Abseitsbewertung nahezu unmöglich?

  • Den Beweis gibt es aber schon länger, ich glaube ich hab schon mal das Buch "Manchmal gewinnt der Bessere: Die Physik des Fußballspiels "
    empfohlen, darin wird auch sehr gut z.B. anhand der Zeit die ein Mensch braucht ein visuelles Signal zu verarbeiten erklärt warum es unmöglich ist Abseits richtig zu beurteilen.


    Gleichzeitig zeigt der Autor aber auch, dass unsere Assistent besser sind als es physikalisch überhaupt möglich ist.
    Allein wegen der Erfahrung die derjenige hat.


    Die Frage wäre, wie will man die Regel dahingehend ändern, das sie für den Menschen exakt beurteilbar ist?
    Das ist nicht möglich es sei denn man würde Abseits komplett abschaffen meiner Meinung nach

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D

  • Ich finde das ziemlich albern, dass da beim Abseits so ein Bohei veranstaltet wird. Wenn man genau hinsieht, gibt es im Regelwerk viele Stellen, wo der SR bzw. die SRA gar nicht alles korrekt wahrnehmen können. Wer kann in den Kopf eines Spielers gucken, ob der den Ball wirklich absichtlich mit der Hand gespielt hat? Wer kann alle Fouls wahrnehmen, auch die versteckten Tritte und Schläge beim Gedrängel im Strafraum bei einer Ecke, wer kann alle Beleidigungen der untersten Schublade verstehen, wenn Gegenspieler weitab vom Spielgeschehen dicht nebeneinander stehen?


    Nur beim Abseits spulen sich regelmäßig alle auf, weil man im Fernsehen mit Standbild und Hilfslinie ein vermeintlich objektives Mittel hat, die Entscheidungen des SRA zu überprüfen. Aber erstens hat der SRA dieses Hilfsmittel nicht, und zweitens ist auch das Fernsehbild nicht immer korrekt. Es kursierte mal irgendwo ein Bild, wo der Stürmer je nach Kamerastandpunkt einmal vermeintlich im Abseits war und einmal nicht. Und da eine Fernsehkamera mehrere (ich glaube mittlerweile mehr als 30) Bilder pro Sekunde macht, aber im Vollbild die Auflösung Grenzen hat, ist es auch gar nicht so leicht, den Moment zu erwischen, wo der Ball den Fuß des Passgebers verlässt.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Nicht ganz, Ente. Bei Abseits, Aus und Tor gibt es eindeutige, objektive, räumliche und zeitliche Definitionen, die theoretisch keinen Menschen für die Beurteilung benötigen. Diese könnte man auch elektronisch beurteilen lassen.


    Beim Verbotenen Spiel sind die Vergehen zwar ebenfalls definiert, bedürfen jedoch immer den "Ermessensspielraum" des Schiedsrichters. Man akzeptiert dort ja auch eher "das kann man pfeifen, muss man aber nicht".


    "Abseits kann man pfeifen, muss man aber nicht", akzeptieren wir allenfalls bei den Auslegungen "Beeinflussung", "einen Vorteil ziehen" oder "aktiv Eingreifen", nicht aber bei der Frage der Abseitsstellung selbst.

  • Mark: Darum geht es doch gar nicht - wenn z.B. ein Verteidiger im eigenen Strafraum einem Stürmer zweimal einen Arm ins Gesicht schlägt, während der Ball im Spiel ist, dann ist das ganz objektiv und ohne jeden Ermessensspielraum FaD und Strafstoß. Als das gestern abend der Herr Zambrano mit dem Herrn Ramos gemacht hat, hat der SR jedoch weiterspielen lassen. In der Nachberichterstattung habe ich einige Erklärungen und die lustigsten Ausreden für den Vorgang gehört, aber ich habe nicht einen Reporter, Spieler, Trainer oder sonstigen Funktionär gehört, der gesagt hätte, "wenn der SR nicht jeden Zweikampf korrekt beurteilen kann, dann muss man an der Regel etwas ändern" oder dergleichen. Du etwa? Aber bei Abseits soll der SRA immer auf den "objektiven Zentimeter" richtig liegen, oder es soll die Regel geändert werden.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Warum sollten wir den Stammtischen ihre Unterhaltung klauen?
    Wir sollten souverän genug sein, die Diskussion über Abseits mit einem Lächeln zu verfolgen.
    Wir tun einfach unser Bestes, und manchmal ist das elektronische Auge halt besser, fertig

  • Wir tun einfach unser Bestes, und manchmal ist das elektronische Auge halt besser, fertig


    So ist es. :thumbup:


    Aber >>manchmal<< bedeutet halt auch >>nicht immer<< und damit ist alles gesagt. Am besten man lässt alles wie es ist und macht keine technical show aus dem ganzen. Nicht nur Kameras, auch Reporter können irren, ......... und das ist auch gut so.

  • Also bitte!!


    Dem Doppelpass bei Sport1 wurde schon der Teilzeittrainer und Vollzeitalkoholiker Udo L. geklaut, wenn wir jetzt also auch noch die strittigen Abseitsentscheidungen weglassen, dann wird diese Show leider überflüssig.


    Ich bleibe dabei: Fussball wird von Menschen gespielt, da gehören Fehler dazu.

