Rote Karte präventiv verhindern

  • Hallo,


    Ich hab mal über meine Feldverweise nachgedacht und habe bemerkt das die fast nur Tätlichkeiten sind. Besonders im B-Jugendbereich hat sich dies in keinsterweise angekündigt und passierte einfach mitten im Spiel. Gibt es Tipps wie ich sowas verhindern kann, da ich meine :rote_karte: nächste Saison doch ganz gerne minimieren würde. Ich möchte aber nicht zu kleinlich werden da ich die Spiele auch nicht kaputt Pfeifen möchte.




    Viele Grüße

  • Doch sonst würde ich nicht 8 Rote Karten in dieser Saison habe. Die Beobachter sagen es wäre alles gut. Wenn es in der Jugend halt nicht zu soetwas kommt ist es halt so und deine Antwort ist wenig hilfreich. Es überwiegen halt die Tätlichkeiten. Notbremse etc. gab es aber auch schon

  • Sag evtl. kurz was bei der Passkontrolle worauf du achtest und was du schnell ahndest.
    Ansonsten, falls du das Spiel lesen kannst, die Spieler rechtzeitig ermahnen.


    Vielleicht ein bisschen autoritärer und selbstbewusster pfeifen damit die Spieler wissen, wer auf dem Platz der Schiedsrichter ist. Dann haben sie auch schnell Respekt vor dir ;)


    Du darfst halt keine Unsicherheiten zeigen!

  • Ich hatte diese Saison schon mehr als doppelt so viele rote Karten wie du. Ich werde diese Saison von roten Karten wegen Beleidigungen (hauptsächlich gegen den Gegner) verfolgt, die auch unvorhersehbar sind (letztens C-Jugend in der 5. Minute). Es hängt aber auch immer davon ab wie viele Spiele man hat. Mach dir also nicht so viele Gedanken, wenn dein Beobachter/Coach sagt, es wäre alles gut.
    Du kannst höchstens probieren auch wenn der Ball weg ist, noch die beiden Spieler des Zweikampfes etwas im Auge zu behalten um zu sehen, ob sie schon großen Redebedarf haben. Dann kann man in einer Spielunterbrechung sich beide Spiele herholen und sagen, dass diese die Unterhaltung wo anders fortführen können. Denn Tätlichkeiten können (müssen aber nicht) sich ankündigen.

  • Ich würde davon abraten, bereits vor Anpfiff etwas über meine Art und Weise der Spielleitung Kund zu tun.
    In den ersten 15min. lese ich als SR das Spiel und auch die Spieler haben in dieser Zeit die Möglichkeit,
    sich auf meinen Stil einzustellen.
    Gegen Tätlichkeiten bist du nie gewappnet, bei meinem letzten A-Jugend-Spiel musste ich neben einer GK gleich 2 x Rot zeigen ( wg. Tätlichkeit ).
    Präventiv kann ich vorgehen, wenn ich die Kommunikation mit den Spielern suche und ihnen klare und unmissverständliche Ansagen mache,
    indem ich auch mal zwei Streithähne mal her zitiere.
    Umsichtig leiten, Konzentriert sein.
    Ansonsten handhabe ich es immer so: " Kundschaft muss bedient werden "

    "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
    - Fritz Walter († 17. Juni 2002)

  • Ich halte von solchen Ansagen vorm Spiel nix. Du machst dir da schon Baustellen auf, die noch gar nicht vorhanden sind, außerdem setzt Du dir gleich den eigenen Maßstab, da nun jeder von Dir beim ersten meckern die gelbe Karte erwartet und dir selbst wenig Handlungsspielraum lässt.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt.

  • B-Jugend ist eh schwer, mal da gerne mal die Hormonschübe die Hirne vernebeln.


    Was ich immer wieder beobachte ist, dass sich Kleinigkeiten im Spielverlauf hochschaukeln. Bei mir hat sich in solchen Spielen die "ganz kurze Leine" bewährt. Also auch bei kleineren Fouls im Zweifel eher abpfeifen, oder wenn sich wirklich ein richtig guter Vorteil ergibt, dem gefoulten Spieler das auch deutlich sagen. Und wenn er dann immer noch mault und seinen Freistoß haben will, meine Güte, dann pfeife ich eben. Das klärt dann schon der Trainer mit dem Spieler...^^


