Schiri wird angestürmt

  • Hallo zusammen,


    ich habe letzte Woche mein aller erstes Spiel gepfiffen. Es war ein E Jugend Spiel. Einer der Spieler war wohl nicht so ganz mit meiner Entscheidung einverstanden und rast auf mich zu.


    Habe meine Arm zum Schutz ausgestreckt (war reflex) hatte aber meinen Ellenbogen an meinem Bauch, sodaß die Schützende Hand gerade mal 30 cm von mir entfernt war.
    Der Spieler ist dann voll auf die Hand gerannt.


    Später wurde vom Staffelleiter dies als Angriff meinerseits gewertet. Ich sehe das nicht so.
    Muss ich mich denn erst anrempeln lassen um dann eine Verwarnung auszusprechen oder darf ich mich auch schützen?


    Das ganze soll jetzt vors Sportgericht. Dachte nicht, dass dies solche Auswirkungen hat (in der E Jugend)


    wie seht ihr das



    Gruß
    Harry

  • Das ist für Aussenstehende, welche nicht dabei waren, unmöglich bewertbar.Mach dir keine Gedanken und geh vor das Sportgericht und erzähle die Wahrheit. :)

  • Das hört sich alles sehr merkwürdig an! Du bist 50? Ein E-jugend-Spieler(!!!) greift dich an??? Staffelleiter wertet die Schutzhand als Angriff??? War der auch vor Ort oder wie? Poste doch mal deinen Sonderbericht...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • Es ist irgendwie merkwürdig - ich will Dich nicht auslachen, Harry!
    Aber es ist schon komisch, dass Du dich verteidigst, obwohl der Spieler in E-Jgd spielt. Es ist doch nicht gefährlich? Ähm, wie derMoeller bereits sagte, poste doch dein Sonderbericht!
    Und ich distanziere natürlich, denn ich habe nichts gesehen!

    Ich habe keine Ablenkung durch die Geräuschkulisse.
    Ich bin komplett konzentriert auf das, was ich sehe


    Gehörloser Schiedsrichter -
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

  • Ich habe den Sonderbericht nicht verfasst sondern der Heimmanschaftstrainer.


    Klar ist das "nur" E Jugend. Ich schrieb ja, dass das ein Reflex war. Komme vom Kampfsport - sorry.


    Scheinbar ist es aber so, das die Gegenmanschaft dies als Handgreiflichkeit bewertet, und davon distanziere ich mich natürlich. Bin selber Vater von 3 Söhnen in diesem Alter.

  • Sehe ich das richtig, dass du kein amtlicher SR bist, sondern "nur" als Vater ein Spiel gepfiffen hast, für welches kein amtlicher SR eingeteilt war (da du auch von "Gegenmannschaft" sprichst)?

  • Ist die Geschichte so abgelaufen, wie ich es hier beschreibe? Wenn ja, könntest du, Harry63, meine Fragen beantworten?


    Ein Schiedsrichter pfeift mit 50 Jahren in der E-Jugend sein erstes Spiel. Weil er früher mal Kampfsportler war, fährt er reflexartig seine Hand aus, um einen höchstens 11 Jahre alten Spieler abzuwehren, der auf ihn zugestürmt kommt. Dabei kommt es zum physischen Kontakt zwischen beiden. Daraufhin verfasst der Trainer einen Sonderbericht, weshalb der Klassenleiter die Aktion als tätlichen Angriff des SR gegen den Spieler wertet. Danach geht alles vor das Sportgericht.


    Meine Fragen:


    1. Warum beurteilt der Klassenleiter diesen Vorgang? Meines Erachtens ist das Aufgabe der Sportgerichtsbarkeit!
    2. Warum wird eine Entscheidung aufgrund einer Meldung des Trainers getroffen?
    3. Wenn du Kampfsportler bist oder warst, kannst du dein "Gegenüber" überhaupt richtig einschätzen? Ein E-Jugend-Spieler ist nun wirklich kein trainiertes Karate-Kid! Bei älteren Jugendlichen hätte ich vielleicht noch Verständnis für so eine Reaktion!

  • Hallo Mittelhesse,


    Die ersten beiden Fragen kann ich nicht beantworten.


    Zu Frage 3.
    Reflex ist altersunabhängig. Wenn jemand egal wie alt so dermaßen auf mich zustürmt, dann kommt der Reflex.


