Wahrnehmungsinn bei älteren Schiedsrichtern

  • Wir sind auf den Sportplatz. Ein offensichtlich älterer grauhaariger Schiedsrichter leitet das Spiel. Gerangel im Strafraum, dann die Rufe Vieler "Handball", jedoch kein Pfiff ertönt. Es war ein Handball. Der Schiedsrichter war auch in guter Position es zu erkennen.


    Aber warum blieb der Pfiff aus? Die Sehkraft ist normal wegen Brille oder Kontaktlinsen. Was passierte wirklich. Es war eine schnelle Reflexbewegung mit der Hand des Verteidigers ... obwohl im Getümmel kann als Entschuldigung gebracht werden, darf aber nicht. Die Antwort des Schiedsrichters nach den Spiel war, dass er das Handspiel nicht gesehen hatte.


    Glücklicherweise gab es ein Video vom Spiel. Fast jeder erkannte das Handspiel bei normalen Ablauf, Ausnahme waren einige Leute der älteren Generation. In Zeitlupe wurde das Handspiel allen deutlich.


    Man sieht und sieht doch nicht. Oder besser, obwohl die Sehkraft mit moderner Technik normal sein sollte, spielt das Gehirn nicht mit. Schnelle Abläufe werden nicht mehr registriert, und so kommt es zu Fehlentscheidungen auf den Platz.


    Wie viele der älteren Schiedsrichter sind sich dessen bewusst??? Es gibt auch Schwierigkeiten die Fox 40 von mehr als 30 m zu hören.

  • Das grenzt für mich fast ein bisschen an Diskriminierung. Willst du nun alle älteren Mitmenschen über einen Kamm scheren? Wie würdest du dich fühlen, wenn du in dieser Situation wärst und so jemand über dich reden würde?


    Ich kenne genug in höherem alter, die nicht dem von dir festgelegten Standard entsprechen, sondern -wenn auch nur minimal geschwächt- die selbe Wahrnehmung wie du und ich haben.


    Soll der Schiedsrichter nun die Pfeife an den Nagel hängen, weil ein Handspiel in einer unübersichtlichen Aktion nicht geahndet wurde? Soll ein Schiedsrichter der älteren Generation, der über 40 Jahre pfeift, einfach von heute auf morgen aufhören damit, nur weil manche empfinden dass Fehlentscheidungen durch das alter kommen?


    Passieren dir keine Fehlentscheidungen? Sollte man es auf das alter schieben ? Nein.


    Allein schon das "Was passierte wirklich?" ist schon unter dem Niveau von der Bild und völlig fehl am Platz.

  • Menschen altern nunmal. Es gibt gute, sogar sehr gute alte Schiedsrichter - wer körperlich, mental und regeltechnisch fit bleibt, wird mit seiner Erfahrung sehr viele Jüngere toppen.
    Aber man muss sich über die Probleme des Alterns bewusst sein - wenn die Fähigkeit schnelle Reaktionen zu sehen abnimmt, muss man das berücksichtigen. Ich halte das durchaus für plausibel. Man könnte z.B Videotests machen, wer da Schwächen zeigt, gehört nicht mehr in hohe Spielklassen.


    Viele sind sich nunmal dem Abbau ihrer geistigen Fähigkeiten nicht bewusst...

  • Basti
    Das ist meine Situation. Als Aussenstehender kann man kaum beurteilen ob eine ältere Person die selbe Wahrnehmungskraft hat wie Du. Schau dir ein Eishockeyspiel der Profis mit Älteren an. Da wirst du bemerken, dass diese Leute oftmals Schwierigkeiten haben, den Puck zu verfolgen, geschweige denn wenn die Scheibe schnell im Tor einschlägt und sofort wieder raus springt.


    So geschehen bei uns. Während mein Sohn sofort lauthals "Tor" rief, war meine Antwort "ach Quatsch." Erst die Zeitlupe belehrte mich eines Besseren.


