Hallenfußball: Einkick statt Einrollen!

  • Der Hallenfussball herkömmlicher Art wird nicht sterben. Futsal hat keine Chance sich flächendeckend durchzusetzen. Futsal ist zwar eine durchaus interessante Art des Trainings für Nachwuchskicker, aber damit hat es sich auch. Futsal wird Mannschaften vorbehalten bleiben, die das ganze Jahr über diese Variante des Fußballs spielen. Im übrigen brauchen die herkömmlichen Hallenregeln nur noch ein paar kleine Verbesserungen und wir sind ja schon fast beim Futsal. Aber das Spiel mit der Bande und den 5x2 Meter Toren, das wollen die Spieler und insbesondere die Zuschauer. Also liebe Fußballverbände nehmt von mir aus die Futsalregeln und nehmt die Banden und größeren Tore mit rein; denn mit kumulierten Fouls, 10-Meter-Freistoß, schnelle Spielfortsetzung u.a. kann man leben, aber nicht ohne die Banden und großen Tore. Es muss ja nicht unbedingt das komplizierte Torwartspiel aus den Futsalregeln übernommen werden.


    Denkt mal darüber nach.

  • Bei uns im Bezirk gab es viel weniger Turniere, als beim herkömmlichen Hallenfußball. Da waren früher ausverkaufte Hallen an der Tagesordnung. Heute sind beim Bezirksfinale 600 zahlende Zuschauer, früher waren es 2500!! Klar, es sind heute nicht mehr die Spitzenmannschaften dabei, weil die Futsal ablehnen.
    Ich finde es schade, aber der Verband möchte es so.

    Alle sagten das geht nicht.




    Und dann kam einer und hat es gemacht.

  • Ich kann diese allgemeine negative Grundhaltung hier nicht verstehen. Pfeifekopp hat Recht. Die Futsalregeln sind in der Tat wesentlich einfacher, als allgemein angenommen. Im Gegensatz zu dem Hallenfußball sind sie vor allem einheitlich. Und wenn man als SR vom ersten Spiel an peinlich genau auf deren Einhaltung achtet, dann gibt es weitaus weniger Diskussionen, als beim Hallenfußball, wo jeder aus anderen Turnieren andere Regeln im Kopf hat. Außerdem -die Erfahrung habe ich gemacht- werden die Entscheidungen im Futsal weitaus mehr akzeptiert. Die Trainer werden vor Beginn gebrieft und nehmen das auch dankbar an. Viele geben unumwunden zu, dass sie sich nur oberflächlich mit der Materie befaßt haben, wissen aber, daß wir geschult wurden und werden und uns intensiv mit den Regeln beschäftigen. Im Gegensatz zu draußen genießen wir hier einen großen Vertrauensvorschuss - noch.
    Wir sind idR zu dritt unterwegs. Zwei im Einsatz, einer Pause. Wir haben bei unserem letzten Turnier von Anfang an peinlichst genau auf die Regeleinhaltung geachtet. Der Ball wurde dort eingekickt, wo er ins Aus ging und nicht ein Meter daneben. Wer sich nicht daran gehalten hat, wurde zurück gepfiffen und die andere Mannschaft bekam den Einkick. Auch haben wir keinerlei Unsportlichkeiten, wie das kurze Wegstreten des Balles nach dem Pfiff. Da ist der Ball mal schnell 10 Meter weg und es dauert 10 - 20Sekunden bis er wieder da ist. Das ist in der Halle eine Ewigkeit. In diesem Fall gab es sofort :gelbe_karte: . Wir haben das die ersten drei Spiele konsequent durchgezogen, dann hatten wir sie dort, wo wir sie haben wollten und es kamen spannende und schnelle Spiele zustande. Reklamationen von außen gab es so gut wie keine. Im Gegenteil, wir wurden von allen Seiten sehr gelobt. Am Samstag bin ich wieder beim Futsal im Einsatz und glücklicherweise wieder mit den beiden Kollegen vom ersten Turnier und ich weiß, daß wir wieder genauso verfahren werden. Mir macht es großen Spaß diese Futsalturniere zu pfeifen.
    Ich muß aber auch sagen, daß es ein hohes Maß an Konzentration erfordert, was mit zunehmender Dauer ziemlich anstrengend ist. Die Konzentration hochzuhalten ist nicht ganz leicht. Das bestätigten mir auch meine Kollegen.
    Für mich ist es die deutlich bessere Alternative zum Hallenfußball mit seinen zehntausend verschiedenen Regeln und noch mehr Auslegungen und Ausnahmen und damit verbundenen Diskussionen.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Mit den einheitlichen Regeln ist das so eine Sache: Mir liegen die DFB-Regeln vor, dann die SHFV-Regeln und zu guter Letzt noch Wettbewerbsbestimmungen. Da sehe ich das gleiche Chaos auf uns zukommen wie bei allen anderen Fußballvarianten. Ich sag nur: Verbandsspezifisch.
    Das konsequente Durchgreifen kann man genauso im klassischen Hallenfußball machen- dazu braucht es kein Futsal.


