Ampelkarte nach Vorteil?

  • Hallo liebes Schiedsrichterforum,


    ich stelle mir seit einigen Tagen die Frage ob eine Ampelkarte nach Vorteil möglich ist?


    Am Mittwoch (17.12.14) zeigte der Schiedsrichter während der Partie Borussia Mönchengladbach - SV Werder Bremen Caldirola die Ampelkarte nachdem er zuvor auf Vorteil entschied, so begründete es jedenfalls der Kommentator. Der bereits verwarnte Spieler foulte den gegnerischen Spieler, daraufhin entstand aber einer Vorteil, kurz darauf zeigte der Schiedsrichter in der nächsten Unterbrechung die zweite gelbe Karte. Ich dachte, dass man bei einem Feldverweis sofort das Spiel unterbrechen muss. Wie bereits erwähnt begründete es so der Kommentator, vielleicht gab es auch einen anderen Grund für den Feldverweis.

  • Ausnahmen bestätigen die Regel ...
    Gerade bei einer Gelb-Roten Karte weiß der SR unter Umständen nicht direkt in der Situation, dass der Spieler bereits verwarnt war. Wenn das Vergehen dies erfordert, muss dann Gelb noch kommen.
    Ist der Spieler dann tatsächlich schon verwarnt, hat er halt Pech gehabt. Sieht nach Außen nicht optimal aus, ist dann aber so.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Müssen muss man nicht, eine persönliche Strafe kann immer in der nächsten Spielunterbrechung "nachgeholt" werden.
    Es gibt die Vorgabe, dass bei einem Foul, welches zu einer Roten Karte (Achtung: nicht Ampelkarte) führt, das Spiel sofort unterbrechen werden soll, es sei denn, der Vorteil ist so eindeutig, dass davon auszugehen ist, dass ein Tor erzielt werden wird. Hintergrund ist, dass bei einem FaD in der Regel ein grobes Foul oder eine Tätlichkeit vorliegt, bei der die sofortige Ahndung auch dafür sorgt, dass es keine unerwünschten Nebeneffekte wie Rudelbildung oder Revanchefouls gibt.
    Und ergänzend zu Pfeifekopp: Bei einer Ampelkarte ist die diesbezügliche Notwendigkeit nicht ganz so groß, da das zugehörige Foul regelmäßig weniger schlimm war und damit ein geringeres Eskalationspotenzial hat. Aber auch hier wird der Schiedsrichter regelmäßig strenger prüfen, wie vorteilhaft die entstehende Spielsituation sein wird, als wenn derselbe Sachverhalt mit einem unbelasteten Spieler passiert.

  • Es gibt die Vorgabe, dass bei einem Foul, welches zu einer Roten Karte (Achtung: nicht Ampelkarte) führt, das Spiel sofort unterbrechen werden soll,

    Gilt eigentlich auch für die Ampelkarte - hier sollte der SR schnell und konsequent agieren, die Gegner wissen doch genausogut wie der SR, wer bereits verwarnt ist und werden bei unnötiger Verzögerung mit dem Reklamieren/Meckern anfangen. Das kann man durch zügiges Agieren verhindern.

  • Das sind aber Sekundenentscheidungen und nicht immer ist die Nummer des Spielers sofort einsehbar. Man sieht das Foul, denkt sich "Gelb, guter Angriff, also reiche ich die nach" - und erst beim Blick auf die Nummer als man vorbeilief sieht man dass das die Flachpfeife mit der 3 war, die man gerade verwarnt hat.


    Unterm Strich entstand eine so vielleicht unglückliche aussehende, aber regelkonforme Entscheidung, wenn aber aus dem Angriff ein Tor fällt ist er der Held. Und zum Glück für uns war Caldirola danach erstmal gesperrt ;)

  • Das Foul selbst führt ja nicht zum Feldverweis sondern lediglich zur Verwarnung des Spielers, daher Vorteil weiterlaufen lassen.
    Zum Feldverweis wird es erst dadurch, dass es die zweite Verwarnung ist. Und das wird sie ja erst in dem Moment, in dem sie ausgesprochen wird.

  • "Gelb, guter Angriff, also reiche ich die nach"

    Und gerade einen guten Angriff soll ich unterbinden?! Das kann so nicht gewollt sein. Dann würde ja das verwarnungspflichtige Foul eines bereits verwarnten Spielers geringer bestraft werden (kein Vorteil für den Angreifer) als das eines nicht verwarnten Spielers.


    Für mich ganz klar: Vorteil abwarten und dann die VW aussprechen. Dass sich in der Addition G+G/R dann ein Feldverweis ergibt ist reine Arithmetik bzw. Vorgeschichte und hat mit der aktuellen Spielsituation nichts zu tun. Und deshalb ist m.E. auch bei der 2. VW der Vorteil abzuwarten.

  • Naja, es sieht halt nicht so geil aus. Unter Umständen. Hängt ja auch vom Spielcharakter ab. Wenn ich Mühe habe, das Spiel ordentlich über die Bühne zu bekommen, würde ich auch einen Vorteil für eine gelb-rote-Karte wegpfeifen (glasklare Chancen ausgenommen). Lieber etwas mehr Ruhe im Spiel, als ein gegebener Vorteil. Definitiv.

  • Das hängt vom Einzelfall ab: Ich erinnere mich an eine Szene, in der mich der Angreifer auf den Vorteil verwies, den ich ihm abgepfiffen hatte (und den ich als eher unbedeutend eingestuft hatte). Ich ließ ihn zunächst stehen, verwies einen Verteidiger mittels der Ampelkarte des Feldes und fragte dann den Spieler, was wohl der größere Vorteil wäre? Er widersprach mir nicht, weder mit Worten noch mit Mimik, sondern stimmte zu. In anderen Fällen wäre es hingegen fatal, einen Vorteil nur wegen einer Ampelkarte abzupfeifen, das hängt aber von der Spielsituation, dem Spielstand, dem Spielcharakter und der Spielminute ab.