    Erst dadurch wurde mir bewusst, dass irgend etwas nicht mehr schnell genug im Kopf registrierte ... im Alter hat man auch Schwierigkeiten den hohen Ton der Fox-40 von mehr als 30 m zu hören ... da sagte ich mir: Herren- oder Damenspiele werden nicht mehr angenommen; U-17/18 -- wohl A-Jugend bei Euch -- nur im Notfall. Somit nur noch Jugendspiele bis U-16 bei den Jungs und alle Altersklassen bei der weiblichen Jugend. SRA ist ok bei Frauen, kann bei Sprints mit den meisten mithalten


    Nummer4 sagt es am Besten. Bei Videotests kann man schnell herausfinden, ob der Einzelne die verschiedenen Fouls wahrnimmt oder nicht. Daraus sollte man die nötigen Konsequenzen ziehen, was leider nicht immer geschieht.

  • Hallo.


    Wobei Eishockey ein eher schlechtes Beispiel ist, da hier aufgrund der Geschwindigkeit seit sehr langer Zeit ja schon der Videobeweis greift.


    Ich bin beim ersten Beispiel etwas zwiegespalten. Beim Jungen sucht man dann eine Ausrede wie schlechtes Stellungsspiel, beim Alten ist es sofort das Alter. Auch wenn beide bescheiden gestanden haben und dadurch es nicht gesehen haben. Auch Junge können teilweise aus dreißig Metern den Pfiff nicht hören. Wenn man Studien glauben darf ist dies bei der Gruppe zwischen 17 und 25 sogar recht wahrscheinlich, da seit Jahren eine Tendenz zur Schwerhörigkeit zu beobachten ist.


    Auch Beweisvideos finde ich immer kritisch. Stimmen die Winkel? Sieht man die Pisition von SR oder Assistent? Daher finde ich es schwierig von einem einzigen Videi, gedreht am besten in Nahaufnahme der Szene fast unmöglich, die Wahrnehmung des SR zu bewerten. Das heisst jetzt nicht, dass sich so nicht eine falsche Entscheidung belegen lässt. Teilweise wird dann aber der SR als unglaubwürdig dargestellt, obwohl seine Wahrnehmung anders war als das Videobild.


    Das Alter bringt körperliche Veränderungen mit sich, diese können aber sie weit gestreut sein, dass es immer eine individuelle Entscheidung bleiben wird, wann man womit aufhört.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • ich sehe das wie Nummer4 - wir müssen uns hier die Spielklasse von der wir sprechen, vor Augen halten; ist es die sog. Altherrenliga, fällt so etwas vermutl. der Hälfte der Spieler noch nicht mal selber auf :clown:


    Wohingegen dies in Klassen mit jüngeren Spielern völlig anders aussieht...


    Dementsprechend bin ich voll bei DieMacke, allerdings ist dies -wie gesagt- absolut spielklassenabhängig!

  • Bei uns sind schon die Bezirksliga-SR alle jünger als die Altersgrenze in der Bundesliga und in allen Spielklassen darunter sollte es wohl kein Problem sein. Soviel Fehler wie in einem Kreisklassenspiel passieren kann ein Schiedsrichter überhaupt nicht machen, egal wie alt er ist. Wo ist also das Problem?

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    Who the fuck is General Failure and what does he on my PC. :hammer:

  • Wenn in vielen Schiedsrichtergruppen die von "DieMacke" angesprochenen älteren Kameraden nicht mehr pfeifen würden, müssten fast überall die unteren Spielklassen, sowie viele Jugendklassen unbesetzt bleiben. Es mag ja sein, dass im Alter so manches etwas nachlässt, aber ist das ein Grund nicht mehr zu pfeifen. Solange die, auch älteren, Schiedsrichter nicht mehr Fehler machen als die Spieler, sehe ich kein großes Problem. Und in höheren Leistungsklassen wird ein älterer Schiedsrichter sowieso nur noch pfeifen, wenn er den Anforderungen für diese Klassen genügt. Gäbe es genügend Nachwuchs, der dann auch entsprechend qualifiziert sein müsste, dann bräuchte so mancher "Greis" am Wochenende keine zwei Spiele leiten, damit die Einteiler ihr Programm abarbeiten können. Wenn es, was sicher nie passieren wird, genügend jüngere Schiedsrichter geben würde, dann würden die älteren ganz automatisch mit weniger Spieleinsätzen bedacht werden. Oder sie kämen als wertvolle Coaches beim Nachwuchs zum Einsatz.


