DFB-Präsident zur "Dreifachbestrafung" bei einer Notbremse

  • @ Pfeifekopp: die Spieler werden nicht mehr fallen, da "Tor+Gelb", im Vergleich zu "Elfmeter+Rot", was derzeit ja der Fall ist, idR. nicht eine härtere Strafe darstellt. Natürlich kann das situationsbezogen mal lohnenswerter sein, aber genauso ist das wenn wir das jetzige System beibehalten ja auch.
    Ich finde die jetztige Situation unbefriedigend, da der pauschale Platzverweis eine so unterschiedliche Bestrafung darstellt. Es gibt natürlich Situationen wo das eine gerechte Strafe ist, der Nachteil durch die verhinderte Torchance wird durch z.b. 20 Minuten in Überzahl aufgewogen. Aber dann gibts Situationen wo die Torchance sofort durch den Elfmeter wiederhergestellt wird, trotzdem aber im Extremfall fast 90 Minuten Unterzahl folgen - oder umgekehrt kann eine klare Torchance kurz vor Schluss in einen Freistoß und wenige Sekunden Unterzahl umgewandelt werden.
    Wenn man hingegen direkt das Vergehen durch eine entsprechende Torchance bzw. Tor ausgleicht muss man nicht mit dem nur mehr oder weniger ausgleichenden Feldverweis agieren, sondern kann konkret immer den genommenen Vorteil wiederherstellen. Aus meiner Sicht deutlich gerechter.

  • Der Blatter Sepp hat sich gerade in der letzten Woche wieder mit einem nur so vor Kompetenz triefenden Kommentar dazu geäußert:


    Die hohe Kunst der Spielleitung


    Der Ausdruck Dreifachbestrafung ist ein Missverständnis. Denn er suggeriert, dass ein Spieler für ein Vergehen dreimal bestraft wird – und ignoriert, dass die Fussballregeln eigentlich keinen Ermessensspielraum lassen.


    Unter Punkt 12 sind jene zehn Vergehen aufgeführt, die mit einem direkten Freistoss geahndet werden – vom Tritt gegen den Gegner über dessen Anrempeln bis zum absichtlichen Handspiel. Im gleichen Passus ist festgelegt, bei welchen Vergehen ein Platzverweis fällig ist. Unter anderem sind das: grobes Foulspiel, Tätlichkeit, Anspucken des Gegners, das Verhindern eines Tores oder Vereiteln einer offensichtlichen Torchance durch absichtliches Handspiel oder durch ein anderes Vergehen.


    Wird das Foul im Strafraum begangen, muss der Schiedsrichter anstelle eines Freistosses einen Penalty aussprechen. Das ist der einzige Unterschied zu einer Roten Karte sonst wo auf dem Feld. Anders gesagt: Eine Rote Karte führt überall auf dem Spielfeld
    a) zu einem Freistoss,
    b) zum Ausschluss des Spielers und
    c) zu einer Spielsperre – im Strafraum wird der Freistoss zum Penalty.


    Es ändert am Tatbestand (und an der erforderlichen Sanktion) auch nichts, ob der fehlbare Akteur Feldspieler oder Torhüter ist. Die Regeln sind für alle gleich. Deren Auslegung erfordert allerdings Fingerspitzengefühl.


    Denn nicht zwangsläufig jedes Foul im Strafraum erfordert einen Platzverweis.


    Genau diesem Trugschluss scheinen die Schiedsrichter gelegentlich aber zu unterliegen.
    Mit einer situativen Interpretation des Reglements könnten die Referees die leidige Diskussion über die Dreifachbestrafung ein für alle Mal beenden. Diese Differenzierung ist die hohe Kunst der Spielleitung.


    Ihr Sepp Blatter

  • Ich bin zwar ebenfalls Verfechter, den Fußball "gerechter" zu machen. Aber, mit einem technischen Tor kann ich mich nicht anfreunden.


    Ja, es ist ein "regelkonformes" taktisches Mittel, durch ein Foul oder Handspiel ein Tor zu verhindern, in der Hoffnung, dass der fällige Strafstoß nicht verwandelt wird. Muss der Stürmer halt präziser schießen, sodass der Verteidiger nicht mehr die Hand hinbekommt bzw. dem Foul ausweichen.