  • Da hast du dich ja dann aber auch geschickt rausgeredet In Der Situation. Ohne deine Einschätzung in der Situation in Frage stellen zu wollen: Der Vorteil des Platzverweises wäre ja auch eingetreten wenn du den Spielvorteil nicht weggepfiffen hättest. Nur eben etwas später.

  • Ich denke, hier gibt es kein richtig oder falsch. Das kommt immer stark auf die Spielsituation und auf vom Spiel ab. Mal kann es zu einem großen Vorteil führen, mal hat man die Arschkarte gezogen. Es hat auch mit etwas Glück zutun

  • Aus einem Vorteil ensteht ja meist der selbe!


    Wenn ich da 30 Jahre zurück denke, als ich bei Schmidhuber bei einem LL- Derby an der Linie stand und er bei einem brutalem Foul in der eigenen Hälfte auf Vorteil entschied und nach weiteren 3- 4 Berührungen die Mannschaft vor über 4000 Zuschauern das 1:0 erzielte und er dann :rote_karte: zog, stand am Montag in der Zeitung, der SR bewies seine große Klasse, als er den Vorteil laufen ließ!


    Ebenso war es bei Scheuerer in Unterhaching, damals Bayernliga, als er ebenfalls weiterspielen ließ nach einem bösen Foul, ein Tor daraus entstand und er danach :rote_karte: zeigte!

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • geschickt rausgeredet


    und den ich als eher unbedeutend eingestuft hatte


    Ich sehe das nicht als Ausrede, sondern als Erläuterung - denn worauf kommt es an? Ob ich als SR hier einen (signifikanten) Vorteil sehe - und hier war der größere Vorteil ein direkter Freistoß gegen eine dann dezimierte Mannschaft als ein quer verlaufender Spielzug etwa auf der Hälfte zwischen Mittelkreis und Strafraumteilkreis, also erheblich vom Tor weg und noch jede Menge Abwehrspieler im Weg. Der Umstand, dass es zum Spielcharakter passte und mir auch verhalf, eine klare Linie in diesem Spiel zu fahren, kam ergänzend hinzu. Merke: Nicht jeder Vorteil, den ein Spieler für sich sieht, ist auch ein Vorteil aus Sicht des gesamten Spiels bzw. des SR - und kennen wir nicht auch alle die Szenen, in denen wir zur Halbzeit/zum Spielschluss pfeifen, aber ein Spieler sauer ist, weil sich ihm jetzt die tolle Chance geboten hätte, nur weil er 10 Meter von der eigenen Strafraumgrenze entfernt den Ball hat und vielleicht bis zur Mittellinie unbedrängt bliebe ...

  • Ich ließ ihn zunächst stehen, verwies einen Verteidiger mittels der Ampelkarte des Feldes und fragte dann den Spieler, was wohl der größere Vorteil wäre? Er widersprach mir nicht, weder mit Worten noch mit Mimik, sondern stimmte zu.

    Womit Du de facto eine Entweder-Oder - Frage gestellt hast. Und damit tust Du so, als ob Du nur eines von beidem machen kannst. Dein Glück, dass hier der Spieler die Regeln nicht kannte. Ansonsten wäre die Frage mächtig nach hinten losgegangen mit doppeltem Zirkus.

  • Immer sehr gefährlich, den Spielern mit "Fragen stellen" irgendwas erklären zu wollen. In 99 % der Fälle bekommt man eine Antwort (meist eine blöde) und schon hat man eine Diskussion, die kein Mensch braucht.

  • Wenn ich Gelb nachziehen will, ist mir das egal, ob der Spieler schon verwarnt ist oder nicht. Da ich generell eher sparsam mit Karten bin, hat er sich den Feldverweis dann auch verdient.


    Mit Vorteil geben bin ich auch eher vorsichtig, von daher gibt es dementsprechend auch eine gute Chance für die Angreifer, wenn ich laufen lasse. Es gibt auch Spiele, da lässt der Spielcharakter so gut wie gar keinen Vorteil zu. Wenn ich damit rechnen muss, dass der Gefoulte den Gegenspieler ohne meinen Pfiff beleidigt, oder gar gleich wieder aufsteht und dem anderen eins aufs Maul gibt, dann kann der Stürmer vorne frei vor dem leeren Tor stehen, dann ist das trotzdem kein Vorteil. Da habe ich auch noch nie Probleme gehabt, wenn ich dem Spielführer oder dem Stürmer das so erklärt habe. Die maulen dann eher ihren eigenen Spieler an, er möge sich doch bitte beherrschen...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Je tiefer die Spielklasse und je hecktischer das Spiel umso weniger ist der Vorteil angebracht.


    Oftmals wird auch im Strafraum für die verteidigende Mannschaft noch auf Vorteil entschieden obwohl der Ball lediglich vor den Strafraum gespielt wurde. Wenn der Verteidiger anschließend den Ball wieder verliert, schafft man sich keine Freunde und den Ärger hätte man sich durchaus ersparen können.


    Wenn man vor einer Gelb/roten Karte einen Vorteil laufen läßt, dann muß es sich schon um einen aussichtsreichen Angriff handeln, alles andere kommt bei der Beobachtung grundsätzlich nicht gut an und da es sich bei einer gelben Karte schon um ein etwas härteres Foul handelt, ist eine Unterbrechung in den meisten Fällen auch angebracht.