    Aber pauschal zu sagen, dass alte Schiedsrichter nicht mehr die nötige Auffassungsgabe haben und deshalb aus dem Verkehr gezogen werden müssten, das verdient bei mir die :rote_karte: lieber "DieMacke".

  • Aber pauschal zu sagen, dass alte Schiedsrichter nicht mehr die nötige Auffassungsgabe haben und deshalb aus dem Verkehr gezogen werden müssten, das verdient bei mir die lieber "DieMacke".

    Ich habe nie gesagt, dass diese älteren Schiris aus den Verkehr gezogen müssen!!! ... sondern darauf hingewiesen, dass diese Schiedsrichter Spiele leiten, welche besser zu ihnen passen -- also Jugend oder Damen/Herren Spiele in den unteren Ligen.


    Bei uns gibt es bei der Jugend ... von U-13 bis U-18 ... eine Unterteilung von 6 verschiedenen Klassen.
    1. Hochleistungsklasse
    2. Metro
    3. Gold 1 & 2
    4. Silber
    5. Bronze
    6. Haus


    Obwohl ich noch ziemlich fit bin, masse ich mir nicht mehr an, Spiele von 1. und 2. zu leiten oder als SRA. Ich halte es weder gerecht für Spieler oder Teams; denn diese verdienen das best mögliche Schiedsrichter Gespann.


    An und für sich sind die U-16 und U-18 Residenz Teams der Profi Mannschaft noch darüber, aber da werden die SRs von den nationalen Ausschuss angesetzt. Residenz Teams haben Jugend-Bundesliga Format.



    P.S. Es gibt genügend Jugendschiedsrichter hier, aber die meisten sind unabkömmlich, weil sie entweder in Mannschaften spielen, andere Sportarten betreiben, oder an irgendwelchen Feierlichkeiten teilnehmen müssen. So kommt es zu einer Minderzahl, die generell 4 Spiele am Wochenende leiten müssen.

  • Das man doch nicht pauschelieren, wir hatten bei uns im Bezirk einen Schiedsrichter der bis 70 noch Herren gepfiffen hat und war besser als mancher Junger!
    Natürlich verliert man im Alter Schnelligkeit aber die Erfahrung wächst. Manche können es und andere bene nicht.
    Ich kenne auch viele junge Schiedsrichter die es nicht mehr lernen werden!
    Lieber einen guten Alten als einen schlechten Jungen! :):titten:

    Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist. (Bill Shankly)

  • Gäbe es genügend Nachwuchs, der dann auch entsprechend qualifiziert sein müsste, dann bräuchte so mancher "Greis" am Wochenende keine zwei Spiele leiten, damit die Einteiler ihr Programm abarbeiten können. Wenn es, was sicher nie passieren wird, genügend jüngere Schiedsrichter geben würde, dann würden die älteren ganz automatisch mit weniger Spieleinsätzen bedacht werden. Oder sie kämen als wertvolle Coaches beim Nachwuchs zum Einsatz.

    Dieser Aussage ist nichts mehr hinzuzufügen!!!

    P.S. Es gibt genügend Jugendschiedsrichter hier, aber die meisten sind unabkömmlich, weil sie entweder in Mannschaften spielen, andere Sportarten betreiben, oder an irgendwelchen Feierlichkeiten teilnehmen müssen. So kommt es zu einer Minderzahl, die generell 4 Spiele am Wochenende leiten müssen.