    Anfreunden kann ich mich mit der Änderung, dass eine Notbremse grundsätzlich Strafstoß bedeutet unabhängig des Ortes. Wenn die meisten hier schon kein Problem mit dem Fußball atypischen 10m-Schuss beim Futsal haben, dann funktioniert auch ein Strafstoß nach einem Foul vor dem Strafraum.


    Gelb reicht dann auch grundsätzlich aus, es sei denn natürlich das Foul war rotwürdig. Fußball lebt auch von der Spannung und da sind frühe Rote Karten einfach blöd.


    Als zusätzlichen Anreiz bzw. zusätzliche Strafe kann man ja die Regel einführen, dass Strafstoßtore nach Notbremsen bei Gleichstand doppelt zählen ;)

  • Gelb reicht dann auch grundsätzlich aus, es sei denn natürlich das Foul war rotwürdig. Fußball lebt auch von der Spannung und da sind frühe Rote Karten einfach blöd.


    Im übrigen auch taktisch sinnlos, in dem Buch das ich schon mal zitiert hab wurde mathematisch berechnet das sich eine Notbremse erst relativ spät im Spiel lohnt.


    Einfach weil der Nachteil durch einen Spieler wenigerund die Chance, dass der Strafstoß ins Tor geht einfach zu groß sind.
    Sowas "lohnt" meistens nur zum Ende des Spiels.


    Ich kann mich weder mit einem technischen Tor, noch mit "immer" Strafstoß anfreunden.
    Wie schon geschrieben finde ich die 3-fach Bestrafung richtig, man könnte aber wie auch schon erwähnt drüber nachdenken die Sperre bei einer Notbremse weg zulassen (es sei denn das Foul an sich war schon rotwürdig).
    Dann hat man eine Doppelbestrafung die ohne Probleme zu rechtfertigen ist:
    Strafstoß zum wiederherstellen des Chance
    Rote Karte als Strafe für die Mannschaft.
    Nur die wirklich persönliche Strafe mit der Sperre wäre dann weg.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Der Blatter Sepp hat sich gerade in der letzten Woche wieder mit einem nur so vor Kompetenz triefenden Kommentar dazu geäußert:


    [...] Genau diesem Trugschluss scheinen die Schiedsrichter gelegentlich aber zu unterliegen.
    Mit einer situativen Interpretation des Reglements könnten die Referees die leidige Diskussion über die Dreifachbestrafung ein für alle Mal beenden. Diese Differenzierung ist die hohe Kunst der Spielleitung.

    Herrliche Formulierungen! Diese werde ich bei Gelegenheit beim Lehrabend oder im Beobachtungsgespräch anbringen, wenn ich meine Entscheidungen als "situative Interpretation des Regelwerkes" rechtfertige um "leidige Diskussionen zu beenden". Das Einfordern der korrekten Regelanwendung durch den Lehrwart/ Beobachter werde ich dann als "Trugschluss" abtun und auf meine "hohe Kunst der Spielleitung" verweisen, die bestimmte "Differnzierungen" erfordern.
    :totlach:

  • Ich habe nach dem Blatter-Text im Internet gesucht und ihn hier in "The FIFA Weekly " auf Seite 23 gefunden.


    Interessant die Notiz auf Seite 22:


    "[..]Am nächsten IFAB-Meeting am 1. März [2014] in Zürich wird das Thema nur unter “Varia” behandelt. “Wir suchen nach einer Lösung”, sagte Jonathan Ford, der Generaldirektor des walisischen Fussballverbandes. “Aber noch haben wir keine bessere Möglichkeit gefunden.”


    Daraus entnehme ich, dass das Thema 1. als nicht besonders wichtig eingestuft wird und 2. eine Änderung unter anderem deswegen nicht durchgeführt wird, da noch keine "bessere Möglichkeit" gefunden wurde.


    Wer weiß, vielleicht wollte man Herrn Blatter auch nicht zu laut widersprechen- dieser hat zum Thema ja eine eigene Meinung, die keine Änderung des Regelwerks erfordert. Vielleicht deshalb aus taktischen Gründen das Thema nur unter "Varia".

  • Zitat

    Im übrigen auch taktisch sinnlos, in dem Buch das ich schon mal zitiert hab wurde mathematisch berechnet das sich eine Notbremse erst relativ spät im Spiel lohnt.


    Einfach weil der Nachteil durch einen Spieler wenigerund die Chance, dass der Strafstoß ins Tor geht einfach zu groß sind.
    Sowas "lohnt" meistens nur zum Ende des Spiels.