    Auch bei fairen Zweikämpfen, wenn einer fällt oder liegenbleibt, dann rufe ich im Zweifel mal "kein Foul, weiterspielen", damit alle mitbekommen, ich habe die Situation gesehen und es war nix. Eben viel reden mit den Spielern, immer davon ausgehen: Es ist mindestens ein Doof auf dem Platz, der die Regeln überhaupt nicht kennt, und ein Kreisligaspieler ist kein hochbezahlter Cristiano Ronaldo, der mit jedem Verteidiger, der hintendran am Trikot hängt oder die Blutgrätsche auspackt, seinen Marktwert steigert, sondern dem reicht es irgendwann und dann keilt er aus...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Ich halte von Ansagen vor dem Spiel auch nix. Es ist wie vor Gericht: Alles was du sagst, kann gegen dich verwendet werden. Deshalb sollte man sich schön bedeckt halten.
    Rote Karten verhindern ist schwer. Wirklich verhindern kann man sie nicht, man kann nur teilweise die möglichen Verantwortlichen beruhigen. Ich hatte auch ein Spiel, wo 90 min. lang nicht, aber gar nichts passierte. In der 92. Min. begeht einer der Spieler ein verwanrungswürdiges Foul. Ich pfeif ab und hatte die :gelbe_karte: fast schon in der Hand, als der Gegenspieler aufsteht und ihm an die Gurgel greift. Ich zeigt dem foulenden Spieler :gelbe_karte: und dem anderen Spieler :rote_karte: . Diese war eine :rote_karte: die ich niemals erwartet hatte und wahrscheinlich auch kein Mensch geahnt hatte. Daher hätte ich sie nicht verhindern können. Gib dir niemals die Schuld an Platzverweisen, du reagiert nur auf Aktionen von Spieler.

  • für mich is das schon ein Problem, warum soll man sich als SR schon vor dem Spiel unbeliebt machen, die Spieler werden auf dem Platz schon merken, was du ahndest und was nicht...

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt.

  • Habe mittlerweile auch schon einige Jährchen und viele viele Spiele als SR auf dem Buckel
    und man unterhält sich natürlich auch mit vielen Akteuren aus den verschiedensten Gegenden und Spielklassen.


    Die überwiegende Meinung der Trainer, Betreuer und Spieler war,
    dass ihnen die Schiedsrichter, die vor dem Spiel keinen großen Aufriss gemacht haben, die liebsten waren.


    SR, die bereits bei der Gesichtskontrolle o.ä. große Reden schwingen haben bei den Mannschaften tendenziell einen schwereren Stand
    und landen schnell in der Schublade "Wichtigtuer".

  • Meine Erfahrung von über 30 Jahren aktivem Fussball. Die SR,welche vor dem Spiel ihre Reden geschwungen haben, waren im Spiel dann die grössten Nulpen.

  • Rote Karten wegen Beleidigung oder Tätlichkeit gegenüber dem Gegenspieler im Jugendbereich kannst du meiner Ansicht nach nicht präventiv verhindern. Die sind so hormongesteuert;die denken da gar nicht drüber nach.
    Wie schon einige sagten, ist eine Ansprache vor Spielbeginn meist kontraproduktiv. Du machst dich damit zum Sklaven deiner eigenen Worte. Am Anfang meiner Schiri-Karriere hab ich dies auch häufig gemacht. Aus diesem "Vor-Spiel-Spruch" kam ich eins ums andere in Zugzwang weil die Spieler dies im Spiel gegen mich verwendeten und was auch vorkam- gezielt versucht haben in meinem Rücken ihren Gegenspieler zu reizen so dass der in der nächsten Situation ausrastet...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Warum mache ich mich unbeliebt? Die Spieler wissen direkt, woran sie sind.
    Ich hatte mit dieser Taktik noch keinerlei Probleme gehabt.


    Zumindest, denke ich, kann man es so oder so händeln ;)


    Wie schon geschrieben und hier nochmal aus meiner Spielersicht:
    SR die vor dem Spiel nochmal darauf eingehen wie "gern" sie gelbe Karten für Meckern verteilen, sind dann meist die, wo es am meistne zu meckern gibt ;)
    Irgendwie sagst du damit ja auch indirekt, dass du scheinbar genug Grund zum meckern gibst, wenn du schon ankündigst dafür schnell gelbe Karten zu verteilen.


    Mir sind die SR lieber die vorher nichts erzählen aber auf dem Platz eine Gewissen Kompetenz austrahlen, natürlich muss nicht alles richtig sein, was sie pfeifen
    (könne sie ja auch gar nicht bei 2 komplett objektiven gegensätzlichen Meinungen auf dem Feld ;))
    Ich persönlich mag kommunikative SR, die z.B. rufen "Ball gespielt" oder "Vorteil" wenn sie ein vermeintliches Foul nicht peifen.
    Oder halt mit Gesten anzeigen was sie gepfiffen haben (beispielsweise mit einer "Schubsgeste" anzeigen, das sie "schubsen" gepfiffen haben).
    Bei SR die das so gar nicht drauf haben, hab ich oft den Eindruck die wissen nicht was sie gepfiffen haben, sondern pfeifen so nach Gefühl (in etwa: "das sah jetzt aus als könnte das ein Foul gewesen sein").