    Ich habe schon viele Jung-SR kommen und gehen sehen.
    Die Anwärterlehrgänge sind voll mit von den Vereinen gemeldeten "spielenden" Jugendlichen. Dann dauert es nicht lange und der erste Terminkonflikt steht an. Was passiert: Es wird nicht beim Trainer abgesagt, sondern beim SR-Ansetzer, der dann für Notfälle immer wieder die gleichen Leute rausklingeln muss (und auch kann!!!). Denn, hätte ein Ansetzer, egal wo in Deutschland, nicht wissentlich eine handvoll Leute, die 24-Stunden am Tag sinnbildlich erreichbar wären, ohje.....


    Ohne Zweifel gibt es Talente, die auch gefördert werden sollen und auch werden, aber wenn die erste Freundin ansteht und die Disco weit nach 22 Uhr beginnt, trennt sich oftmals schnell die Spreu vom Weizen!!!


    Leider, sorry, dass ich das so hart schreibe, leiden einige "Jung-SR" auch unter Selbstüberschätzung, wenn, nur weil ein Beo draußen steht, in einem normalen Spiel z.B. ein Kartenfestival veranstaltet wird und/oder in der Kabine Aussagen fallen ..."wenn ich dieses Jahr nicht aufsteige..." etc.


    Und auch wenn ich dieses Jahr 40 werde :trinken: und definitiv nicht mehr weiter hoch kann, weiß ich, dass der erste Notruf meines Ansetzers im Spieljahr 2015/2016 nicht lange auf sich warten lassen wird :muhaha:

  • ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Ohne uns "Alten" könnte man in vielen Staffeln den Spielbetrieb einstellen. Die Jung - SR wollen nur die besten Spiele und nicht zu weit fahren. Die meisten spielen noch selber, wann soll man die denn einteilen?
    Auf die Alten ist fast immer Verlass, da braucht man nur anzurufen und dann gehen die auch.

  • Was bei uns noch ein großes Problem ist, dass Jungschiris alle 2 Wochen Samstags oder auch mal Sonntags Nachmittag nicht einsetzbar sind. Ebenfalls haben wir 19! SR, die Gesannspiele leiten, da lichten sich schnell die Reihen. Ich habe auch oft von Freitag bis Sonntag 4 Spiele geleitet.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Mitte Mai Jugendturnier, alle Spiele über 2x30 Minuten. Samstag 5 Spiele -- die ersten zwei gute Teams, dritte U-12 Mädchen alles Anfänger wo ich nur gehen brauchte, fand meine Puste wieder -- Sonntag 4 und Montag 3 Spiele.


    Letzten Woche Donnerstag bei den Schulmeisterschaften der Mädchen -- 2x35 Minuten -- als SRA 4 Spiele, Freitag 2, und Samstag 3 Spiele. Das letzte war das Endspiel. Bei schnellen Gegenstössen lief mir keine der jungen Damen davon.


    Danach bekam ich eine kostenlose Massage. Um 17:30 Uhr Fitness Training der FIFA Schiedsrichter angeschaut. Da bekam ich schon vom Anschauen Muskelkater.

  • Wer von Euch erinnert sich an die Schulungsvideos zum Thema Handspiel? Dieselbe Szene aus 3 Positionen, jeweils um 45 Grad gedreht - in der ersten Einstellung klar aus kurzer Entfernung gegen den normal gehaltenen Arm, 45 Grad weiter schon dicke Fragezeichen im Gesicht und noch einmal 45 Grad weiter geht der Griff schon fast zur Roten Karte - und dann bleiben noch 270 Grad übrig. Was ich damit sagen will? Es gibt oft genug schlicht nicht "die" richtige Sicht, ergo kann - altersunabhängig - die Beurteilung einer Situation ganz anders ausfallen. Außerdem gibt es noch Faktoren wie Konzentration und Motivation sowie - ganz wichtig - die Vorteilsbestimmung, so dass oft genug gar nicht sicher festgestellt werden kann, ob die Beurteilung wirklich falsch war.