    Ein Großteil der Notbremsen resultiert aus Fahrlässigkeit. Es kann eben auch nicht sein, dass Abwehrspieler aus Angst vor einer frühen Roten Karte, im Strafraum kein Zweikämpfe mehr bestreiten.


    Dann wären da auch noch wir SR mit unseren Fehlentscheidungen. Schlimm genug, wenn wir einen unberechtigten Strafstoß geben, die dann zwingende Rote Karte ist jedoch oft der " Todesstoß". Mir fallen spontan zwei Spiele ein (BVB-WOF und ein WM-KO-Spiel), wo ein frühes vermeintliches Handspiel auf der Torlinie das Spiel entschied.


    Alternativ zum Strafstoß aus 11 m könnte man bei Notbremsen vor dem Strafraum den fälligen Freistoß auch nach den Strafstoßregeln ausführen: Alle Feldspieler außer dem Schützen stehen hinter dem Ball und mind. 9,15 m davon weg. 8)

  • Soll doch einfach so bleiben wie es ist. Die Regel ist doch klar und die Spieler wissen Bescheid. Höchstens über die Länge der Sperre wie Amfa schon sagte sollte man reden. Normale Notbremse wie Halten etc oder handspiel auf der Linie 1 Spiel Sperre. Der Rest situationsbedingt.
    Alles andere wie technisches Tor, Freistoss ohne Mauer, immer elfmeter oder meinetwegen auch Penalty oder von der Mittellinie aufs leere Tor schießen ;) sind in meinen Augen nicht dasv wahre.

  • Ein Großteil der Notbremsen resultiert aus Fahrlässigkeit. Es kann eben auch nicht sein, dass Abwehrspieler aus Angst vor einer frühen Roten Karte, im Strafraum kein Zweikämpfe mehr bestreiten.


    Naja das hast du aber heute schon, das Abwehrspieler im 16er aus Angst vor einem Elfmeter sehr viel zurückhaltender in einen Zweikampf gehen.


    Und wir müssen auch unterscheiden zwischen normalen Foul im 16er und der Notbremse.
    Noch lange nicht jedes Foul im 16er führt ja auch zwangsläufig zu rot.


    Ich sehe das Problem da nicht, ob eine klare Torchance verhindert wurde ist relativ einfach zu beurteilen.*
    Und im Zweifel halt nicht.
    Wenn das im 16er passiert dann ja meistens durch den Torhütern, wo wir in DE ja langezeit eine "Sonderregelung" hatten.
    Notzbremsen durch Abwehrspieler passieren meiner Erfahrung nach eher vor dem 16er oder knapp drin wenn der Abwerhspieler doch etwas zu spät kommt ;)


    Und mit Notbremsen die zu roten Karten ausserhalb führen scheint ja niemand ein (großes) Problem zu haben.
    Es wird ja immer nur über 3fach Bestrafung inkl Elfmeter gesprochen.
    Das einzige was man evtl besser kommunizieren muss ist, dass es auf eine klare Torchance ankommt und nicht etwa darauf ob jemand letzter Mann ist (Kennt man ja vorallem aus der Kreisliga ;))
    Und evtl muss man halt irgendwie definieren was eine klare Torchance ist, was natürlich nicht so einfach ist.






    *Beispiele:
    CL, Foul an Robben für mich eindeutig, Torwart ist zu spät aber Robben hat sich den Ball genau soweit vorgelegt das er ihn noch bekommen hätte und dann mit hoher Wahrscheinlichkeit (da frei vorm Tor)
    das Tor erzielt hätte.


    Gleiche Szene in der Kreisliga:
    Da muss man sich die Frage stelle wäre der Stürmer noch an den Ball gekommen, wenn der ihn mit der Fußspitze schon richtung Eckfahnn geschoßen hätte und danch gefoult wird:
    Keine rote Karte.
    Weil im Moment des Fouls keine klare Torchance mehr vorlag.

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler Irgendjemand der sich für die Regeln seines Sports interessiert

  • Das würde aber bedeuten, dass ich als SR in Zukunft auch noch entscheiden muss, ob es nur eine klare Torchance oder ein fast sicheres Tor war? Und damit eine so schwerwiegende Entscheidung (Strafstoß vs. taktisches Tor) fällen muss?


