (Spieler wird des Feldes verwiesen) ist jedoch gleich und stellt somit keine Benachteiligung einer Mannschaft dar.
    Ob der SR hier mit einem FAZ besser/richtiger gelegen hätte bleibt Spekulation- das Verweisen des Spielers auf Dauer direkt nach einer VW ist jedoch kein Regelverstoß.



    Als Begründung wird angeführt, dass der Schiedsrichter zu Hause noch geweint hat und mit seiner Mutter beim Vorsitzenden des Schiedsrichterauschuss war, weil der Junge nicht mehr pfeifen wollte. Der Kreis wäre sehr sauer über das Verhalten unserer Betreuer gewesen – ich vermute, dass denen zur Last gelegt wurde, den Schiedsrichter verbal angegangen zu sein.

    Das kann ich komplett nicht nachvollziehen.

    dass der Schiedsrichter technische Fehler gemacht hat.

    Klar hat er technische Fehler gemacht. Die machen wir alle. Wurde schon einmal darüber nachgedacht, wie viele technische Fehler die Spieler in besagtem Spiel gemacht haben? Oder waren das alles Weltklasse-Angreifer des Gegners, die die drei Tore erzielt haben? Waren die vier Vergehen, die zu den beiden FAD geführt haben alle ohne Fehler seitens der agierenden Spieler?


    Letztlich trugen doch diese Fehlentscheidungen dazu bei, dass das Spiel überhitzte. Wenn der Schiedsrichterausschuss seine Jungschiedsrichter schützen möchte, dann sollte er sich selber mal sensibilisieren und etwas genauer hinschauen, welche Schiris sie in welche Schlacht entsenden oder ob sie nicht zu mindestens den Schiris Begleiter an die Seite stellen.


    Das schlägt dem Fass den Boden aus. Ja; Fehler des SR tragen dazu bei , dass das Spiel nicht so friedlich läuft wie gewünscht. Tragen dazu bei. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Ein 15jähriger trägt dazu bei. Und was ist mit den ganzen anderen auslösenden/beitragenden/nicht deeskalierenden
    Faktoren?


    Und jetzt geht es weiter: Schlacht


    In der untersten Spielklasse der C-Junioren wird ein Spiel des 2. Spieltages als Schlacht bezeichnet. Da sollten die Trainer/Betreuer/Eltern/"Agenten" ersteinmal überlegen, was sie da veranstalten. Kein Wort des Bedauerns wird hier verloren über den Jungschiedsrichter. Im Gegenteil- das wird noch als "normal" dargestellt, weil der eigene Sohn ja auch schon verbal angegangen wurde. Hier werden also schlimme Zustände als gegeben und normal angesehen. Wo ist hier die Selbstkritik? Wo de Einsicht, selbst etwas zu ändern?


    Im Gegenteil- anstatt das eigene Verhalten zu verurteilen wird hier noch vorgeschlagen, den Schiedsrichtern Begleiter an die Seite zu stellen. Der bestehende Missstand- die Schiedsrichter werden unverhältnismäßig heftig und unfair angegangen- wird hier klar erkannt. Nur die Schlüsse, die daraus gezogen werden, sind abenteuerlich.

  • ...Die Intensität könnt ihr euch unter Anbetracht der Tatsache, um was es ging ... vorstellen...


    Die kann ich mir tatsächlich vorstellen. Ein C-Jugendspiel mit hysterischen Eltern und schlecht ausgebildeten Betreuern, die nicht deeskalieren und einen 15-jährigen beschimpfen und bepöpeln. Spiel Unterste Spielklasse C-Jugend in dem es, wenn man mal ehrlich ist, um gar nichts geht.

  • @ Nummer 4: Bremer Auslegung. Meine Antwort war auf den NFV bezogen nach Lesen deren Jugendordnung. Und die gibt keine Gelb-Rote her, daher meine Anmerkungen betreffend Sonderregelungen und auch der explizite Gebrauch von Verweis auf Dauer. Also gleiche Handhabe wie in unserem SFV.


    Und selbst wenn dieser per Gelb-Roter Karte erfolgt ist statt mit Roter und somit eigentlich falsch - eine Benachteiligung ist es nicht, da der betroffene Spieler anschließend nicht mehr teilnehmen darf in beiden Fällen. Hier ginge es dann nur noch um die administrative Strafe und die Festlegung der Dauer der Strafe, nicht jedoch um die auf dem Platz.

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    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Im Spielbericht ist das ganze als Zeitstrafe eingetragen, also wird er diese wohl auch ausgesprochen haben. Für das Niveau wird das Verhalten von Eltern, Spielern und Betreuern wahrscheinlich absolut peinlich gewesen sein.