Rückpassregel - Ballkontrolle

  • In der Rückpassregel ist ja unter anderem festgelgt:
    "- Der Torhüter ist im Besitz des Balls, wenn er ihn irgendwie mit der Hand oder dem Arm berührt. Dies gilt nicht, wenn der Ball zufällig vom Torhüter wegspringt, z.B. nach einer Parade.
    - Als Ballbesitz durch den Torhüter gilt auch, wenn der Torhüter den Ball absichtlich von der Hand oder vom Arm abprallen lässt." (IFAB-Anweisungen, Regelbuch S. 85)


    Wie eng legt Ihr das aus? Ich hatte in meinem letzten Spiel gleich zwei Szenen, in denen ich gezuckt habe: Der TW "fing" den Ball aus der Luft und ließ ihn direkt vor seine Füße gleiten. Wenn ich den zweiten Satz auch nur einigermaßen konsequent auslege, hätte ich eigentlich nach der Aufnahme des Balles für die Ausführung des Abschlages abpfeifen müssen. Sicher immer ein Grenzbereich, ob der TW den Ball nun wirklich hätte fangen können oder nicht ...

  • Im Zweifelsfall in jedem Fall pro Torwart auslegen. Wir sollten dem Torwart nicht indirekt aufzwingen, einen Ball in jedem Fall fangen zu müssen bzw. das zu versuchen. Auch können wir die Fähigkeiten des Torwarts oft genausowenig einschätzen wie die Tatsache, ob der Ball nicht vielleicht doch schwieriger zu halten war, als es für uns aussah.


    Wenn aber zweifellos klar wird, dass der Torwart den Ball mit der Hand aufhält in der Intention, ihn später wieder aufzunehmen, pfeif es ab. Dazu musst Du Dir aber schon sehr sicher sein, dass dem wirklich so war.

  • Hatte letztens so eine Aktion. Langer Ball in Richtung Strafraum, der Torwart stoppt den rollenden Ball mit der Hand und nimmt ihn wenige Sekunden später mit den Händen auf. Für mich eine eindeutige Sache. Der Beobachter hat mir ebenfalls zugestimmt.


    Bei flachen Bällen ist das meistens relativ klar zu erkennen, bei hohen Bällen achte ich auf das Verhalten des Torwarts, das gibt oft Rückschlüsse darauf, ob er den Ball jetzt absichtlich hat abprallen lassen oder nicht. Je länger er sich für den zweiten Kontakt Zeit lässt, desto eher gehe ich im Zweifelsfall von einem absichtlichen Abklatschen aus.

    "Sie stehen besser als wir sitzen und haben die richtige Entscheidung getroffen."
    Tom Bartels über das Gespann Skomina

  • Exakt so wie zettelbox beschrieben hat. Sobald auch nur möglich erscheint, dass der TW den Ball nicht festhalten konnte, weil er a) nicht gut genug ist (was in den Klassen, in denen unsereins unterwegs ist, als Möglichkeit nahezu immer in Betracht kommt) oder b) der Schuss/die Flanke zu scharf/hoch/o.ä. war, weiter laufen lassen. Das klassische Nach-vorne-Abklatschen und später wieder aufnehmen war eigentlich nur nach Rückpässen mal "in Mode", was ja seit ca. 20 Jahren entfällt. Aufpassen kann man hier und da noch bei langen Schlägen ins Niemandsland, die der TW locker aufnehmen kann. Springen die so, dass der TW fangen könnte, er will aber lieber etwas Zeit schinden, dann kommt es noch hin und wieder vor.

  • Ich weiß nicht, warum die Überschrift hier "Rückpassregel" lautet. Beim Rückpass darf der TW den Ball mit der Hand überhaupt nicht berühren. In der von Manfred zitierten Regelpassage geht es um zweimalige Ballkontrolle durch den TW. Dazu muß kein Rückpass vorgelegen haben. Inhaltlich stimme ich zettelbox, vanScoota und Jack zu.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Wir hatten dazu mal eine SSD, da wurde genau sowas gepfiffen.
    Ich finde die aber nicht mehr. Ich meine das war sogar EuroLeague oder CL.


    Ball rollt auf Torwart zu er stoppt ihn unnötigerweise mit der Hand geht dann ein paar Schritte mit dem Ball am Fuß
    und nimmt ihn dann in die Hand.


    Vllt findet das ja jemand anders wieder ^^

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Würde passen, der hat seine 2 Füße ja nur, damit er nicht 90 Minuten auf dem Rasen sitzen muss :flieh:

  • Wenn der Torwart den Ball sofort wieder aufnimmt, dann gehe ich mal generell davon aus, dass er ihn bloß nicht fangen konnte. Wenn er sich mit dem Aufnehmen Zeit lässt, pfeife ich entsprechende Situationen auch mal ab, wenn ich denke, dass er den Ball leicht hätte fangen können.

  • Ich glaube die Szene, die amfa meint, war sogar Wolfgang Stark, bei irgendeinem italienischen Verein, glaube sogar AC Mailand, in der CL.
    Da hat der Keeper den Ball auch mit der Hand "gestoppt" und dann aufgenommen.
    Stark hat idF gegeben, was auch , aus meiner Sicht, korrekt war.

  • Das is gut möglich, aber ich find das Video dazu nicht mehr

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Ich hatte vor wenigen Wochen eine Szene, in der der TW den Ball in der Luft nach einer Ecke fing und dabei zu Boden ging, nachdem er dabei mit dem eigenen Mann zusammenprallte.