    Der Vertrauensvorschuss ist in der Tat da- das habe ich deutlich gespürt am Wochenende. Aber lass mal 2, 3 Jahre ins Land gehen mit unterschiedlichsten Regelauslegungen und SR-Leistungen. Dazu noch das Hin und Her: Mal 1 SR- mal 2. Da sind wir schnell wieder da, wo wir beim klassischen Hallenfußball heute sind.
    Ich finde Futsal-Pfeifen mit 2 SRn toll- sehr intensiv und gleichzeitig ein hoch effizientes Training für Gespannarbeit. Nur sehe ich nicht ein, warum man auf einmal Errungenschaften der letzten Jahre (gute Hallenbälle, 5m-Tore, Regeln fürs Torwartspiel) per Futsal über den Haufen wirft. Ist ja schade dass sie in Südamerika nicht das Geld für 5m- Tore haben. Aber sollen wir deswegen unsere 5m-Tore nicht mehr einsetzen dürfen?


    Eine international einheitliche Variante hat Vorteile für den Wettkampf. Nur sollten wir nicht ohne Not bewährte Regeln wegwerfen.

  • Mir sind die "offiziellen Hallenregeln" des Verbandes bekannt, eine vereinfachte Form des Futsals, bei der nur Teile übernommen wurden, unser Kreis hat dann wieder das ein oder andere geändert. Und die Tunierleiter oder Staffelleiter ändern wieder das ein oder andere. Dahingehend sehe ich eigentlich keine Verbesserung zu vorher, außerdem hat der Kreis die 4-Sekunden Regel bei uns ausgenommen, was das Spiel enorm entschleunigt. Da ich hauptsächlich bei Jugendturnieren angesetzt bin, bin ich grundsätzlich alleine unterwegs und darf dann 2 bis 2,5 stunden ohne pause pfeifen worunter die Konzemtration natürlich stark leidet.

  • Haben sich denn die bisherigen Regeln im Hallenfußball wirklich bewährt? Ich habe da meine Zweifel.Eben weil es viele unterschiedliche Regeln gibt und immer mehr Kreise dazu übergegangen sind, Elemente aus den Futsalregeln zu übernehmen. Die einen übernehmen den Einkick, andere das Torwartspiel.
    Vor ein paar Wochen habe ich ein Hallenfußballturnier -Frauen- gepfiffen. Zuerst musste ich mir mal die Hallenregeln besorgen, was nicht so einfach war wie gedacht. Dann Durchführungsbestimmungen durchgelesen -wieder was anderes.
    Als es den ersten Strafstoß -gemäß der Regel- von der 9-Meter-Freiwurflinie, weil auf die 5-Meter - Tore gespielt wurde- gingen die Diskussionen los. "Das müssen doch 10 Meter sein" Andere wollten 7 Meter. Im Hallenfußball ist im Gegensatz zum Futsal die Grätschen am Mann / der Frau erlaubt. Wer glaubt, daß die Damen hier keinen Gebrauch von machen täuscht sich gewaltig. Es ging richtig zur Sache. In der Hälfte des Turniers wurden wir gebeten ( wir waren zu dritt ), das Grätschen zu unterbinden, weil die Verletzungsgefahr zu groß sei. Anstatt seitens der Turnierleitung auf die Trainer einzuwirken, hat man uns aufgefordert, die Regeln "zu beugen".
    Dann doch lieber Futsal, da wäre diese Diskussion erst gar nicht entstanden, weil dort ja die Grätsche am Mann generell verboten ist, was die allermeisten Trainer als einen Segen empfinden.

    35 Jahre Schiri :saufbrüder: ( und immer noch nicht genug davon )
    1981 bis 2016

  • Vor ein paar Wochen habe ich ein Hallenfußballturnier -Frauen- gepfiffen. Zuerst musste ich mir mal die Hallenregeln besorgen, was nicht so einfach war wie gedacht. Dann Durchführungsbestimmungen durchgelesen -wieder was anderes.

    In der Tat ein Problem. Aber kein exklusives Problem des klassischen Hallenfußballs. Denn wie SRtill schon schreibt- auch beim Futsal wird es "Verbandsspezifika" geben. Keine Verbesserung.


    Als es den ersten Strafstoß -gemäß der Regel- von der 9-Meter-Freiwurflinie, weil auf die 5-Meter - Tore gespielt wurde- gingen die Diskussionen los. "Das müssen doch 10 Meter sein" Andere wollten 7 Meter.

    Deswegen liegen im Idealfall die Regeln bei der Turnierleitung aus. Egal welche. Hauptsache sie liegen aus. Und im Spiel entscheide ich und sonst niemand.