    Aber irgendwie wird meine Ursprüngliche Frage nicht beantwortet.


    Muss ich mich anrempeln lassen um dann handeln zu können, oder darf der SR
    so eine Handbewegung machen.

  • Wir können hier nicht genau beurteilen wie diese Bewegung aussah und mit welcher Intensität und Schnelligkeit sie ausgeführt wurde!


    Natürlich ist es einem Schiedsrichter erlaubt sich in eine Schutzhaltung zu begeben. Allerdings eine aktive Handlung gegen eine andere Person kann man durchaus als Angriff werten und das dürfen wir natürlich nicht. Aber dass sind alles Spekulationen...wir haben die Bewegung nicht gesehen...

    Ewald Lienen (Ehem. Trainer 1.FC Köln):
    Wir haben nicht das Recht, jede Entscheidung des Schiedsrichters zu kommentieren. Der lacht sich ja auch nicht tot, wenn wir einen Fehlpass spielen.

  • "Kampfsportreflex"...also sorry, ne. Ich hab nie E-Jugend gepfiffen, selbst in der C kann ich mir so was gar nicht vorstellen. Welches Kind, denn nichts anderes sind E-Jugendliche, geht schon einen Erwachsenenen an?
    Gerade beim Kampfsport werden angemessene und proportionale Reaktionen auf einen Angriff gelehrt, als ausgewachsener Mann einen 10-jährigen zu Boden schicken ist es nicht.


    Da muss man sich auch fragen ob man nicht selber gehörig was falsch gemacht hat, denn kein Kind rennt freiwillig sich selber in einen ausgestreckten Arm. Als Schiedsrichter ist es keine ungewöhnliche Situation dass jemand zum Diskutieren möchte, man hat da verschiedene Mittel - Erklären, Ermahnen, Verwarnen, Zeitstrafe - aber "Kampfsportreflexe" definitiv nicht.


    Ich gehe hier nicht von einem bösen Willen aus, aber jetzt musst du dich dem stellen: Erkläre was genau passiert ist, wie deine Sichtweise ist und dann kommt so was hoffentlich nie wieder vor.


    Trotzdem ist aber das lobenswerte Engagement als Vater an der Pfeife zu würdigen.

  • Ich habe den Sonderbericht nicht verfasst sondern der Heimmanschaftstrainer.


    Hier liegt m.E. das Kernproblem, gleich ob offizieller SR oder "nur Vater". Der Schiedsrichter hat über alle wesentlichen das Spiel betreffenden Dinge zu berichten. Gehe ich recht in der Annahme, dass Ihr einen Spielbericht ausfüllen müsst? Da hätte es hinein gehört, dann sähe die Welt schon einmal gleich ganz anders aus, so bist Du schon - ganz unnötig - in der Defensive. Nebenbei: Wenn so etwas passiert, dann wäre üblicherweise zumindest eine persönliche Strafe gegen den Spieler fällig gewesen, die auch in den Spielbericht gehört hätte. Allerdings weiß ich auch, dass derartige Handlungen von pfeifenden Vätern mangels hinreichender Kenntnisse nicht erwartet werden können und ohnehin die Neigung besteht, so etwas zwischen beiden Trainern auszuhandeln, wenn kein offizieller SR da ist.


    Die Quintessenz der Geschichte ist, dass ich eigentlich nur raten kann, sich nicht mehr dazu drängen zu lassen, als Elternteil o.ä. Spiele zu pfeifen. Die Folge ist, dass in diesen Jugenden dann kein Spielbetrieb mehr möglich sein wird bzw. auch diese Ligen dann offiziell besetzt werden müssen - kostet zwar Geld, solche Probleme gibt es dann aber nicht mehr.

  • Was soll denn der Spielleiter machen, wenn so eine Meldung/Anzeige kommt? Natürlich muss er es dem Sportgericht weitergeben.


    So wie die Situation schilderst, würde ich Dir einen Vorwurf machen. Ein Knirps muss man nicht so abwehren. Hier fehlt mir die Verhältnismäßigkeit der Mittel.