    Er stand aber gleich wieder auf und so konnte ich mich dann auch auf den Weg Richtung Mittellinie machen. Der Torwart dachte wohl, dass er einen Freistoß zugesprochen bekommen hat und rollte sich den Ball vor die Füße.
    Als er mich anguckte und rief "Kann ich?", rief ich zurück, dass es weiter ginge. Daraufhin nahm er den Ball wieder in die Hände und schlug den Ball nach vorne.


    Ich entschied auf Freistoß für die Gegner wegen des zweiten Aufnehmens, was natürlich beim TW und seiner Mannschaft nicht auf Begeisterung traf.


    Aber in meinen Augen habe ich doch alles richtig gemacht oder nicht?

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt. (Dieter Hildebrandt)

  • Wenn es sich um ein Foul gehandelt hat, wäre es taktischer gewesen, "nachzupfeifen". Da der Torwart aber Deiner Beschreibung zufolge nur mit dem Mitspieler zusammen geprallt ist, hast Du völlig richtig gehandelt.


    Wenn der TW den Ball sicher in der Hand hält, freigibt und wieder aufnimmt, ist der Pfiff unumgänglich.

  • Ich muss das Thema noch einmal aufgreifen ... Letzten Sonntag hatte ich eine Situation, die mich einfach noch nicht loslässt:


    Heim ist im Angriff, es kommt eine Flanke/ein Schuss auf das Tor von Gast, der ohne Intervention eines Abwehrspielers sehr wahrscheinlich auch im Tor gelandet wäre. Nun bringt dieser Abwehrspieler das Kunststück fertig, den Ball so "anzunehmen" (genau darauf kommt es gleich noch an), dass der Ball parallel zur Torlinie zum etwa 3 bis 4 Meter entfernt stehenden Torwart gelangt, der diesen auch sofort mit den Händen aufnimmt. Die "Ballannahme" war dabei so, dass der Ball exakt dosiert an Schwung verlor, aber dennoch nicht kullerte, sondern in angemessenem Tempo rollte, so dass kein Angreifer mehr an den Ball kommen konnte. Mein Bauch sprach sofort von einer kontrollierten Ballannahme und der Kopf konnte und wollte spontan nicht widersprechen, ergo Pfiff und indirekter Freistoß an der Torraumlinie (und erstmals hat eine Mannschaft es geschafft, so ein Ding zu verwandeln). In der Nachbetrachtung und auch auf Intervention der Spieler hin kam ich ins grübeln, ob man in dieser Liga ein derartiges technisches Können erwarten darf - und was es bedeutet, wenn hier nur ein Glückstreffer vorlag? Ein absichtlicher Rückpass im Wortsinn hätte dann wohl nicht vorgelegen ... Andererseits traue ich Spielern alles zu, nachdem ich erleben musste (meine Kinder spielten damals noch F-Jugend), dass selbst bei den Kleinsten schon offenkundig gelernte Schwalben anzutreffen sind.


    Ich tröste mich damit, dass es mir nicht möglich ist, die wirkliche Absicht in den Gedanken zu lesen, der konkrete Ablauf der Situation und das - sicher nicht unerwünschte - Ergebnis des "Ball in den Händen des Torwartes" lassen mich aber auch in der Nachbetrachtung zu dem Ergebnis kommen, dass der Pfiff vielleicht nicht so zwingend gewesen wäre, wie es mir zunächst erschien, aber ich ihn dennoch für vertretbar halte.

  • Heim ist im Angriff, es kommt eine Flanke/ein Schuss auf das Tor von Gast, der ohne Intervention eines Abwehrspielers sehr wahrscheinlich auch im Tor gelandet wäre.


    also wenn ich das lese, dann würde ich instinktiv auf kein kontrolliertes Zuspiel entscheiden und somit auch keinen IDF.
    Denn wenn der Verteidiger hier weg bleibt, dann geht der Ball rein und demzufolge kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass er hier ernsthaft den Ball absichtlich zum TW spielt, sondern es liest sich eher nach "Schlappen hinhalten"...

  • Wenn der Schuss quasi direkt vom Abwehrspieler weitergeleitet wird, also keine klassische Abspiel- oder Pass-Bewegung erkennbar ist, würde ich immer weiterspielen lassen. Es reicht ja nicht, dass der Abwehrspieler den Ball kontrolliert, er muss ihn auch kontrolliert dem TW zuspielen. Das halte ich nach Deiner Schilderung für sehr gewagt.

  • Hm, ich meine ich hätte dazu schonmal etwas geschrieben, aber die Suchfunktion spuckt nichts aus.


    Ich habe es mir in solchen Fällen angewöhnt, zuerst auf die Blickrichtung des Spielers zu schauen. In den Spielklassen, in denen ich unterwegs bin, wird niemand absichtlich einen Ball Richtung Torwart spielen, ohne vorher hingesehen zu haben. Umgekehrt schaut ein Spieler, der einen Ball einfach nur weghauen will, eher selten wo denn sein Torwart gerade ist. Erst in den Fällen, wo der Spieler tatsächlich zum Torwart schaut (vielleicht 10%, mehr nicht), muss ich dann noch bewerten, ob das denn wirklich ein kontrolliertes Zuspiel mit dem Fuß war.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ein einfaches "hinhalten" des Fußes war es nicht - der Ball wurde einfach zu elegant gedämpft, zudem war es die einzig sinnvolle Richtung. Irritiert hat mich auch der Umstand, dass er nicht einfach "draufhaut" - und, da hat Ente recht, der Blick ging direkt in die Augen des Torwartes. Mein Bauch hat da doch nicht zu so unrecht ...