Beleidigungen gegen Gegenspieler

  • Wer sich dem Spiel dermaßen respektlos gegenüber verhält, der untergräbt damit den offiziellen Charakter des Spiels und damit auch meine Autorität.

    Versteh ich nicht ganz.Wenn ein Spieler einen Satz mit etwas obszöner Ausdrucksweise (was mittlerweile auf jedem Sender im Fernsehen selbst schon im Vorabendprogramm normal ist) einem Gegenspieler an den Kopf wirft,inwieweit untergräbt er denn dann meine Autorität?

  • Dann schau Dir mal das Vorstrafenregister, die Drogen- und Familienprobleme sowie die aktuelle berufliche Situation der Personen an, die solch einen Slang an den Tag legen. Probleme wo man hinschaut. Kann jeder gerne haben- aber nicht bei mir auf dem Platz.

  • Zitat

    Dann schau Dir mal das Vorstrafenregister, die Drogen- und Familienprobleme sowie die aktuelle berufliche Situation der Personen an, die solch einen Slang an den Tag legen.


    Haben wir jetzt die Klischeekeule ausgepackt oder was? (Ich kenne Kommilitonen, die so reden. Find ich zwar äußerst unattraktiv, aber diese Leute sind nicht vorbestraft, haben keine Drogenprobleme und ich glaube auch nicht, dass deren Familiensituation allzu prekär ist. Einzig bleibt da die aktuelle berufliche Situation... Dafür sind sie definitiv nicht auf den Kopf gefallen und allesamt logischerweise mit gutem Abitur ausgestattet.)


    Generell: Irgendwo muss man zwischen klassischer Beleidigung und vulgärem Ausdruck aber schon eine Linie ziehen und die vulgären Ausdrücke auch mit einbeziehen. Ich halte den Ausdruck, "jemanden [zu] ficken" durchaus für eine Beleidigung, genauso wie Ausdrücke á la "Halt's Maul", "Fick Dich" und ähnliche, auch wenn bei allen Ausdrücken niemand direkt irgendwie "bezeichnet" wird.

  • Dann vergesse bei deinen nächsten Spielen nicht,dir ein Führungszeugnis,den Arbeitsvertrag (am besten unbefristet) und vielleicht noch einen Drogentest von den Spielern vorlegen zu lassen.Nicht das da noch vermeintlich kriminelle und Hartz IV Empfänger mitspielen.Das könnte der Umgangsform auf dem Platz abträglich sein.

  • @BRIT. Daran sieht man, dass du schon ein "bisschen" älter bist bzw :) Auch allen anderen die die Meinung vertreten, dass dies eine Beleidigung ist. Das ist der normale Wortgebrauch heute. Muss da Zettelbox recht geben. An der Uni reden viele so...
    Außerdem..


    Wenn vor 20 Jahren einer gesagt hätte:" Dich ficke ich morgen" wären wir davon ausgegangen, dass er damit Geschlechtsverkehr(Was ein komisches Wort ;) ) meint.
    Sagt das jemand heute, wisse wir, dass dies als Kampfansage zu verstehen ist und nciht als Beleidigung. Vor 20 Jahren völlig unvorstellbar

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Lasst es mich anders ausdrücken: Im Zweifelsfall hat der Spieler Pech, wenn ich das als Beleidigung oder unsportliches Verhalten auffasse. Solange es im Sinne einer einheitlichen Regelauslegung keinen Katalog gibt, was zuzulassen ist (und den wird es wohl - hoffentlich - auch nie geben), tun wir im eigenen Interesse sicher gut daran, die Messlatte hier niedrig zu hängen. Denkt daran, dass solche Aussagen auch bei Spielern unterschiedlich empfunden werden können und wir dann das Risiko haben, dass jemand, womöglich sogar ungewollt, mit einer solchen Aussage seinen Gegner zu einer Tätlichkeit verführt.


