Einwurf mit Hindernis

  • Ein Einwurf kann ja seit drei Jahren auch von weiter als einem Meter von der Seitenlinie entfernt eingeworfen werden. Nicht zulässig ist das allerdings, wenn ein Hindernis "überworfen" wird (z.B. Trainerbänke, Barriere o.ä.). Dazu stellen sich mir zwei Fragen:


    1) Wo ist das im Regelheft definiert (besonders der zweite Teil: keine Hindernisse im Weg)? In der Regel 15 habe ich dazu nichts gefunden.
    2) Wie ist in einem solchen Fall die Spielfortsetzung? Eigentlich würde ich sagen, es ist ein falscher Einwurf, damit wirft der Gegner. Bei der damaligen 1m-Regelung wurde der Einwurf aber, glaube ich, von derselben Mannschaft wiederholt?


    Danke für eure Antworten.

  • Im Regelheft steht dazu nichts, es ergibt sich m.E. aus dem Sinn und Geist der Regel: Allen Beteiligten muss klar sein, dass der Einwurf zur Spielfortsetzung ausgeführt werden soll. Hiervon kann man bei einem Wurf über die Barriere oder ein sonstiges Hindernis im allgemeinen nicht ausgehen, schließlich will der Einwerfende üblicherweise ja im unmittelbaren Anschluss auch wieder am Spiel mitwirken, außerdem darf kein unverhältnismäßiger Vorteil entstehen, weil der Gegner mit einer Ausführung in einer solchen Position nicht rechnen muss.


    Pragmatisch würde ich hier darauf erkennen, dass der Einwurf gar nicht ausgeführt wurde, sondern der Ball nur schneller zum Spielfeld kommen sollte, damit ein Einwurf ausgeführt werden kann. Ergo ist der Ball nicht (regelkonform) im Spiel und der Einwurf ist (im Endeffekt natürlich erneut) auszuführen.

  • Für Bayern haben wir hier eine Regelung. In der "Bibel" für Schiedsrichter, dem Handbuch für Schiedsrichter, Vereine und Funktionäre (Blaues Buch) ist im Kommentar zur Regel 15 folgendes ausgeführt:


    Der Schiedsrichter legt -gegebenenfalls im Zusammenwirken mit den neutralen Schiedsrichter-Assistenten- die Stelle für den Einwurf fest. Er kann den Einwerfenden dorthin dirigieren. Wird trotzdem von der falschen Stelle aus eingeworfen, so ist der Einwurf nicht regelkonform ausgeführt und wird der gegnerischen Mannschaft zugesprochen.
    Der einwerfende Spieler kann beliebig von der Seitenlinie entfernt stehen. Allerdings darf er nicht hinter einer Barriere oder in zu hohem Gras stehen, weil der Schiedsrichter bei der Ausführung die Füße des Einwerfenden sehen muss. Erkennt der Schiedsrichter, dass der einwerfende Spieler wegen eines Irrtums deutlich im Spielfeld steht, soll er ihn darauf aufmerksam machen, noch bevor der Ball ins Spiel kommt. Ebenso soll es der Schiedsrichter nicht zulassen, wenn ein Spieler auf einer Anhöhe außerhelb des Spielfeldes steht, um den Einwurf auszuführen.



    Es ist halt auch ein deutsches Problem, dass wir auch bei den Ausführungsbestimmungen zu den Regeln Abweichungen der einzelnen Landesverbände aufweisen.

  • Wir hatten in Österreich auch die Auslegung, dass ein Einwurf über eine Barriere oder von einer erhöhten Position kein Einwurf ist, daher Wiederholung durch die gleiche Mannschaft. Die ÖFB-Erläuterungen für die aktuelle Saison haben jedoch klargestellt, dass ein solcher Einwurf ein Verstoß gegen die Durchführungsbestimmungen ist, daher Einwurf für die gegnerische Mannschaft.

