Immer weniger Neulinge bleiben am Ball

  • Am Sonntag habe ich meinem Lehrwart ein wenig bei einem Anwärterlehrgang bzw. den Prüfungen unter die Arme gegriffen.


    Der Lehrgang war mit 30 Mann recht gut besucht, doch er meinte zu mir, dasss er schon froh sei, wenn 10 Mann davon am Ball bleiben. Das hat mich dann doch recht überrascht, denn bei meinem Lahrgang vor 5 Jahren waren wir nur 12 Mann und selbst davon sind immer noch 7 (wenn auch teilweise in anderen Kreisen) pfeifen und allgemein haben wir damals i.d.R. immer 50% nach 2 Jahren noch dabei gehabt.


    Ich wollte mal fragen, wie das in anderen Kreisen aussieht? Wie viele bildet ihr aus, wie viele pfeifen nach 12 oder 24 Monaten immer noch?

  • Ich denke, dass man die Zahlen differenzierter betrachten muss:
    Zunächst sind die Sportkameraden von der Zahl der Lehrgangsteilnehmer abzuziehen, die den Schiri-Lehrgang nur als Teiletappe zum Trainerschein besuchen - die haben nie vor zu pfeifen, ergo dürfen wir die auch nicht mitzählen. Von dieser neuen Basis aus gerechnet müssen die Zahlen dann betrachtet werden - und leider ist ein Faustwert, dass alleine im ersten Jahr ungefähr 50 % der neuen Kollegen wieder von Bord gehen; genaue Zahlen aus meinem Kreis habe ich leider nicht, gefühlt könnte das aber hinkommen.

  • Das hängt ein wenig von der Altersstruktur im Lehrgang ab.
    Im Februar habe ich quasi aus Versehen einen Anfänger-Lehrgang mitbetreuen dürfen. Es waren bei der Vorbesprechung um die 30 Mann, wo mir bereits auffiel, daß die große Mehrheit zwischen 13- und 17 Jahre alt waren.
    Am Ende des Kurses waren noch 21 übrig, die dann in die Prüfung gingen. Bestanden haben sie zwar alle, doch bei einigen war bereits sichtbar, daß sie wahrscheinlich nicht lange durchhalten werden. Entscheidend dabei ist, daß der mentale Reifegrad in dieser Altersgruppe extrem unterschiedlich ist. Irgendwann verändert sich das und die Interessenlage wird schnell eine andere. So bin ich auch zum Schluß gekommen, daß in 1-2 Jahren maximal 50% noch dabei sein werden.
    Der Kurs, in dem ich als Azubi gewesen bin, war im Schnitt deutlich älter. Alle, die damals älter als 35 waren, sind heute noch dabei. Auch bei den damals Jüngeren sind viele ganz oben angekommen.
    Eine Möglichkeit, die Aufgeberrate zu senken, ist die Betreuung direkt nach dem Kurs und die Begleitung im ersten Jahr, besonders bei den Jüngeren.

  • Also bei uns im SHFV sieht es anders aus.
    Von "meinem" Anwärterlehrgang haben nur 2 von 28 aufgehört (in 1 1/2 Jahren).
    Außerdem ist die Zahl der SR im SHFV gestiegen. Die genaue Anzahl weiß ich leider nicht.

    Dem Schiedsrichter zu widersprechen, das ist, wie wenn man in der Kirche aufsteht und eine Diskussion verlangt.

  • Von 6 Mann, bin ich nach 4 Jahren der einzigste der noch pfeift.


    Es ist auch noch oftmals so, dass Vereine 1 Anwärter entsenden um keine Strafe zu bezahlen, oftmals hören diese nach einem Jahr auf.

  • Von meinen Lehrgang vor 3 Jahren, sind noch 2 von 30 übrig...


    So in etwa kann ich das unterschreiben:


    Habe 2011 meinen Lehrgang gemacht und erkenne auf den Fortbildungen keinen mehr wieder. Es muss dazu gesagt werden, dass in Aachen die Weiterbildungen zwischen U18 und Ü18 unterschieden werden und ich nur bei den Ü18 Fortbildungen bin

  • Ich kann euch nur empfehlen: Kümmert euch ein wenig um Neulinge, wenn ihr welche im eigenen Verein habt. Zumindest bei mir im Verein habe ich so letztes Jahr einen Jungpinsel nochmal drehen können.

  • Ich kann nur von Hannover Stadt sprechen und hier bleiben viele Jung-SR am Ball. Allerdings hat die Betreuung hier auch einen massiven Umfang. Kaum ein Jung-SR der nicht nach spätestens 3 Spielen einen Betreuer an der Seite hatte.