    Im Moment musst du entscheiden, ob eine klare Torchance oder nur ein aussichtsreicher Angriff vorliegt und die meiner Meinung nach bedeutendere Entscheidung Feldverweis oder Verwarnung treffen. Ich stelle es mir nicht so schwer vor zu beurteilen, ob der Ball ohne regelwidriges Spiel sowieso ins Tor gegangen wäre.

  • Noch einmal zur Wiederherstellung der Torchance durch einen Strafstoß:
    Wie war das gestern in Nürnberg? 3 Strafstöße, aber kein Tor - und das in der Bundesliga! Bei einer klaren Torchance sieht die Trefferquote für mich anders aus.

  • Guten Morgen !


    Ich finde, wir sind in dieser (nicht hier im Forum) Diskussion bei den falschen Begrifflichkeiten. Die s.g. "Dreifachbestrafung" resultiert doch nur aus dem Umstand, dass das Foul sich im Strafraum ereignete. Kein Mensch diskutiert einen dF + FaD, wenn das im Mittelfeld passiert. Je nach Schwere des Vergehens, werden wohl sogar die Strafen(Sperren) nahezu identisch sein. Demzufolge sehe ich alleine schon hier, dass das Problem einfach nur ein Kommunikationsproblem ist.
    Für eine echte Notbremse, die den FaD zwingend nach sich zieht, müssen viele Faktoren übereinstimmen. Handelt es sich wirklich um eine klare Torchance ? Hat der Angreifer Ballkontrolle ? Befinden sich weitere Verteidiger in der Nähe, die Eingreifen könnten ? Ist der Angreifer auf direktem Weg zum Tor ?
    Erst nach Bewertung aller dieser Umstände, lässt sich entscheiden, ob es sich um eine Notbremse handelt, die dann dementsprechend zu sanktionieren ist. Mir ist bewusst, dass das alles viel Spielraum für Interpretationen und Bewertungen beinhaltet. Aber das haben wir doch auch in anderen Spielsituationen.
    Eine wirkliche Alternative ist für mich nicht in Sicht.

  • Hierdie Pressemittelung der FIFA zur Tagesordnung der 128. Jahresversammlung des International Football Association Board (IFAB). Die Tagesordnung selbst gibt es als pdf-Anhang . Morgen ist es dann soweit.

  • http://www.schiedsrichter-aktuell.de/?p=1055


    Antrag abgelehnt. Die Begründung kann ich nicht ganz nachvollziehen.


    Zitat

    Dreifachbestrafung bleibt bestehen


    Die so genannte “Dreifachbestrafung” bei der Vereitelung einer klaren Torchance innerhalb des Strafraumes wurde erneut intensiv diskutiert. Die FIFA wird jedoch auch zukünftig an der Auslegung festhalten, da sie befürchtet, dass die Streichung der Roten Karte zu entsprechend bösartigen Fouls führen könne – so wie es unter der früheren Formulierung von ‘Regel 12 – Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen’ in Bezug auf feldverweiswürdige Vergehen der Fall war. Die Beratungsgremien werden sich jedoch weiterhin mit der Frage befassen.

  • @ Nummer4: Thema verfehlt ;)


    Dein Beispiel-Foul erfolgte außerhalb des Strafraums. Des Weiteren würden bösartige Notbremsen auch im Strafraum weiterhin mit Rot bestraft werden.

  • Wieso Thema verfehlt? Die Fifa befürchtet genau solche Fouls, ob innerhalb oder außerhalb... wenn es im Strafraum kein Rot gibt und mein Torwart ausgespielt ist würd ich als Verteidiger auch die Sense rausholen.

  • "Sense" = :rote_karte: = mind. 4 Wochen Pause, egal wo.


    Ich war lange aktiver Spieler als es diese Regelung noch nicht gegeben hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mehr Notbremsen oder gar brutale Notbremsen im Strafraum gab. Die Rote Karte bei Notbremsen gab es trotzdem ab und zu und war eben Ermessenssache des Schiedsrichters.

  • Nummer4 hat völlig Recht. Welcher denkende Torhüter würde bei einem allein aufs Tor zulaufenden Stürmer denn nicht, wenn er schon nicht an den Ball kommt, wenigstens den Spieler foulen? Mit Strafstoß und gelb steht er doch in jedem Fall besser da als mit dem Gegentor.