    Aber wir.. bzw ich schweife vom ursprünglichen Thema ab.


    Ich denke eine rote Karte wegen Tätlichkeit lässt sich nicht verhindern.
    Tätlichkeiten passieren nun mal in den allermeisten Fällen nicht spontan, heißt er Spieler selber weiß ja 1 Minute vorher nicht, das er gleich eine Tätlichkeit begehen wird.
    Bei dem ein oder anderen Spieler merkt man evtl ein erhöhtes Agressionpotential, aber viel mehr machen kann man als SR meiner Meinung nach sowieso nicht.
    Ausser frühzeitig gelb zu geben, dann geht der Spieler evtl früher wegen gelb-rot vom Platz bevor er irgenwann eine Tätlichkeit begeht.
    Das gilt allerdings auch für den Herren-Bereich.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Wie war das noch? Kundschaft will bedient werden!


    In meinem letzten A-Jugend-Spiel hatte ich auch 3 Rote Karten - und auch die wie aus dem Nichts. Gerade B- und A-Jugend pfeife ich grundsätzlich kleinlich und achte auch sehr darauf, wer wie mit wem umgeht. Dennoch kannst Du bestimmte Szenen nicht verhindern: Ganz "normales" Foul, beide kommen zu Fall und schon sind sie sich in den Haaren. Zu allem Überfluss kommt in das Rudel, dass sich sehr schnell bildet, ein dritter Spieler und meint ziemlich unmotiviert zutreten zu müssen ... wir haben eben danach mit 19 Spielern das Spiel fortgesetzt und der Klassenleiter, der anwesend war, sagte mir nach dem Spiel, dass es da noch eine Ohrfeige gegeben hätte, die ich aber nicht sehen konnte, die Hauptakteure hätte ich aber erwischt.


    Vielleicht liegt es am Alter, aber eine Rote Karte tangiert mich nicht mehr sonderlich, es sei denn, ich komme in der Nachbetrachtung zu dem Ergebnis, dass ein Fehler von mir kausal war, aber das ist glücklicherweise nur selten der Fall - und das muss selbstverständlich verbessert werden. Für den Austausch von "Nettigkeiten" wie dem berühmt-berüchtigten Hurensohn etc. sowie für den grobmotorischen Austausch von "Zärtlichkeiten" gibt es eben :rote_karte: und fertig, das tangiert mich nicht, damit müssen die Spieler selbst klar kommen.


    Interessant ist aber, dass die Vereine ihre Problemkandidaten durchaus kennen: Während einer meiner Aspiranten (der einzelne Spieler von Gast) nach dem Spiel zu mir kam und wir uns sehr ruhig und sachlich über die Rote Karte unterhalten haben, erfuhr ich vom Trainer von Heim, dass die beiden Spieler mit FaD vom Verein nicht mehr eingesetzt werden würden - spricht doch Bände ...

  • Ich erzähle vor dem Spiel lieber auch nichts. Gibt nichts schlimmeres als irgendwas anzukündigen und es dann aus den verschiedensten Gründen nicht anzuwenden.


    Was ich aber je nach Spielverlauf mache ist mir die SPielführer zur Seite zu nehmen und kurz in 1,2 Sätzen darauf hinzuweisen, dass es so nicht weitergehen kann auf dem Feld etc. Versuche also über die Autoritäten auf dem Platz auf deren Mannschaftskollegen einzuwirken. Klappt zuweilen sehr gut, aber natürlich absolut abhängig von der eigenen Autorität und Kompetenz auf dem Feld.

  • Ganz einfach, wenn du eine Tätlichkeit hast dann musst du rote Karte zeigen. Wenn's nur Nicklichkeiten sind kannst du die Spieler her holen und sagen dass es beim nächsten Mal geahndet wird so mach ich das. Wenn ich pfeife und irgendwas ist Bsp Beleidigung überlege ich erst einmal was denn die Beleidigung sind. Wenn der jetzt sagt Scheiß Schiri dann erst einmal zur Ruhe Ermahnen. Sollten die Beleidigung gegenüber dem Schiedsrichter noch größer werden wie zum Beispiel deine Mutter ist eine Schlampe. Dann ist eine rote Karte natürlich Pflicht. Keine Sorge die Schimpfworte beziehen sich auf ein Beispiel. Nichts denken ich werde jetzt jemand beleidigen. Nur als Beispiel.