    Der DFB (oder wars der NFV ?)hat in den Kreisen und Bezirken einst nachgefragt nach dem Wieso, Weshalb und Warum. Nach meinem Kenntnisstand bekommen die Kreise für die nächste Saison hier "Geld", damit diese Betreuungen, die bisher lediglich für Bezirks-SR "Pflicht" waren und nicht vergütet wurden, in Zukunft auch mit Spesen vergütet werden können. Man erhofft sich so, in den anderen Kreisen eine ähnlich umfangreiche Betreuung zu erreichen.


    Ich denke auch dass dies der Schlüssel dazu ist, die jungen SR zu binden, die meisten Abbrecher die ich hier kenne hören auf Grund von Trainer- und Elternbeschwerden auf, weil sie sich wenig geschützt fühlten ganz allein. Ich habe auch schon mal Eltern auf dem Platz zusammengestaucht, nachdem diese den SR in seinem ersten Spiel vollkommen überzogen und unsachlich mit Hinweis auf seine Brille kritisierten. :thumbdown::rote_karte:


    Ältere SR, die nicht gerade den Trainerschein machen, bleiben mE sowieso eher bei der Stange, weil man sich mit Ende 20 oder 30 nicht mal eben so ein neues Hobby sucht und das nach 2 Tagen wieder wegwirft.


    Die genauen Abbrecher-Zahlen muss ich mal erfragen, dass interessiert mich ja doch ein wenig.


    In unserem Verein jedenfalls sind von den 3 neuen SR aus der Saison 2012/13 noch 2 dabei, wobei der 1 SR kein einziges Spiel gepfiffen hatte, dann in die USA ging und nun nicht mehr wollte. Das ist aber wenig repräsentativ denke ich.

  • Von den bisherigen vier Lehrgängen, die ich mit betreut habe, sehen die Zahlen so aus:
    Oktober 2011: 9 von 19 noch aktiv
    März 2012: 17 von 26 noch aktiv
    November 2012: 29 von 33 noch aktiv
    April 2013: von 17 bisher keiner abgemeldet


    Wenn man allerdings noch weiter zurückgeht, sehen die Zahlen immer schlechter aus. Da kommt man also schon auf die Hälfte nach zwei Jahren bzw. zwei Drittel nach drei Jahren, die die Pfeife an den Nagel hängen. Trainer sind in meinen Zahlen übrigens nicht berechnet, die haben bei uns einen eigenen Lehrgang.


    Wir lassen auch alle Neulinge je nach Alter, Reife und verfügbaren Betreuern mehr oder weniger lange begleiten. Wenn dann aber fünf Spiele alles gut läuft und im ersten Spiel allein gibt es dann Theater, kann man auch nichts machen. So lange die Trainer und Eltern bekannte Gesichter draußen sehen, benehmen sie sich meistens noch.

    In einer Aktion prallten Grevelhörster und Gerick zusammen. Der FC-Stürmer blutete aus der Nase, aber Schiedsrichter Stefan Tendyck aus Gelsenkirchen konnte mit einem Taschentuch aushelfen. Gericks Torriecher wurde nicht in Mitleidenschaft gezogen: Er markierte das 1:3.


    Westfalen-Blatt (29.5.2017) :D

  • Aus meinem Lehrgang(Ende 2009) sind noch 24 von 36 aktiv. Diese Zahl lässt sich auch so auf die anderen Jahrgänge übertragen.Unsere Gesamtzahl von ca. 250 Schiedsrichtern ist stabil bzw leicht steigend. Wo hingegen die Zahl der Mannschaften in den letzten 5 Jahren um 10% gesunken ist.
    Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, sind wir eher zu viel Schiedsrichter. Hat denke ich auch damit zu tun, das bei uns auf dem Lande jeder stark mit seinem Verein verbunden ist und man nicht einfach so aufhört. Auch gibt es dieses "Vereins-Hopping" wie das anscheinend viele Schiedsrichter hier im Forum praktizieren überhaupt nicht. Mir ist dies von keinem Schiedsrichter bekannt!!!
    Das fällt bei uns unter Verrat :rote_karte::ironie:
    Wenn man zu den Gründen fürs aufhören kommt, steht da nicht an erster Stelle die Pöbeleien sondern die Ausbildung bzw Studium.

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Das sieht bei Fußballspielern übrigens auch nicht viel anders aus.
    Am Anfang der Saison hat eine Mannschaft oftmals ein ganz anderes "Gesicht" als am Ende. (Auch hauptsächlich wegen Studium und Arbeit etc.)


    Unser Vorteil ist nur, das neue Spieler einfach jederzeit dazu kommen können (wenn sie nicht vorher woanders gespielt haben und gesperrt sind wegen Vereinswechsel).
    Schiedsrichter werden bei uns 1 mal im Jahr ausgebildet glaube ich.
    Und wenn ich z.B. in meinem Kreis auf der Homepage gucke sehe ich nicht mal, wann das nächste mal der Anwärterlehrgang stattfindet

    Bin kein Schiedsrichter, nur ein Spieler Trainer (wieder) Spieler der sich für die Regeln seines Sports interessiert :D