    In der Hälfte des Turniers wurden wir gebeten (wir waren zu dritt), das Grätschen zu unterbinden, weil die Verletzungsgefahr zu groß sei. Anstatt seitens der Turnierleitung auf die Trainer einzuwirken, hat man uns aufgefordert, die Regeln "zu beugen".
    Dann doch lieber Futsal, da wäre diese Diskussion erst gar nicht entstanden, weil dort ja die Grätsche am Mann generell verboten ist, was die allermeisten Trainer als einen Segen empfinden.


    Der Klassiker. Jedes Jahr dasselbe. Als guter SR pfeift man Grätschen in den Mann eigenständig grundsätzlich ab. Das muss man nur einheitlich und konsequent machen- dann klappt das auch. Nur hüte man sich zu behaupten, das Grätschen sei in der Halle grundsätzlich verboten. Das ist es weder beim Hallenfußball noch beim Futsal. Wenn überhaupt begründet man das Abpfeifen mit gefährlichem Spiel und fertig aus. Da ist kein Beugen erforderlich. Muss man nur machen.


    Und auch beim Futsal wird es strittige Situationen geben: Wie kleinlich werden falsche Wechselvorgänge und inkorrekte Orte der Spielfortsetzungen kontrolliert, wie viele Fouls im laufenden Spiel werden als Foul angezeigt und kumuliert, welche Verbandsspezifika werden angewendet und welche nicht.


    Mein Fazit: Derzeit gibt es eine gewisse Pionierstimmung bei denen, die den Futsal-Zirkus mitmachen. Da ist zunächst vieles neu und toll. Meine These: Das interessiert in 2-3 Jahren keinen mehr- da wird in den strukturschwachen Gegenden das gleiche Chaos herrschen wie beim klassischen Hallenfußball. Dann wird es eine Handvoll Futsal-Ligen/ Futsal-Wettbewerbe geben- aber das war es dann auch. Einen dauerhaft großen Zuschauerzuspruch erwarte ich auch nicht- ein paar ballverliebte Lockenköpfe in Hallen mit 80 verschiedenen Linien auf dem Boden- eher uninteressant.

  • Tja, wenn die Berliner Schiedsrichter ein Turnierausrichten, wird auch die ein oder andere Extrawurst gebraten:

    Zitat

    06. Beim Penaltyschießen muss der Spieler an der Mittellinie mit dem Ball am Fuß in Richtung des ausgewählten Tores starten, darf seinen Lauf zu keinem Zeitpunkt unterbrechen, und darf versuchen, ein Tor zu erzielen. Der Torwart darf dem Spieler entgegenkommen, darf dabei aber seinen Strafraum nicht verlassen. Berührt der Torwart den Ball, ohne dass dieser ins Tor geht, ist die Wirkung des Penaltys eingetreten und die Chance vertan. Ein Strafstoßpenalty zieht immer einen Abstoß oder Anstoß nach sich.


    Warum sollte das beim Hallenfußball oder Futsal dann anders sein?


    Die Jugend in Berlin spielt übrigens schon nach "vereinfachten" Futsalregeln... :guckst_du:

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • Zu Ente:

    Obwohl ich die vereinfachten Futsalregeln sehr "mag". Sie sind leicht zu merken und vollkommen logisch. Die Spieler verstehen die Entscheidungen besser als manche Regel aus dem Hallenfußball.
    Dass es direkte Freistösse gibt, ist meines Erachtens sehr sinnvoll und auch das Anzählen ist sinnvoll, da das Spiel so schneller und anschaulicher wird.

    Und, um auf das Thema zurück zu kommen, ich finde das Einkicken sinnvoller als das Einrollen. Es ist für mich eine eher Fußball-typische Aktion als das Einrollen mit der Hand. Du kannst das Spiel schneller fortsetzen und hast eine größere Vielfalt den Ball zu spielen und vor allem eine Anspielstation zu finden, da im Endeffekt die Ausführung einfacher ist als das Einrollen per Hand.

    Die Mischung aus beiden (Futsal und Hallenregeln) ist mMn sinnvoll, so sind die nicht immer schnell und leicht zu verstehenden Futsal Regeln mit den, etwas überalterten Hallenregeln, gut vermischt und Fußball in der Halle macht -wieder- Spaß anzugucken und, was für uns SR interessant sein sollte, wieder attraktiver, jedenfalls was ich so von den Kollegen meiner Hallenturniere gestern und letztes Wochenende mitbekommen. :)

  • Oh, ich habe nichts gegen die vereinfachten Futsal-Regeln. Mir ging es nur um die These "Futsal = einheitliche Regeln, Hallenfußball = jeder Landesverband macht seins". Und da denke ich eben, je mehr sich Futsal verbreitet, desto mehr Varianten werden auch hier auftauchen. Dem einen missfallen die langen Bälle und führt die Mittellinienregel wieder ein, der andere nimmt 6 statt 4 Sekunden um den Ball wieder ins Spiel zu bringen, der dritte will Eindribbeln statt Einkick...

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.