Falscher Schütze beim Strafstoß - Antwort aus der SR-Zeitung

  • Hallo Kollegen,


    mir scheint, es ist etwas an mir vorbeigegangen.
    Da lese ich in der Schiedsrichter-Zeitung 3/2013 die Regelfrage 6:

    Zitat

    Strafstoß für die Mannschaft A. Der Spieler mit der Nummer 10 legt sich den Ball auf den Strafstoßpunkt und geht zurück, um Anlauf zu nehmen.
    Der Schiedsrichter pfeift. Daraufhin läuft der Spieler mit der Nummer 18 an und schießt den Ball neben das Tor. Wie muss der Schiedsrichter reagieren?

    Mir schien die Lösung klar.
    Ich wollte einen indirekten Freistoß geben und eine Verwarnung. Lediglich über den Ort der Spielfortsetzung war ich nicht sicher.
    Und dann lese ich die tatsächliche Lösung:

    Zitat

    Der Schiedsrichter wartet die Wirkung ab. Der Ball wurde erst nachdem Pfiff ins Spiel gebracht. Und entgegen der früheren Regelauslegung ist auch in diesem Fall die Wirkung abzuwarten und das Spiel mit Abstoß fortzusetzen.


    Wann wurde das geändert?
    Wo steht diese Regeländerung? Eigentlich habe ich alles mitbekommen.
    Und dass es mit Abstoß weitergehen kann, ist für mich absolut unschlüssig.


    Kann es mir jemand erklären?


    Danke und Gruß!

  • Der falsche Schütze wird analog zum zu frühen Betreten des Strafraums gewertet.
    Also wird die Wirkung abgewartet - entweder gibt es Abstoß oder indirekten Freistoß, wo der Schütze den Strafraum betreten hat.

  • Also würde der falsche Spieler, hier die 18, den Ball auf das Tor schießen und der Torwart würde zur Ecke klären, wäre der indirekte Freistoß die richtige Lösung?
    Aber warum wird dann in der fraglichen Situation Abstoß gegeben? Weil es tatsächlich ein größerer Vorteil ist, als ein Freistoß?

  • Die Antwort ist falsch! Ich glaube wir hatten über dieses Regelproblem früher schon einmal diskutiert und ich hatte damals schon als Auflösung: "IDF am Strafstoßpunkt und gelbe Karte" als Auflösung gebracht. Wir hatten das in Österreich immer schon so im Regelbuch bis 2010. Wegen der deutschen Auslegung haben wir uns fälschlicherweise angepasst. Wobei ich auch nicht sagen kann, woher damals die alten Regelfüchse in Österreich das Wissen hatten, weil nachlesen kann man diese Antwort nicht, höchstens ableiten. Als Quelle habe ich aber im Jahr 2009 ein FIFA Seminar und den Regeltext im FIFA Futsalregelbuch des IFAB angegeben, bzw. gibt es auch eine schriftliche Anfrage der Schweiz aus dem Jahr 2012 bei der FIFA im Bezug auf diese Frage und Antwort aus der FIFA Schiedsrichterabteilung. Irgendwo muss es hier noch einen Thread dazu geben.


    Nun gibt es auch eine nagelneue FIFA Quelle für diese Antwort. Das FIFA Trivia 2013. Dieses Regelquizz ersetzt die alte FIFA Fragen und Antwortenausgabe und umfasst 983 Fragen und Antworten.


    Hier die Frage 2 aus dem aktuellem FIFA Trivia 2013 (Regel 14) Niveau 2:
    "Bei einer Strafstossausführung hat der Schiedsrichter den Ball mit einem Pfiff freigegeben, jetzt führt ein Mitspieler des vorgesehenen Schützen den Strafstoss aus. Der Ball wird nicht verwandelt. Der Schiedsrichter....."


    Die Antwort der FIFA lautet: "unterbricht das Spiel, verwarnt den Spieler wegen unsportliches Betragens und setzt es mit einem indirekten Freistoss gegen die ausführende Mannschaft von der Strafstossmarke fort."

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


    Immanuel Kant


    "Ein Sieger findet für jedes Problem eine Lösung."
    "Ein Verlierer findet in jeder Lösung ein Problem."


    Corneille

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  • Wir haben den Anwärtern am Wochenende noch den Abstoß beigebracht, aber wir hatten ja auch schon Änderungen der Auslegungen während der laufenden Saison :rolleyes: ...


    Wichtig ist, das niemand auf die Idee kommt, den Strafstoß wiederholen zu lassen :whistling:

  • Ich würde es natürlich an eurer Stelle auch weiter so machen, wenn von oben keine andere Anweisung kommt. Die Situation kommt ja nicht alle Tage vor und spielt deswegen wohl keine Rolle.


    Bei uns wird es schon neu geschult ab dieser Saison.

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  • Also sowohl der FIFA als auch dem DFB genügte die bestehende Regel nicht; beide sahen eine Notwendigkeit vorzugeben, wann genau zu verwarnen ist. Und die FIFA machte es so und der DFB so.


    Da frage ich mich, warum die sich nicht abstimmen können? Ist das denn so schwierig?

  • Die Regelauslegung der FIFA war immer schon so! Da hat sich nie etwas geändert!


    Ich weiß nicht, wer die Auslegung wie wir sie bis 2010 gleich richtig wie die FIFA hatten damals plötzlich neu erfunden hat? Ich denke einmal einen Übersetzungsfehler der alten Fragen und Antworten aus dem Jahr 2009 gefunden zu haben, der Grund dazu gab. Es gibt ja keinen Text im Regelwerk, der zu dieser Auflösung führt. Da wird man viele Fragen erfinden können, die nicht abgedeckt sind. Anfragen bei der FIFA wurden früher oft nicht beantwortet. Es gibt keinen Sprecher oder eigene Abteilung des IFAB. Man hat nur das Glück, wenn man einen Kollegen aus der Schiedsrichterabteilung kennt und aus dieser Richtung Hinweise gemacht werden. Dort gibt es ja Ausbilder, die Unterlagen haben und auch etwas mehr ausgebildet sind als Otto Normalverbraucher. Aus diesem Grund muss man ableiten. Erläuterungen der National- und Kontinentalverbände sind diesbezüglich aber eigentlich ausdrücklich verboten, sagt das IFAB Board und hat vor 2011 darauf hingewiesen und sogar die UEFA ermahnt.

    Menschen, die sich nicht gewisse Regeln vorgesetzt haben, sind unzuverlässig. Man weiß sich oft nicht in sie zu finden, und man kann nie recht wissen, wie man mit ihnen dran ist."


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