  • Abgesehen von der konkreten Situation ist es aber eine interessante Frage: Wie weit darf sich ein SR selbst verteidigen/wehren? Darf bei eindeutiger Gefährdung auch ein "Erstschlag kommen"? Gibt es eine Notwehr-Regelung?
    Bei Spielern gibt es letztere ja nicht, sobald das Opfer sich tätlich wehrt, bekommt es ebenfalls einen Platzverweis. Auch in der oben geschilderten Situation hätte ein Spieler wohl Rot gesehen, der zustürmende Spieler hingegen evtl. nur Gelb.


    Weitere Frage: Wenn einem das passiert, also man als Reflex einen Spieler schlägt, und man das als eigenes Fehlverhalten wahrnimmt, wie verfährt man dann? Sollte man dann sogar abbrechen?

  • Im Fall des Falls würde ich immer versuchen, mich dadurch zu wehren, den Täter möglichst weit von mir weg zu halten (durch Schubser etc.). Bei einem Faustschlag und dann noch als Erstschlag hätte ich doch eine sehr, sehr, sehr hohe Hemmschwelle. Ich hoffe und denke, dass mir das nicht passieren wird/könnte.


    Wenn man aus "Reflex" einen Spieler schlagen sollte, müsste wohl eine große Gefährdung für den Schiedsrichter vorgelegen haben. Ergo könnte es da aus meiner Sicht nur den Abbruch geben (mit dem großen Autoritätsverlust könnte man wohl auch kein Spiel weiter leiten).

  • Hallo.


    Ein tätlicher Angriff auf den SR, egal in welcher Form und welcher Ausprägung ist für mich ein klarer Abbruch. Auch wenn die Spruchkammer anschließend feststellen würde, dass der Abbruch nicht gerechtfertigt war.


    Was das Thema Selbstverteidigung anbelangt: Bevor ich mich krankenhausreif schlagen lasse, wehre ich mich. Warum soll ich als SR in einer entsprechenden Situation, in der für mich klar eine schwere körperliche Verletzung erfolgen wird, das Recht verwehrt sein, diese abzuwenden? Natürlich zählt hier genau wie im sonstigen Kontext die Verhältnismäßigkeit.


    Sollte ich der Meinung sein, überreagiert zu haben oder nicht gerechtfertigt gehandelt zu haben - Meldung an den Verband. Melden macht frei. Was anschließend daraus gemacht wird obliegt sowieso anderen Personen und nicht mehr mir - ich bin aber meiner Informationspflicht nachgekommen. Und in dem Falle ist es besser, von sich aus die Geschehnisse geschildert zu haben als erst dazu aufgefordert worden zu sein.


    Und zu guter Letzt: Der Ansatz von Manfred ist aus meiner Sicht diskussionsfähig: Wie kann es sein, dass ein Vater aufgrund des vorhandenen SR-Mangels pfeift, ohne dass zumindest ein rudimentäres Wissen hinsichtlich des Prozederes rund um den organisatorischen Ablauf vorab vermittelt wird? Von den regeltechnischen Grundlagen reden wir nicht, wobei ich hier meine Bedenken habe, dass auch nur ein Drittel der samstags bei den ganz kleinen Jugenden als SR amtierenden Personen, die keine Prüfung abgelegt haben, überhaupt ein adäquates Wissen der Regeln für diese Funktion vorweisen können.


    Hier müsste klar geregelt sein, dass zumindest ein Vereinsvertreter zur Betreuung des SR anwesend ist und grade in so einem gravierenden Fall die richtigen Schritte in die Wege leitet. Dies kann der Vater, der aus der Verlegenheit heraus ein Bambini-Spiel leitet gar nicht wissen. Und erst recht nicht, was er wie schreiben muss, damit der Vorgang sportrechtlich behandelt werden kann.

    "Kondition ist nicht alles, aber ohne Kondition ist alles nix."
    Gerhard Theobald, ehemaliger Bundesliga-SR, zum Thema Grundlagen des Stellungsspieles

  • Die Quintessenz der Geschichte ist, dass ich eigentlich nur raten kann, sich nicht mehr dazu drängen zu lassen, als Elternteil o.ä. Spiele zu pfeifen. Die Folge ist, dass in diesen Jugenden dann kein Spielbetrieb mehr möglich sein wird bzw. auch diese Ligen dann offiziell besetzt werden müssen - kostet zwar Geld, solche Probleme gibt es dann aber nicht mehr.