    Übrigens halte ich es für schwierig festzulegen, was "normaler" Umgangston ist - und die überwiegende Meinung, auch wenn diese vielleicht von den "Älteren" dominiert wird, ist da noch immer eher restriktiv. Wer als junger Schiedsrichter meint, er könne hier eine laxere Linie fahren, tut sich und seiner Spielleitung wahrscheinlich nicht unbedingt einen Gefallen (siehe oben), er ist aber auf jeden Fall gegenüber allen anderen Schiris, die das anders sehen, unsolidarisch und müsste sich zu recht als "Schiri von letzter Woche" bezeichnen lassen.

  • Manfred hat es gut zusammengefasst. Natürlich will ich als SR auch nicht alles hören und mit Karten um mich schmeißen. Also höre ich auch lieber weg soweit wie möglich. Nur gibt es auch auf der verbalen Ebene Anzeichen, Dinge nicht Ernst zu nehmen, den Gegner nicht zu respektieren und sich offensichtlich nicht an allgemeine Gepfolgenheiten zu halten. Und da tue ich gut daran, dies zu gegebener Zeit zu unterbinden. Wenn sich ein Spieler von seinem Gegenspieler in meiner Gegenwart anhören muss, er würde "in dieser Runde richtig gefickt" und ich drei Minuten später diesen Spieler verwarne, weil er zu mir gesagt hat "was das den für eine verfickte Entscheidung sei" - dann versteht dieser die Welt nicht mehr.


    Was heutzutage angeblich an Universitäten für ein Umgangston herrscht und was im Vorabendprogramm läuft kann ich nicht beurteilen. Die jungen Menschen, mit denen ich Umgang habe (Studenten während ihrer Praktika bei mir am Arbeitsplatz, SR-Kollegen) verwenden solch eine Vulgärsprache nicht. Ich weigere mich, solche Ausdrücke als "normal" anzusehen.

  • @ BestRef: Ich stimme Dir ja auch zu, dass wir solche Ausdrücke nicht sanktionslos zulassen können und sollen. Schrieb ich ja auch in meinem Posting. Nur zeugt Deine abfällige und von Klischees getränkte Bemerkung bzgl. Drogenkonsum, Vorstrafen etc. nicht gerade von einer besonders realitätsnahen Einschätzung...


    Zitat

    Studenten während ihrer Praktika bei mir am Arbeitsplatz


    Es wird zwar jetzt Off-Topic, aber das möchte ich trotzdem noch kurz kommentieren: Selbstverständlich reden solche Sprecher nicht immer so und sie würden sich hüten, sich an ihrem Arbeitsplatz einer solchen Sprache zu bedienen. Der Wikipedia-Artikel zur Jugendsprache trifft es ganz gut: Es handelt sich um eine komplexe Varietät des Hochdeutschen, die (fast ausnahmslos) zur gruppeninternen Kommunikation verwendet wird. Völlig unbewusst werden Sprecher, die mit gleichgesinnten bei Bier und Fußball so sprechen, sich dieser Sprache am Arbeitsplatz sofort entledigen (ohne dass sie bewusst darüber nachdenken). Auf dem Fußballplatz, wo sie gegen den (vermeintlich!) gleichgesinnten und gleichaltrigen Gegenspieler spielen, erfolgt dieses unterbewusstes aber eben nicht zwangsläufig.


    Es gibt natürlich auch Gruppen, die dieses Umschalten auf das Hochdeutsche nicht beherrschen. Bei denen ist die Drogenproblematik vielleicht auch größer. Das sind aber bei Weitem nicht alle (und auch nicht "die Meisten"). :top:

  • Nur zeugt Deine abfällige und von Klischees getränkte Bemerkung bzgl. Drogenkonsum, Vorstrafen etc. nicht gerade von einer besonders realitätsnahen Einschätzung...

    Ich fürchte ich habe durch meine Studentenjobs im hiesigen Nachtleben genug Realität gesehen, um eine nicht ganz realitätsferne Einschätzung gewinnen zu können.



    Es gibt natürlich auch Gruppen, die dieses Umschalten auf das Hochdeutsche nicht beherrschen. Bei denen ist die Drogenproblematik vielleicht auch größer. Das sind aber bei Weitem nicht alle (und auch nicht "die Meisten").