    :hsv1: IN DUBIO PRO RAUTE! :hsv1:


    25.05.1983 - Die Helden von Athen:


    Uli Stein - Bernd Wehmeyer, Holger Hieronymus, Dietmar Jakobs, Manfred Kaltz - Wolfgang Rolff, Jürgen Groh, Felix Magath, Jürgen Milewski - Horst Hrubesch, Lars Bastrup (ab 61. Min. Thomas von Heesen)


    Trainer: Ernst Happel



    Nicht selten sind wir nach dem Spiel so richtig deprimiert,
    wir freuen uns schon wenn unser Team zumindest nicht verliert.
    Es ist schwer - wir sind Fans vom HSV!

  • Das stimmt, die Erkenntnis ist nicht ganz neu, aber dass der Unterschied in der Wahrnehmung zwischen Sportlern und Nicht-Sportlern dermaßen groß ist, wurde bisher nicht experimentell belegt. Hat mir zumindest die gute Frau erklärt ;)

  • Ich war vor sehr langer Zeit einmal Teil einer Forschungsgruppe im Elitebereich der FIFA bei diesem Thema. Begleitet wurde das von einer Madrider biometrischen Videoperformance Gruppe, die 3D Bilder liefern konnte.


    Man hat uns damals unglaublich oft mit Videoszenen bei knappen Abseitssituationen konfrontiert. Die Fehlerquote war am Anfang ungewöhnlich hoch. Wie bei einem Computerspiel beginnt man aber mit der Zeit Abläufe zu automatisieren. Man bekommt Gefühle darüber was könnte stimmen und was nicht. Man konfrontierte uns danach mit solchen knappen Situationen auch real mit spanischen 3 Liga Fußballern unter Videobeobachtung und sofortiger Auflösung.


    Über die Jahre gewann fast jeder von uns Trefferquoten, die fast unheimlich waren im Vergleich zum Ausgangspunkt und Kollegen zuhause, wenn er fleissig übte.


    Was passiert in der Praxis? Der Mensch kann zwar faktisch kein reales, exaktes Bild der Situation zur Entscheidung fassen, aber er kann den Fehler des Auges in so einer Situation interpolieren. Er korriegiert im Kopf Dinge, die er gar nicht gesehen hat.
    Ein spezialisierter Assistent auf hohem Niveau kann so seine Trefferquote zu einem normalen Schiedsrichter um ca. 20 bis 30% steigern, was faktisch enorm ist. Wie oft hat man extrem knappe Abseitssituationen im Spiel? Manchmal hat man eine, manchmal drei, manchmal vielleicht auch mehr. Es kommt auf die Spielweise des jeweiligen Teams drauf an, auf die man sich als Assistent auch Mental einstellen kann. Spitzenmannschaften wie Barcelona und Spanien liefern hier Tempos paralell zur Situation, die einen an den Rand des leistbaren bringen. Das Problem ist oft noch größer, wenn der Gegner schwächer ist, weil es kaum Erholungsphasen für die Assistenten gibt. Hier gibt es dann knappe hot - Beurteilungen am laufendem Band. Bei ausgeglichenen Mannschaften verbessert sich die Situation.


    Man hat die Abseitsfehler seit der WM in Japan analysiert und stets verglichen. Hier gab es bei knappen Abseitssituationen stets eine massive Verbesserung von WM zu WM. Wenn man sich sehr knappe Videos ansieht, sind die Auflösungen oft chancenlos im Vergleich mit den Auflösungsmöglichkeiten eines geübten Topassistenten vor Ort.


    Trotzdem passieren auch leider manchmal totale Black Outs, mit mehreren Metern Abstand. Das hat meines Erachtens mit der mentalen Verfassung der Kollegen zu tun. Heute vielleicht auch die Ablenkung im Funkkontakt, mögliche Fehler kurz zuvor oder andere Gedankenabschweifungen.


    Jedenfalls kann man in diesem Bereich unglaublich viel tun. Die wenigsten Verbände trainieren dies, weil es mit sehr viel regelmäßigem Zeitaufwand zu tun hat.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

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  • Trotzdem passieren auch leider manchmal totale Black Outs, mit mehreren Metern Abstand. Das hat meines Erachtens mit der mentalen Verfassung der Kollegen zu tun. Heute vielleicht auch die Ablenkung im Funkkontakt, mögliche Fehler kurz zuvor oder andere Gedankenabschweifungen.


    Ich glaube die wirklich krassen Fehlentscheidungen hat nicht direkt was mit der mentalen Verfassung zu tun, sondern eher damit, dass man halt auf eher knappe Entscheidungen (bis max. 1-2m) trainiert ist.
    Sagen wir der Assistent konzentriert sich auf die "Standardabseitslinie", ich glaube da kann es schnell passieren, dass ein Abwehrspieler der 5 m hinter dem Rest liegt/läuft übersehen werden kann.


    Genauso ein Stürmer, der nicht wie "üblich" knapp im Abseits ist (hatten wir nicht letztens so eine SSD?).


    Immer dann wenn die Szenen zwar objektiv klarer sind, allerdings nicht in das "typische Abseitsschema" passen sehe ich größeres Fehlerpotenzial gerade wegen der interpolation die unser Hirn in so einer Situation vornimmt.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D