    Das Problem ist, dass man in manchen Bundesländern schon C-Klassen Spiele der Herren besetzen kann, wie sollte man denn die E-Jugend ansetzen, das ist aus meiner Sicht nicht möglich, weshalb man immer auf Eltern angewiesen ist und auch ich musste schon in dieser Saison 4 Mal in unserem Verein darauf zurück greifen.


    Nun zum geschilderten Fall:
    Wie gesagt, keiner hier im Forum wird ein Urteil fällen können, da wir nur die Subjektive kennen und diese nicht mal gut erläutert ist. Aber im Allgemeinen habe ich 3 Argumente die gegen dich sprechen:
    1. Wenn ein Elfjähriger auf mich zugesprintet kommt, gehe ich entweder aus dem Weg oder bleibe stehen (der haut dich mit seinen 40kg schon nicht aus den Socken) und breche danach ab. Ich würde ihn aber nie in meine Faust/Hand laufen lassen, wo ich weis das er sich wehtun kann. Das sieht nach außen blöd aus und im Endeffekt hat man nur Probleme, egal ob deine Hand passiv ist oder aktiv auf den Jungen zu geht.


    2. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurdest du vom Heimtrainer mit der Spielleitung beauftragt und ein Gastspieler stürm auf dich zu? Wemm damm selbst dein Trainer "gegen dich" in dem SB aussagt, dann hast du schon einen schweren Standpunkt.


    3. Du reichst keinen Sonderbericht ein. Ohne deinen Standpunkt zu kennen, kann der Sportrichter/Staffelleiter nur eine Entscheidung gegen dich treffen.



    Im Allgemeinen würde ich sagen, ein Schiedsrichter kann durchaus schupsen, wenn es der Notwehr dient. Auch den Spieler mit einer SRA Fahne auf Abstand halten ist in Ordnung, aber Schläge, Tritte etc sollten nicht von seite des SR kommen.

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen Dank für die vielen Ratschläge. das hilft mir schon sehr weiter.


    Ich werde das nächste mal die Sache anders handeln. Ich werde nichts tun. Wenn der Spieler mich tatsächlich anrempelt, gibts Platzverweis.


    Fakt ist, dass ich vom Heimattrainer nur eine kurze Einweisung bekam, was meine Möglichkeiten anging. Ich wusste auch nicht, dass es nach einem E Jugend Spiel sowas wie Spielberichte usw. gibt, sonst hätte ich mir Notizen während des Spiels gemacht. Die Nummer des Spieler uafgeschrieben usw...


    Ich möchte gerne weiter Spiele leiten, da mir das Spaß macht. Befasse mich auch gerade eingiebig mit den Regeln, damit ich meine Möglichkeiten kenne und soetwas nicht mehr passiert.


    Danke an alle für eure Meinungen und Einschätzungen.



    Gruß
    Harry

  • Du solltest dringend einen SR-Ausbildungslehrgang besuchen. Dann bist du in vieler Hindicht auf der sicheren Seite

    Gott sei Dank habt ihr Schiedsrichter, sonst müsstet ihr eure Fehler ja bei euch suchen !

  • Ich weiß nicht, ob es in Deinem Verband so etwas gibt, aber in Berlin gibt es offiziell den "Regelkunde-Nachweis" für Trainer (ohne Lizenz), Betreuer UND, ganz wichtig, für Eltern.
    Diese Kurse finden ganzjährig mehrfach statt (aber auch als Outdoor-Schulung auf Antrag von Vereinen) und werden von anerkannten Referenten des Berliner Fußballverbandes durchgeführt. Diee Ausbildung umfaßt 2x3 oder 1x6 Stunden und muß jedes Jahr wiederholt werden.
    Dafür erhält man jedes Jahr einen Ausweis, mit dem man den Vorrang vor allen anderen Betreuern und Eltern hat, aber hinter den offiziell angesetzen Schiedsrichtern steht. Anspruch auf Spesen hat man allerdings nicht. ;)
    Ohne Eltern, ob mit oder diesen Regelkundeausweis, wäre bei uns ein Spielbetrieb unterhalb der 1.D-Jugend Leistungsklasse überhaupt nicht möglich, selbst für die untere C- und B-Jugend gibt es keine offiziellen SR´s.


    Ganz wichtig: Nutze in Zukunft auf dem Spielberichtsbogen, ob online oder nicht, das Fenster "Meldung/Besondere Vorkommnisse"!