    Also doch Drogen! :totlach: :totlach:

  • Wir müssen aber gewisse Sprachentwicklungen zum Teil akzeptieren, auch wenn es uns schwerfällt. Mit Ghettosprache wird ein ermahnungswürdiger Kommentar eher verwarnungswürdig und ein verwarnungswürdiger eher feldverweiswürdig, aber Ghettosprache bedeutet nicht automatisch Rot.


    Übersetzen wir "nächste Runde ficken wir euch!" in normales Deutsch - für mich kommt da "nächste Runde machen wir euch richtig platt!" raus. Das wäre für mich ermahnungswürdig, aber in der Assiform eben eine verwarnungswürdige Provokation. Aber nicht mehr.

  • Das sehe ich anders. Meine Aufgabe als SR ist es, die Regeln umzusetzen. Von daher habe ich jeden Sprachgebrauch, der geeignet ist, einen Gegner zu provozieren, in angemessener Form zu unterbinden. Was angemessen ist, hängt vom Einzelfall ab und lässt sich nicht generell vorab festlegen.


    Allerdings möchte ich ein Gegenbeispiel bringen: Der berühmt-berüchtigte "Hurensohn" ist bekanntlich auch immer öfter zu hören. Davon abgesehen, dass er stets beleidigenden Charakter haben soll (wenigstens noch), reagieren unterschiedliche Spieler darauf doch höchst verschieden. Kann ich bei Spielern mit Migrationshintergrund fast immer davon ausgehen, dass eine Tätlichkeit die Folge ist, schaffen andere Spieler es, dies zu ignorieren. Allerdings würde ich diesen Begriff, selbst wenn er in gewissen Kreisen Alltagssprache sein sollte, nie akzeptieren. Wer zieht die Grenze?


    Zugegebenermaßen ist Sprache nicht statisch. Vor 40 Jahren brachte ein "Scheiße" auf dem Sportplatz mindestens einen Rüffel, wenn nicht mehr ein, heute dürfte das im Regelfall folgenlos bleiben - die Sprache ist im Wandel und dagegen ist nichts einzuwenden. Dennoch hat jede Epoche ihre Konventionen, so auch die, in der wir gerade leben. Wenn ein Spieler dann unbedingt Neuigkeiten einbringen will, lebt er eben gefährlich und wäre besser beraten, mit diesen Änderungen abzuwarten, bis sie Eingang in den gesellschaftlichen Sprachgebrauch gefunden haben - zum Rest und den möglichen Konsequenzen hatte ich mich schon geäußert.

  • Übersetzen wir "nächste Runde ficken wir euch!" in normales Deutsch - für mich kommt da "nächste Runde machen wir euch richtig platt!" raus.

    Bei mir kommt da ´raus: "In der nächsten Runde schlagen wir Euch deutlich." Aber gut. 8)

  • Ich habe auch mal einen in der C-Jugend vom Platz gestellt, der seinen Gegenspieler mit "Fick dich ins Knie" angeplärrt hat. Nach dem Spiel kam der Trainer des Spielers zu mir und sagte ich solle "doch bei der Meldung bedenken, dass das heute normale Jugendsprache ist und keine Beleidigung"


    Ich hab da logischerweise gar nix mehr dazu gesagt.

  • Das kann er dann gerne dem Staffelleiter oder dem Sportrichter erklären. Mit der Länge der Sperre habe ich nichts zu tun.

    Der Klügere gibt nach.


    Das erklärt, warum die Welt von den Dummen regiert wird.

  • "Fick dich ins Knie" [...] dass das "heute normale Jugendsprache sei und keine Beleidigung"

    Was genau bedeutet dieser Ausspruch in meine Sprache (Hochdeutsch, Ü40) übersetzt?

  • Ist meines Wissens und Verständnisses nach eine Steigerung von "Leck mich am Arsch".
    Nur bei normaler Anatomie nicht ganz so leicht durchzuführen wie "Leck mich am Arsch".

  • Für mich gehören Emotionen solange sie nicht über eine Gewisse Grenzen überschreiten. Die Schimpfwörter die als Beispiele gesagt wurden sind noch akzeptabel was man sonst so hört. Vorallem im Jugendbereich benutzen die Spieler schon sehr krasse Wörter.