  • Hintergrund der zweiten Frage ist ein aktueller Hausregeltest, den ich ausfüllen muss, daher komme ich mit einer pragmatischen Lösung hier leider nicht weiter (danke trotzdem Manfred). Beide Varianten der Spielfortsetzung scheinen ihre Unterstützer zu haben, habe ich auch heute Vormittag in meinem Gespann gemerkt - und wirklich sicher weiß es anscheinend keiner. :confused:


    Das Problem ist, dass dieses "Vergehen" nicht konkret in der Regel 15 aufgeführt ist, daher hab ich meine Bauchschmerzen mit der Entscheidung auf "falschen Einwurf".
    ChrisW: Das ist interessant. Steht in den Erläuterungen eine nähere Begründung, die sich auch aufs DFB-Gebiet übertragen lässt, oder ist das einfach eine Klarstellung des ÖFB?


    Und zur Frage 1: Der Ansatz mit dem Sinn und Geist der Regeln klingt plausibel, aber wie kam es dann zur Änderung vor drei (?) Jahren? Wurde der Regeltext irgendwie geändert (aber wie, wenn das Verbot nun besteht - stand vorher ein explizites Verbot darin, den Ball von weiter als einem Meter entfernt einzuwerfen?) oder handelt es sich bloß um eine geänderte Auslegung der Regelpäpste?

  • Früher gab es eine explizite DFB-Anweisung zur Regel 15 im Regelbuch, welche die Meter-Regel enthielt.

  • Vielen Dank, somit macht das Sinn :)


    Hat jemand der Weisheit letzen Schluss, was die Spielfortsetzung nach Überwurf eines Hindernisses angeht? Gibt es irgendwas Belastbares im DFB-Bereich?

  • Ohne eine passende Stelle im Regelbuch nennen zu können, behaupte ich, dass es in den letzten Jahren so war, dass ein Einwurf hinter einer Barriere durch das gleiche Team wiederholt wurde (Ball nicht korrekt im Spiel). Diese Spielfortsetzung war auch bis zur Saison 2013/14 in den ÖFB-Bestimmungen verankert.
    Jedoch wurde seit heuer, wie bereits von ChrisW erwähnt, in Österreich neu geregelt, dass nun durch den Gegner zu werfen sei.


    Ich habe das so aufgefasst, dass es sich hier um eine richtige Regeländerungnderung des ÖFB handelt - keine Klarstellung - , d.h. dass nach wie vor in den anderen Ländern durch dasselbe Team wiederholt wird, wie es zuvor auch richtig, aber nicht im Regelbuch verankert war.

  • Ausserhalb des Innenraumes kann keine Spielfortsetzung erfolgen, das wurde damals bei der Änderung klar kommuniziert. Somit kann es nur Wiederholung geben.

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Bei uns in der Schweiz haben wir seit diesem Jahr ein dreiteiliges Reglement:
    1) FIFA Reglement
    2) Ausführungsbestimmungen FIFA
    3) Ausführungsbestimmungen SFV


    Unter 1 finde ich nichts.


    Unter 2 steht folgendes:
    landet ein korrekt ausgeführter einwurf direkt im Seitenaus, wird der einwurf durch das gleiche Team von der gleichen Stelle wiederholt. wurde der Einwurf nicht korrekt ausgeführt, darf das gegnerische Team den einwurf ausführen.


    Und unter 3:
    Eine wiederholung durch den Gegner ist anzuordnen, wenn der Einwurf nicht regelkonform ausgeführt wird, namentlich wenn
    a) der einwerfende Spieler im Spielfeld steht;
    b) der Einwurf am falschen Ort ausgeführt wird;
    c) der Einwurf über eine Spielfeldabschrankung oder die Zuschauer erfolgt;
    d) der Einwurf von einer überhöhten Lage aus erfolgt;
    e) der einwurf fehlerhaft ausgeführt wird.


    Somit sowohl international wie auch in der Schweiz (oder umgekehrt): Einwurf für den Gegner.

    A yacht in port is safe, but that's not what yachts are built for.